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Thema: Wie wurden Legerassen erzüchtet?

  1. #1
    Avatar von "SAM"
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    Wie wurden Legerassen erzüchtet?

    Hallo zusammen,

    Wie war es eigentlich möglich Legerassen wie bzw. Italiener, Totleger, Leghorn und so weiter zu erzüchten?
    Denn früher brüteten ja alle Hühner und wie war es dann möglich, dass man solche Rassen herauszüchten konnte, welche keinen Brutinstikt mehr haben?

    grüsse
    Der Mensch hat das Netz des Lebens nicht gewebt, er ist nur ein Faden darin. Was immer er ihm antut, tut er sich selbst an.

  2. #2
    Avatar von oliver
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    RE: Wie wurden Legerassen erzüchtet?

    hallo

    die antwort ist ganz einfach aber die volführung nicht.

    Selektion. Indem mann die tiere nimmt die mehr eier legen. Durch die höere eier zahl wird paralel die brutlust gesenkt.

    Oliver

  3. #3

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    RE: Wie wurden Legerassen erzüchtet?

    Hallo Sam,

    gib doch mal bei Onkel Google Brutinstinkt ein, ich denke da kommen betimmt einige interessante Themen.
    (Habs selber noch nicht ausprobiert!)

    Schöne Grüße
    Malaie

  4. #4

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    RE: Wie wurden Legerassen erzüchtet?

    Hallo Sam, ein Bericht aus der züchterischen Praxis.

    Vor etwa 35 Jahren begann ich mit der Zucht von Zwerg-Welsumern. Mit allen Schikanen, also auch Fallnestkontrolle und Stammschlupfhorden.

    Es klappe auch alles, nur im Mai, als die Küken bereits heranwuchsen (natürlich mit Kükenmarken versehen und damit abstammungserkennbar) begannen ein Teil der Hennen zu brüten. Da das nicht meinem Zuchtziel entsprach, wurden die brütenden Hennen aus der Zucht genommen und deren gesamter Nachwuchs an Hühnerhalter abgegeben, die begeistert waren, dass sie voraussichtlich brütende Hennen erhielten.

    Das wurde drei Jahre strikt durchgehalten, der Anteil der brütenden Hennen sank von über 60 % auf etwa 20 %. Auch weiterhin brütete ein geringer Teil der Hennen, aber eben doch in einem vertretbarem Anteil. Die Brütigkeit ist also surch Auslese gut zu beeinflussen.

    Die Auslese auf ein hohes Eigewicht und eine hohe Eierleistung lief natürlich parallel dazu. Für beides sind ja die Zwerg-Welsumer bekannt.

    Dass es nicht völlig gelingt, die Brutlust wegzuzüchten, beweisen die sogenannten Hybriden. Auch dort trotz jahrzehntelanger strenger Auslese brüten immer wieder einzelne Hennen. Der Brutinstinkt setzt sich durch. Er kann aber erst wirksam werden, wenn die Hennen natürlich gehalten werden. In einer Batteriehaltung ist das sicher nicht möglich.

    Gruß Bachstelze
    Freundliche Grüße Bachstelze

  5. #5
    Avatar von altsteirer.at
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    Tolle Erklärung!

    Bachstelze hat den gefragten Sachverhalt toll erklärt. So kompetente Beiträge sind "leider" sehr selten. Dennoch muss ich etwas ergänzen.

    Als EINZIGER STAMMBAUMZÜCHTER IN ÖSTERREICH züchte ich seit 12 Jahren sehr konsequent weiße Altsteirer (AWH), insbesondere auch auf wirtschaftliche Parameter hin. Ich habe aber vor 9 Jahren auch Bruteier einer sehr leistungsbereiten wildbraunen Zucht und Genetik bekommen, wo der Bruttrieb bei allen 4 Hennen, welche in die Zucht gingen, sehr hoch war. Obwohl ich sei wegen gewisser genetischer Defizite (krummes Brustbein) mit einem weißen Bahn meiner Zucht verpaaren musste (allerdings waren auch die 4 Hennen mit geradem Brustbein, nur die Hähne der Genetik nicht), war auch in den folgenden Generationen ein deutlicher Bruttrieb vorhanden. Einzelne Hennen brüteten zwar nicht jedes Jahr, doch insbesondere die folgenden Generationen erweckten den Eindruck, dass sich der Bruttrieb "ungewollt" anreichert.

