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Thema: Hahn geht auf mich los

  1. #21
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    Das lässt sich über Zuchtauslese ohne weiteres erreichen, dafür sind es Haus- bzw. Nutztiere. Die es nicht geben würde, wenn immer noch alles wie die Wildform in welcher Form auch immer sofort auf 180 wäre, wenn irgendwas nicht passt. Und seien es die Stiefelspitzen von irgendwem. Auch Instinkte lassen sich durch Zuchtauswahl ohne weiteres einzeln fördern oder mäßigen. So gibt es Hähne, die 1a kompatibel mit Menschen sind- aber sofort an die Hacke springen, wenn der Mensch eine Henne greift und diese schreit. DAS ist dann meiner Ansicht nach in Ordnung, weil man den Fehler selber gemacht hat.
    Nicht in Ordnung ist es aber, wenn irgendein Hahn bei jedem beliebigen Betreten des Auslaufs, auch nur zum völlig harmlosen Füttern. zum Jurassic Park- Dilophosaurier und Raptor wird, der einem erst den Kragen zeigt und dann sofort in den Beschädigungsmodus übergeht. Und nichts anderes ist das hackende, schlagende und tretende Attackieren- purer Beschädigungskampf. Sicher, es ist Aufgabe des Hahns, den Hennen Futter zu zeigen, und dass sie zu IHM rennen, wenn es Fresschen gibt. Wenn der Hahn aber innerlich derart unsicher und unsouverän ist, dass JEDE Annäherung des Menschen an die Hennen sofort zu hysterischen Überschuss- Reaktionen führt, dann ist er auf der Welt des relativ engen Hühnerhofes falsch aufgehoben. Vor allem, wenn er die Haltung schon eine Weile kennt und eigentlich gemerkt haben sollte, dass da nichts schlimmes passiert. Außer das einer füttern kommt...
    Habe gerade 1000 Kalorien verbrannt- Pizza im Ofen vergessen...

  2. #22
    Avatar von Gallo Blanco
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    Zitat Zitat von Okina75 Beitrag anzeigen
    Vor allem, wenn er die Haltung schon eine Weile kennt und eigentlich gemerkt haben sollte, dass da nichts schlimmes passiert. Außer das einer füttern kommt...
    Stimmt zu 100%, "man beisst nicht die Hand die einen selbst und die Angehörigen füttert".

    So ein Althahn hat das zu machen was der "Futterlieferant" möchte und er hat ihn nicht zu attackieren.
    Ich für mich halte meine Hühner mit Liebe, aber nicht mit übertriebener Liebe.
    Ich streichle meine Tiere niemals im Auslauf, ich kenne Hennen die ich im Nest mal streicheln kann, andere Hennen wollen das nicht, dann lass ich die in Ruhe und sitzen sie des nachts auf der Stange gibts auch keine unnötige Berührung.
    Manchemeiner Tiere habe ich erst beim finalen schlachten das erste Mal berührt.

    Wenn ich jemand streicheln will, habe ich dafür meine Frau oder unsere zwei Kater.

    Was nicht heisst, das ich meine Hühner nicht liebe, aber es sind für mich keine Streicheltiere, auch wenn das viele hier anders sehen und ein attackierender Hahn,
    der einem wie Okina schon gesagt hat "die Scheinbeine blutig hackt", der wird gekillt. Punkt.

    LG Stefan
    Ich habe nicht laufen gelernt um zu kriechen!
    Und ich habe auch nicht sprechen gelernt um die Fresse zu halten!

  3. #23
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    Exakt, und ganz einfach. Erspart beiden Seiten viel Ärger und Frustration. Und so einen Hahn abzugeben ist auch keine Lösung, weil man das Problem so nur verlagert .

