Hallo,
guckt ihr euch auch manchmal eure alten Bilder durch und erinnert euch an ein paar Erlebnisse mit euren Hühnern? Was ihr schon für Hühner habt kommen und gehen sehen? Macht euch dann ein paar Gedanken und philosophiert dann ein wenig herum?

Ich habe z.B. mal da geschaut:
https://www.huehner-info.de/forum/sh...=1#post1542514

Da hatte ich rund 119 Hühner (mit den ganz kleinen Küken), später kamen noch mal 46 Küken hinzu, 2017 hatte ich also ca. 120 Küken gebrütet. Bei den meisten Bildern gehe ich die Bilder durch und denk mir sowas wie "tot, tot, tot, tot, verkauft, tot, tot, tot, lebendig, tot, tot" usw.

Schon krass wie viele Hühner ich habe kommen und gehen sehen, bei den meisten weiß ich auch noch wie sie gestorben sind. Aus 2017 habe ich noch 4 Hühner die bei mir leben.

2018 habe ich auch rund 120 Küken gezogen (rein nach Gedächnis), davon habe ich immerhin noch 14 Hühner, den "Alt"-Hahn und 13 Hennen. Zwei Hennen sollen aber schon wieder aussortiert werden.

2014, 2015, 2016 habe ich auch schon Küken ausgebrütet, da habe ich (von allen zusammen) noch 2 Stück, die eine Zwergitalienermix-Henne aus 2014 hat schon einen Habichtangriff auf sie, einen (oder sogar mehrere) Fuchsangriffe und zwei Nebenhöhlen-Ops hinter sich, die Henne aus 2016 sollte eigentlich schon geschlachtet sein.

Dieses Jahr hatte ich 28 Küken, davon sollen immerhin 6 Hennen bleiben sowie 4 Hähne, 3 davon mit ungewisser Zukunft, wahrscheinlich weil ich weniger rumexperimentiert habe.

Hühner können ja durchaus 9 Jahre alt werden (meine älteste wird bald 8 ), doch welches Huhn wird schon so alt? Ich halte die Hühner ja um mit ihnen zu züchten, ihre Eier und ihr Fleisch zu essen, ihren Anblick zu genießen. Dementsprechend selektiere ich, habe schon viele Rassen und Kreuzungen ausprobiert, viele Fehler gemacht, bestimmt auch viel richtig gemacht und viel dazugelernt.

Fühle ich mich schlecht damit schon mehrere Hundert, oder sogar tausende Hühner hinter mit zu haben? Nein, ganz und gar nicht.
Ich bereue einige Sachen, denke schmerzhaft an einige dumme Fehler zurück. Denke mir das ich viele Hühner immernoch gern hätte die ich auf dem Weg bei mir rumlaufen hatte. Doch versuche ich immer mein bestes zu geben was die Haltung und den Tod meiner Hühner betrifft. Ich habe schon hunderten Hühnern ein Leben geschenkt, auch wenn es meist für menschliche Verhältnisse kurz war. Darauf bin ich schon ein bisschen Stolz und dankbar das ich so viele Hühner kennenlernen durfte, so viel Wissen anreichern konnte.

Ich fühle mich manchmal wie ein verrückter (Hühner-)Wissenschaftler der in seinem (Zucht-)Labor so maches "krankes" Experiment zusammen"braut". Mein Wissensdrang ist ungebrochen, am liebsten würde ich nächstes Jahr wieder 120 Küken ziehen wenn ich könnte. Hühnersucht in Extremausprägung? Ist das noch OCD, oder schon OCCCD? Obsessive Chicken Collecting Crossbreeding Disorder? Oder sind 120 Küken gar nicht so viel?

Was denke ich mir dann nach dem ganzen Denken der Gedanken für Gedanken (vielleicht auch schon wieder der zunehmenden Müdigkeit geschuldet)?? Nach diesen ganzen Hühnern?

