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Thema: Perlhühner als Greifvogelabwehr

  1. #1

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    Perlhühner als Greifvogelabwehr

    Also, ich habe eigentlich nichts mit Habicht und Co zu tun. Hier ist einfach zu viel Raben- oder Krähenzeug in der Luft. Ein Kumpel hatte mächtig Ärger mit den Greifen, seit er sich ne Kiste Perlhühner mit zu den Hühnern gesetzt hat, ist erst mal Ruhe. Hat auch schon jemand anders solche Erfahrung gemacht, oder hat der Kumpel bis jetzt einfach nur Glück gehabt?
    Gruß Werner

  2. #2
    Avatar von BKBb
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    Habe selbst keine Perlhühner, da mich das Geräusch nervt.
    Meine Nachbarin hat 4 mitlaufen und heuer schon 4 Hühner an den Habicht verloren. Ich noch keines.
    Ich tippe auf Glück

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  3. #3
    Avatar von Synala
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    Ein 100% Schutz sind sicher auch Perlhühner nicht. Da helfen nur Netze. Soll aber wohl wirklich helfen. Man sollte nur keine direkten Nachbarn haben…..

  4. #4
    Moderator Avatar von sil
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    Mir hat mal ein Hühnerhalter erzählt, daß Perlhühner extrem wachsam sind und Gefahren aus der Luft viel eher mitkriegen und melden als anderes Geflügel. Wenn Hühner gelernt haben, bei einem entsprechenden Warnruf der Perlhühner sofort Deckung zu suchen (und selbstredend auch genügend Deckung vorhanden ist), haben Habicht und Co offenbar wenig Chancen. Deswegen hatte er immer Perlhühner mitlaufen. Diese Erklärung scheint mir logisch, ob sie stimmt, weiß ich aber nicht.
    Ob Perlhühner aktiv Beutegreifer vertreiben oder allein ihr Anblick bschreckend wirkt, weiß ich auch nicht, kann ich mir kaum vorstellen.
    "alles zuwider dem Menschen. auf den Äckern wächst das Gras und auf den Wiesen steht nichts." (sagte ein alter Bauer mal)

  5. #5
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    Ist Glück.

    Perlhühner sind in Afrika selber beliebte Beute, und die Hühner lernen, eben so sensibel auf die Alarmrufe diverser Singvögel zu reagieren. Im Winter sind das vorzugsweise die Meisen, wo bereits die ersten ein/ zwei Silben des Alarmrufes genügen, dass sich die Bühne totenstill und in gespenstischer Geschwindigkeit leert. Im Sommer sind es vorzugsweise die Schwalben, und jederzeit die Krähen. Wobei bei letzteren sogar noch zwischen der Intensität des Alarms unterschieden wird.
    Kommt ein Habicht, ist bei den Krähen wirklich Dringlichkeit in der Stimme, da flitzen sie sofort. Bei Bussard, Milan oder Sperber meckern die Krähen vor allem jetzt nur Ästlingszeit auch, aber weniger vehement, weswegen die Hühner das weniger dringlich sehen.

    Was aber ebenfalls und primär zur erfolgreichen Selbsterhaltung der Hühner beiträgt, hat Sil schon angeschnitten. Genügend Deckung ist das A und O, das Huhn als eigentlicher Bewohner lichter (Jung)Wälder sollte es nie weiter als 5 m in die nächste Deckung haben. Womit idealenfalls bis 10 m hohes Gehölz gemeint ist, dass oben dichtes Kronendach hat, und unten übersichtlich und zugänglich ist, zu dem Seiten aber ebenfalls abgeschirmt. Wie so ein Wald- oder Gehölzrand eben so ist. Hat man zusätzlich noch fitte Hühner (das können in der Tat auch braune Hybriden sein, vorzugsweise mit Glucke selbst gezogen), kann das soweit führen, dass man in nun neun Jahren völligen Freilaufs nicht einen Verlust an Greifvögel hat, obwohl zahlreiche Arten vorkommen. Bei uns sind das Mäusebussard (kann potentiell Küken und bis 0,7 kg schwere Tiere ohne weiteres nehmen), Milan (Küken gar kein Thema), Turmfalke (ich weiß, Falken gelten nicht als Greifvogel, aber auch hier Küken gar kein Thema) Sperber (wiederum Küken und bis etwa 300 g schwere Jungtiere- und ok, an den habe ich auf jeden Fall mal ein Küken abtreten müssen), Habicht.
    Letzterer hat es in der Tat mal versucht, hatte auch zweimal eine Henne bereits am Wickel, hat es aber durch Krähen dicht auf dem Hacken und meiner Anwesenheit nicht wieder versucht, obwohl regelmäßig umher.

