Hi ihr Lieben!
Ich bin schon seit einigen Jahren stumme Mitleserin und besitze seit einem Jahr eigene Hühner. Seither gab es kaum einen Monat, in dem nicht irgendein Wehwehchen oder schlimmer Schicksalsschlag bei den Hühnern aufgetreten ist. Immer wieder habe ich auch in anderen Foren oder auf Infoseiten nachgeforscht, habe befreundete Halter:innen gefragt und natürlich auch unseren Geflügelarzt aufgesucht. Rumgekommen ist dabei ziemlich wenig und nun bin ich doch sehr ernüchtert. Ich möchte hier einmal versuchen alles aufzulisten, was bei uns so passiert ist, welche Haltebedingungen herrschen und so weiter. Vielleicht stolpert jemand von euch über den riesen Fehler, den ich bei der Haltung mache und ich kann ihn beheben. Gerad habe ich das Gefühl, dass ich am besten gar keine Tiere halten sollte, weil ich irgendwas ganz gewaltig falsch mache.
Der Anfang...
Im Juni letzten Jahres sind ein adulter Orpingtonhahn, sieben halbwüchsige Orpingtonhennen und zwei ausgewachsene Maranshennen aus verschiedenen Quellen bei uns eingezogen. Letztere waren zu dem Zeitpunkt 4 Jahre alt. Die Orpingtonhennen hatten von Anfang an eine Art Schnupfen, der mal mehr, mal weniger ausgeprägt war. Anfangs dachten wir, es wäre der Eingewöhnungsstress, weil ansonsten alles völlig unauffällig war. Die Schar verhielt sich recht harmonisch. Die Maransdamen haben neben dem Hahn den Ton angegeben und waren im Vergleich zu den sehr ruhigen Orpingtondamen immer etwas aufgekratzt, wenn nicht sogar zickig.
Im Herbst letzten Jahres...
Im vergangenen Herbst fing unsere Orpingtondame Gertrud dann an den Schwanz hängen zu lassen. Da sie wie die meisten Hühner in der Mauser war, habe ich das erst spät gemerkt. Beim Tierarzt konnte nichts spezielles festgestellt werden, also hat der gute Mann ihr eine Peppel-Spritze gegeben und uns wieder heim geschickt. Einen Tag später war die gute Gertrud tot. Mein damaliger Gedanke war, dass sie sich während der Mauser vielleicht einen Infekt zugezogen hatte oder ähnliches. Wenige Wochen später ist eine der Maransdamen verstorben. Da sie sich mehrmals übergeben und starken Durchfall hatte, tippten wir auf eine Kropfentzündung. Der Tierarzt untersuchte auch sie und tippte auf allgemeine Altersschwäche bei dem Tier. Die übrige Maransdame haben wir dann unserem Nachbarn gegeben, da er Marans hält und die Gute bei uns doch recht einsam und gleichermaßen aufrührerisch wirkte unter all den gesitteten Federbällen.
Im Winter letzten Jahres...
Wegen des wiederkehrende Schnupfens sind wir dann mit zwei Hennen exemplarisch zum Tierarzt gegangen und haben Antibiotika verschrieben bekommen. Eine Henne röchelte und hustete aber weiterhin extrem doll. Da war dann der Verdacht auf Luftröhrenwürmer da und wir haben entwurmt. Nach tagelangem Regen niest das ein oder andere Huhn weiterhin vereinzelt, aber Röcheln oder Husten habe ich seither nicht mehr vernommen.
Im Frühjahr diesen Jahres...
Da unser Hahn ein sehr ruhiger Zeitgenosse ist und sich bei mir der Gedanke einschlich, dass unsere Orpingtons vielleicht nicht der gesündesten Linie entstammen, haben wir von Bekannten einen Bielefelder Kennhahn zu unserer Schar gesetzt. Meine Hoffnung war, dass die entstehenden Mixe vielleicht etwas härter im Nehmen sein könnten. Der alteingesessene Günther war jetzt nicht unglaublich begeistert davon, hat ihn aber die meiste Zeit in Frieden gelassen. Der Jungspund Viktor hat sich auch sehr liebevoll um die Hennen bemüht, so dass das Gruppengefüge weiterhin sehr harmonisch war.
