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Thema: Verkauf Eintagsküken

  1. #31
    Avatar von Bohus-Dal
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    Da muß ich jetzt aber mal Luci in Schutz nehmen, sie ist ja hier wohl die Expertin für Hühnerverhalten und weiß, wovon sie redet. Ihre Aussagen einfach mit "Vermenschlichen" abzutun, ist ungerecht.

    Zitat Zitat von melachi Beitrag anzeigen
    Da bin ich ganz bei dir, dann hatte ich dich da falsch interpretiert. Ich habe nur ein einziges Mal, ohne das ein Notfall vorlag, Küken im Brüter zuende gebrütet, statt sie vor dem Schlupf der Glucke zu geben. Das Gepiepse war mir und allen anderen im Haus so unerträglich, das die Küken noch nass zur Glucke getragen wurden, wo sie sofort still waren. Kunstbrut ist auch absolut nicht meins. Noch vor wenigen Wochen habe ich wieder mal vor Kästen mit kleinen Kunstbrutküken gestanden. Jedesmal bin ich wieder erstaunt über den Verhaltensunterschied und die Lautstärke im Vergleich zu geführten Küken.
    Freut mich, das zu lesen! Da hatte ich Dich auch mißverstanden und mich sehr gewundert.

    @Santana, also daß Du überlegt hattest, ob man das machen kann, hatte ich zumindest nie als Geldgier gedeutet. Die Frage ist doch ok, wenn man sich unsicher ist, nur ich würde halt davon abraten.
    Mixe 1,14; Dals-Pärlhöna 0,1; Buschhuhn 1,1; Warzenente 1,3; Katze 2,0

  2. #32
    Avatar von Luci
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    Mal kurz zum "Vermenschlischen": die Grundlagenforschung der Bindungstheorie (Bowlby, Ainsworth, Robertson) geht zu großen Teilen auf Forschungen an Tieren zurück. Das heißt man hat am Verhalten unterschiedlicher Tierarten Bindungsverhalten entdeckt, welches man dann später auf den Menschen übertragen hat. Dadurch entstand die Bindungstheorie welche heute Grundlage in vielen Bereichen der Pädagogik und Therapie ist und von Experten wie Karl-Heinz Brisch weiterentwicklet wird.
    Wenn ich heute dann diese Bindungstheorie als Basis für das vorhandene Bindungsverhalten von Hühnern nehme, wird mir "Vermenschlichung" nachgesagt.
    Tiere -Hühner- haben nicht nur ein differenziertes Sozialverhalten, sondern auch Emotionen. Das ist keine Gefülsduselei sondern wissenschaftlich längst bewiesener Fakt.
    Fakt ist auch, dass der Mensch die künstliche Trennung zwischen "Nutztier" und "Heimtier" vorgenommen hat. Dies hat ja den Grund, dass ich niemendem Emotionen, Intelligenz ect. zuschreiben kann und ihn dann töte, esse oder quäle. Dies würde unsere Psyche in eine sehr anstrengende Situation bringen.
    Deshalb wurden und werden Nutztieren Dinge abgesprochen, welche man den Heimtieren, oder gar der eigenen Art selbstverständlich zugesteht.
    Das ist kein böser Wille, sondern psychologisch notwendig um eben dieses Paradox zu kompensieren.
    Das erklärt auch, warum niemand auf die Idee käme seine Hündin ein paar Welpen mehr werfen zu lassen und diese dann gleich zu verkaufen. Bei Hühnern ist dies jedoch (noch) eine angemessene Frage innerhalb des gesellschaftlichen Konsens. Dort ist dann danach das Gegenteil der Fall und von den Kritikern distanziert man sich.
    Es gibt in dieser Logik nur 2 Varianten: ich spreche den Tieren (bedingt) diese Fähigkeiten ab, kann sie dann weiter behandeln wie gewohnt. Oder ich gestehe ihnen diese Fähigkeiten zu, dann muss ich etwas ändern oder bekomme selbst ein Problem.
    Nach dieser Logik kann jede/r selbst einmal schauen wo er gerade in diesem Feld oder auch Prozess steht. Das meine ich ganz wertfrei. Niemand ist in meinen Augen böse oder schlecht weil er Tieren Emotionen, ausdifferenziertes Bindungsverhalten ect. abspricht. Ich finde es einfach spannend diese Prozesse und Kompensationsstrategien zu beoabachten, wertfrei, aber neugierig ;-).
    Hoffe das war nicht zuviel Fachchinesisch und ihr könnt meine Haltung etwas gelassener sehen.
    Für mich ist es klar und ok, dass aktuell hier 2 moralische Einstellungen aufeinanderprallen. Das ist ganz logisch in Zeiten, in welchen sich dieses Bild wandelt/wandeln darf.
    1,0 Vorwerkmix, 0,1 Vorwerk-Barneveldermix, 0,1 Rheinländer, 0,1 Bielefelder, 0,1 Blumenmix, 0,1 Lachsblumenmix, 0,1 Silverudds Blaue/ 0,1 dt. Lachshuhn, 0,1 Sundheimer- tiergestützte Pädagogik mit Huhn

