Der Hühnerstall ist ja mit der italienischen Oper direkt wesensverwandt - die großen Weltthemen von Traurigkeit bis Triumph im Zeitraffer - das ist das viele Östrogen. Eine Zusammenfassung muß da kläglich scheitern, höchstens läßt sich der Versuch der Annäherung unternehmen, und vor allem, darin schwelgen. (Der Schauspieler Sebastian Bezzel hat das mal "Hühnerkino" genannt, dem er gern mit einer Flasche Bier in der Hand vom Lehnstuhl aus zuschaut. Ich vermute, daß Puccini und Kollegen bei der Anlage der dramatischen Sopran-Partien jeweils die Glucke vom Nest holten.)
Der Frau Holle hatte ich mal wieder das feine Großsittichfutter mitgebracht, um ihr eine Freude zu machen, weil sie das immer so mochte, und was soll ich sagen: Das Weib verschmäht plötzlich weiße Sonnenblumenkerne. Es müssen im Monat April gestreifte sein. Meinen langlaufenden "Auswahlfutter"-Versuch habe ich ersteinmal unterbrochen, weil die Tanten nämlich zuletzt fast nur noch in den Hanf hineinlangten, und dann immer so komisch unter Bäumen abhingen, auch wurden die Hüften kontinuierlich breiter (was mich zu diesem interessanten Dokument brachte: https://mobil.bfr.bund.de/cm/343/thc...zeugnissen.pdf)
Auf diese Weise habe ich mich mit der Zeit von Frage zu Frage gehangelt; die von mir zuvor notierte (unvollständige) Liste ist also eher eine Loseblattsammlung, aber es freut mich, wenn die auch anderen hier nützlich erscheint.
Ich glaube allerdings nicht, daß irgendwo die immerwährende Idealfütterung darauf wartet, von uns entdeckt zu werden. Die ganze Angelegenheit ist der Sporternährung erstaunlich ähnlich. An einem Sommermorgen vier Stunden mit dem Rennrad gleichmäßig durch die Landschaft gondeln kann ich des zeitigen Losfahrens wegen gut ohne Frühstück und Nahrungsaufnahme, aber 5-6x pro Woche über einen längeren Zeitraum hin absolviert bringt das ganz merkwürdige Effekte zu Tage, an die Schwierigkeiten eines Höchstleistungsrundfahrers ("osmotische Diarrhoe" und die Fernsehkamera ganz nah) will ich da mal gar nicht denken.
Beobachten und reagieren, würde ich sagen, genau das, was Sina3 hier eingangs gemacht hat. Einfach ist das nicht immer, aber mit den Hühnern der Unterhaltungswert enorm.
Von Alleinfuttern habe ich (nach viiiiel Ausprobieren aller möglichen Sorten) allgemein Abstand genommen, weil durch Aussortieren die Futterverschwendung unanständig groß ist. Irgendwie hatten wir nie Hühner, die Mais, Weizen oder getoastete Sojabohnen dauerhaft mochten. Andere Leute sagen ja was anderes. Hirse ist immer beliebt, außer der Hanf steht direkt daneben. Protein-Ergänzer mögen sie eigentlich nicht so, wie in den "Free-choice" -Dokumenten beschrieben, aber mit Hirse und (wenig) Hanf gemischt, geht das momentan gut als Grundfutter in der Voliere. Draußen, wo es auf die potentielle Ferkelei nicht groß ankommt, sind auch Legemehl mit Quark oder in eine Kartoffel gedrückt mal beliebt, aber nie mehrere Tage hintereinander. Am Grünfutter im Winter bastele ich immer noch, da sind die alten Bücher und Dokumente eine Goldgrube, weil die, häufig aus Not, noch jedes Kräutlein selbst ausprobiert haben (einschließlich günstiger Mengen). Vieles, wie die Magermilchfütterung ("Durchfall ist auch bei reichlicher Milchfütterung nicht zu befürchten" - Grzimek), konnte ich bei meinen Eigenversuchen nicht bestätigen, und habe es wieder bleiben lassen. Ich versuche trotzdem, den Hennchen größtmögliche Vielfalt angedeihen zu lassen.
Gestern hatte Schneewittchen mal wieder Pistazieneisdurchfall, sie hatte sich von den anderen abgeschaut, daß man durch lustiges Springen die frischgrünen Blätter der Kletterhortensie erreichen kann, und wollte gar nicht mehr aufhören. Also von idealen Testbedingungen ist eine hühnervergnügliche Haltung sowieso weit entfernt.
Nun wurde hier doch wieder in die leidige Futtermittelproteindiskussion abgeglitten.
In die höchst wissenschaftlichen Ausführungen müssten einfließen...
