Also, dieses Argument, dass Hähne, die vor Fuchs und Habicht schützen sollen, grundsätzlich aggressiv sein müssen... Da sträubt sich mir echt alles! Man hört das ja immer wieder - gerne von Leuten, die sich null mit tatsächlichem Hühnerverhalten beschäftigen... Und klar, erstmal kann das einleuchten, aber es entbehrt ehrlich gesagt jedweder Logik, wenn man mal genauer drüber nachdenkt!
Es wird wohl allerseltenst ein Hahn und sei er noch so agressiv gegen einen Fuchs oder Habicht bestehen können, außer vielleicht, es handelt sich um ein unerfahrenes oder geschwächtes Raubtier. Ansonsten wird halt der Hahn (mit)gefrühstückt. Da zählt dann doch eher, wie gut der Hahn aufpasst, damit alle schnell in Deckung gehen können. Ein besonders mutiger Hahn, der seinen Job extrem ernst nimmt, versucht sicher auch, seine Mädels tatkräftig zu schützen und greift Fressfeinde an, versucht, sie abzulenken u.ä. - mit enormem Risiko für sich selbst und fragwürdigem Erfolg...
Wie ptrludwig schon sagte, sehen gegen Menschen aggressive Hähne diese als Konkurrenz.
Oder eben als Gefahr. Und nur dann kann ich eine Verbindung zwischen einem guten Beschützerhahn und Aggression gegen alles und jeden sehen!! Und selbst dann ist es absolut keine Voraussetzung für das Beschützerwesen.
Dass so ein völlig übertrieben aggressiver Hahn dann erstmal gegen die Kinder geht, hat m.E. auch nichts mit "nicht einschätzen können" zu tun - die Kinder sind schlicht kleiner und schwächer, sodass der Hahn sich hier bessere Chancen ausrechnet, die Konkurrenz oder Bedrohung loszuwerden. Hab' schon oft gelesen, dass erst die Kinder vom Hahn angegangen wurden und nachdem diese dann aus Angst nicht mehr ins Gehege kamen, mit den Erwachsenen weitergemacht wurde.
Die meisten Hühner mögen keine Streicheltiere sein, viele leisten ihren Menschen aber durchaus gerne Gesellschaft und suchen die Nähe ohne direkt zu kuscheln. Selbst wenn weder Huhn noch Mensch an sowas Interesse haben, finde ich es wichtig, die Tiere anfassen zu können, ohne gleich als Beutegreifer gesehen zu werden, für den Fall, dass die Hühner gesundheitstechnisch durchgecheckt oder versorgt werden müssen u.ä.
Nunja, es gibt jedenfalls genügend Hähne, die problemlos zwischen tatsächlicher Gefahr und ihren Haltern unterscheiden können. Hier laufen vier davon. Die haben kapiert: Menschen egal welchen Alters sind nicht gefährlich, die werden nicht angegriffen und müssen z.B. auch nicht lautstark als Bedrohung gemeldet werden (Jeder Vogel ab einer bestimmten Größe dagegen schon, auch wenn der für unsereins nur als unförmiger Fleck am Himmel zu erkennen ist...)
Menschen dürfen hier alle Hühner füttern, 'betatschen', hochnehmen, Eier klauen, usw. - ganz egal. Und wenn Hahn von seinen Menschen Futter hingehalten bekommt (und keine Henne schneller ist...), mampft er das im Zweifelsfall selbst, schließlich wurde es ihm persönlich gegeben.
Ob das nun erlernt ist oder ein vererbter Charakter kann ich nicht sicher sagen, denke aber, dass es schon auch mit beidem zu tun haben dürfte bzw. auf den individuellen Hahn ankommt. Es gibt sicher Hähne, die schlüpfen schon als A.... Und leider wird immer noch viel zu oft aus Unwissenheit oder schlichter Ignoranz mit sowas vermehrt.
Andererseits kann ich mir auch vorstellen, dass angeborene Dominanz oder auch einfach mangelnde Intelligenz und damit einhergehendes schlechtes Einschätzungsvermögen gerade in Verbindung mit einer Fehlprägung zu aggressivem Verhalten dem Menschen gegenüber führen können.
Alles in allem kann ich abschließend nur sagen: Ja, es gibt sie, die freundlichen Hähne.
Und es hilft sicherlich, sich mit dem Verkäufer auch über den Charakter des Tieres zu unterhalten, zu beobachten etc., um seine Chancen zu erhöhen, einen passenden Hahn zu erwischen.
Hilfreich für eine dem Menschen gegenüber positive Einstellung ist bestimmt auch ein Althahn, der das gewünschte Verhalten zeigt, denn da gucken sich die jungen Hähne ja doch einiges ab.
Selber Küken ziehen kann sicher auch funktionieren, eine Garantie ist es vor dem Hintergrund der Vererbung aggressiven Verhaltens aber kaum. Auch da kann natürlich das Risiko sinken, wenn man die Bruteier nach dem Charakter der Elterntiere auswählt. Wie immer sollte dabei klar sein, dass man eine Lösung für überzählige Hähne braucht, da die eben kaum gefragt sind. U.U. kommt man ums Thema Schlachten nicht herum, auch wenn der Hahn noch so lieb ist und man ihn von flauschigem Küken auf kennt...
@ Flasche: Egal, wie ihr es angeht, ich wünsche euch auf jeden Fall viel Erfolg bei der Suche nach DEM Hahn!
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