    Auch ein leicht hypersensitiver Hahn ist sicherlich eine große Hilfe.
    Meiner ist nun bald sechs Jahre alt, und ich kann auf jeden Fall sagen, dass es unter seiner Ägide maximal beim Jungvolk Verluste gab, und dies vorzugsweise an Katzen und Ratten. Und dies auch nur bis 2017, so lange die Hühner noch ganz frei laufen konnten. 2045 m² sind dann wirklich zu viel für einen Hahn zu überwachen.
    Mein Kerl sieht nun als dreiviertel Javanesischer Zwerg/ Buschhuhn buchstäblich hinter jedem Busch Schatten und ist wirklich hoch pingelig. Das kann schon mal nerven, wenn man selbst beim für ihn unklaren, aber völlig harmlosen Rumwurschteln im Gebüsch (Schnitt, Brennnesseln jäten wie aktuell) zehn Bodenfeindalarme, bzw. Aufmerksamkeitswarnern an die Hennen kassiert, wo er einen aus 5 m peinlichst observiert und bei jeder ansatzweise komischen Bewegung wieder sein "Bukgö bukbuk" ablässt, aber das wird wohl auch das Geheimnis seines Erfolges sein .

    Perlhühner sind ohne Zweifel skeptisch und best hörbare Warner, aber für wirklich sinniges Wachpersonal viel, viel zu hyperaktiv.
    Auch sie sehen in jedem Schatten einen möglichen Schurken und kommentieren das auch entsprechend, bzw. werden hektisch. Als noch kaum domestiziertes Geflügel müssen sie das natürlich, wenn sie überleben wollen, leider geht die Domestizierung bei denen aber den unglücklichen Weg, dass sie zwar wie die meisten anderen domestizierten Tiere dümmer werden (kleinere Gehirne etc.), aber ihr wildhaftes Gebaren auch kaum verlieren. Das ist eine unerquickliche Kombi, die zu zwar lebhaften, aber in Krisensituationen heillos überforderten Tieren führt.
    Perlhühner passen als Savannenbewohner zwar weitaus besser in den üblichen plusminus weithin kahlen Hühnerauslauf mit nur einzelnen (oder gar keinen) Strukturen hier und da, sie brauchen aber auch Platz, weit mehr noch als Hühner. Das Huhn ist ein Kurzstreckenflüchter, das aufgeschmissen ist, wenn es in der gegebenen Distanz in keiner Deckung ist. Das Perlhuhn ist ein Langstreckenflüchter, dass sich im genauen Gegenteil, auch viel geschickter rennend, auf möglichst übersichtlichen Flächen in Sicherheit bringt. Von wo es bei weiterem Fluchtbedarf auch auffliegt und längere Strecken abstreichen kann, wo Hühner meistens nur genug Saft für wenige Meter oder aus dem Stand hoch in den Baum über ihnen kommen. Fehlt dem Perlhuhn der Platz für die raumgreifende Flucht, ist es ebenso aufgeschmissen. Und wird ebenso leicht zur Beute.

