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Thema: Hochleistungsfutter für Rassegeflügel - ein interessantes Gespräch

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  1. #1
    Avatar von Wilde Hummel
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    Zitat Zitat von Dorintia Beitrag anzeigen
    Ich empfehle wiedermal die Startseite mit dem Kurs Futtermittel.
    Ich denke der Hersteller da oben macht es sich etwas leicht, sein nicht so umfassendes (scheint mir) Angebot auf die Gesetzgebung zu schieben.
    Das für den Endverbraucher handelsübliche Hühnerfutter, auch nicht die Ergänzer, ist nicht unbedingt das was an die Hochleistungshühner in den Großställen verfüttert wird.
    Da gibt es ganz andere Ergänzer die entsprechend nach "Wunsch" dann gestreckt werden.
    Der Futtermittelkurs. Guter Hinweis. Ich habe mir also mal anhand des Futtermittelkurses die Mühe gemacht, auszurechnen, ob der Hersteller (dessen Angebot übrigens 18 verschiedene Alleinfutter und Ergänzer für Legehennen umfasst) mit seinen Aussagen recht haben könnte, dass moderat legende Rassehühner mit einem 17% RP Alleinfutter mit Protein überfüttert werden. Wenn ich mich verrechnet oder was falsch verstanden habe, bitte Bescheid sagen. Also, für alle, die es interessiert (wer keine Lust auf Zahlen hat, bitte wegklicken):

    In Teil 3 des Futtermittelkurses steht:

    „Im aufgenommenen Futter sollte dann folgendes je Tier und Tag drin sein: (...)
    Legehennen: 20-17g (verdauliches) Rohprotein, 1,5-1,3 MJ ME (je nach Legeleistung)
    Ein Ei "verbraucht" davon bis zu18g Rohprotein und 0,6MJ ME, wobei für die Bildung von 1g Eiereiweiß etwa 1,7g Rohprotein benötigt werden. Zum "verdaulichen" Rohprotein: das ist der Anteil, der "im Huhn bleibt" , oder umgekehrt: so viel Proteine/AS muß das Huhn aus dem gesamten Rohprotein im Futter wirklich aufnehmen können. Beträgt im ganz groben Durchschnitt 80% des RP, und ist abhängig vom Einzelfuttermittel."

    Also rechnen wir mal:

    Wenn meine Rassehenne 130 g pro Tag frisst von einem AF mit 17% RP, dann hat sie 22,1 g RP aufgenommen, davon 80% verdaulich, das sind 17,7 g verdauliches Rohprotein (vRP). Sie braucht für 1g Eiereiweiß (gemeint ist sicher Eierprotein) 1,7 g RP. Ein Ei Größe M (52 g) enthält ca. 7 g Protein. Dafür wären also 7 x 1,7 = 11,9 g RP erforderlich.
    Dazu käme der Erhaltungsproteinbedarf der Henne, laut Tabelle in Teil 4 ca. 6 g/Tag.

    Leistungsbedarf + Erhaltungsbedarf = 11,9 + 6 = 17,9 g gesamt vRP / Tag.

    Wenn nun 130 g verzehrtes 17% Futter 17,7 g verdauliches RP enthalten, würde das fast passen – und zwar für ein Ei täglich. Nun legt mein Rassehuhn aber gar nicht jeden Tag ein Ei, sondern z.B. 180 im Jahr, also nur jeden zweiten Tag eines (tatsächlich legen viele Rassehühner aufgrund Rasse, Alter, Jahreszeit, Küken führen etc. phasenweise noch deutlich weniger Eier). Aber gehen wir mal probeweise von jeden zweiten Tag ein Ei aus.

    Bisher hierher hatte ich beim Lesen des Futtermittelkurses vermutet, mit der Bezeichnung „Legehenne“ wäre eine „legende Henne“ egal welcher Rasse gemeint. Aber unten in Teil 3 macht der Futtermittelkurs einen klaren Unterschied zwischen dem Bedarf von Legehennen und „normalen Hühnern“, gemeint sind vermutlich Rasse- und Mixhennen:

    „Eine Legehenne hat NICHT MEHR PLATZ IM KROPF als ein "normales Huhn", sie muß aber (genetisch bedingt) schon rein gewichtsmäßig fast die Hälfte des täglich aufnehmbaren Futters als Ei wieder ausspucken, (darin 75% des aufgenommenen Proteins!)“

    In Teil 4 des Futtermittelkurses findet sich dann die erhellende Tabelle 8/9, die Proteinbedarfwerte für Legehennen gestaffelt nach der Legeleistung angibt. Darin ist zu lesen, dass beispielsweise eine 2 kg schwere Henne, die 58 g schwere Eier legt, pro Tag folgende Mengen an RP und verdaulichem RP (vRP) braucht:
    bei einer Legeleistung von 50% (jeden zweiten Tag ein Ei) 14,4g RP /11,7 g vRP
    bei einer Legeleistung von 90% (fast jeden Tag) 20,1g RP/16,4 g vRP

    Der vRP Bedarf ist nach dieser Tabelle also spürbar von zwei Faktoren abhängig: dem Gewicht der Henne und der Legeleistung.

    Nun ist so ein durchschnittliches Rassehuhn ja oft etwas runder als die leichten Legehybriden, z.B. 2,75 kg schwer. Wenn es dann jeden zweiten Tag ein Ei von 58 g legt (die Eier meiner Hühner sind meist nicht so schwer) , braucht es laut Tabelle 16,1 g RP, davon sind 13 g verdaulich. Die 130 g 17% AF des Herstellers enthalten aber 17,7 g verdauliches RP, also laut Tabelle fast 5 g zu viel. Wenn die Eier kleiner sind oder es sogar seltener als jeden zweiten Tag legt, ist das erst recht zu viel.

