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Thema: Kalorienbedarf in Mauser / Legepause

  1. #11
    Avatar von Quarkkuchen
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    Mein wortreiches Herumschweifen wird vielleicht nochmal Verärgerung hervorrufen, aber weil das Thema so interessant ist (und ich mich aus anderen Gründen vor längerer Zeit mal intensiver damit befaßt habe), wage ich einen Erklärungsversuch:

    Zitat Zitat von Wilde Hummel Beitrag anzeigen
    zum Kalorienbedarf während der Mauser. Du, Quarkkuchen, meinst, dass er während der Mauser sogar höher ist als während des Legens.
    So ganz geradeheraus habe ich das nicht gemeint. Bei der Energieeffizienz / Wirkungsgrad der Federneubildung wird ja ersteinmal nur der Energiegehalt des ersetzten Gefieders mit dem erhöhten Grundumsatz des Vogels verglichen. Also die verlorenen Federn werden z.B. eingesammelt, in einem Kaloriemeter verbrannt, dann weiß man, wieviel Energie im Gefieder drinsteckt. Die so bei ersten Versuchen gefundenen Effizienzwerte waren so überraschend niedrig, daß auch Fehler in der Versuchsausführung als mögliche Erklärung in Erwägung gezogen werden mußten.
    Wir sehen hier außerdem schon, daß eine Ausstellungs-Orpington mit Paradebefiederung wohl mehr "Mauserarbeit" zu tun hat, als ein auf Legeleistung selektiertes, für temperierte Hallenhaltung vorgesehenes Legehuhn, bei dem die Befiederung eine nachgeordnete Rolle spielt.
    Ob der energetische Gesamtaufwand über die komplette Mauserzeit nun höher oder niedriger ist als beim Eierlegen über eine ebensolange Periode, dazu kann ich kein Urteil abgeben, das würde sicher auch von der Legeleistung, produzierten Eimasse usw. abhängen.

    Persönlich halte ich die Mauserzeit für zu riskant und offensichtlich unangenehm fürs Huhn, als daß ich sie ausgerechnet da knapp halten würde. Die Gefahr, daß das Huhn sich eine Erkrankung einfängt oder wegen irgendeiner Unterversorgung mit Gefiederschäden aus der Mauser herauskommt, die es dann ein Jahr lang begleiten, ist mir zu hoch. Auch da werden andere Leute mit tausendmal mehr Expertise und Erfahrung als ich durchaus anderer Meinung sein. Dein Orpizüchter wird für seine Praxis wahrscheinlich gute Gründe haben. Unsere springen sowieso immer in den Futternapf, Bauch leer oder voll.

    Zitat Zitat von Wilde Hummel Beitrag anzeigen
    Nun hat mein erstes mauserndes Orpi (jetzt fast fertig) 200 g zugenommen (ich konnte das Futter nicht reduzieren, weil die anderen beiden zu der Zeit so stark gelegt haben). Mein anderes jetzt mauserndes Orpi hat nun bei gleichbleibender Fütterung dagegen 300 g abgenommen, und ich habe mich gefragt, ob das ebenfalls an der Mauser liegen kann oder ob es krank ist.
    Mögliche Erklärungen:

    # Meßfehler: Unsere 4kg-Orpingtonhenne Platera hatte gestern eine leichte Schißverzögerung (die Mauser steht bei ihr wohl vor der Tür) und hat das am Morgen nachgeholt. Der Haufen, den ich einsammeln durfte, hätte einen 250g-Joghurtbecher gefüllt. Also wenn ein Huhn am Tag 130g frißt und 200g trinkt, kann eine Darmfüllung voll die Waage schon mal ins Schwanken bringen. (Beim Menschen könnte das total bis zu 10kg ausmachen!)