    In dem Zusammenhang möchte ich einmal in die Runde fragen, warum sich wohl kein Mensch so wirklich Wildhühner hält? Im Hobby kam vor einigen Jahren mal verstärkt die Tendenz nach Bankivas auf. Heute ist mir keine dieser Haltungen bekannt, die noch Bestand hätte, außer man hält sie eben... wie Wildvögel. In der Voliere mit wenig Menschenkontakt. Und muss auch da noch aufpassen, dass sie nicht bei jedem Menschenanblick steil in die Höhe fluchtstarten und sich bestenfalls nur das Kopfgefieder an der Decke zerstoßen. Oder im schlimmeren Falle das Genick brechen.
    Wildvögel sind mehr oder weniger in sich selbst gefangen. Die sind so instinktgesteuert und auf Überleben getrimmt, dass es so gut wie keinen Spielraum für Optionen gibt. Man merkt das schon bei Buschhühnern, die zwar aus Haushühnern entstanden sind, aber gering anteilig noch Wildblut führen, sowie auch alte, noch weit instinktgesteuertere Genetik führen. Im besten Fall hat man da zwar kompatible Hühner, die einen auch ohne weiteres nah ran lassen, die aber wie schon gesagt sofort an den Mann gehen, wenn ein Truppenmitglied gegriffen wird. Im schlimmeren Falle hat man da Tiere wie oben beschrieben, die blitzstarten und sich alles (zer)brechen. Je mehr Wildblut drin, also je instinktgesteuerter bzw. wenig auswahlgezüchtet auf verschiedene Reaktionen, umso unhändelbarer. Und selbst die umgänglichen unter den Buschhühnern sind noch sehr speziell und keine Tiere für jedermann. Wie der ebenfalls stärkst abgeebbte Modetrend von vor noch wenigen Jahren zeigt.

    Unter jeder Tierart gibt es Exemplare, die bis hin zur nahezu völligen Arglosigkeit "aus der Art schlagen". In der Natur sind diese Unbekümmerten bei Anwesenheit von Raubfeinden incl. Mensch stets die ersten, die es erwischt, so dass sich das immer wieder schnell rausselektiert. Für unsere Altvorderen waren sie die Gelegenheit zur Domestikation.
    Sehr gut war das bei unserem Sikawild damals zu sehen. Das sind noch reine Wildtiere, nicht schon nahezu domestiziert wie das viel weiter verbreitete Damwild, und das äußerte sich darin, dass die Truppe einen im Sommer nur so etwa auf 50 m ran ließ. In der winterlichen "Notzeit" verringerte sich die auf immerhin ca. 15 m.
    Und dann war da ein Alttier, das völlig unbekümmert war, und schon im Sommer auf 20 m ran ließ, im Winter auf kaum 5 m. Ihre Jungtiere erbten das. Eine Tochter war ebenso, und das folgende Hirschkalb war noch naturzahmer. Der ließ im Sommer auf etwa 10 m heran, und im Winter schnupperte der mit laaaaang vorgestrecktem Hals nach der Hand, nahm die Möhre aber auf 10 cm dann doch nicht. Und das war kein reines Abschauen, weil schon die kleinen Kälber der restlichen Truppe auf 30 m flitzen gingen, wenn alt genug. Und die Truppe schaute sich auch nicht die Zahmheit ab, und die zahmen schauten sich nicht die Wildheit ab. Bei den zahmen war da also wohl dieser entscheidende Fluchtinstinkt so gut wie weg mutiert, und hätten wir das Gehege noch länger gehabt, hätte ich da mit Zuchtauswahl sicher eine gehegekompatible Sika- "Rasse" hingekriegt. Leider war es recht weit weg, und wir bekamen dann Nachwuchs und waren dann auch beruflich eingespannter.

    Jedenfalls: Haustiere sind nichts anderes als Nachfahren von Wildtieren, denen schon von Natur aus der eine oder andere Instinkt verlustig ging. Und man sieht, dass enge Haltung (auch wenn diese einen Hektar umfasst) zeitweise doch auch zu Stress führen kann, weil die Instinkte den Tieren ständig anderes eingeben, als was möglich oder adäquat wäre. Sicher sind auch Wildtiere lernfähig, aber da ist es ähnlich wie mit Autisten, wenn da dann mal was außerhalb des gewohnten Rahmens passiert, bricht die halbe Hölle los.

