Zunächst vielen Dank für die Aufnahme ins Forum.

Am besten beginne ich meinen ersten Beitrag mit einer kurzen Vorstellung. Ich wollte die gerne in ein Spoiler-Fenster packen, damit man das auch bequem überspringen kann, aber die Funktion finde ich hier nicht. Ich leite sie also mit Großbuchstaben ein und aus, damit man bei Bedarf schnell das Ende findet.

BEGINN VORSTELLUNG

Ich bin Anfang 30, gelernter Landwirt und habe Agrarwirtschaft studiert, hatte aber außerhalb von Berufsschule, Hörsaal, Exkursionen (und hier und da Hühnerfütterung und Eiersammeln bei Freunden) nichts mit Geflügelhaltung zu tun, vor allem nicht im Rahmen der kleinteiligen Privathaltung. Mein Schwerpunkt lag immer beim Rind, meine Lehre habe ich auf zwei Milchviehbetrieben gemacht und nach der Lehre habe ich berufliche Erfahrung in Ferkelaufzucht und Schweinemast gesammelt.
Familiär komme ich aber nicht aus der Landwirtschaft und arbeite derzeit auch völlig fachfremd im Büro, da ich keinen landwirtschaftlichen Betrieb besitze.
Mit meiner Frau und unseren bisher drei Kindern lebe ich inzwischen auf eigenem Grund und Boden, saniere (nicht enden wollend) ein Haus, verfüge über einen Garten und ein paar kleine Nebengebäude, darunter einen kleinen, massiv gebauten Hühnerstall mit angrenzendem Hühnergarten. Langfristig wollen wir, neben Hund, einigen Schafen (auf externer Fläche) und ggf. Schlachthasen, Hühner halten und mit diesen auch beginnen.

Mein erstes Buch über private/nicht-kommerzielle Hühnerhaltung habe ich nun mit „Alles über Hühner“ von Hervé Husson gelesen. Kein sonderlich umfassendes oder tiefgehendes Werk, aber ein echter Appetitanreger für die Hühnerhaltung. Auch habe ich Kramers Taschenbuch der Rassegeflügelzucht verschlungen. Sehr hilfreich fand ich auch „Geflügel: Das Fotobuch für die Praxis“ und „Das Hühnerbuch: Praxisanleitungen zur Haltung glücklicher Hühner“, die hier auf der Netzseite und im Forum empfohlen worden sind. Viele grundlegende Dinge (Anatomie, Physiologie, Verhaltensbiologie, Fütterung etc.) kenne ich natürlich bereits aus Lehre, Studium und entsprechender Fachliteratur.

ENDE VORSTELLUNG

Zum Thema: Meine Frau und ich überlegen hin und her, was für uns die richtige Hühnerrasse sein könnte. Eigentlich würden wir unsere Anforderungen als recht bodenständig ansehen.

Unsere Grundvoraussetzungen:
- Massiv gebauter Hühnerstall mit 4,25 m² Grundfläche.
- Hühnerauslauf mit schätzungsweise 40-50 m² (noch nicht genau vermessen).
- Meine bisherige Überlegung ist, letztlich ca. 8 bis maximal 12 Hühner (inkl. Hahn) zu halten, je nach Größe.

Was wir suchen:
- Einheimische Rasse (zumindest deutscher Sprachraum). Was es wohl schwierig macht: Im Idealfall eine urwüchsige Rasse, die von den Landhühnern abstammt und nicht von amerikanischen und asiatischen Einzüchtungen beeinflusst worden ist.
- Deshalb allerdings gerne auch eine bedrohte und/oder nicht standardisierte Rasse.
- Zweinutzungsrasse, damit wir uns sowohl an den Eiern als auch zuweilen an Suppenhühnern und Brathähnchen erfreuen können.
- Robustheit, da wir in Hanglage im Mittelgebirge wohnen. Zwar ist der Hühnergarten zur üblichen Wetterseite windgeschützt, aber es gehen hier doch recht scharfe Winde, die Herbste sind nass und die Winter recht kalt.
- Verwertung eines Teils der Küchenabfälle
- Umgänglichkeit, zum einen für uns selbst, zum anderen weil wir die Kinder gerne beim Füttern, Pflegen und so weiter dabei haben und einbinden wollen.
- Am besten brutfähig, weil wir am liebsten zum Bestandserhalt auf Naturbrut zurückgreifen würden. So zumindest bisher der Gedanke.