- Generell wie artgerecht und "naturnah" die Tiere gehalten werden
- Rasse der Hühner
- Größe und Verhalten der Hühner
- Alter der Hühner (Junghühner, Senioren)
- "persönliche" Veranlagungen
- Abstammung
- Linie
- Auslauf/Freilauf
- Futterverhalten (eher Draufgänger und vorne dabei oder Nachfresser)
- Hybride oder Mix davon
- Jährliche Eiermenge
- Zufütterung anderer Proteine (Mehlwürmer, tierische Küchenabfälle, o.ä.)
Wer mir mit Formeln oder Berechnungen, mit Nachkommastellen zu Futterempfehlungen kommt hat sicher bisher wenig praktische Erfahrungen in der Hobbyhühnerhaltung (Ausstellungszucht und Zuchtvereine mal ausgenommen) gemacht.
Dieser Satz trifft es fast im Kern
...Also von idealen Testbedingungen ist eine hühnervergnügliche Haltung sowieso weit entfernt...
Geändert von 2Rosen (25.04.2022 um 14:58 Uhr)
Ja, und weder gleicht die eine Liebhaberhaltung genau der anderen, noch sind die normalerweise so uniform wie die, die wissenschaftlich untersucht werden. Schon in den fast 100 Jahre alten Büchern war die Hauptzielsetzung die Steigerung der Legeleistung, deshalb muß man solche Dokumente im Lichte der jeweiligen Intention lesen, nützlich oder erhellend können sie ja trotzdem sein. Seit ich den Kiffermuhmen den Hanf verknappt habe, sind die Eier kleiner geworden, was mir gerade recht ist, in der industriellen Haltung besteht ja meist die gegenteilige Absicht. Wenn ich sehe, was für dicke Würmer Maethy im Auslauf hat (der Traum des Kompostfreundes), da wird das Huhn am Sonnenblumenpresskuchen nicht mal riechen. Mit zunehmender Belebung des Gartens in den letzten Tagen geht bei uns gerade der Futterverbrauch drastisch herunter, was irgendwie die ganze "Logistik" durcheinanderbringt. Im Winter dann wieder andersherum. Wie man das z.B. für einen frischgebackenen Hühnerhalter oder in der Unterhaltung mit anderen Hühnermenschen replizierbar auf einen einfachen Nenner bringt, anders als mit dem Rohprotein / Calciumgehalt etwa, weiß ich aber auch nicht wirklich.
Ich bin nach einigem Probieren und Herumfragen auch dazu gekommen, statt Alleinfutter oder Legemehl einen Ergänzer mit 20 % RP (Kaiser Bio LEK Legekorn) mit Körnern und Grünzeug zu kombinieren, und die Hühner und ich sind super zufrieden damit. Die Pellets versorgen sie mit reichlich Eiweiß, Calcium etc., und gleichzeitig kann ich ihnen die Freude gönnen, einmal am Tag in ihrem Auslauf im Laub nach Körnern (z.B. Hirse) zu scharren. Damit sind sie mindestens 2 Stunden beschäftigt, sie freuen sich total darüber. Außerdem dürfen sie zusätzlich zu Pellets und Körnern so viel Löwenzahn, Giersch und Brennesseln verdrücken, wie sie wollen (sie sind total gierig auf Grünzeug), ohne dass sie Mangel leiden. Mit dieser Kombi legen sie auch sehr gut.
Alleinfutter und Legemehl klingt für Anfänger so einfach, deswegen hab ich letztes Jahr auch zunächst damit angefangen, aber wenn man sich nicht jede Zufütterung verkneift, gibt es schnell Probleme, und wenn man sich jede Zufütterung verkneift, wird es für die Hühner und einen selbst freudloser. Mit Ergänzer+Körnern ist es viel entspannter.
Geändert von Wilde Hummel (25.04.2022 um 23:40 Uhr)
0, 2 gr. Orpingtons, 0, 1 Barnevelder, 0,1 Mixe, 1,0 Silverudds blau
Ich hoffe ich darf mich hier ranhängen.
Ich habe Bielefelder, Hampshire und Sperber in quasi unbegrenzten Freilauf mit Gras, Brennnessel und Büschen.
Ich gebe von Raiffeisen Ergänzungskörnerfutter und Pellets. Laut einem Bekannten 1/3 Pellets und 2/3 Körner. Nun sind die Pellets aber ein Alleinfutter, ich bin jetzt verwirrt, da Alleinfutter ja keine Ergänzung braucht, es aber ja andererseits keine Hybriden sind. Soll ich auf komplett Alleinfutter umstellen und die Körner nur zum Suchen verstreuen?
Geändert von Fienchen (18.05.2022 um 09:58 Uhr)
Ich würde letzteres auf jeden Fall tun bzw. auf Pellets umsteigen die die Körner auch zu max. 1/3 zulassen.
Bei Bielefeldern könnte evtl. Verfettung ein Problem werden und die Sperber sind keine Hybriden?
Der zu geringe Kalziumgehalt der Körner könnte auch problematisch sein.
1.14 Gr. Wyandotten
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