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Thema: Gallibakterium Anatis

  1. #1
    Avatar von Susanne
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    Gallibakterium Anatis

    Guten Morgen,

    ich möchte hier mal von einem Bakterium berichten, das bei meiner Gruppe zu seltsamen Krankheitsfällen geführt hat. Ich habe aktuell verschiedene "Probleme", die erst mal scheinbar nichts miteinander zu tun haben:

    1. Mir ist letzte Woche wirklich schlagartig eine recht junge Brahmahenne (2 Jahre) verstorben. Weil der Krankheitsverlauf so schnell war, habe ich sie untersuchen lassen.
    2. Drei von vier Hähnen schnupfen, jeweils mit starken Atemgeräusche.
    3. Zwei Hähne habe Gicht, einer schon sehr lange, also mindestens drei Jahre, wobei er aber gut läuft, nur geschwollene Zehen hat, der andere hat einen Steckschritt und läuft nicht so gut. Dieser hat es erst seit September.

    Jetzt denkt man ja erst mal, dass das alles nichts miteinander zu tun haben kann. Ich habe übrigens auch die Gelenksflüssigkeit (es sind ja deutliche Schwellungen beim Hahn vorhanden) untersuchen lassen, leider ohne Ergebnis. Bei der Henne war, obwohl sie nicht im Trieb war, ein Schichtei im Bauch, zudem ganz viel eitrige Flüssigkeit (sie hat vergammelt gestunken bei der Obdkution), hier habe ich auf einen Abstrich verzichtet, denn warum sie verstorben war, war ja ersichtlich.

    Bei den Hähnen habe ich aufgrund der akuten Lage erst mal die Behandlung mit Baytril begonnen, die auch bei zwei Hähnen sofort angeschlagen hat, zudem hatte ich aber vorsichtshalber auch noch einen Abstrich in Auftrag gegeben, von dem ich mittlerweile ein Teilergebnis habe. Beim dritten Hahn, also der mit dem zusätlichen Gehproblem, wurde Baytril ergänzt durch Kortison (wegen der Arthrose oder Gicht) und durch Tetracyclin. Mittlerweise ist von ihm das Bakterium bekannt, er hat Gallibakterium Anatis, leider warte ich noch immer auf das Ergebnis für das passende AB. Deswegen wird weiterhin mit Baytril und Tetra behandelt.

    Dieses Bakterium kann tatsächlich alles erklären, was aktuell in meinem Bestand los ist. Es verursacht Eileiterentzündungen und andere Probleme im Bauchraum, es kann Gicht hervorrufen und es sorgt (vor allem bei Hähnen) für Schnupfenproblematik. Hätte da nie einen Zusammenhang vermutet. Wobei das mit der Gicht auch Zufall sein kann, denn im Gelenkpunktat waren ja keine Bakterien nachweisbar. Und beim stärker betroffenem Hahn war ja die Diagnose auch nicht Gicht, sondern Arthritis.

    Nun zu den Aussichten: Die beiden Hähne, bei denen Baytril mehr oder weniger gut angeschlagen hat, werden noch bis Ende behandelt, als noch drei Tage, bei einem ist jetzt schon nichts mehr zu merken, der andere hat zumindest mal keine Geräusche mehr, ist aber noch ab und an am Niesen. Der am stärksten betroffene wird weiterhin mit der Kombi Baytril, Tetra behandelt, bis ich ein besseres AB weiß. Die Hennen halte ich unter Beobachtung und bin dann froh, wenn ich gleich weiß, mit was ich es zu tun habe, wenn eine einen dicken Bauch bekommt.

    Ich denke mal, dass ich aktuell mit diesem einen Verlust wegkomme, da dieses Bakterium aber durch Wildvögel verteilt wird und anscheinende immer stärker auf dem Vormarsch ist, muss man damit wohl immer wieder rechnen.

    Ich hoffe, irgendwann hilft jemand mein Bericht!

