Bei mir geht das Sensen-Huhn um: vergangenen Freitag Abend ist meine krähende Henne Nadia (Testosterontherapie wg. Legedarmentzündung) plötzlich verstorben, offensichtlich an Herz-Kreislauf-Versagen. Sie ist mir sterbend von der Stange in die Arme gefallen: Atemnot... Zyanose... Tod. Am Dienstag hätte sie den letzten Termin in der Vogelklinik gehabt. Zu diesem ist sie auch gekommen, allerdings zwecks Obduktion. Verstorben ist sie natürlich nicht wegen dem Legedarm, der war ausgeheilt. Sie hatte eine Infektion, ausgehend vom Magen-Darm-Trakt, die dann letztlich den Tod der Henne zur Folge hatte. Soweit ist man sich sicher. Die üblichen verdächtigen Krankheitserreger waren es aber nicht, die Tests konnten bis heute konnte kein Erreger identifizieren. Sehr komische Sache. Die ganze Truppe bekommt seit zwei Tagen ein Breitband-Antibiotikum, denn sie hatten alle Durchfall und die Zeit läuft ihnen davon. Als nächstes werden noch Gewebeproben von der armen Nadia untersucht, um vielleicht an evtl. vorhandenen Veränderungen einen Hinweis auf einen Erreger zu finden.
Jetzt kämpfe ich um das Leben der nächsten Henne: Neela, eine Junghenne vom Mai 2019, hat eine Kropfverstopfung, Cola und Kropfmassage haben nicht geholfen. Der Klumpen wurde nur weicher, sonst nichts. Gestern hat sie ein Medikament bekommen, dass den Verdauungstrakt zur Arbeit anregen soll --> nichts. Nur Flüssigkeit geht durch, sie produziert 'Hungerkot' und klares Wasser. Die Kropfverstopfung ist vielleicht nur ein Symptom. Da die Nadia an einem nicht identifizierten Magen-Darm-Keim gestorben ist, vermuten die Ärzte in der Vogelklinik, dass auch sie an dem mysteriösen Keim sterben wird. Eine Kropf-OP sei da sowieso zwecklos, hat man mir gesagt. Ich brauche sie gar nicht erst in die Klinik bringen. Ich soll ihr weiter das Antibiotikum geben und für sie beten.
Es kann ja sein, dass sie schon ein Kind des Todes ist, aber ich kann doch nicht einfach ein Huhn bei vollem Kropf verhungern lassen und dabei zusehen! Noch ist ja nichts wirklich nachgewiesen. Was, wenn die Kropfverstopfung und Nadias Infektionstod nichts miteinander zu tun hatten? Was, wenn der zeitliche Zusammenhang nur ein Zufall ist?
Eine neue TÄ in meinem Kaff hat nach Schilderung der Problematik zugestimmt, die Kropf-OP durchzuführen, ist keine große Sache, nicht einmal für das Huhn. Natürlich gibt es keine Garantie, dass sie dadurch gerettet wird, es könnte immer noch zu einem Versagen des Verdauungstraktes kommen. Es könnte eine Kropflähmung vorliegen, der Magen-Darmtrakt könnte schon so geschädigt sein, dass er seine Arbeit nicht mehr bewältigen kann, etc. Aber dass man ihr einfach beim Krepieren zuschaut und nichts tut, muss ja auch nicht sein. Man könnte es wenigstens versuchen, da war die TÄ meiner Meinung.
Die Kropf-OP heute Nachmittag ist gut verlaufen. Neela ist noch sehr jung und war den Umständen entsprechend noch recht fit, obwohl wahrscheinlich schon seit Dienstag Abend nichts mehr in den Magen gekommen ist. Das AB aus der Vogelklinik bekommt sie weiter, wie der Rest der Truppe. Ob es was bringt, weiß im Moment noch keiner.
Jetzt ist erst einmal Päppeln und Beten angesagt. Heute Abend hat Neela schon einen Eidotter verspeist und viel getrunken. Morgen früh besorge ich ihr weitere flüssige/breiige Päppelkost.
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