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Thema: Leben in der Dunkelheit...

  1. #1
    Fräulein Flauschig Avatar von Phönix
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    traurig Leben in der Dunkelheit...

    Eine kleine, aber traurige Geschichte über mein Huhn Blindi...

    Im letzten Frühling lernte ich sie kennen, denn ich war dabei, als sie mit dem ersten Picken ihres kleinen Schnabels die Eierschale durchbrach. Sie war bereit für die Welt und drückte sich voller Erwartungen aus der Eierschale. Doch die von ihr erhoffte Mutterwärme war nicht da. Rufend wand sich der kleine Wurm auf dem harten, unbequemen Boden des Brutapparates, bis er meine Stimme wahrnahm. Meine Hand umfasste den kleinen, noch etwas fechten Körper des Kükens und brachte es vorsichtig unter eine Wärme spendende Rotlichtlampe zu den anderen, bereits Geschlüpften. Ein erster zögerlicher Blick, um die neue Umgebung zu begutachten und schon kuschelten sich ihre Geschwister an sie. Ein Gefühl der Geborgenheit verbreitete sich und ließ sie seicht in den Schlaf fallen.

    Bereits am nächsten Tag erlernte sie das Essen und Trinken: Der erste Schritt in die Selbstständigkeit. Trotzdem fehlte etwas…eine wärmende Mutter. Doch dieser Wunsch wurde ihr erfüllt. Eine der gluckenden Hennen nahm die Kükenschar liebevoll unter ihre Fittiche. Endlich…der warme Körper einer Mutter…ihrer Mutter.

    Ein paar Wochen vergingen. Es war bereits Sommer und die Sonne brannte unermüdlich. Mutter Henne präsentierte stolz ihre gewachsenen Küken im Gehege, die übermütig um sie herum tollten. Doch meinem Küken genügte der Auslauf nicht und es beschloss mit der jüngeren Schwester den Hühnerhof zu erkunden. Voller Vorfreude begaben sie sich unter die Erwachsenen, die sie verachtend musterten. Sie erkannten ihren Fehler und eilten zurück zur Mutter. Jedoch fanden sie keinen Weg zurück in das Gatter.
    Die Hitze drückte ihnen auf ihre mit Federn vermischten Daunen. Nirgends ein Schattenspendendes Plätzchen, kein Futter und kein Wasser. Sie bemerkte, wie sehr ihr die Sonne in den Augen brannte. Hoffnungsvoll sah sie zu ihrer Mutter hinüber, die ihr aber nicht helfen konnte. Alles sah so verschwommen aus, nicht wie gewohnt und die Sonne wollte einfach nicht untergehen.
    Mein Vater entdeckte die beiden Ausreißer am Nachmittag und setzte sie zur Glucke zurück. Hunger und Durst trieben die beiden zum Futterplatz. Doch was war das? Sie konnte die Körner nicht mehr klar sehen…

    Ein paar Tage vergingen und ihr Zustand verschlechterte sich zunehmend. Sie sah kein Futter, eckte überall an und was am Schlimmsten war: Sie erkannte die eigene Mutter nicht mehr.
    Natürlich viel es mir auf und unter strenger Beobachtung der Mutter griff ich mir die Kleine. Schnell war ich mir über ihr Schicksal im Klaren: Sie war blind geworden! Doch was sollte ich nun mir ihr tun?
    Ich setzte sie ab und stellte eine Schüssel mit Futter vor ihr hin. Nichts. Ich ließ langsam meinen Finger durch die Körner fahren. Sofort erkannte sie das Geräusch und fing eifrig an zu picken. Es dauerte eine Weile, bis ihr Hunger gestillt war, also brachte ich sie danach zum Wasser. Gierig ließ sie das kalte Nass ihre Kehle hinabgleiten.
    Ich wusste ab jetzt muss ich mich um sie kümmern. Da sie noch so klein war, durfte sie in einem Käfig im Haus bleiben, so konnte ich sie besser füttern. Am Tag war sie draußen bei den anderen.
    Schnell gewöhnte sie sich an mich. Sie folgte meiner Stimme und meinen Schritten und gern kuschelte sie sich in meinem Arm ein, um zu schlafen…sie vertraute mir voll und ganz. Oftmals versuchte sie sich mit mir zu unterhalten. Leider konnte ich sie nun mal nicht verstehen, aber ich hätte es gern gekonnt.