Im Sommer diesen Jahres...
Vor zwei Monaten lag Viktor dann eines morgens mit hoch violettem Kopf tot im Garten. Verletzungen gab es keine und sein voriges Verhalten hat mit nichts darauf schließen lassen, dass er in irgendeiner Form krank war.
Mitte letzten Monats ist uns dann bei den verbliebenen Tiere ein starker Befall mit Federlingen aufgefallen. Dagegen haben wir die ganze Schar behandelt. Wir haben jedes Huhn gebadet, geföhnt und träufeln seither alle sieben Tage Balistol-Animal um die Kloaken und unter die Flügel. Wir haben auch den Stall komplett geräumt, gesäubert und vorerst kein Einstreu mehr verwendet. Stattdessen habe ich einmal täglich Kot und Federn entfernt, damit es sich die Federlinge nirgends mehr gemütlich machen konnten. Den Hühnern hat der Stall ohne das Streu so gar nicht gefallen. Ich hatte das Gefühl, dass sie ihn gar nicht mehr so recht wieder erkannt haben und wirklich Eier legen wollten sie seit dem nicht.
Die vergangene Woche...
Nun war ich eine Woche weg und bin erst am vergangenen Sonntag wieder gekommen. Mein Liebster hat sich während dieser Zeit um die Hühner gekümmert. Er ist der fürsorglichere von uns, muss man dazu sagen... Während dieser Woche ist eine unserer sehr stolzen Orpingtonhennen immer schwächer geworden und am Tag meiner Wiederkehr schließlich gestorben. Eine weitere Henne lag am selben Tag morgens einfach tot im Stall. Diese hatte mein Freund schon begraben, als ich ankam. Ich habe diese dann wieder ausgegraben und nachgeschaut, was sie getötet haben könnte. Natürlich habe ich mir auch die andere genauer angeschaut. Das Ergebnis war, dass die eine an einem Darmverschluss verendet ist. Ihr Muskelmagen war zum bersten mit Pflanzenfasern gefüllt und steinhart. Der Darm war völlig leer. Mein Liebster war mit ihr zuvor bei Tierarzt, woraufhin er ihr eine Peppel-Spritze gegeben hat und etwas ansteckendes ausgeschlossen hat. Als dann aber Henne Nummer 2 plötzlich tot war, ist für meinen Liebsten die Welt zusammen gebrochen. Es war seine absolute Lieblingshenne. Irgendwie war sie nie so wirklich erwachsen geworden. Ordentlich groß war sie schon mit einem Jahr, hat aber immer noch diese typischen Küken-Laute von sich gegeben, war stets die schüchternste von allen und irgendwie immer etwas bedröppelt. Ich muss ja zugeben, dass ich den Verdacht hatte, dass sie etwas "zurüchgeblieben" war. Dennoch hatte ich nicht damit gerechnet, dass sie einfach tot von der Stande kippt. Bei ihrer Untersuchung ist mir ein großer Bluterguss am Rücken aufgefallen, der vielleicht von einem Sturz kommen könnte. Ihre Organe waren vollkommen unauffällig, soweit ich das beurteilen kann.
Seit den beiden Todesfällen ist die Hühnerschar geradezu schreckhaft und verstört. Klar, sie sind gemäß der Rasse weiterhin ruhig, höflich und auch freundlich. Sie laufen mir im garten weiterhin nach, schauen nach dem rechten und so weiter. Aber man merkt den Tieren an, dass etwas nicht mit ihnen stimmt. Günther tritt auch nicht seither und die Damen legen keine Eier mehr. Im Garten habe ich auch kein verstecktes Nest finden können.
