Angeregt von dem Beitrag von Okina auch dem Faden der Schwedischen Blumenhühner:
Solche Gedankengänge hatte ich auch schon. Ist es nicht besser für alte Rassen sich an moderne Ansprüche anzupassen als auszusterben? Ein Bauernhofhuhn wie es die alten Landschläge und damit viele der bedrohten alten Rassen wiederspiegeln hat nunmal nicht mehr viele potentielle Zuchtstätten.
Es ist nicht verwunderlich das "neue" Bielefelder Kennhühner und andere Zweinutzungsrassen weit verbreitet sind und Bergische Kräher stark bedroht, das liegt nicht unbedingt am aussehen oder am Krähruf sondern am aufgeweckten Typ.
Klar, vielleicht ändern sich die Ansprüche an die Hühnerrassen noch ein wenig in den nächsten Jahren und vielleicht wird das selbständige, aufgeweckte Wesen der Rassen wiederentdeckt. Wahrscheinlicher ist es aber doch das mehr oder weniger Zweinutzungshühner oder zumindest ruhigere Hühner die nicht so zu Federpicken und Fliegen neigen das Rennen machen. So war es auch in der Geschichte der Landrassen, sie wurden von modernen Rassen verdrängt weil diese in manchen Eigenschaften einfach "besser" bzw. beliebter waren.
Heute kann man mit Sinn und Verstand, mit Wissen über genetische Vielfalt und um die Werthaftigkeit von Robustheit der alten Rassen doch auch neue Linien erzüchten die die Vorteile beider Gruppen vereinen? Landwirtschaftlich vielleicht sogar nutzbar sind?
Ein bisschen so machen sie es ja auch bei anderen Nutztieren, Kühen z.B., da werden alte Rassen auch moderne Ansprüche selektiert und trotzdem die wichtigsten Eigenschaften erhalten.
Aus dem landwirtschaftlichen Kontext kenne ich als Beispiel was mir gut gefällt und sehr gut angekommen ist (Bruteier dieses Jahr schon lange ausverkauft) die Triesdorfer Landhühner; Eher langweile, eintönige Bressehühner (mit extrem frühreifen Hähnen) gekreuzt mit anderen Rassen um ein praktisches Zweinutzungshuhn zu erzüchten welches eher wie eine Population behandelt wird die auch als Schmelztiegel für alte Rassen (Sulmtaler, alte Population der Triesdorfer Italiener, Augsburger, Sundheimer etc.) gilt.
So werden gene Erhalten, Vielfalt erhöht, nachhaltig.
Wie wäre es mit alten regionalen Rassen neue, angepasstere Schläge zu züchten, Bergische Kräher und Schlotterkämme, Ostfriesiche Möven, Westfälische Totleger, Friesenhühner und andere im "schweren" Typ, z.B. mit der Zuhilfenahme von Dorking?
Wie wurden denn Sundheimer, Sachsenhühner, Vorkwerk, Augsburger, Sussex, Orpington, Deutsche Reichshühner, Deutsche Sperber usw. erzüchtet?
Natürlich könnter man auch versuchen aus der vorhandenen Vielfalt der Rassen langsam, über Jahrzehnte, angepasstere Typen herauszuselektieren. Z.B. weiß ich von Krähern die ruhiger selektiert wurden. Nur st das bei jeder Rasse, mit der aktuellen geringen genetischen Vielfalt, mit den wenigen Züchtern und der aktuellen Situation so bei jeder Rasse machbar? Oder kann man auch mal was einkreuzen?
Das wird ja häufig verteufelt.
Ich habe auch schon häufiger über Einkreuzungen nachgedacht. So wie es teilweise gemacht wird, z.B. mit Australorps in Augsburger, zwei ähnliche aber genetisch relativ ferne Rassen, halte ich es für nicht richtig. Mit den aktuellen genetischen Verwandschaftskenntnissen lässt es sich doch ohne viele verschiedene Typen und Familien (asiatisch, europäisch etc.) zu vermischen Einkreuzungen erzielen.
Natürlich sehr Kontrovers das ganze.
Oder wie ist das bei den Augsburgern, da wurde auch ein (?) Silzilianer eingekreuzt um den Kamm reinerbig zu erzielen, ist natürlich für manche ganz schlimm diese "unreine" Linie (aber Australorps einkreuzen). Aber erhält so eine Verbesserung der Rasse nicht mehr Gene der Ausgurger mit einer daraus folgenden stärkeren Verbreitung als das sie zur Verdrängung der Gene durch die Einkreuzung beiträgt?
Wie ist es bei den silber gedobbelten Bergischen Schlotterkämmen? Wurden die nicht Rückgezüchtet? Sind sie deswegen schlechter? Oder eine wertvolle Population als Verwandte der Bergischen Kräher? Sind die nicht eine erweiterte Population ihrer Verwandten?
Ein paar andere Anmerkungen zu verwandten Themen:
Ich finde die Rasse- und Austellungszuchtzucht absolut erhaltenswert, nur könnte sie denke ich ein paar "Updates" und Ergänzungen vertragen auch um besser in die Zeit zu passen und mehr Leute zu interessieren.
Mehr Präsens online und Werbung Beispielsweise.
Hat den Vorwerkhühner z.B. sehr gut getan und zu einer extrem weiten Verbreitung verholfen.
Die Vielfalt vieler Rassen, im Sinne von 50 verschiedenen einfachkämmigen Rassen in schwarz finde ich langfristig nicht haltbar, warum nicht mehr Vielfalt?
Es hat schon Gründe warum es Italiener und Zwerg Wyandotten in zig Farbschlägen gibt und Schwedische Blumenhühner so beliebt sind.
Auch andere alte Landschläge hatten ihre gewisse Passform, allerdings oft mit einer gewissen Vielfalt wie z.B. Steinpiperl, Proveis-Ultentaler und Bayrische Zwerg Landhühner, die Robert Höck bekannt macht oder auch viele Kämpferrassen.
Wie wäre es mit Grünleger-Zwiehühnern, schweren gedobbelten Langkrähern oder anderen pösen Verkreuzungen?
Standards ein bisschen weiter setzen?
Um vielleicht nochein paar (Erd-) Äpfel mit den Hühnern zu vergleichen; Kartoffeln in Deutschland waren lange nur gelb, heute gibt es immer mehr Sorten in rot, lila, mit Flecken und ausgefallenen Formen und Geschmäckern.
Tomaten waren in Deutschland nur rund und rot, guckt euch mal diese Vielfalt dort an (davon habe ich einige Sorten hehe), ist die nicht zukunfsträchtiger? :
https://wildboarfarms.com/gallery/
Mal sehen wie sich die Hüherhaltung und Zucht so entwickelt in den nächsten Jahrzehnten. Wenn Eier (und andere Lebensmittel) wieder mehr wertgeschätzt werden würden hätte die Hühnerzucht denke ich wieder mehr Unterstützer oder auch Rassen die selbst viel Futter suchen wieder ihren höheren Wert.
Soweit mal ein paar ausgeschriebene Gedanken meinerseits die nicht so sehr in den Blumenhuhn-Faden passen.
LG Thorben
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