  3. #33
    Avatar von melachi
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    ach nö... echt jetzt? Weil ich ein Huhn töte und esse kann ich ihm keine Intelligenz, Bindungsfähigkeit und Emotionen zugestehen?

    Das ist doch alles Augenwischerei. Wer ein Tier hält, benutzt es immer zu den Bedingungen des Menschen, egal ob er es isst, es melkt oder schert, es kuschelt oder klickert, oder einfach nur anschaut. Das Tier wird nicht gefragt. Es muß leben, wie es dem Menschen gefällt, und fressen, was der Mensch für gut befindet, und nur in den seltensten Fällen darf es seine Triebe ausleben, stattdessen wird es fleissig konditioniert oder durch Zucht manipuliert. Ich sehe da keine zwei aufeinanderprallenden moralischen Vorstellungungen, oder glaubst du im Ernst, das dem Tier physische und psychische Quälerei bis hin zum Tod erspart bleiben, nur weil es ein 'Heimtier' ist? Wie moralisch ist es wohl, Hund und Katze den Schädel so zu deformieren, das er stärker dem menschlichen Schädel gleicht, damit dem Menschen der Bindungsaufbau leichter fällt und das Tier dadurch sogar zum Kindersatz werden kann, und das mit schrecklichen gesundheitlichen Folgen für das Tier.

  4. #34

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    Danke @Luci für deinen interessanten Beitrag.

    @Melachi
    Du hast Recht, wenn du schreibst, dass Tierhaltung zu den Bedingungen des haltenden Menschen geschieht.
    Nur sind doch die Bedingen wiederum sehr individuell und bei dem einen mehr auf Haltung unter Berücksichtigung des Wesens des Tieres bedacht und bei anderen stehen eben die Nutzfaktoren im Vordergrund.


  5. #35

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    Der Nutzfaktor steht auch bei Haustieren im Vordergrund, wenn auch anders geartet. Viele Haustiere werden sogar mehr gequält, als so manches Nutztier. Sie müssen emotionale Bedürfnisse erfüllen, ständig überschwängliche und distanzlose Liebesbeweise ertragen, werden isoliert und stundenlang alleine gehalten, in hübsche kleine Käfige gesperrt, mit diversen Zwangs-Hilfsmitteln traktiert, wenn sie nicht „funktionieren“ usw. usw.

    Auch Lucis Ausführungen kann ich mich nicht anschließen. Ich spreche weder einer Kuh, noch einem Schwein Fähigkeiten ab, die ich einem Haustier zubilligen würde. Diese Tiere empfinden ebenso Freude und Leid und haben individuelle Charaktere, genau wie ein Hund oder eine Katze.
    Das ganze würde aber hier den Rahmen sprengen und hat mit dem Ursprungsthema nichts zu tun.