Was wir nicht wollen:
- Extravagante und besonders pflegebedürftige und/oder anfällige Eigenschaften wie Seidenhuhngefieder, Hauben oder gefiederte Füße
- Zur Erhaltungsnachzucht ungeeignete Hühner
- Zwergrassen
- professionelle oder wettbewerbsmäßige Linienzucht wollen wir nicht betreiben.


Ist das oben Beschriebene wohl die eierlegende Wollmilchsau? Nach Gefühl würde ich es nicht sagen. Zum Beispiel ist uns eine besonders hohe Legeleistung nicht wichtig.

Wir haben uns schon einige Rassen angeschaut und Gefallen an mehreren gefunden, die eigentlich gut passen würden. Unsere Favoriten (auch durch eine persönliche Verbindung zur Eifel) wären Rheinländer. Ansonsten gefallen uns auch Altsteirer, Westfälische Totleger, Bergische Schlotterkämme, Lakenfelder, Ostfriesische Möwen.

1) Allerdings scheinen diese Rassen praktisch durch die Bank nicht oder kaum brutfreudig zu sein. Des einen Leid, des anderen Freud. Ist das ein Problem, wenn man sporadische Naturbrut plant? Oder ist das bei einer Brut zur bloßen Erhaltung des kleinen Bestandes nicht so wichtig, weil sich hier und da unter den Hennen immer eine findet, die brütet und gluckt? Schließlich ist das Forum ja auch voll von Fragen zum Entglucken, aber das scheint meist andere Rassen zu betreffen.
Klar, im Zweifel könnte man sich eine Henne einer brutfreudigen Rasse holen und ihr die Eier unterschieben. Aber so aus einem Guss wäre mir das schon am liebsten.

2) Oft ist bei diesen Landhuhnrassen die Rede davon, dass sie am besten mit viel Auslauf funktionieren und dann sogar einen Großteil ihres Futters selbst zusammensuchen und nur noch Beifütterung brauchen. Da frage ich mich: Heißt dies, dass die entsprechenden Rassen auch diesen Auslauf wirklich brauchen, um nicht zu leiden, oder kann man Rheinländer, Altsteirer oder Bergische Schlotterkämme auch in kleineren Gärten halten, so wie andere Rassen auch? Ob sich für uns die Möglichkeit eröffnet, einen größeren Garten als oben beschrieben zu nutzen, ist noch unklar.

3) Über Altsteirer habe ich gelesen, dass sie Küchenabfälle nicht gerne annehmen, was vermutlich indirekt mit ihrem Futtersuchen in weiter Flur zusammenhängt. Ist das auch allgemein bei Landhuhnrassen ein Problem? Kann ich mir eigentlich kaum vorstellen, da die Resteverwertung in früheren Jahrhunderten ja noch wichtiger war, sofern man keine Schweine hatte. Aber mich wundert dahingehend auch die geringe Brutfreudigkeit bei Rassen, die aus Zeiten stammen, in denen nur Naturbrut zur Verfügung stand. Falls da jemand Erfahrungen z.B. mit Rheinländern hätte, wäre ich sehr dankbar.

Eigentlich war unsere Vorstellung ja, dass in einer urwüchsigen Region auch gewiss noch urwüchsige Landhühner zu finden sind, gerne auch ohne festen Rassestandard, dafür aber gut angepasst an örtliche Bedingungen, so dass man einen Beitrag zum Erhalt regionaler Nutztierrassen leisten kann. Halt dass es im ein oder anderen Hühnergarten noch die Hühner gibt, die von Generation zu Generation weitergezüchtet werden. Aber das war wohl naiv, gerade wenn man sich mit den Ereignissen in der Hühnerzucht der letzten 200 Jahre auseinandersetzt.

Für Beantwortung der Fragen oder gar direkte Empfehlungen wären wir also sehr offen und wenn sich der beim Eintauchen ins Forum gewonnene Eindruck, dass hier meist ein sehr freundlicher Umgangston herrscht, bestätigen sollte, so kann ich mir gut vorstellen, dauerhaft aktiv im Forum zu bleiben, Fragen zu stellen und eigene Erfahrungen zu teilen.