Jedes Jahr auf's Neue das gleiche Problem. Im Frühjahr brüten die Hennen, nebenbei läuft der Brutautomat und wir freuen uns wie Bolle auf die Küken. Das ist die schönste Zeit des Jahres, wenn die kleinen Flauschbällchen da sind. Diese wachsen heran zu jungen Hühnern und bald unterscheiden sich die Jungs von den Mädels recht deutlich. Die halbstarken testosterongesteuerten Kerle beginnen sowie akustisch als auch vom Verhalten her auffällig zu werden. Das steigert sich, bis sie nicht mehr in der Herde verbleiben können.

Das eigentliche Problem ist: wohin mit den Hähnen, wenn sie zum Schlachten irgendwie noch zu mickrig, aber zum Verbleiben in der Herde irgendwie schon zu stressig sind.

In den letzten Jahren konnte ich die Jungs vorübergehend bei Bekannten unterbringen, wo sie in einer Junghahn-WG noch einige Monate wachsen konnten. Aber das war eine Notlösung. Sowohl die Bekannten, als auch ich war nicht wirklich glücklich mit der Unterbringung: der Bekannte fühlt sich verantwortlich, Gehege könnte größer sein, ... alles nicht so ganz optimal.

Seit dem letzten Herbst war ich auf der Suche nach einer besseren Lösung. Ich wollte die Junghähne für drei bis vier Monate so unterbringen

- dass sie ausreichend Fläche im Freiland haben
- dass sie weit genug entfernt von Häusern untergebracht sind, deren Bewohner sich gestört fühlen könnten
- dass sie einen sicheren Stall für die Nacht haben
- dass sie eine Umzäunung haben
- dass einiges an Gestrüpp vorhanden ist, um vor Feinden aus der Luft Schutz suchen zu können
- dass ich es nicht allzu weit habe, um die Tiere zu versorgen

Bauern gefragt, Baumschul-Betreiber gefragt, Stadtverwaltung gefragt.... nicht fündig geworden.

Dann im Januar bei der Verleihung des Sportabzeichens ein Wiedersehen mit F., den ich aus Jugendtagen vom Reitverein kenne und der heute einen großen Gartenmarkt betreibt. Er stammt aus einer Baumschul-Familie und ich nutze die Gelegenheit, ihn nach einer Wiese für meine Gockel zu fragen. Und was vernehmen meine verkümmerten Ohren? "Jo, habe ich!".

Er sagte er habe eine mehrere Hektar große Fläche. Auf dieser stehen Tannen, die zu Weihnachtsbäumen heranwachsen und Brachland, worauf im Frühjahr eine Wildblumenwiese eingesäät werden soll. Ich könne da gerne meine Hähne hinbringen. Ich hätte Purzelbäume schlagen können, so glücklich war ich!

Das ganze Gebiet ist umzäunt mit einem Wildzaun (Fotos folgen). Er ist dafür konzipiert, dass keine Rehe auf das Gebiet kommen. Der Zaun ist hoch und dicht genug, dass die Hähne nicht raus kommen können. Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass Fuchs, Marder, Marderhund oder sonstiger Räuber nicht unter dem Zaun hindurch eindringen können. Auch die Gattertore lassen Lücken, durch die Fressfeinde hinein könnten. Bisher sind die Tore auch nicht verschlossen, so dass jeder den Grund betreten könnte. Feinde aus der Luft können auch leicht Beute machen. Ich bin nicht sicher, ob die Nordmanntannen ausreichend Deckung bieten, aber das muss ich nun erstmal so hinnehmen. Vielleicht kann ich in einem kleinen Teil die Bäume dicht wachsen lassen, dass sie sich besser unter den Ästen verstecken können.

Ich kann mir vorstellen, dass ich nicht die einzige bin, die ein Junghahn-Problem hat. Vielleicht finden sich ja noch einige weitere private Hühnerhalter, die dieses Gockelwiesen-Projekt ebenfalls interessant finden. Eine Freundin hat schon angekündigt, auch ihre Hähne dort unterbringen zu wollen.

Was noch fehlt ist ein Stall. Diesen zu beschaffen soll meine nächste Aufgabe sein.

Die ganze Sache ist sicherlich noch nicht ganz zu Ende gedacht. Mich würde interessieren, wie ihr das Projekt findet und wenn ihr Anregungen habt, freue ich mich über Vorschläge.