Mechthild, die beste Freundin der verstorbenen Henne, ist seither wie benebelt. Sie tut alles langsamer, gibt ab und an seltsam wehleidige Geräusche von sich und zieht sich auch mal vor den anderen zurück. Natürlich sind wir auch mit ihr sofort zum Arzt, aber sie ist äußerlich vollkommen gesund. Der Arzt meinte, dass auch Hühner individuell trauern können. Wir hoffen, dass das der Grund für ihr Verhalten ist.
Aber es hört nicht auf...
Nun habe ich jedes einzelne Tier nochmal untersucht. Sie alle haben mal mehr, mal weniger was mit den Füßen. Keines humpelt, aber sie alle haben kleine verschorfte Wunden und teilweise sogar richtig geschwollene Fußsohlen. Die schlimmen Fälle haben wir mit Abszesssalbe behandelt und verbunden. Das machen wir nun alle zwei Tage, bis Besserung eintritt. Da die Federlinge bisher fern bleiben habe ich den Stall wieder eingestreut und den Balken, auf dem die Hühner schlafen ordentlich abgehobelt. Bisher war es ein 8cm starker Balken mit angefasten Kanten. Nun habe ich ihn oben rund gehobelt und hoffe, dass ich damit den Fehler behoben habe, der die Fußschwellungen ausgelöst hat.
Zu den Haltebedingungen...
So... Das waren die Schicksalsschläge chronologisch aufgelistet. Ich bin gerade wirklich ratlos und auch sehr resigniert, mache mir Vorwürfe, kann aber nicht konkret sagen, wo ich Fehler gemacht habe. Was den Auslauf angeht, könnten die Tiere vermutlich überall vergiftet oder verletzt worden sein.
Es bleiben vier Orpingtondamen und ihr Hahn. Sie laufen auf 1000 Quadratmetern Garten. Das meiste davon sind Wiese und Rase. Es gibt Obstbäume, Beerensträucher und Weinreben, von denen die Tiere saisonal essen. Wildobst, Gestrüpp und Laubhecken sind ebenso vorhanden. Es gibt Giftpflanzen wie Efeu oder Zaunrübe in unserem Garten. Ich hatte nie den Eindruck, dass von diesen Pflanzen gefressen wird. Ich habe ihnen überdachte Plätze mit Sand-Erdgemisch bereitgestellt, die sie auch gerne zum Sandbaden nutzen. Oft machen sie sich irgendwo im Garten zusätzlich ihre eigenen und ich lasse sie das auch tun, solang es nicht auf den Baumscheiben frisch gepflanzter Bäume ist. Baustellen-bedingt haben wir Kies- und Sandhaufen in einem Bereich herumliegen. Einen großen Pferdemisthaufen gibt es ebenso, in dem auch mit Vorliebe gescharrt wird.
Der Stall hat im Schlaf- und Legebereich 4 Quadratmeter, ist aus Holz gebaut und schließt an eine Voliere mit nochmals 10 Quadratmetern an. Beides ist Mardersicher und trocken. Der Stall samt Sitzstange und Legenestern wird zwei mal im Jahr mit einem Wasser-Kieselgurgemisch gestrichen. In dem Zuge miste ich auch richtig gründlich aus. Als Streu verwende ich gemäß Deep-Litter-Methode gehäckseltes Holz von unseren Obstbäumen, Weiden und Hecken. Dabei achte ich natürlich darauf, dass kein giftiges Holz dabei ist. Als unterste Einstreulage liegt drei Finger hoch gekalkter Sand. Immer, wenn ich Häckselgut zur Hand habe, ergänze ich das Einstreu im Stall. Täglich harke ich einmal durch, damit der frische Kot untergemischt wird. Die Schlafstange ist etwa 40cm hoch und ist mit einem Leiterchen versehen, das auch gerne angenommen wird. Der gesamte Stall ist auf Pfosten aufgebockt. In der Vergangenheit habe ich zugelassen, dass die Hühner durch den "Menscheneingang" aus dem Stall hüpfen, wenn die Türe offen stand. Das verhindere ich ab jetzt tunlichst, da ich den Verdacht habe, dass sie sich aus der Höhe die Fußverletzungen zugezogen haben könnten, die nun zu den Schwellungen und Abszessen geführt haben.