    Grüße Susanne

  2. #2
    Avatar von elja
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    Danke für die Info. Wo kommt dieses Bakterium her?
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  3. #3
    Avatar von nero2010
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    Das Gallibacterium antis ist nicht unbekannt...wird immer mehr bei Geflügel diagnostiziert.
    Ich hatte es auch im Bestand...festgestellt durch Rachenabstrich bei anhaltenden Atemwegsproblemen.
    Nach Antibiogramm AB Gabe und vorbei war der Spuk.
    Ist aber für viele andere Erkrankungen verantwortlich. Die Tendenz der Erkrankungen scheint ansteigend zu sein.

  4. #4
    Avatar von Susanne
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    Das Bekterium kommt wohl auch häufig bei Wildvögeln vor und scheint mittlerweile öfters mal ein Problem bei Freilandhaltungen zu sein.

  5. #5
    Avatar von Widdy
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    Vielen Dank, @Susanne, für den informativen Bericht.
    Tiere sind meine Freunde, und ich esse meine Freunde nicht. Georg Bernard Shaw 1856-1950.

  6. #6
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    Hallo!

    Ja, herzlichen Dank für den interessanten Bericht !

    Eine Frage aber: Warum heißt der Erreger spezifisch anatis, also auf fachchinesisch "der Enten". Gallibacterium macht die Sache ja relativ klar, "Hühnerbakterium", aber der spezifische Artname "anatis" lässt doch vermuten, dass es eine Abart "für Wassergeflügel" ist. Da wundert es mich, dass der Erreger noch so hühnerpathogen ist, zumal in und über die allermeisten Hühnerhaltungen im Leben keine Ente sein oder drüber fliegen dürfte. Oder andere Vögel, die viel mit Enten zu tun haben .

    PS: Gerade mal gegoogelt- ist auch unter Pasteurella anatis zu finden und kann zoonotisch wirken, also auch Infektionen bei unsereinem bewirken...

    PPS: Hier mal ein sehr ausführlicher Link dazu:
    https://www.omicsonline.org/open-acc....php?aid=72320
    Geändert von Okina75 (01.01.2019 um 14:24 Uhr)
    Habe gerade 1000 Kalorien verbrannt- Pizza im Ofen vergessen...

  7. #7
    Avatar von Dylan
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    Der Link macht erschreckend deutlich, wie sehr Resistenzen gegen diesen Erreger schon unter dem Geflügel verbreitet ist. Ich bin immer wieder frustiert darüber, wie sich die Menschen das beste Medikament, das wir jemals hatten, durch übermäßige Anwendung ruinieren. Irgendwann kommen all die Seuchen zurück, mit denen wir nicht mehr gerechnet haben.
    Susanne, dein Engagement in Ehren - aber hast du keine Bedenken, dass du diesen Resistenzen in deiner Gruppe durch diese Antibiotikagabe nicht noch Vorschub leistest?

  8. #8
    Avatar von nero2010
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    Wenn nach Antibiogramm verabreicht wird und in einem angebrachten Zeitraum angewendet wird kommt es nicht soo leicht zu Resistenzen.
    Das Galib. Anatis spricht eigentlich noch auf verschiedenste AB an, Problem ist das kaum eines für Huhn zugelassen ist.
    Für mich nicht akzeptabel weil, es bei Schweinen und Rindern z.B angewandt wird.
    Ob AB bei diesen Tieren anders verstoffwechselt wird kann ich nicht sagen.
    Über Nahrung nehmen wir als Menschen bereits mehr auf als gedacht.

  9. #9
    Avatar von Susanne
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    Ich achte immer darauf, jedes AB in ausreichender Menge und ausreichender Menge zu geben. Restistenzen entstehen durch zu kurze Gaben oder zu geringe Gaben. Die Hähne werden nie gegessen und "entsorgen" tu ich die Tiere in der Tierkörperbeseitigungsanstalt (wobei bei den aktuellen ja keines mehr entsorgt werden musste.).

    Ich glaube, da werden eher Resistenzen geschaffen, wenn man AB übers Trinkwasser verabreicht und die Reste dann entsorgt. Meine bekommen immer ihre abgemessen Menge einzeln. Und egal wie: Verrecken lasse ich keines mir anvertrauten Tiere, wenn da noch was zu machen ist.

  10. #10
    Avatar von nero2010
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    Bin da völlig Deiner Meinung. Wenn Chance besteht , probieren.
    Anders geht es dann immer noch.

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