Die Ursachen der Agressivität sind sicherlich vielschichtig und noch längst nicht endgültig geklärt.
Jahrzehntelange eigene Beobachtung hat mich aber zu der Überzeugung gelangen lassen, dass die auch hier im Forum so meinungsstark vertretene Bedeutung der Vererbung über- und die des Handlings der Hühnerschar eher unterschätzt wird.
Nehmen wir Okina`s rigorose Methode. Seinen Erfolg erkläre ich eher damit, dass er als erfahrener Halter ein Händchen für die Auswahl entwickelt hat und nicht mit der Kombination von Erbanlagen. Wäre es anders, dann hätte er innerhalb weniger Generationen das Kunststück vollbracht, keine agressiven Bruderhähne und agressionsfreie Nachkommenschaft zu ziehen. Das ist scheinbar aber nicht der Fall, da er ja nach wie vor selektieren muss. Wäre das "Problem" züchterisch zu lösen, wäre es schon längst erfolgt und vor allen Dingen belegt.
Ich kann mich auch nicht der These anschließen, dass die rabiaten Hähne zwangsläufig gleichartige reproduzieren. Ich habe meine Zuchthähne eigentlich immer selbst gezogen, etwa 35-40 in der Anzahl, von denen vielleicht fünf die nicht gewünschte Eigenschaft der Agression vorwiesen (wobei ich stark vermute, dass ich Fehler begangen habe). Diese starben zwar auch früher als üblich, aber ich habe mich nie gescheut mit ihnen weiter zu züchten. Schon in der nächsten Generation war eigentlich alles wieder in Ordnung.
Ich denke, fast alle können mir zustimmen, dass jeder Hahn durch falsche und rohe Behandlung "versaut" werden kann. Das bedeutet aber doch nur, dass Agressionspotential immer vorhanden sein muss. Und an diesem Punkt sehe ich eine wesentliche Bedeutung der Erbanlagen.
Ich bin mir auch sicher, dass ich zukünftig (unbewusst) wieder den einen oder anderen Missgriff tätigen werde. Und ebenso sicher bin ich mir da für alle anderen!
Lesezeichen