    Und somit sehe ich es so, dass auch bei völlig überreagierenden Hähnen eine klare und zackige Auslese von Nöten ist. Sie sind schlicht nicht in der Lage, Situationen angemessen zu bewerten, sei das durch Fehlprägung, oder sagen wir vllt. treffender falsche Sozialisierung in der Jungtierphase, oder weil sie wirklich von Natur aus exakt die falschen Instinkte reaktiviert haben. Da es sich hier um Haustiere handelt, hat der Halter die Verantwortung, dass in den Rahmen zurück zu lenken, mit dem alle einträglich leben können. Da hilft bei relativ simpel gestrickten Hühnergehirnen kein "Hey" und anschließendes Lob, wenn der Führungsperson insgesamt nicht allzu viel Souveränität gegeben ist, bzw. diese keine Führungsperson ist. Das ist nämlich leider auch die Krux an der Sache- sowohl sehr schlaue wie auch sehr instinktiv gestrickte Tiere erkennen quasi intuitiv, mit wem sie sich was leisten können, und was nicht.
    Bei Hühnern respektiert der Hahn dann den, der ihm die Leviten gelesen hat, bei Frau und Kindern aber attackiert er weiter, oder in welcher Konstellation auch immer. Jeder muss seinen Strauß mit dem Hahn selbst ausfechten, wenn er Ruhe haben will, jener erkennt aber ohne weiteres, wie gesagt, mit wem er sich was leisten kann. Und ist dann ein ständiger Quell des Zwistes, der Unsicherheiten, der zunehmenden Lustlosigkeit auf die Tiere. Und das ist ein für die Haltung falsch tickender Hahn schlicht nicht wert.
    Es ist Verantwortung des Tierhalters, die Tiere weiterhin kompatibel zu halten, oder kompatibler zu bekommen. Wer züchten will, ist da ganz klar in der Pflicht und kann nicht einfach auf gutes Gelingen laufen lassen. Und mit ungeeigneten Hähnen dann noch unbedacht oder auch beabsichtigt weiter züchten, weil ja zB überreagierende Hähne "die besten Beschützer" sind, oder "die beste Befruchtung" haben. Ist Humbug!
    Auch moderate Hähne können beides vorzüglich. Und wenn ein Hahn die Hennen "nur" warnt, anstatt einem Feind sofort an die Kehle zu springen, ist das evolutiv sogar mitunter sinnvoller, weil er sich im Zweifelsfalle ein paar Jahre länger und somit viel effektiver fortpflanzen kann als ein Hahn, der mal eben drei Gelege gezeugt hat, und dann eben anstatt der angepeilten Hennen vom Habicht oder Fuchs genommen wird, wenn er sich schon anbietet.

    Fazit: Die Tiere müssen zur Haltung passen. Und es ist legitim, sie durch Zuchtauswahl auch passend zu machen oder zu halten!
    Bei einem mit tausenden m² oder Hektaren Platz mag ein übersteuerter Hahn gehen- auf einem durchschnittlichen Hühnerhof, wo ständig seine Distanz unterschritten wird, eben nicht. Viele lösen das Problem notgeiler (instinktiv ebenfalls überreagierender) Hähne mit mehr Hennen. Bei ausreichend Platz mag das gehen- auf dem durchschnittlichen Hühnerhof, wo keine Henne wirklich entfliehen kann und infolge kahl oder kaputt getreten wird, eben nicht .
    Habe gerade 1000 Kalorien verbrannt- Pizza im Ofen vergessen...

  4. #24
    Avatar von Gallo Blanco
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    Danke für dieses ausführliche statement.
    Kann ich zu 100% unterschreiben.

    LG Stefan
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  5. #25
    Avatar von chtjonas
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    @Okina75
    Ich schließe mich an.
    Vielen Dank für Deinen - wie immer - ausführlichen und fundierten Beitrag.