    Zudem hatte ich etliche Verpaarungen weißer Hennen mit einem - na sagen wir - 75% wildbraunem (F2, also 1. Rückpaarung auf wildbraun) Hahn. Doch alle Hennen, die weiß waren, also auch eine weiße Mutter hatten, brüteten NIE.

    Von meiner Zucht kann ich sagen, dass nie eine weiße Henne - mit wildbraun im Pedigree eine oder 2 Generationen zuvor - gebrütet hat, obwohl deren wildbraune Elternteile durchwegs und zumindest fallweise Bruttrieb zeigten.

    Ich hatte fast den Eindruck, dass weiß mit dem "Ausfall des Bruttriebes" genetisch gekoppelt ist, was ich mir anhand meiner genetischen Kenntnis keineswegs sinnvoll erklären kann und worüber wohl jeder Hühnergenetiker schmunzeln würde.

    Dennoch ist bekannt, dass Leghorn, weiße Italiener und Italiener an sich, also auch andere Farbschläge, so gut wie keinen Bruttrieb zeigen. Ich habe auch nie etwas davon gehört, dass weiße Hybriden brüten.

    Anders ist es bei den braunen Hybriden. Obwohl die Hybrid-Konzerne sehr konsequent gegen den Bruttrieb im Zuchtprogramm selektieren, können sie ihn keineswegs unter 5 % drücken. Daher hole ich mir auch bei Betrieben, welche mehr als 2 - 300 Hybriden halten, immer wieder Ammen, wenn ich nur wenig Küken erbrütet habe. Sie übernehmen sie in der Regel vollkommen ohne Probleme.

    Anders ist es aber mit dem Brüten. Ich würde schätzen, dass nur die Hälfte der brütenden braunen Hybriden einen Ortswechsel und diese 3 Wochen "Sitzpause" durchhalten. Viele stehen am neuen Ort sofort auf und lassen auch bald mit dem Glucken nach.

    Überhaupt muss man sagen, dass der Bruttrieb und Mutterinstinkt (Akzeptanz zugegebener Küken, Schutz gegenüber Feinden, Koten auf das Gelege, etc.) ein eigenes Kapitel ist, wo die Tiere im Verhalten sehr streuen.
    "Tierzucht ist Denken in Generationen" - "Wer nicht konsequent selektiert, geht unweigerlich fehl", "Haflingerpapst" Otto Schweisgut, Tirol

  6. #6
    Avatar von kajosche
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    holdrio

    @altsteirer.at
    Doch alle Hennen, die weiß waren, also auch eine weiße Mutter hatten, brüteten NIE.
    meine weißen hennen die ich von ihnen habe brüten alle. auch die hennen der F1 brüten ausnahmslos . ganz egal welche farbe sie haben. die weißen sind sogar ausgesprochnene frühbrüter. eine weiße altsteirer henne wollte dieses jahr schon zum 3ten mal brüten.

    Ich hatte fast den Eindruck, dass weiß mit dem "Ausfall des Bruttriebes" genetisch gekoppelt ist,
    ist somit wiederlegt.

    von einer zucht oder haltung aus kann man nie auf andere hochrechnen. da spielen soviele faktoren mit welche niemand genau weiß und ist deshalb eine spekulation. es lässt sich nicht so einfach erklären warum die weißen hennen bei ihnen nie brüten. die selben hennen bei mir aber alle und immer brüten.

    grüße
    verkaufe Altsteirer Bruteier, viele verschiedene Farben.

  7. #7
    Avatar von altsteirer.at
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    Sehr interessant!

    Das ist sehr interessant. Ich werde mal das Pedigree der Tiere betrachten, welche an Sie gegangen sind.

    Bei einer meiner Redundanzen haben auch 2 Hennen gebrütet, wovon eine aber rotgesattelt war, offenbar den wildbraunen Hahn als Vater. Eine weiße hat sich aber vollkommen allein angesetzt und offenbar nur eigene Eier erbrütet, mit immerhin 9 Küken aus 12 Eiern, wenn ich nicht irre.

    Ein anderer Kollege hatte unter 3 weißen, die Jährlinge waren, auch eine Bruthenne, die recht gut durchgehalten hat, wenn auch nur 1 Küken dabei war. Immerhin hat sie aber ohne Probleme 3 "fremde" adoptiert.

