Hallo liebe Hühnerfreunde,

ich bin in den vergangenen Jahren ein Mitleser dieses Forums gewesen. Mein/Unser Hühnerhalterwerdegang unterscheidet sich höchstwahrscheinlich kaum von dem der meisten hier im Forum. Großelterlich vorbelastet haben wir nach vielen Jahren in der Großstadt vor 12 Jahren mit einem kleinen Stall und 5 Spaßhühnern angefangen. Den Spaßhühnerhof gibt es auch immer noch, läuft aber außerhalb der Konkurrenz. Auf einem anderen Grundstück steht inzwischen der zweite Hühnerstall. 30-35 Tiere und saisonal Enten und Broiler. Meine berufliche Entwicklung hat sich vor zwei Jahren verändert. Ich arbeite in der ambulante Kinderintensivpflege und wir sind halt dort, wo die Kinder wohnen. Das heißt aber auch, dass ich mal eben für 7-10 Tage 200Km weit weg bin und meine Frau sich um den Hof allein kümmern können muss. Aufgeben wollten wir das Hobby aber deshalb nicht. Und jeder, der mal ein Aquarium hatte, weiß, dass ein 50 Liter Becken mehr Arbeit macht, als eins mit 500Litern. Also habe ich die Flucht nach vorn angetreten und den bestehenden Stall komplett umgebaut. Ziel war es, alle grundsätzlich auftauchenden Probleme von Hobbyställen weitestgehend auszumerzen, das Wohlbefinden der Hühner auf ein konstant hohes Niveau zu bringen, den Arbeitsaufwand dafür zu minimieren und den Spaß an den Hühnern vor lauter Arbeit nicht zu verlieren. Bevor der Bau und die konkrete Planung losging, habe ich ausgesprochen viel Zeit in die Recherche von Lösungsansätzen in der kommerziellen Geflügelhaltung gesteckt. Nicht das wir uns falsch verstehen. Ich habe keine "mini"Geflügelfarm gebaut. Aber so sehr man sich kritisch über Großfarmen auch äußern mag....einige grundsätzliche Probleme haben die nicht. Und das liegt bei vielen Dingen nicht unbedingt daran, dass der Besatz nur auf wenige Hochleistungsmonate begrenzt wird, Chemie und Medikamente eingesetzt werden und das Futter auf maximalLeistung getrimmt ist. Unsere Tiere haben 2000m2 grünen Auslauf und freien Zugang zu zwei Futtersorten. Der Stall kann in etwa 20 Min vollständig gereinigt werden. Alle Sitzstangen sind Milbenfrei entkoppelt. Licht wird flackerfrei morgens und abends gedimmt, Füllstände von Wasser und Futter werden elektronisch überwacht. Der Stall wird über automatische Klappen schwerkraftgelüftet und sowohl Temperatur und Luftfeuchtigkeit permanent überprüft. Das Wasser wird im Winter erwärmt und umgewälzt, so dass auch die Nippeltränke draußen funktioniert (zumindest in den letzten beiden recht warmen Wintern) Wir nutzen RollOut-Sammellegenester. Die Anflugstangen werden am späten Nachmittag elektrisch angehoben und früh wieder abgesenkt, damit sie nicht als Schlafplatz benutzt und zugekotet werden. Insgesamt ist das Konzept ganz gut aufgegangen. Der Stall kann jetzt im worstcase auch mal 2 Tage vom Nachbarn versorgt werden. Wobei sich das Versorgen eher auf das Eiereinsammeln und Leckerlis verteilen beschrenkt.
Vor meiner Krankenpflegezeit habe ich mal Informatik studiert und habe mich in dieser sehr ambivalenten Branche auch eine Weile getummelt. Die Automatisierung ist vollständig von mir gebaut und programmiert. Da ist im Grunde auch nicht so wirklich was dabei, wenn man man weiß, was man will. Im Vergleich zu den großen kommerziellen Ställen ist das alles noch sehr simpel.
Warum diese lange Vorgeschichte?.... ,weil ich im Zuge der Stallüberarbeitung zeitweilig der Ansicht war, überprüfen zu müssen, welches Huhn wie viele Eier legt. Dafür habe ich einen Prototypen gebaut, der auch prima funktioniert. Die Hühner haben Ringe mit RFID-Chips (gibt es nur bis 20mm. Alles was größer ist, muss selbst gebastelt werden.) Ein einzelnes RollOut-Nest ist mit der entsprechenden RFID Antenne versehen. Das schräge Ablagebrett sitzt auf einem Waagesensor. Die Eierkiste hat einen weiteren Waagesensor. Soweit, so gut. ABER das Ganze funktioniert nicht in Sammellegenestern. Mehrere RFID-ANtennen nebeneinander haben zu starke Interferenzen und werden zu ungenau. Damit war das Projekt für mich gestorben. Die Sammellegenester will ich nicht zurückbauen, da mir das Konzept gut gefällt und unseren Hühnern auch.
In diesem Forum gibt es eine ganze Reihe von Treats, die sich mit dem Thema beschäftigen. Allen gemein ist, dass sie nach einer gewissen Zeit ergebnislos versanden. Es gab mal vor ein paar Jahren einen Eintrag, der sich um das Weihenstephaner Nest dreht usw. Scheinbar sind Lösungen aus dem kommerziellen Bereich für Hobbyhalter einfach zu teuer.