    # Während der Mauser werden u.a. die Leber und die Legeorgane zurückentwickelt. Hier auf Seite 2 (=S. 348 ), Table 1, unter "ovary weight" und "oviduct weight" vor und nach der Mauser kann man sehen, daß das schon beim Legeorgan ganz schön viel ist, fast 50% der Ausgangsmasse, oder ca. 44g bei einer eher leichten Henne, die sonstigen damit verbundenen Körperflüssigkeiten und -gewebe möglicherweise gar nicht berücksichtigt: https://www.scielo.br/j/rbca/a/ZL4MK...=en&format=pdf

    # (Achtung, völliger Ausschweifer): Hormonelle Effekte?? Wenn ich viel mit dem Rennrad fahre, mehrere Tage hintereinander jeweils mehrere Stunden, und das über mehrere Wochen, komme ich mit dem Essen gar nicht mehr hinterher. 3h Grundlagenausdauertraining macht z.B. 1500-2000Kcal, an so einem Tag müßte ich bei meiner sonstigen recht aktiven Lebensweise ungefähr 4500Kcal essen. Ich sollte also über einen Trainingszyklus von 3 Wochen deutlich abnehmen. Tatsächlich nehme ich zu und bekomme ein Bierbäuchlein, ganz ohne Bier. Dieser Effekt ist nicht nur mir aufgefallen, in der mir bekannten sportwissenschaftlichen Literatur findet sich allerdings dazu nur ein kurzer Satz bei G. Neumann, der von einem "bislang wenig beachteten Phänomen" spricht. Die unerklärliche Körpergewichtszunahme kann bei mir 3-4kg, bei härter trainierenden bis 7kg betragen.
    Wenn ich dann eine Pause einlege, könnte ich den Garten ohne Schlauch bewässern. Eventuell stecken dahinter die Ausschüttung großer Mengen des Streßhormons Cortisol, quasi-entzündliche Prozesse, oder schlicht eine Vorhutreaktion des Körpers gegen Wasser- und Substanzverlust.
    Frauen wird eine Flüssigkeitseinlagerung im Monatszyklus nicht unbekannt sein.
    Ich könnte mir vorstellen, daß bei der starken hormonellen Umstellung einer Henne ähnliches passiert, nicht gleich zu verwechseln mit Fetteinlagerung. Meine Bierplauze verschwindet über die Pausentage jedenfalls trotz gutem Essens wie Butter in der Sonne.

    Weil das ganze wie die meisten Körperprozesse ziemlich komplex ist, also der Zugang schwierig, kann man, finde ich, die äußere Erscheinung der Futteraufnahme und -vorlieben, wie z.B. von Relaxo weiter oben beschrieben, nicht außen vorlassen, denn daraus läßt sich, ganz ohne Kalorimetrie, ein Eindruck gewinnen, ob das Huhn lieber "schwer" oder "leicht" frißt, also durchaus auch ob "mehr oder weniger Kalorien".

    Nach all dem Herumschweifen lasse ich jetzt noch den Ausschweifer vor dem Herrn, Herrn Professor Römer, zu Wort kommen, bevor 2Rosen auf den nuklearen Knopf drückt:

    "Der Standpunkt, daß Geflügel in der Mauser knapp gefüttert werden kann, weil es keinen Ertrag bringe, ist falsch. ... Eher könnte man mit unserem Urlaub vergleichen, wo wir ausspannen, und, wenn es geht, in Ruhe gut essen, um wieder Kräfte zu sammeln." Um ein neues Federkleid zu erzeugen "braucht es Saft und Kraft, braucht Futter."

    Bei meiner Herumleserei habe ich übrigens in der ersten Musterbeschreibung für das Lachshuhn etwas Interessantes gefunden - danach galt mal für die Henne: "Gewicht des einjährigen Tieres 2 bis 3 Kilo, des mehrjährigen 3 bis 5 Kilo." Mir wirft das ein etwas anderes Licht auf die Anwendung der im heutigen Rassestandard beschriebenen 2,5-3,25kg. Auch bei meinen Orpingtons achte ich gewichtsmäßig eher auf allgemeine Sportlichkeit und Wohlbefinden. Gerade die sind ja, je nach Farbschlag, keine wirklich uniforme Rasse.