    Daraus folgt, dass beide Arten eigentlich nicht wirklich zueinander passen. Und man viel besser daran tut, seinen Auslauf optimal zu gestalten, und aufmerksame Tiere zu haben. Und sich darüber zu freuen, wenn in der weiteren Peripherie Krähen und Elstern leben. Hat man auf die Küken spezialisierte, muss man die eben bis zu einer gewissen Größe geschützt laufen lassen. Wenn die Küken aber zumeist ignoriert werden, ist es um die, die dennoch erwischt werden nicht schade, weil sie offenbar nicht für die freie Auslaufhaltung geboren sind. Da helfen auch wehrhafte Glucken gut, die durchaus auch entscheiden können, ob sich der Einsatz für ein Küken lohnt. Befindet sie es als "Ferner liefen", und Elstern etc. haben dadurch Jagderfolg, obwohl sie sonst furios verteidigt, ist das ein beherzigenswertes Urteil.

    Fazit:
    - Deckungsreicher Auslauf mit Deckung wie beschrieben
    - jederzeit "spitzer" Hahn
    - Gluckenaufzucht durch mit den örtlichen Gegebenheiten vertrauter Glucke
    - geistig fitte Tiere
    - eine intakte Umgebung mit vielen aufmerksamen Kleinvögeln (Schwalben, Meisen, Bachstelzen, Krähen, Elstern)

    Und man kann sich die lauten und durchaus nicht ganz so einfachen sowie nervösen Perlhühner sparen.
    Geändert von Okina75 (24.06.2021 um 09:33 Uhr)
    Habe gerade 1000 Kalorien verbrannt- Pizza im Ofen vergessen...

  6. #6
    Avatar von Synala
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    Danke Okina. Sehr aufschlussreicher Text super zusammengefasst. Nur beim Milan muss ich sagen das nicht nur Küken in Gefahr sind. Wir haben hier Rotmilane. Die gehen zur Not auch an kleinere Hühner. Unsere krähenabwehr funktioniert aber auch bei denen, nur kann es da sein das er schon ein Huhn am Wickel hat bis die krähen da sind. Den Habicht attackieren sie bereits wenn er irgendwo lauert. Ob irgend ein Tier wirklich zur Greifvogel Abwehr taugt? Eventuell ein Hund. Alles andere minimiert wohl die Verluste gibt aber keinen 100% Schutz.
    Deckung und aktive Hühner sind da wohl in Verbindung mit einem aufmerksamen Hahn wirklich das beste. Ansonsten hilft wirklich nur ein Netz sicher vor den Gefahren aus der Luft. Und Perlhühner sind wirklich laut. Ich will das nicht mal mir antun, ich glaube die würden mich wahnsinnig machen.

  7. #7

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    Mein Jungtierschutz ist folgender: Vor dem Alter von 10 Wochen kommt mir kein Küken raus, denn ich geh gar nicht davon aus, dass das überhaupt funktionieren könnte.
    Gruß Werner

  8. #8
    Avatar von Yokojo
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    Perlhühner sind wachsamer und reaktionsschneller als Haushühner und entkommen dem Habicht deshalb eher, aber angreifen werden sie einen Habicht nie, genausowenig wie Puten. Es macht nur Sinn sie zusammen mit Hühnern zu halten, wenn sehr viel Platz zur Verfügung steht, weil meine Perlhühner haben immer die Hühner gemoppt, dagegen kamen sie mit den Puten immer super gut aus und streiften mit denen durchs Gelände, ihre Warnrufe sind sicher nicht zu überhören (ich find sie toll!)

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  9. #9

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    Toller Text Okina,
    Ich lese und lerne.
    Danke
    Viele Grüße,
    Martina

  10. #10
    Wedgwood Lover Avatar von Darwin
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    Zitat Zitat von renrew Beitrag anzeigen
    Mein Jungtierschutz ist folgender: Vor dem Alter von 10 Wochen kommt mir kein Küken raus, denn ich geh gar nicht davon aus, dass das überhaupt funktionieren könnte.
    Meine kommen mit fünf Tagen raus. Und "raus" heißt hier, auf 1,4 Hektar Freilauf. Das funktioniert, wenn man Okinas Tipps befolgt, die richtige Rasse wählt und seinen Hund ein wenig darauf trainiert, den Hähnen und Krähen zuzuhören. Meine ältesten Hennen sind neun Jahre alt...
    "Never attribute to malice that which could easily be explained by stupidity!" (Hanlon's law)

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