    Nun wurden solche Tabellen für Hühner in Käfighaltung bei 20°C berechnet. Mein Rassehuhn bewegt sich im Freiland und verbraucht dafür +15% mehr Futter. Außerdem sind vielleicht nur 10°C und nicht 20°C, für jedes Grad weniger braucht das Huhn 1 g Futter mehr pro Tag. Der Proteinbedarf bleibt bei Kälte aber gleich, es braucht nicht mehr RP, nur mehr Fett und Kohlenhydrate. Stellen wir uns also vor, unser Huhn legt nur jeden zweiten Tag ein Ei, rennt bei 10°C einen großen Teil des Tages scharrend herum und frisst daher nicht 130 g, sondern 150 g von den 17% AF Pellets. Es nimmt dann 25,5 g RP zu sich, davon 20,4 g verdaulich. Laut Tabelle 8/9 des Futtermittelkurses braucht es aber nur 13 g vRP, das sind dann bereits 7,4 g zu viel – gefundene Regenwürmer noch nicht eingerechnet.

    Wenn ich die Aussagen des Herstellers anhand des Futtermittelkurses mal exemplarisch durchrechne, komme ich also durchaus zu dem Schluss, dass er mit seiner Einschätzung recht hat, dass moderat legende Rassehühner mit 17% RP AF mit Proteinen überfüttert werden.
    Geändert von Wilde Hummel (07.11.2024 um 00:17 Uhr)
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  2. #2

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    Das Eiweiß im Futter ist ja nicht ausschließlich für das Ei. Hast du geschrieben. Jede Verwertung wird individuell sein, jeder Bedarf unserer Hennen sehr individuell. Da hab ich lieber einen kleinen Überschuss im Futter, lasse meine Hennen beim Mehl etwas sortieren und kann mir sicher sein, das auch die mit höherem Bedarf diesen auch decken können.
    Auf irgendeiner "bayerischen" Seite (hab ich so in Erinnerung) gibt es auch interessante Infos zur Fütterung von Legehennen, wenn mir der Link nochmal begegnet....
    Geändert von Dorintia (07.11.2024 um 07:46 Uhr)
    1.17 Gr. Wyandotten, 3 Rot- und 3 Grünleger

  3. #3

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    Wenn du so genau an die Sache rangehen willst, müsstest du fur jede einzelne Henne den Bedarf kennen, durch Eierlegen und andere Faktoren, müsstest außerdem die individuelle Verwertbarkeit kennen etc.
    Musstest wissen wieviel und was sie sich selbst suchen usw.
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  4. #4

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    Vielen Dank, dass du dir die Mühe gemacht hast, das alles durchzurechnen! Es ist ganz gut, wenn man das mal anhand eines Beispieles exemplarisch aufzeigt, um zu wissen, wo man überhaupt rauskommt. Ich lese weiterhin interessiert mit, auch wenn ich mir noch unsicher bin, wie und ob ich die Fütterung meiner Hühner anpasse, da meine Hühner halt auch viel Grünzeug bekommen (wir bekommen viel aussortiertes von Lebensmittelrettungen).
    1.1 Thüringer Zwergbarthühner, 0.2 New Hampshire, 0.4 Barnevelder, 0.2 Vorwerk, 0.1 Sundheimer

  5. #5
    Avatar von KleineGärtnerin
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    Es gibt doch auch Alleinfutter für legende (Rasse)hennen und Wassergeflügel mit nur 15% Protein in Mehl und Pelletform zu kaufen. Es kommt von einem niederländischen Futtermittelhersteller. Das füttere ich seit etwa 8 Jahren. Es ist leider nicht in Bioqualität. Meine Hühner lieben es. Meine älteste Wyandottenhenne ist 9 Jahre alt geworden und hat bis kurz vor ihrem Alterstod noch gelegt.
    große Wyandotten in silber-schwarzgesäumt und gelb-schwarzgesäumt und Kraienköppe in silberhalsig

  6. #6
    Avatar von Wilde Hummel
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    Ja, dieses Futter habe ich auch schon interessiert entdeckt und überlegt es auszuprobieren, das Einzige was mich abgehalten hat war, dass es aus gentechnisch verändertem Soja hergestellt wird.
    Vermutlich sind in den Niederlanden die gesetzlichen Bestimmungen andere, so dass es dort möglich ist, ein 15% RP Pellet zu produzieren und zu verkaufen.
    Dass es nicht in Bioqualität ist fände ich übrigens sogar gut, weil Biofutter leider anders aufgebaut sind als konventionelle und kein Methionin zugesetzt werden darf, so dass sie oft zu wenig für meine Orpis enthalten.
    Interessante Info, dass du mit einem Futter mit niedrigem RP, aber recht gutem Methioninwert so gute Erfahrungen machst.
    Geändert von Wilde Hummel (07.11.2024 um 14:10 Uhr)
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  7. #7
    Avatar von KleineGärtnerin
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    Soweit ich weiß ist die Mehlvariante ist jetzt sogar ohne gentechnisch veränderten Soja. Das Pelletfutter leider nicht.
    große Wyandotten in silber-schwarzgesäumt und gelb-schwarzgesäumt und Kraienköppe in silberhalsig

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