Hi Annike,
Diese Menschen wollen leben, essen, arbeiten, und wenn sie dazu so einen Job machen müssen, dann machen sie ihn. Was sollen sie sonst tun? Natürlich stumpfen sie ab, diese Art von Umgang mit Leben kann nur abstumpfen.Was ich nicht verstehe, sind das denn Roboter, die da schlachten oder sind Menschen dazu imstande den Tieren das Fell bei lebendigen Leibe vom Leib zu ziehen. Wie hält man das aus?
Der Mann einer Freundin, selbst Schlachter, hat nach seiner Lehrzeit im Schlachthof ganz bewußt eine Metzgerei gesucht, die selbst und in kleinem Rahmen schlachtet. Er meinte, auf Dauer könne er die Massenschlachtungen einfach nicht aushalten. Aber er hatte lediglich Glück, er wurde genommen, aus hunderten von anderen Bewerbern.
Den richtig starken Tobak habe ich hier noch garnicht gebracht. Es ist der Grund warum ich, obwohl ich sehr sehr gerne Fleisch esse und prinzipiell kein Problem damit habe, daß dazu ein Tier sterben muß, ausschließlich Tiere esse, von denen ich weiß, daß sie einfach, schnell und gut gestorben sind. Das hat zur Folge, daß ich eher selten Fleisch esse.ich bin so traurig nach deinem Bericht.
Entweder ich bestelle beim Schächten mit, wenn ich den lokalen Schächter kenne, deshalb auch mein umfangreiches Wissen darum, wie dies vor sich geht und daß diese Tiere, sofern das Schächten korrekt ausgeführt wird, schnell und mit Respekt getötet werden. Oder ich beteilige mich bei der Aufzucht und Mast eines Hammels oder Rinds und stelle sicher, daß dieses in unmittelbarer Nähe bei einem kleinen Schlachtbetrieb geschlachtet wird. Und früher in Frankreich waren wir stets mehrere, die bei einem befreundeten Rennbahntrainer Hammel und Kälber auf dessen Weiden bis zur Schlachtreife hielten und dann gabs eine Hausschlachtung direkt dort vor Ort. Oft war das dann auch ein Shochet, der es machte. So konnte ich jedenfalls sicher sein, daß das Steak auf meinem Teller nicht im Tod gequält wurde. Und wenn ich Fleisch kaufe, dann neuseeländisches Lamm und Rindfleisch, dort hats den weltweit höchsten Standard bei der korrekten Betäubung von Schlachttieren.
Und es ist ein Grund, warum ich vorhabe, wieder einen Großteil meines Fleischkonsums aus eigenen kleinen, auf dem Hof schlachtbaren Tieren zu bestreiten.
Was den starken Tobak betrifft:
Es gibt einen offiziellen Film der EU, ein Lehr- und Propagandafilm sozusagen, der in einem Musterbetrieb von Schlachthaus, ich glaube in Österreich (wobei es so überall in Großbetrieben zugeht), gedreht wurde. Der Film lief u.A. bei Monitor.
Darin ist zu sehen, wie ein Stier per Bolzenschuß "betäubt" wird, er wird an einem Bein aufgehangen und zum Stechen transportiert. Lange bevor er dort ist, wacht der ungenügend betäubte Stier wieder auf, er wird einseitig gestochen und muht brüllend auf. Da wird ihm bereits die Haut runtergeholt und der Zerteiler schlitzt ihm den Bauch auf, der Stier brüllt und windet sich. Der Zerteiler säubert mit einem Wasserstrahl den Boden und der Stier, aufgeschlitzt und bereits teilweise ausgeweidet reckt sich nach dem Wasserstrahl um zu saufen. Dem Zerteiler scheint das alles nicht aufzufallen, er arbeitet weiter als wäre nichts.
DAS ist eine wirklich harte Nummer anzusehen! Da kommt dir schon das Steak weder hoch.
Dieser Stier quält sich unendliche 4-5 Minuten in einer herzzerreissenden Weise, nicht im Ansatz vergleichbar mit einem geschächteten Tier oder zB dem Stier in der Arena, das ist um ein Tausend-, um ein Hunderttausendfaches schlimmer als alles andere. Und es passiert täglich millionenfach in Großschlachthöfen in der ganzen EU genauso und nicht anders. Es ist auch der Grund, warum ich - als überzeugter Fleischesser und Tierfreund - ziemlich rot sehe, wenn manche ohne nachzudenken, weils sie es nicht wissen oder weil sie es nicht wissen wollen, bestimmte Tötungs-/Schlachtvarianten verdammen, aber gleichzeitig meinen, bei uns würden Schlachttiere besser behandelt. Das Gegenteil ist der Fall.
Ich bekomme immer die Krise, wenn fleischessende Tierschützer den Muslimen das Schächten verbieten wollen, aber bis heute zu weiten Teilen nicht realisieren, daß ihre treudeutsch geschlachteten Tiere weit schlimmer leiden. Bei 15-30% Betäubungsfehlern sind das Unmassen an erbärmlich zu Tode gebrachten Tieren jeden Tag! Dabei muß es auch post-BSE eine Möglichkeit geben, sicherzustellen, daß ein Tier gehirntot, zumindest aber tatsächlich irreversibel betäubt ist, bevor es aufgehängt wird. Offenbar interessiert es aber keinen, diese Methode zu finden.
Und um das noch mal klarzumachen: beim Schächten werden alle vier großen Adern im Hals gleichzeitig und ohne Zerren gekappt, das heißt der Kopf blutet binnen Sekunden aus, es gibt einen sofortigen Blutdruckabfall im Gehirn, die Ohnmacht geht dem Tod voraus, der selbst sehr schnell daherkommt.
In konventionellen europäischen Schlachthöfen wird eine Hauptarterie, im Hals oder im Brustraum angestochen, dieses Anstechen bewirkt eine Zerrung des Gewebes, in vielen Fällen schließt sich diese Verletzung und das Tier wird über die andere Schlagader aber auch das Venenblut weiterversorgt und verblutet sehr langsam. Ist es ungenügend betäubt, dann bekommt es das alles von A bis Z mit, aber selbst, wenn die Betäubung zuerst erfolgreich war, so entsteht durch dieses langsame Ausbluten eine viel zu lange Zeitspanne, viele Tiere - und hier besonders zB Geflügel und Kälber - wachen aus der Betäubung wieder auf bevor sie tot sind! Zu diesem Zeitpunkt aber fehlt ihnen bereits Fell und Gefieder, meist auch bereits das Gedärm, auf jeden Fall sind sie bereits aufgeschnitten, die Füße abgetrennt.
Und sowas soll zivilisierter und tiergerechter sein, als Schächten? Oder auch der Stierkampf mit seinem nur wenige Sekunden dauernden Tod und bei einem sich frei im Kampf bewegen dürfenden Stier?
Für mich war damals der Film jedenfalls ein ebensolches Aha-Erlebnis, wie der von Volker Arzt über die Kühe, die nach Afrika verschifft werden.![]()
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