Der Titel ist bewusst so provokant gewählt...
Nachdem ich zum wiederholten ein paar Küken helfen musste, die ohne meine Hilfe wahrscheinlich gestorben wären.
Bei mir sind am Sonntag Nachmittag schon die meisten Küken geschlüpft gewesen, es war also recht voll und munter was los im Brüter. Das erst war schon am Samstag um 8 Uhr geschlüpft.
Da dann eines anfing Klagevoll zu piepsen, so als ob es irgendwo feststeckte, machte ich schnell alles bereit zum rausholen. Also die vorbereiten Boxen aufgestellt und warmes Wasser in den Zerstäuber gefüllt.
Als es nicht aufhörte zu piepsen beschloss ich den Brüter zu öffnen.
Also die Küken mit meiner Mutter zusammen zügig aus dem ausgeschalteten Brüter geholt (Heka 2).
Als ich den Brüter öffnete hörte das Küken dann natürlich auf zu piepsen.
Soweit alles gut, Eier wieder rein, Brüter befeuchtet, Brüter wieder an.
Als es dann Abend wurde fiel mir auf das zwei Eier anfingen einen Kreis zu picken, dabei aber anscheinend nicht weiter kamen und das Loch zu verbreitern, trotz rucken und stoßen.
Da ich die Situation schon kannte und sich nichts weiter tat habe ich ihnen Nachts noch aus dem Ei geholfen, dabei entdeckte ich ein drittes Ei. Also die angetrockneten Stellen etwas angefeuchtet, gelöst, und dann sind sie mir alle drei schon in die Hand geploppt.
Alle drei gesund, keine krummen Zehen, Dottersack eingezogen, Nabel unauffällig, fressen, kacken usw. Sind jetzt nicht mehr unterscheidbar (wären sie nicht beringt).
Was ist also meine Schlussfolgerung?
Hätte ich den Brüter später geöffnet wären sie wahrscheinlich von alleine geschlüpft. Vielleicht wurden sie auch durch enge oder andere Küken behindert.
Fakt ist das sie meine Hilfe brauchten.
Wenn ich dann so etwas in der Art "Bei mir wird der Brüter am Tag 22 ausgeschaltet und keinem Küken geholfen." lese läuft es mir immer wieder kalt den Rücken runter. Demnach hätte ich meine Küken sterben lassen sollen, was eindeutig gegen das Tierschutzgesetz verstößt.
Also bitte hört nicht auf solche pauschalisierenden Sätze und helft euren Küken aus dem Ei!
Natürlich sollte man den Küken nur nach reichlich überlegen und abwarten, je nach Situation individuell aus dem Ei helfen, was besonders für Laien bzw. Anfänger natürlich schwierig ist. Deswegen ein paar Merksätze.
Küken picken bzw. drücken erst an sodass sie atmen können. Dann mache sie eine Pause und es tut sich lange, normalerweise rund 12 Stunden (teils über einen Tag lang) nichts. Zum Schluss wird vom Loch aus mit drücken der Schnabelspitze die Eihaut durchstoßen und die Schale gebrochen. Vom Kreis aus einmal fast rum, sodass sich ein Deckel bildet den sie dann wegdrücken können.
Erst in der Phase des Deckel - pickens sollte man meiner Meinung nach helfen, auch nur wenn das Küken festgetrocknet ist. Das erkennt man am ehesten daran das das Küken drückt und sich versucht zu drehen, aber eher nur das Loch vergrößert in dem es steckt und nicht von der Stelle kommt.
Letzes Jahr war es ähnlich:
Initial - angepickte Eier die nicht weiter arbeiten oder gar ungeöffnete Eier rühre ich nicht an, auch wenn sich innen Leben zeigt. Solche Küken sind normal noch nicht so weit, was sich schnell an blutungen zeigt und / oder so lebensschwach das sie rasch sterben.Zweien musste ich grade noch aus dem Ei helfen, die waren festgetrocknet. Währenddessen habe ich mir Gedanken gemacht das es wirklich Leute gibt die solche Küken einfach sterben lassen.
Ich meine klar, einem nur leicht angepickten Ei helfe ich auch nicht, das Küken muss schon den Ring angefangen haben. Dann kommt es aber tatsächlich vor das Küken wie diese, vielleicht 2-5%, festtrocknen. Wahrscheinlich weil die anderen Küken sie behindert haben und sie dann nicht mehr weitermachen konnten. Mit dem Festtrocknen wird es dabei ja immer schlimmer.
Das eine Küken war an Kopf, Flügel und besonders am Fuß festgeklebt, das hatte sich schon ein wenig wundgerieben. Es war auch gestern wohl schon feste, da habe ich es aber wieder reingeschoben da auch noch andere angepickt hatten. Es war in einem ziemlich vollen Abteil (Erbse).
Das andere wäre vielleicht noch alleine geschlüpft, da habe ich nur ein wenig gelöst, dann hat es sich rausgedrückt. Beide torkeln grade noch durch den Brüter, sehen aber völlig ok aus, sind kräftig und lebensfroh.
Normalerweise lasse ich den Brüter dabei zu bis alle soweit geschlüpft sind bzw. der letze Schlupf schon eine Weile her ist. Normal so Am Ende des 21. bis zum Anfang des 22. Tages.
Trotzdem lasse ich den Brüter danach noch an, wenn sie sich beim schieren dann z.B. noch bewegen. Die sterben dann meist recht schnell ab. Ich glaube das ist ein schönerer Tod als zu unterkühlen. Die Küken zu erlösen die nicht alleine schlüpfen halte ich für übertrieben.
Aufmerksames Beobachten gehört immer dazu und es ist bestimmt besser einmal zu viel als zu wenig zu helfen. Z.B. kann sich ja auch ohne menschliches Eingreifen eine Eischale über ein anderes Ei legen.
Der Heka 2 ist dabei sehr zuverlässig was die Pünktlichkeit und den Schlupf der Küken betrifft, mit anderen Brütern hatte ich schon mehr Probleme wo es schwieriger abzuschätzen war was sie richtige Entscheidung ist.
Ich kann mit meinen Erfahrungen deswegen nur für meinen Brüter sprechen. Bei mir waren es 3 von 73 Küken, dem Letzten bzw. potenziell 4. habe ich geholfen und dann festgestellt das es das wohl noch alleine geschafft hätte.
Trotzdem haben die Sprüche ja einen wahren Kern und man muss natürlich ein Auge drauf haben das man solche Küken eher nicht zur Zucht verwendet bzw. keinen Zuchthahn draus werden lässt, eine Henne ist sicher weniger kritisch.
Auch wenn sie normal geschlüpft wären gehören sie ja eher zu den Letztgeschlüpften.
Trotzdem muss man natürlich auch den Letzen hin und wieder mal helfen und kann sie genau so gut großziehen und aufessen oder eine Legehenne werden lassen.
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