    BEOBACHTEN und REAGIEREN, die ganze Theorie interessiert das Huhn selbst letztlich ungefähr so wie die Analysewerte auf dem Futtersack.
    Wenn Deine Mauserorpi in ein paar Wochen immer noch "zuviel" wiegt, kannst Du sie ja mal etwas knapper halten.
    Geändert von Quarkkuchen (18.09.2022 um 15:49 Uhr)

  2. #12
    Avatar von Gubbelgubbel
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    Ich mag deine ausschweifungen immer sehr interessant

    Bei "Achtung, totaler ausschweifer" musste ich an Walter Moers und seine mythenmetz'schen abschweifungen denken
    Buntes Hühner-Allerlei: 0,2 Vorwerk, 0,1 Araucaner, 0,1 Barnevelder, 0,1 Seidenhuhn, 0,1 Leghorn ex., 0,4 Bartzwergmixe, 1,8 große Mixe, 0,1 Marans, 1,1 Stoapiperl 0,3 kleine Schwedenmixe 1,0 Chabo

  3. #13
    Avatar von Wilde Hummel
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    Offenbar ist die Frage des Kalorienbedarfs in der Mauser komplex und nicht so einfach zu beantworten wie ich dachte. Dann werde ich sie mal nicht zu knapp halten.
    Ausschließen kann ich beim Gewichtsunterschied unterschiedliche Kropffüllung, ich wiege meine Hühner immer morgens nüchtern.
    0, 2 gr. Orpingtons, 0, 1 Barnevelder, 0,1 Mixe, 1,0 Silverudds blau

  4. #14
    Avatar von nero2010
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    Zitat Zitat von Wilde Hummel Beitrag anzeigen
    Offenbar ist die Frage des Kalorienbedarfs in der Mauser komplex und nicht so einfach zu beantworten wie ich dachte. Dann werde ich sie mal nicht zu knapp halten.
    Ausschließen kann ich beim Gewichtsunterschied unterschiedliche Kropffüllung, ich wiege meine Hühner immer morgens nüchtern.
    Nicht wahr oder ?

  5. #15
    Avatar von Wilde Hummel
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    Doch - das ist am einfachsten . Da kann ich die Waage im Stall auf die Fensterbank stellen und sie reihum einmal draufsetzen. Und man kriegt ein realistisches Bild.
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  6. #16

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    @nero - vielleicht nicht jeden Morgen
    1.14 Gr. Wyandotten

  7. #17
    Avatar von nero2010
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    Zitat Zitat von Wilde Hummel Beitrag anzeigen
    Doch - das ist am einfachsten . Da kann ich die Waage im Stall auf die Fensterbank stellen und sie reihum einmal draufsetzen. Und man kriegt ein realistisches Bild.
    Gut, bei deiner Riesenanzahl geht das schon

  8. #18
    Avatar von Wilde Hummel
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    Natürlich nicht jeden Morgen, einmal im Monat. So irre bin ich auch nicht, trotz OCD. Und jetzt aber Schluss mit OT
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  9. #19
    Avatar von Quarkkuchen
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    Zitat Zitat von Gubbelgubbel Beitrag anzeigen
    Ich mag deine ausschweifungen immer sehr interessant
    Dankeschön (mit roten Ohren)!


    Zitat Zitat von Wilde Hummel Beitrag anzeigen
    ich wiege meine Hühner immer morgens nüchtern.
    Bei solch planvoller Herangehensweise kann ich Dich noch mit ein paar Zahlen bewerfen:

    Zwei frühe Untersuchungen an Legehennen, die immer noch zitiert werden (Benedict, Landauer, Fox 1932 und Perek, Sulman 1945) fanden, daß sich der Grundumsatz in der Mauser gegenüber der Legeperiode um 40-50% bzw. 46,6% erhöht.

