Zitat von
sil
Ich habe ein großes Problem mit der Formulierung "Tierethisch korrekt", und dann gleich im Anschluß die Idee der Verstümmelung oder dem grundsätzlichen Absprechen des Lebensrechts allein aufgrund des Geschlechtes.
Abgesehen davon daß jede Ethik menschengemacht und aus unserer menschlicher, durch unser Lebensumfeld geprägter Sicht definiert ist, haben alle drei Vorschläge nichts mit Ethik zu tun, so wie ich sie verstehe.
Ist ein Leben als Neutrum oder eins in einer reinen Hahnentruppe mit aufgezwungener Enthaltsamkeit und immer weiter aufgestautem Trieb (mit allen auch negativen Folgen für die Männergemeinschaft), oder gar das grundsätzliche Absrechen des Lebensrechts wirklich "ethischer" - nach menschlichen Maßstäben ethischer - als ein vielleicht kurzes Leben, dafür aber Respekt und Wertschätzung über den Tod hinaus?
Wenn ich schon eigene Hühner halte, weil ich ihnen die Chance auf ein Leben außerhalb der von der Industrie definierten Grenzen einer "Produktionseinheit" zugestehen will, dann muß ich auch damit umgehen, daß Hühner sind wie sie sind, daß nicht nur Hennen sondern auch Hähne schlüpfen, daß nicht jedes Individuum die gleiche Lebenszeit hat und daß ich mit der Verantwortung für das Leben auch die für den Tod übernehmen muß. Wir tun uns so leicht, zu entscheiden ob ein Haustier überhaupt geboren werden darf, wir bestimmen ganz ohne schlechtes Gewissen, welches Leben "gut" ist, gemessen oft gar nicht an den tatsächlichen Bedürfnissen des Tieres, sondern meistens an unseren eigenen, aber für die Entscheidung zu einem frühen Tod fehlt uns dann der Mut? Für uns Menschen scheint die Länge der Lebenszeit weit mehr zu wiegen als die Lebensqualität an sich. Aber vielleicht sieht ein Tier das ganz anders?
Ist es wirklich "besser", für das Tier, die Natur, den Menschen, ein Huhn/einen Hahn solange zu halten, bis es von selbst umfällt, mit vielleicht vielen Kompromissen in Bezug auf Haltungsbedingungen und Artentsprechendem Verhalten, und es dann als Abfall zu entsorgen? Oder ist es besser für das Tier, die Natur, den Menschen, ein Huhn nach einem vielleicht kurzen, aber hoffentlich tiergerechtem Leben zu töten um es aufzuessen oder aufessen zu lassen? Sollten wir, wenn schon, die Sache nicht gleich der Natur überlassen, Zäune Ställe, Fütterung weglassen und so das Haustier Huhn einfach seinem Schicksal überlassen? Damit wären wir ja komplett aus der Verantwortung, was mit der Ethik, je nach Argumentation, sicher irgendwie ausginge. Oder gleich zumindest den Beginn eines Hühnerlebens der Industrie übergeben, die ja bereits die Lösung für das "Hahnenproblem" gefunden hat und eifrig an der "Verbesserung" dieser Lösung arbeitet? Dann könnten wir uns doch auch "ethisch sauber" fühlen, oder nicht?
Lesezeichen