Häufig überlege ich mir Antworten für Leute die Hühner halten und mit ihnen auf eine aus meiner Sicht "falsche" Art und Weise umgehen, oder etwas in das Verhalten ihrer Hühner reininterpretieren, sich "unnötige" Gedanken machen. Antworten auf Fragen die nicht gestellt werden bzw. Sachen sie niemand hören will.

Wenn es z.B. darum geht das man um ein Huhn trauert oder um "das eigene Hähnchen essen" Thema geht. Um aggressive Hähne und missverstandene Glucken.
Dabei denke ich natürlich aus meiner ganz eigenen Sicht die man nicht einfach auf andere übertragen kann. Ich bilde mir aber ein die Hühner sehr gut verstehen zu können. So eine Art Unter-den-Hühnern-aufgewachsen-Effekt.

Was ich mir oft so oder so ähnlich denke:
Hühner sind sehr vergänglich, deswegen darf man vor dem Tod eines Huhnes keine Angst haben, alle Hühner sterben mal, auf viele verschiedene Arten und Weisen. Der Tod ist für ein Huhn nichts schlimmes, das sterben auch nicht unbedingt, je weniger das Huhn merkt desto besser. Ein natürlicher Tod (Habicht, Organversagen etc.) ist meist sehr viel schlimmer als der Knüppel.

Das Huhn lebt im Moment; Wenn es nur eine Woche "glücklich" mit seinen Geschwistern rumgelaufen ist erfüllt jeder Tag dieser Woche das Küken genau so wie jeder "glückliche" Tag eines 7 jährigen Lebens einer alten Henne.

Ich definiere ein glückliches Hühnerleben danach dass alle Bedürfnisse gedeckt sind, da das Huhn im Moment lebt ist die Dauer desjenigen nicht so ausschlaggebend wie bei uns Menschen dafür das es ein erfülltes Leben ist oder nicht.
Das Huhn plant nicht in die Zukunft wie wir Menschen es tun, es ist ihm egal ob es schon mal ein Ei gelegt oder Küken gezeugt hat. Es will meist nur fressen, trinken und glücklich sein oder das jeweilige, meist von Reizen und Hormonen gesteuerte Bedürfnis stillen.

Die Leidenszeit eines Huhnes ist diejenige in der es physischen und psychischen Stress erleidet, da das Huhn im Moment lebt ist die Zeit des Leidens ausschlaggebend, es weiß nicht wann der Stress endet. Die Zeit sollte deswegen natürlich so kurz wie möglich gehalten werden. Wie intensiv der Stress für das Tier ist hängt natürlich vom Fall ab.

Ein kontroverser Gedanke ich weiß; Ich denke z.B. das die Hähne der Legehybriden die am ersten Tag getötet werden es besser haben als die Hennen die dann teilweise ihr ganzes Leben in Käfigen fristen müssen und einen langen Weg bis zum Tod haben. Aus der Sicht des Huhns.

Hühner fühlen/sind auch ihre ganz eigene Art und Weise, ganz anders als Menschen, deswegen sind sie nicht zu vermenschlichen.
Ist es nicht eher so das wir Menschen oft so primitiv sind wie Hühner und nicht ungekehrt die Hühner so "schlau" wie wir Menschen?

Irgend eine fesselnde, unvorhersehbare, total spannende Eigenschaft müssen Hühner aber doch an sich haben, sonst würde man sie doch nicht so furchtbar gerne beobachten und so "süchtig" nach ihnen sein!?
Solch ungelöste Rätel. Vielleicht ist die Usache ein ganz einfaches menschliches Bedürfnis?
Nach Ästehtik? Nach Ruhe und Entspannung? Nach Wissen? Nach Selbstverwirklichung? Nach Substinenz und Sicherheit (Anfänglich?, Ernährung)? Nach Anerkennung ("seht her ich habe Hühner")? Nach Kontakt (Kuschelhühner)? Nach dem Drang zur Bemutterung? Usw.?
Was sagen die Hühner über deren Halter (aus)?
Sind Hühner einfach wahre Multitalente darin diverse Bedürfnisse abzudecken? Gleichzeitig/ verwoben oder auch je nach Bedarf?

Philosophierende Grüße, Thorben