    Ein Küken nimmt wahr, ob es behütet wird oder hilflos sich alleine überlassen ist. Dabei ist es völlig egal, wer diese Grundbedürfnisse (Futter, Wasser, ständig verfügbare Wärmequelle) stillt. Wichtig sind natürlich auch Sozialpartner in Form anderer Küken.
    Jeder hier kann gerne folgendes Experiment machen: Nehmt eine Glucke mit Küken und stellt eine Wärmeplatte, Futter, Wasser etc. direkt daneben. Sobald die Küken mobil sind, ist der bevorzugte Aktionsradius nicht mehr die Glucke, sondern die Wärmeplatte. Sie folgen der Glucke zwar noch, weil sie auf die Lockrufe geprägt sind, piepsen aber nicht nach ihr, wenn diese außer Sichtweise ist. Sie machen es sich unter der Platte bequem und futtern lustig weiter.

  6. #36
    Avatar von Dylan
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    Der Nutzfaktor steht auch bei Haustieren im Vordergrund, wenn auch anders geartet. Viele Haustiere werden sogar mehr gequält, als so manches Nutztier. Sie müssen emotionale Bedürfnisse erfüllen, ständig überschwängliche und distanzlose Liebesbeweise ertragen, werden isoliert und stundenlang alleine gehalten, in hübsche kleine Käfige gesperrt, mit diversen Zwangs-Hilfsmitteln traktiert, wenn sie nicht „funktionieren“ usw. usw.
    Und um den Bogen noch weiter zu spannen: Dasselbe gilt auch für den Menschen, beispielsweise für Kinder.
    Nicht nur Tiere müssen sich an die Umgebung anpassen - für Menschen gilt das noch viel mehr. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll - Tischmanieren, Grüßen müssen, Kinderkrippe besuchen, auf Autos acht geben, andere Kinder nicht hauen oder beißen - also auch wir Menschen müssen mit unserer Umgebung klar kommen, auch wenn es uns nicht gefällt. Wie viele Kinder weinen anfangs nach der Mutter, während sie an den Kindergarten gewöhnt werden?
    Wir sprechen Kindern Bindungsfähigkeit, Intelligenz und Emotionen zu und muten ihnen trotzdem zu, von der Mutter getrennt zu werden. (Habe ich übrigens bei meinen auch gemacht, wenn auch erst mit 3 Jahren; und sie waren immer unglücklich über die Trennung "blöder Kindergarten!"...)

    Ich wiederhole mich auch nochmal: Als meine Glucke ihre Küken mit 3 Wochen recht rüde weghackte, waren diese erst irritert, haben sich dann nach 2 - 3 Tagen sehr schnell selbst organisiert und einfach gegenseitig Halt gegeben. Das Gepiepse setzten sie dann ein, um sich gegenseitig nicht aus den Augen zu verlieren.

    Ich spreche übrigens jeder Ratte Bindungsfähigkeit, Emotionen und Intelligenz zu. Trotzdem lasse ich sie nicht in meinem Keller leben.

  7. #37

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    Zitat Zitat von SalomeM Beitrag anzeigen
    Der Nutzfaktor steht auch bei Haustieren im Vordergrund, wenn auch anders geartet. Viele Haustiere werden sogar mehr gequält, als so manches Nutztier. Sie müssen emotionale Bedürfnisse erfüllen, ständig überschwängliche und distanzlose Liebesbeweise ertragen, werden isoliert und stundenlang alleine gehalten, in hübsche kleine Käfige gesperrt, mit diversen Zwangs-Hilfsmitteln traktiert, wenn sie nicht „funktionieren“ usw. usw.
    (...)
    Ich hatte in meiner Antwort gar nicht zwischen Heim/Haus- und Nutztieren unterschieden.


  8. #38

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    Zitat Zitat von Dylan;1875801(...)
    Wir sprechen Kindern Bindungsfähigkeit, Intelligenz und Emotionen zu und muten ihnen trotzdem zu, von der Mutter getrennt zu werden. (Habe ich übrigens bei meinen auch gemacht, wenn auch erst mit 3 Jahren; und sie waren immer unglücklich über die Trennung "blöder Kindergarten!"...)
    (...)
    OT
    Daher spricht man auch von einer "sicheren Bindung", die Kinder in jungen Jahren erlernen und erleben sollten - eben damit sie in der Lage sind, kurzzeitige Trennungen zu verkraften.