    Die Schwierigkeiten allerdings, den Grundumsatz von zappeligen Hühnern festzustellen, kann man hier ab S.99 verstehen:
    https://elib.tiho-hannover.de/servle...mannk_ss05.pdf
    Tabelle 7.4 listet interessante Hinweise, so verdoppelte sich der Grundumsatz, wenn ein Huhn ganz ohne Federn war, bei mausernden Hennen erhöhte sich dieser auch deutlich schon bei Temperaturabsenkung von 28 auf 19°C, Geschlecht, Tag oder Nacht, das Futter selbst spielt eine große Rolle... auch, ob das Huhn eher ein Lege- oder Masttyp ist. Gerhartz fand (schon 1914) tatsächlich, daß der Energiebedarf (nicht Grundumsatz) in der Legeperiode wesentlich höher ist als in der Mauserperiode, allerdings wurden diese Versuche wohl bei 30°C Umgebungstemperatur ausgeführt.
    Auf den Seiten 111 und 113 sind Bilanzversuche ausgeführt, die für die Mauser einen erhöhten Rohproteinbedarf auswiesen.

    Hier (von 2020) wird nun die Ineffizienz der Federbildung in Frage gestellt: https://cdnsciencepub.com/doi/10.1139/cjz-2019-0170
    lernen kann man da aber, daß das Gefieder ca. 25% des "Proteingehalts" eines Vogels ausmacht (also an hochwertigem Eiweiß im Futter sollte man schon nicht sparen).

    Hier: https://literatur.thuenen.de/digbib_extern/dk041076.pdf
    und hier: https://www.lohmann-information.com/...0_artikel3.pdf
    sind auch praxisrelevante Werte zum erhöhten Energiebedarf bei Freilandhaltung, niedrigeren Temperaturen, Hennen mit erhöhtem Körpergewicht, verschiedener Legeleistung und Eimasse enthalten.

    Falls wir den Grundumsatz einer 1 Jahr alte legenden Orpingtonhenne mal mit 60Kcal pro kg am Tag = 251KJ pro Kg am Tag, also bei 3Kg Körpergewicht als 753KJ annehmen
    wäre eine Grundumsatzerhöhung um 47% in der Mauser, also um 354KJ, gleichbedeutend mit einem Grundumsatz von 1,1MJ
    Da ist sie noch nicht im kühlen Herbstwind herumgelaufen. Mit normaler Freilandbewegung und Futtersuche dürfte sie trotz fehlender Legetätigkeit ziemlich nah an die 1,3-1,5MJ Energiebedarf einer legenden Henne herankommen, wie sie z.B. hier im Futterkurs besprochen werden.
    Ich denke, für unsere Zwecke läßt sich das nicht genauer beziffern. Ein längerfristiger Blick auf die Waage erlaubt ja doch Rückschlüsse, die sich in der Zukunft verwerten lassen. Unsere mausernden Hennen nehmen immer ziemlich ab.
    Neben der Waage sollte auch das neue Gefieder beobachtet werden, quer verlaufende Fehlstreifen z.B. zeigen einen Mangel an Vitamin-B und / oder Aminosäuren an. Die verbleiben leider bis zur folgenden Mauser so in den Federn, aber man weiß dann immerhin beim nächsten Mal, was man besser machen kann.

  10. #20
    Avatar von Wilde Hummel
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    Das leuchtet mir ein. Ich verstehe jetzt auch, warum Prillan in der Mauser zugenommen hat und Mozzi ab. Als Prillan gemausert hat, hatten wir noch um die 30 Grad, und sie war nie richtig kahl. Mozzi mausert jetzt bei 11 Grad und ist am Bauch ziemlich nackig. Dann werde ich ihren Gewichtsverlust mal der Mauser zuschreiben und nicht befürchten, dass die Pseudomonaden sie innerlich krank machen. Sie ist auch lebhaft. Und ich werde ihr mal öfter was zustecken, damit sie bei Kräften bleibt.
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