Hilfe bei Ballenabzess?

[Wilde Hummel]

Ballenabzesse scheinen ja bei großen Hühnern ein verbreitetes Problem zu sein.
Ist das das Ergebnis von schlechter Zucht oder kann man das vielleicht gar unter Qualzucht einreihen?
Kleine Hühner oder andere große Vögel haben das Problem doch auch nicht.

Ist es vielleicht nicht richtig, uniforme Sitzstangen zu verbauen. Ein Ast hat auch nicht überall die selbe Form und Dicke.
Ungleichmäßige Sitzstangen könnten evtl. die Belastung der Füße abwechseln.

Schwere Hühner neigen definitiv mehr zu Ballenabszessen, und den Qualzuchtgedanken finde ich leider nicht abwegig. Es stimmt aber nicht, dass kleine Hühner das Problem nicht haben. Auch die Zwerghühner (mit Genen robuster schwedischer Landrassen!) von Bohus-Dal haben damit immer wieder zu kämpfen. Es scheint also auch eine Rolle zu spielen, ob ein aggressiver Erreger auftritt, der die Herde dann immer wieder belastet.

Hühner schlafen in der Regel nicht auf den Fußballen, sondern lassen sich auf den unteren Teil der Ständer (= biologisch eigentlich die "lange" Fußsohle) nieder und klappen den Fuß ein. Deswegen frage ich mich, ob die Sitzstangen überhaupt eine Rolle spielen. Bei mir sind die Ballengeschwüre jedenfalls aufgetreten, obwohl sowohl die klassische leicht abgerundete ausreichend breite Dachlatte zur Verfügung stand als auch ein unterschiedlich geformter und breiter Birkenast als auch die Orpis häufig in der weichen Einstreu auf dem Kotbrett schliefen. Hat alles nix genützt.

[cairdean]

Bei mir hat es eine Araucanahenne - die Brahma haben es nicht.

[limonka]

Das interessiert mich. Kannst du das noch ein bisschen erklären, was die TÄ meinte, was bei Ballenabszessen mit der Durchblutung los sei? Warum denkt sie, dass man es nicht sinnvoll behandeln kann?

Sie meinte, es ist ein Problem mit dem Huhn (vielleicht angeboren), was die Entstehung begünstigt, auch ohne Verletzung. Deswegen kann man es schlecht heilen. Das bedeutet natürlich nicht, dass man nicht versuchen sollte zu helfen, andere Sitzstangen, Verband etc.

[sm20]

......, auch ohne Verletzung. ......

Diese TÄ hat damit Recht! Es ist ein Stoffwechselproblem, ein entzündlicher Prozeß, ohne äußere Verletzung. Ich hatte das schon früher von einer TÄ gesagt bekommen, aber dieses Jahr an einer Henne "in Echtzeit" selbst beobachtet. Der Ballen wurde langsam rot, es gab keine Verletzung. Dann war der Schorf da. Erst an einem Fuß, dann am anderen. Der Grund: Ich habe das glucken wollende Huhn nicht glucken lassen, immer die Eier weggenommen. Im Angesicht dieser Lage habe ich die Henne glucken lassen, es wurde in kürzester Zeit alles wieder gut. Ich habe hier darüber berichtet.

Durch eigene Beobachtungen bin ich inzwischen sicher, daß das auch für andere "stoffwechsel-induzierte" Entzündungen zutrifft, nicht nur am Ballen.

[Wilde Hummel]

Das ist so interessant, darüber würde ich gern noch mehr wissen! Zumal ich meine armen Orpis dieses Jahr auch etliche Male entgluckt habe und sie beide Fußballenabszesse haben. Ich kann mir unter Stoffwechselproblem nicht richtig etwas vorstellen, das ist so abstrakt. Hat jemand eine Idee, was denn da im Stoffwechsel des Huhns und infolgedessen im Fuß passieren könnte? Ein Autoimmunprozess ist es ja nicht, so wie bei Rheuma, weil ja durchaus eine Entzündung durch Erreger vorliegt, die Eiter verursacht.
Und wieso verändert Glucken den Stoffwechsel, das kann ich mir auch noch nicht richtig vorstellen.

[limonka]

Genaueres kann ich auch nicht sagen. Bei mir war diese eine Henne noch nie gluckig. Sie läuft aber vom Anfang an (seit Junghennenalter) etwas anders als ihre Schwester, der körper ist etwas tiefer. Deswegen vermute, der Grund kann auch eine chronische Fehlbelastung sein. Ich denk, es gibt mehrere Gründe, warum fußballenabszesse entstehen

[Wilde Hummel]

Das vermute ich auch, dass es mehrere Gründe sein können.
Dass Glucken gegen die Abszesse hilft, könnte mit einer Stoffwechselumstellung zu tun haben, es könnte aber auch damit zu tun haben, dass die Glucke liegt und kaum läuft, was zu einer Druckentlastung der Stelle führt.

