Das ist ein Thema, das mich sehr interessiert, nachdem ich (u.a. hier im Forum) von den Altmeistern gehört und gelesen habe, man solle lieber "das Immunsystem stärken" als z.B. routinemäßig Wurmkuren zu verabreichen.
Wie genau das bewerkstelligt wird, ließ sich leider nie als Komplettlektion herauslocken, und auch in der Geflügelliteratur wird der Kürbis da schnell hohler. ACDE ins Trinkwasser, Apfelessig, jedes Biofutter riecht sowieso stark nach Oregano - die eigentliche Fütterung betreibst Du, Wilde Hummel, soweit ich weiß ja lehrbuchmäßig. Also zumindest den Rohwerten nach sollten da auch kein Proteinmangel oder zu viele Hühnerpralinen eine Rolle spielen.
Ich muß hier mal noch etwas weiter ausholen als sonst (ja, ja) weil in anderen Gebieten menschlichen Strebens das Wirken des Immunsystems inzwischen eine bedeutende Rolle spielt, etwa in der Sporttheorie und Trainingslehre.
Von einem gewissen Prof. Neumann gibt es im Buch "optimiertes Ausdauertraining" im Kapitel "Anpassung in Funktionssystemen" eine veranschaulichende Grafik, die den Zusammenhang zwischen Erkrankungsrisiko und Trainingsbelastungshöhe als Kurve zeigt, und zwar folgendermaßen: Ein moderates Training senkt das Erkrankungsrisiko deutlich gegenüber dem Sofalümmler ab, mit dem beginnenden Leistungstraining steigt es wieder an und schießt mit dem Hochleistungstraining in den dunklen Himmel. Deswegen besteht die Kunst des Trainer- und Betreuerstabes heute darin, immer noch einen weiteren neuen Entwicklungsreiz zu setzen und dabei die fragilen Reserven nicht entgültig zum Kippen zu bringen. Der Restinhalt der dicken Bücher, die Trainingsinstitute und die heimlichen Koffer mit den Ampullen für die rheumageplagte Omi des Radchampions drehen sich eigentlich nur darum.
Vom Prof. Neumann lernen wir auch noch den wichtigen Satz: "Die regelmäßige Belastungsverminderung... hat bezüglich der Stärkung der natürlichen immunologischen Abwehr eine große Bedeutung".
Zurück zu Legehenne würde ich behaupten, der bedeutendste Leistungsfaktor ist das regelmäßige Eierlegen. Die Legepause bei frischer Luft und guter Ernährung sollte daher stärkend und reservebildend wirken, und, wir hatten das kontroverse Thema hier schoneinmal vor einiger Zeit, folglich lasse ich meine Hennen bei bauchpinselnder Betreuung stets glucken. Die einzige unserer Hybridinnen, die ins brüten kam (sogar zweimal und zwar lange) übt sich immer noch im Hochsprung und hat ein komplimenteinladendes Gefieder.
Der Grünfutteranteil in der Fütterung ist ja auch so eine Sache, bei der die Biergartenbesucher schnell mal den Tisch umstürzen. Meine kleinen Vögel können mir (auch wegen der viel restriktierteren Futterauswahl, da Innenhaltung) ganz deutlich zu verstehen geben, daß sie JETZT VOGELMIERE wollen (--> brauchen), nicht einen weiteren Hirsekolben, die rufen mich dazu ungelogen aus dem Obergeschoß herunter, und zwar eigentlich immer am Beginn der Brutzeit, sprich zur Zeit der Eiablage. Ich bin daher zu dem Schluß gekommen, daß man "wirkliches" Grünfutter (vitalstoffreich und frisch) einer eierproduzierenden Henne nicht vorenthalten sollte, und daß sich altbekannte Kräutlein wie Vogelmiere, Spitz- und Breitwegerich, Löwenzahn... nicht wirklich ersetzen lassen, nach Möglichkeit zur gemählichen Selbstauswahl über den Tag, am besten sonnenwarm von der Pflanze gezupft - zur Zeit ist die Bereitstellung hier einfach, im Winter eine herausfordernde Aufgabe.
Beim Menschen sind die (im Blut befindlichen) Nährstoffreserven des Immunsystems recht gering, weshalb zum Beispiel ein niedriger Blutzucker bei Erschöpfung der Kohlenhydrate zur Unzeit den infektiösen Bösewichten Tür und Tor öffnet (im Sport nach dem Training als "Open Window" bekannt). Ich bin mir deshalb gar nicht so sicher, ob (insb. bei sehr aktiven Hühnern) die "Energierestriktion" bei der kombinierten Fütterung zumindest an Teilen des Tages immunologisch vorteilhaft ist. Es entspricht meiner persönlichen Beobachtung, daß gutgenährte Personen wie der sprichwörtliche rotwangige "Mama"-Typus, der sich dem Zeitgeistdiktat der "Strandfigur" auf der Waage stets "von oben" her annähern muß, ganz allgemein "gesünder" sind als Besenstiele, solange das "Übergewicht" nicht völlig aus dem Ruder läuft.
Das läßt sich nun weiterspinnen: Frischluft ist gut, Zug vermeiden. Umweltkontakt ist gut, ein nasses Gefieder über Nacht nicht / Stimulus ist gut, Dauerlärm nicht (Flugzeuge?!) / Grünfutter ist gut, Durchfall nicht / Licht ist gut, Dauersonne nicht...
Ich glaube, hier gibt es keine Lösung aus der Tüte, das ist etwas holistisches, und gute Einflüsse können wohl auch den ungünstigen bis zu einem gewissen Grade entgegenwirken. Vielleicht hilft es, unvoreingenommen eine Liste von potentiell negativen (Umwelt-) Faktoren zu machen, die beobachtend abzuhaken und dann zu sehen, wie die sich jeweils kompensieren ließen. Beispiel: Unseren Hühnern ist schnell nachts zu warm ---> Stall zur Voliere hin offenlassen (dann hören sie allerdings wieder den Waschbären und den manchmal irren Flugverkehr und fürchten sich vielleicht).
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