    Ich denke auch, dass sich Charakter oder Verhaltensweisen vererben.
    Deshalb werden wir als Zweithahn ja auch unseren Yeti (jetzt 6 Monate alt) und nicht einen aus der letzten Brut (zugegebenmaßen sehr hübsche Hähnchen, deren Vater ich aber nicht kenne - waren Überraschungs-BE) behalten. Bei Yeti kenne ich die Eltern. Der Vater ist ein recht großer aber ruhiger und sehr souveräner Hahn, der seine Hennen nicht übermäßig strapaziert. Die ersten Monate hatte er (gehört dem Nachbarn) gar nur eine einzige Henne - und das hat wunderbar geklappt. Nie machte das Mädel in irgend einer Weise einen "mitgenommen" Eindruck.
    Von seinen 3 Geschwistern (alles Hähne) ist Yeti der rangniedrigste und ich hoffe, dass er sich auch dauerhaft unserem Althahn unterordnet.
    "Rentnerpärchen" 1,1, gemischter "Jungtrupp mit Oma" 1,16 und 5 Seidies (2,3) - LG Christina

    "Life is what happens while you are busy making other plans." (John Lennon)

  6. #26
    Avatar von Mara1
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    Zitat Zitat von chtjonas Beitrag anzeigen
    Von seinen 3 Geschwistern (alles Hähne) ist Yeti der rangniedrigste und ich hoffe, dass er sich auch dauerhaft unserem Althahn unterordnet.
    Das mit dem dauerhaft unterordnen ist so eine Sache. Bei uns hat es bisher immer nur geklappt, bis der Althahn mal geschwächelt hat. Dann war schlagartig Schluß mit Unterordnung und der junge hat den alten auch nicht mehr geduldet, sondern wollte ihn weg haben. Kein weiteres Zusammenleben mit geänderter Rangordnung (wie wir gehofft hatten), sondern Krieg, den wir beenden mußten. Also immer gut beobachten und bereit sein, notfalls einzugreifen.

    Daß sich aggressives Verhalten vererbt konnten wir auch schon mehrfach beobachten. Und das nicht nur von Vater zu Sohn, sondern auch von Mutter zu Sohn. Hatten wir auch schon.

    Bei uns werden alle Hähne gleich behandelt, bisher hatte ich erst einmal einen, der wirklich mehrfach auf mich los gegangen ist, auch gern mal von hinten kam ohne irgend einen Grund, außer daß ich halt im Auslauf anwesend war. Das war noch dazu ein 5kg-Brocken. Braucht man so etwas? Nein. Er hat mehrere Mahlzeiten ergeben.

    Grüße
    Mara

  7. #27
    Avatar von Gallo Blanco
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    Zitat Zitat von Mara1 Beitrag anzeigen
    Braucht man so etwas? Nein. Er hat mehrere Mahlzeiten ergeben.
    Genauso muss dass sein.
    Angreifer schmecken auch ganz hervorragend.

    LG Stefan
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  8. #28

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    Zitat Zitat von Huhnglaublich Beitrag anzeigen
    Er ist schon sehr gezielt. Hatte schon blutige Schienbeine und Knie. Es ist echt... Schlimm wenn man es so bedenkt.
    In dem Fall liegt die Lösung ja schon auf der Hand - ab in den Topf.

  9. #29
    Avatar von chtjonas
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    Zitat Zitat von Mara1 Beitrag anzeigen
    Das mit dem dauerhaft unterordnen ist so eine Sache. Bei uns hat es bisher immer nur geklappt, bis der Althahn mal geschwächelt hat. Dann war schlagartig Schluß mit Unterordnung und der junge hat den alten auch nicht mehr geduldet, sondern wollte ihn weg haben. Kein weiteres Zusammenleben mit geänderter Rangordnung (wie wir gehofft hatten), sondern Krieg, den wir beenden mußten. Also immer gut beobachten und bereit sein, notfalls einzugreifen.

    Mara
    Na klar, beobachten ist ja selbstverständlich. Wenn's dann irgendwann nicht mehr klappt, würde ich den Althahn zusammen mit seiner Lieblingsshenne weggeben. Die Beiden sind schon von Anfang an ein Herz und eine Seele und außerdem sehr hübsch. Die zu trennen, würde ich nicht über's Herz bringen. Und als Pärchen gemeinsam findet man hier dafür dann doch auch Abnehmer.

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