    Bald wurde sie größer und konnte ihren eigenen Stall zusammen mit ihrer Schwester beziehen. Eine Hühner-WG halt. Mit dem Fressen klappte es auch, denn sie hatte trotz Blindheit einen guten Orientierungssinn und fand ihre Näpfe immer wieder. Nun war ich stolz auf meine kleine Blindi.

    1 ½ Jahre bestand nun schon diese enge Bindung, doch dann passierte es. Mein Handy klingelte. Es war meine Mutter. Schon an ihrer Stimme bemerkte ich, dass etwas nicht in Ordnung ist. Ein Hund war über den Zaun gesprungen und tötete mehrere Hühner…darunter auch Blindi…
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    Aus Liebe zum Federvieh eine WG mit
    0.2 Araucana und 0.3 japanischen Legewachteln

  2. #2
    Avatar von rollfuss1611
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    Sorry, tut mir echt leid!
    Ich finde es bemerkenswert, wie du dich so um das Tier bemüht hast.
    Aber vielleicht solltest du es einmal aus einer anderen Perspektive sehen.....
    Es war vielleicht auch eine Erlösung für das Huhn. Viele andere hätten es längst
    in den Skiurlaub geschickt.
    Ich habe noch nie vor so einer Situation gestanden und ich weiss garnicht, wie ich darauf reagiert hätte. Aber so ist halt das Leben.
    Ich finde trotz der Situation, dass du die Geschichte sehr schön beschrieben hast. Auch wenn sie nicht positiv verlaufen ist.

    LG Rollfuss
    Wer immer nur das tut, was er bereits kann – wird auch immer nur das bleiben was er bereits ist !

  3. #3
    Moderator Avatar von gaby
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    Was soll man da sagen? Das ist so traurig...

    gg
    Es ist nicht Deine Schuld, dass die Welt ist wie sie ist. Es wäre nur Deine Schuld wenn sie so bleibt.

    aus: *Deine Schuld* von den "ärzten"

  4. #4

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    Hallo

    Naja, Erlösung? Bei soviel Zuwendung ging es der Henne doch prima. Ich habe selber zwei "Blindfische", von denen eine schon seit Jahren blind ist und die sich prima alleine zurechtfinden und auch wohl fühlen. Aber natürlich verstehe ich auch, wenn jemand so ein Tier schlachtet. Aber ich freue mich immer, auch andere "Verrückte" kennenzulernen, die auch gehandicapten Tieren eine Chance geben...

    LG, Sonja
    Liebe Grüße aus Wichtelheim!

    Sonja

  5. #5
    Avatar von paganon
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    Hallo,

    bei mir leben sehr viele gehandikapte Tiere, u.a. auch ein blinder Hahn.
    Charlie führt sogar seine eigene Mädelsgruppe......



    Ich finde klasse, dass du dich so um deine blinde Henne gekümmert hast. Es ist immer wieder traurig so einen "Freund" zu verlieren.

    Viele Grüße, Iris

  6. #6
    Avatar von rosifa
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    Traurige Geschichte und nichts für mich,hab Pipi in den Augen

    Aber Kompliment super schön geschrieben

    Gruß rosifa
    :P ... Wär ein Ei nicht rund sondern eckig, ging´s den Hühnern ziemlich dreckig ... :P

  7. #7
    Avatar von pyraja
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    Ach seufz.... schon so früh am morgen so was trauriges...
    Wo ist denn blos dieser blöde Hund hergekommen

  8. #8
    Avatar von anja66
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    Original von rosifa
    Traurige Geschichte und nichts für mich,hab Pipi in den Augen

    Aber Kompliment super schön geschrieben

    Gruß rosifa
    ich auch

    wunderschön geschrieben, dooooooooooofer hund

    gruss anja
    Folge immer deinem Instinkt!
    Auch wenn es keinen vernünftigen Grund dafür gibt!

  9. #9
    Avatar von Flöckchen
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    Das macht mich sooo traurig ! Aber gleichzeitig freue ich mich hier auch mal zu lesen das es einige gibt die auch solchen Tiere eine Chance geben. Respekt! Ich hätte es auch so gemacht denn jedes leben zählt .

    Aber verdient hat das Blindi es nicht, Sau blöder Hund...

    Liebe Grüße Micha
    was lange braucht, wird auch gut !

  10. #10
    Walhall awaits Me Avatar von Oggy
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    Aber, aber,
    doofer Hund, saublöder Hund....

    der kann auch nichts dafür das er seinen Instinkten folgt. Dann schon lieber doofes Herrchen, saublödes Herrchen....!

    Trotzdem traurige Sache das.
    Darf man das Schlimme ignorieren,
    nur weil es Schlimmeres gibt?



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