[TenshiJanina]

Es gibt sicherlich verschiedene Ursachen. Verletzung mit Eintrag von Colibakterien. Überlastung.

Die Stoffwechselproblematik kennen viele Falkner. Insbesondere die großen Falken neigen zu Bumblefoot am Ende der Jagdsaison wenn sie sich weniger bewegen und an Gewicht zulegen. Aber auch andere Greifvögel bekommen Ballenabszesse, ohne dass man bisher eine Ursache gefunden hätte.

[Brauni]

HAllo ihr Lieben,
hier einmal meine Erfahrung, da mir Eure EInträge auch sehr geholfen haben. (Nur einmal kurz zusammengefasst; es hat sich diesen Sommer bis Ende Oktober hingezogen.)
Meine drei Hennen (2x ostfrisische Möwen Mix 2,5 und eine Vorwerkhenne 1,5, tolles Team) hatten an allen Füßen im Gegensatz zu den Seidenhühnern die auch in der HErde laufen, schwere Fußballenabzesse.
-> Grund vermutlich: Schwere Rasse (2,5 kg), Sitzstange in Hüfthöhe ohne Leiter (aus Platzmangel), wenig Einstreu im Landebereich. Die Seidenhühner als Rangniedrigere und Fluguntauglich sitzen viel weiter unten.
1. OP durch Tierärztin, Antibiotische Salbe und dicke Verbände durch Tierärtin alle 3 Tage
Haltung der Hennen auf Rasenfläche mit kleiner Hütte (kein Springen möglich)
Die Entzündung kam als dicke Füße sofort wieder (->Grund evtl. Feuchtigkeit durch Gras!)
2. Umzug in offene Garage mit Hamstereinstreu.
Seifenfußbäder (1x 10-15min pro Tag, alle drei gleichzeitig in Transportbox das funktioniert super v.a. wenns ie nicht allein darin sind), Antibiotische Salbe Verbände bis die Wunden gut zu sind, nochmal selber Schorf öffnen (Eiter floss! ab evtl. durch warme Seifenbäder flüssig geworden?!1), Wasserstoffperoxid desinfektion. wieder VErbände wie oben beschrieben.

NAch WOhcen sah es dann okay aus. Ich 2 Wochen im Urlaub, die Ladys zurück in die Freiheit auf den HOf, Ikea Turnmatte auf den Hausboden zum Draufspringen.

Nach 2 Wochen Füße dick, Hühner humpeln.
3.Bittersalz-Bad am Abend 10-15min, Zugsalbe (Ichto.. hochdosiert), nach ca. 3 Tagen Kruste versucht abzumachen, relativ zäh. Darunter Blut und wenig Eiter zu sehen. VErband mit Manukahonig (hatte ich noch aus Neuseeland und Betaisadona-Salbe. Täglicher Wechsel, mal morgens nur Honig drauf, abends immer Betaisadona. Die Schwellungen nahmen ab.
Inzwischen sind ca. 8 Wochen vergangen seit die Hennen wieder auf dem Hof sind. Die Füße haben kleine schwarze Krusten, aber viiel kleiner als beim letzen mal und kleine Schwellungen, kein Humpeln.
Die Sitzgelegenheiten im Stall komplett umgebaut. Zwei Treppen/Leitern, höchste Sitzmöglichkeit sind nun die Nester, darin übernachten sie jetzt auch und nutzen zumindest zum runterkommen die Leitern. Matte weiterhin auf dem Stallboden.

FAzit, das nächste Mal würde ich Seifenbäder und Betaisadona nehmen, plus die Hennen zumindest solange die Wunden nicht geschlossenen sind 100% trocken unterbringen. Meine VErmutung: die Antibiotische Salbe vom Tierarzt hat die miesen Bakterien die in den Füßen waren nicht gekillt, die Jodsalbe hat einen ganz anderen Wirkmechanismus und konnte die Bakterien eindämmen.
(Honig scheint auch gut zu helfen, anfangs legte die TÄ auf einen Fuß ein Honiggewebe, da der Fuß nicht gut schließen wollte seit ein paar Tagen, daurch war er dann ganz schnell zu). Oral Antibiotika würde ich mir und den Hühnern einfach ersparen. Meine haben 2 verschiedene bekommen und bis auf starken Durchfall vom 2. AB hat es nix gebracht.

3chicks mini.JPG

[Brauni]

Achso und Inflacam 1,5ml von der Tierärztin als Schmerzmittel hilft auch etwas den Gemütern...