Lange Rede, kurzer Sinn. Ich habe ein System, das funktioniert. Das System ist auf MEINE Bedürfnisse und elektronischen Möglichkeiten angepasst und entwickelt. Es wäre outoftheBox woanders nicht einsatzfähig. Es ist in Deutschland aufgrund der gesetzlichen Normung und wieder einmal von sehr rührigen Lobbyisten fast unmöglich, ein elektronisches Gerät in Kleinserie zu verkaufen. Falls sich hier im Forum mal jemand gefragt hat, warum es keine wirklich funktionierende "kostengünstige" Dimmersteuerung Sonnenaufgang/Untergang für 230V Leuchtmittel im Bereich von 50 Euro gibt....das ist der Grund. Eine Zertifizierung kostet 5stellig+. Die Terrariumssteuerungen, die es zu Hauf bei A*zon und E*y gibt, sind alle nur für Niederspannung und LED-Streifen gemacht. Gegen einen Hühnerstall ist eine Hinterhofwerkstatt ein klinischer Reinraum. Wir wissen alle, dass angeklebte LED-Streifen in einem Hühnerstall im besten Fall ein paar Monate halten....oder man fängt an zu basteln. Wie so oft. Für meine Dimmersteuerung haben ich Bauteile für etwa 15 Euro gekauft und einen Abend gelötet. Alles prima. Ist ja mein Privatvergnügen. WEEE VDE CE usw interessieren da erst einmal nicht und Patente auch nicht. Verkaufen dürfte ich das Teil in Deutschland jedoch auf keinen Fall.

Meine Frage ist zunächst einmal: Gibt es überhaupt Interesse an einem elektronischen Fallnest bzw. Legenestkontrolle?
Die Frage richtet sich vor allem an die Züchter unter uns. Das System kann momentan das Huhn zweifelsfrei identifizieren. Sowohl die Waage als auch der Chip stellen sicher, dass es sich um EIN und WELCHES Huhn handelt. Unsere lieben Hühner spielen ja auch gern mal Tetris. Über die zweite Waage hatte ich bislang festgestellt, ob ein Ei gelegt wurde und das Huhn nicht nur ein Mittagsschläfchen gehalten hat. Außerdem lagen natürlich mehrere Eier in der Eierkiste. Da war für mich Ende. Als Legekontrolle völlig ausreichend. Zum Züchten reichen die Informationen natürlich nicht. Da ich die Anflugstange vor meinem anderen Nest elektronisch anklappe, könnte man das diesem System hinzufügen und das Nest für die Besuchszeit definitiv sperren. Nach erfolgter Eiablage würde ich die Stange wieder senken und das Huhn kann wieder raus ( oder manuell, weil man das Huhn separieren will oder oder oder) Die abrollenden Eier in eine durchnummerierte Reihenfolge zu bringen, ist mehr ein rein mechanisches Problem, dass sich aber sehr leicht lösen ließe. Hab ich etwas Zuchtnestspezifisches vergessen?

Für die Aufbereitung der Daten und was WIRKLICH gebraucht werden würde, braucht es dann eine weitere und längere Diskussion. Da geht die Bandbreite von TXT Datei auf Datenkarte bis Ich sitze auf dem Sofa und mein Handy präsentiert das Datendiagramm per App. Ich halte es gern simple stupid und nicht jeder hat WLAN und 230V im Stall. Aber wenn etwas sinnvoll ist, ist es auch machbar.

Komplettgeräte verkaufen geht aus oben genannten Gründen nicht. Dann wäre man schnell bei 1000+ pro Stück. Was aber immer geht, ist ein Baukastenprinzip. Aus Motorrad- und HIFI Foren kenne ich das zB so, das Einkaufsgemeinschaften für Komponenten gebildet werden. Klappte meist ganz gut. Für die Schublade steckt zu viel Zeit und Hirn in dem System. Vielleicht passt es ja hier im Forum.
Die Frage ist ja erst einmal, ob überhaupt Interesse besteht und ob wesentliche Funktionen fehlen.

Gruß Johannes