Man sollte sich darüber im klaren sein, dass Geflügel bei professionellen Grosshändlern ganz anders aufgezogen wird, als bei uns. Diese Tiere wachsen in der Regel ohne Auslauf relativ steril heran. Steril in dem Sinne, dass ihr Immunsystem sich erstens nicht mit in der Natur vorkommenden Keimen, Bakterien, Erregern etc. auseinandersetzen muss und zweitens solche Hühner kaum Sinnesreize erfahren. Kommen diese Tiere nun in den Freilauf, passiert es schnell, dass sich die ein oder andere einen eigentlich harmlosen Erreger einfängt. Der Umzug, eine fremde Umgebung, anderes Futter, die Trennung von den Geschwistern, evtl. neue Artgenossen, der (ebenfalls ungewohnte) engere Kontakt zum Menschen, womöglich noch ein herumhüpfender Hund. Das alles ist sowohl körperlich, als auch psychisch Stress und Reizüberflutung pur, auch wenn es äußerlich nicht direkt erkennbar ist. Stress hat eine immunsuppressive Wirkung und somit nimmt das Unheil seinen Lauf.
Den Händlern kann man dafür keinen Vorwurf machen. Es ist kostenmässig kaum möglich, Hennen vieler verschiedener Rassen zeitgleich kurz vor Legereife anzubieten, die vorher idyllisch im Freilauf großgezogen wurden. Schon alleine wegen der benötigten Wärme ist dieses Konzept nicht umsetzbar.
Ich glaube nicht, dass bei den hier beschriebenen Tieren Fehlernährungen die Ursachen sind. Sie werden aktuell ein ernsthaftes gesundheitliches Problem haben. Ob sie sich davon wieder erholen ist fraglich. Ich befürchte ehrlich gesagt, dass es kein Happy End gibt.
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