Unsere Tiere bekommen "Kaiser LZ 100 Zweinutzungshuhn Alleinfutter", wobei ich die Menge an die Jahreszeit anpasse. Im Winter füttere ich täglich 150g pro Tier. Jetzt, wo es im Garten einen absoluten Futterüberschuss gibt, füttere ich zwischen 70 und 100g pro Tier. Gerade bleibt abends selbst dann noch was im Trog übrig. Ich fülle erst dann nach, wenn wirklich alles gegessen wurde. Älter als zwei Tage wird das Futter nicht. Es wird trocken und dunkel gelagert und steht auch im Stall trocken. Die Tiere bekommen auch Erntereste, wie rohen Zuckermais, Nüsse, blühenden Brokkoli, Zuchhini, Gurken und ähnliches. Natürlich nichts verschimmeltes. Bei Kürbisgewächsen probiere ich stets vorher, ob Bitterstoffe in den Früchten vorhanden sind. Muschelschalengrit ist zur freien Verfügung in einem gesonderten Futterspender. Täglich bekommen sie frisches Wasser aus der Leitung.
Unser Hahn hat bis vor den zwei letzten Todesfällen regelmäßig getreten. Alle Hennen haben regelmäßig glucken wollen. Erst dieses Frühjahr haben drei Damen sehr erfolgreich Küken ausgebrütet und geführt. Wir entglucken regelmäßig, in dem wir die jeweilige Dame in eine geräumige Gitter-Kartoffelkiste an die Futterstation setzen. Dort sind sie vor Wind und Wetter geschützt und haben freien Zugang zu frischem Wasser. Dort sitzen sie dann drei bis fünf Tage. Zwischenzeitlich lassen wir sie immer mal raus, um zu schauen, ob sie ihren Brutwillen schon aufgegeben haben. Ich weiß, dass das Entglucken von Hennen umstritten ist. Ich habe den Eindruck, dass Glucken eine sehr anstrengende und kraftzehrende Angelegenheit ist, weswegen ich meine Hennen nicht vergebens glucken lassen möchte.
Wir entwurmen nach Bedarf, was alle 3 bis 6 Monate bedeutet. Wir beobachten, welche Konsistenz der Kot der Tiere hat. Wenn er schaumig, hell und übelriechend ist, entwurmen wir. Seit den Luftröhrenwürmern horche ich die Tiere regelmäßig ab, indem ich mein Ohr an ihre Brust drücke und auf Atemgeräusche achte. Generell haben unsere Hühner gerade etwas flüssigeren Kot, da sie sehr viel Obst essen. Er wirkt für uns aber den Umständen entsprechend normal.
Das war jetzt irre viel Text und es tut mir auch unheimlich Leid euch so derartig zu beanspruchen. Ich bin gerade an einem Punkt, wo ich mir überlege mit der Hühnerhaltung aufzuhören, weil ich absolut nicht greifen kann, was ich falsch gemacht habe. Die Sitzstange, der anfängliche Schnupfen... Das sind Dinge, die ich nun hoffentlich behoben habe. Fällt euch noch etwas ein? Orpingtons sollen laut meinem Freund 10 Jahre als werden. Marans sind auch keine super anfällige Rasse, habe ich gelesen. Ich fürchte, dass ich irgendwas einfach völlig falsch angehe.
Lieben Dank an alle, die es bis hier geschafft haben aber auch an alle, die es versucht haben.
Johanna
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