    Rückschlüsse auf andere Bestände

    Hier haben Sie natürlich recht, dass man nur bedingt auf andere Bestände schließen kann. Dennoch ist es für mich verwunderlich und Faktum, dass noch keine weiße (AWH) gebrütet hat, züchte ich doch schon 12 Jahre und obwohl sie mit den wildbraunen teils eng verwandt sind und es sich bei diesen anders verhält.

    Ich habe eigentlich hier nur meine persönlichen Erfahrungen beschrieben und mitgeteilt. Will und wollte mir auch keine Rückschlüsse auf andere Bestände erlauben.

    Bei der wildbraunen Nachzucht habe ich übrigens auch immer alle Brüter abgegeben, keineswegs in die Zucht genommen, außer den 4 Stammhennen. Dennoch hat der Bruttrieb in der Nachzucht eher zugenommen, würde ich mal sagen.

    Ich wiederhole: Das ist meine persönliche Erfahrung. Ich will keineswegs in Frage stellen, dass man gegen den Bruttrieb selektieren kann und auch "erfolgreich" hat, doch auch das ist in meiner vorigen Meldung nachzulesen, zumindest aus meiner Sicht.

    Viele Grüße vom

    altsteirer
    "Tierzucht ist Denken in Generationen" - "Wer nicht konsequent selektiert, geht unweigerlich fehl", "Haflingerpapst" Otto Schweisgut, Tirol

  8. #8
    Avatar von Drachenreiter
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    Hallo,

    auch weiße Hybridhennen brüten.

    Gruß
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  9. #9
    Avatar von altsteirer.at
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    Auch schon gehabt!

    Auch ich hatte vor etlichen Jahren mal ein weißes Hybrid als zuverlässige Amme eingesetzt. Allerdings legte sie hellgrüne Eier, hatte somit Araucanaanteil.

    Ich muss an dieser Stelle auch "gestehen", dass ich so gut wie keine Hybridhalter mit weißen Hennen habe oder kenne. Alles beruht v. a. auf jahrzehntelanger Kenntnis und dass ich mich seit meiner frühen Kindheit für Hühner u. Tierzucht interessiere, brauche ich wohl nicht extra anmerken, wie natürlich auch, dass ich NIE und NIMMER meinen will, dass ich ALLES WEIß, aber doch einiges.... ;-)

    Ich habe auch schon diverse Italiener (goldf., silberf.) und deren Zwerge. Keine Henne zeigte jemals Bruttrieb, wohl aber fallweise Zwerg-Australorps, wo der Bruttrieb auch ziemlich gering ist.

    Ich rufe in Erinnerung, dass natürlich für alle Tiere bei mir die "Umwelt" die selbe ist....

    Auch habe ich umgekehrt mal doppelt-ges. Barnevelder einige Jahre hinsichtlich Bruttrieb selektiert, nur mit Hennen gezüchtet, die faktisch alle Bruttrieb zeigten oder eben beim Vorbesitzer. In der Literatur ist durchwegs zu lesen, dass Bruttrieb leicht vererblich ist.

    Allerdings waren die Resultate sehr bescheiden. Freilich musste ich erkennen, dass einige Parameter (dunkle Eier) keineswegs "Rassemerkmal" ist, wie Geschichte und auch Standard ausweisen (u. a. Hampshire-Einkreuzung sind der Grund). Auch das Eigewicht hat hier bei 3 Hennen vom selben Züchter stark gestreut.

    Naumann, der leider nicht mehr lebt, die dunkelbraunen und schwarzen Barnevelder erzüchtet hat, meinte mal, dass die schwarzen sehr starken Bruttrieb zeigten, obwohl deren Ausgänge (schwarze Italiener, Hampshire und eine 3. Rasse, aber sicher keine Barnevelder) keinen hatten (außer diesen 5 % vielleicht).

    Auch bei den dunkelbraunen Barnevelder kenne ich Bestände mit hohem Bruttrieb, wo man bestimmt auch gegenselektiert, wie eigentlich alle Sportzüchter, die regelmäßig ausstellen.

    Das mit den schwarzen Barneveldern mutet ja fast wie ein Heterosiseffekt zu, der aber - zumindest bei Hybriden - eine andere Bedeutung hat (Leistung von F1 liegt deutlich über jener der Eltern).

    altsteirer
    "Tierzucht ist Denken in Generationen" - "Wer nicht konsequent selektiert, geht unweigerlich fehl", "Haflingerpapst" Otto Schweisgut, Tirol

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