  9. #39
    Avatar von Bohus-Dal
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    Ich weiß nicht, ob man das so vergleichen kann - Kindern kann man was erklären.
    Mixe 1,14; Dals-Pärlhöna 0,1; Buschhuhn 1,1; Warzenente 1,3; Katze 2,0

  10. #40
    Avatar von Luci
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    Hier werden Begriffe vermischt bzw. nicht richtig benutzt.
    Bindung ist nicht nur eine (mechanische) Bedürfnissbefriedigung.
    Sie ist komplex und entsteht unter anderen durch das äußern von Bedürfnissen des Tierbabys (egal ob menschliche Tiere oder andere) und der darauf adäquat reagierenden, empathischen Antwort.
    Bleibt diese Antwort aus oder ist unpassend, entstehen Bindungsstörungen.

    Diese Antwort kann niemals von einer Maschine kommen, da die Bedürfnisse sehr komplex und schnell wandelbar sind.

    Auch kann sie nicht bzw. nur sehr nordürftig von gleichaltrigen Babys (selbst zu bedürftig) oder anderen Arten kommen.

    Die Trennung von Kindern in die Kita (ab ca. 8 Wochen) oder gar in den Kindergarten (ab 3 Jahre) kann mit der Trennung von Eintagsküken von der Glucke nicht verglichen werden.

    Zum einen passt das Alter nicht.
    Der passende Vergleich sind Säuglinge, die sehr schnell nach der Geburt von der Mutter getrennt werden. Ich arbeite mit solchen Kindern und Menschen zusammen und dieses Bindungstraumata ist ein Leben lang im Rucksack dabei.

    Der adäquate Vergleich wäre eine sehr sanfte, schrittweise und am Küken orientierte Übergabe an eine andere Glucke (beim Mensch dann Erzieher*in). Beide Hennen wären mit dieser Ko-edukation einverstanden und würden sich bemühen, dass dies bestmöglich klappt.
    Die Küken wären schon einige Tage oder gar Wochen alt.
    Dies klingt sehr fiktiv und ist in der Regel keine Option, da Hennen noch sehr konservativ sind und nicht arbeiten gehen müssen (bzw. bei mir so lange Mutterschutz und Elternzeit haben, wie sie wollen ).

    (OT: Tatsächlich habe ich ähnliche Übergabe- Situationen erlebt, da meine Küken ja in der Gruppe groß wurden und befreundete Hennen schon mal Tante/Erzieherin spielten ).

    Ich denke, es bringt wenig, Äpfel mit Birnen zu vergleichen um zu rechtfertigen, warum wir Mütter durch Maschinen ersetzen, da es für uns Menschen Vorteile bringt.

    Und ich denke auch, wir sollten sehr fein und achtsam hinschauen, wenn wir andere Arten verstehen wollen.
    Von Außen, im Groben, vermeintlich Einfachen und mit Abstand, sind sensible und komplexe Sachverhalte "schnell gelöst" (zufällig zu Gunsten des Menschen).

    Das Argument, "weil es halt geht" oder "man das so macht" halte ich für unwirksam.

    Bei aller Sicherheit, die ich durch meine Fachlichkeit und auch Erfahrung in diesem Thema habe, bin ich grundsätzlich der Meinung, einen Irrtum nie Ganz ausschließen zu können.
    Wenn ich mich also vollständig irre und Küken ebensogit bei einer Maschine, wie bei einer einfühlsamen Mutter aufgehoben sind, dann wird kein Küken dieser Welt einen Schaden erleiden, weil es bei seiner Mutter groß werden darf.

    Was aber, wenn die Gegenseite sich irrt? Wäre das nicht fatal?

    Mir ist klar, dass ich aus einer tierethischen Perspektive argumentiere und etwa wirtschaftliche Argumente zu einem anderen Ergebnis führen können.

    Klar, wenn du diesen Weg gehst, stellt das ziemlich viel auf den Kopf und in Frage. Neue Möglichkeiten müssen gesucht werden. Meiner Erfahrung nach, entstehen neue Wege aber nur, indem du sie gehst (wie das Sprichwort so schön sagt).



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