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Thema: Ein wenig Hühner-Philosophie

  1. #31
    Avatar von Bohus-Dal
    Registriert seit
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    Land
    Schweden
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    15.816
    Hühner sind wirklich was ganz besonderes, kein anderes Haustier kommt da mit. Sie haben mein Leben verändert, und ich könnte gar nicht mehr ohne Hühner leben. Mich fasziniert ihr Verhalten, ihre „Sprache“, die Gruppendynamik, daß man immernoch was Neues mit ihnen erleben darf, was man noch nie gesehen hat. Und sie lassen mich vertrauensvoll an ihrem Leben teilhaben, das berührt mich. Wenn z.B. die Glucke mir die Küken zum Wärmen überläßt und die Gelegenheit nutzt, sich mal ganz in Ruhe zu putzen.
    Und sie genießen das Leben, es macht Spaß, ihnen zuzugucken, wenn sie mit übersprudelnder Begeisterung irgendwo scharren und tolle Sachen finden z.B. Beim Sandbaden würde ich mich immer am liebsten dazulegen, das sieht so schön aus.
    Man kann ihnen auch so leicht eine Freude machen, diverse Beschäftigungstherapien für verregnete Tage oder im Winter werden mit großer Dankbarkeit angenommen.
    Was ich auch gut finde, ist, daß sie alleine zurechtkommen. Sie freuen sich, wenn ich komme, wollen gerne Zeit mit mir verbringen, sind aber nicht traurig, wenn ich gehe, weil sie ihre funktionierende Herdenstruktur haben und auch ohne mich ein erfülltes Leben haben. Sie sind nicht emotional abhängig von mir wie ein Hund, der mir den ganzen Tag am Hacken klebt, mich wie ein Idol verehrt und für den man sich ständig verstellen muß. Bei den Hühnern kann man einfach nur sich selbst sein, das beruhigt.

    Zitat Zitat von melachi Beitrag anzeigen
    Ich glaube, das Hühner genau das auch für uns tun: sie vermitteln uns, das alles in Ordnung ist, und warnen uns, wenn es nicht so ist. Da docken sie direkt an unsere Urinstinkte an aus Zeiten, als wir noch in in den Bäumen hockten und Vögel und andere Tiere unsere Alarmanlage waren. Sie sind quasi externe Sensoren für uns und ermöglichen es uns durch ihre Anwesenheit, uns zu entspannen.
    Das ist ein interessanter Gedanke. Kann ich mir gut vorstellen. Wenn Luftalarm ist, gucke ich automatisch zum Hahn.
    Andererseits - und das ist einer der wenigen Nachteile mit der Hühnerhaltung - hatte ich früher keine Angst vor Habichten, Füchsen und Mardern. Wenn man welche sah, war das nur ein tolles Naturerlebnis. Jetzt sind sie eine Bedrohung.


    Zitat Zitat von sternenstaub Beitrag anzeigen
    Das muss ich mal aufgreifen: Kann man ein Huhn zähmen?
    Und was heißt zähmen eigentlich genau?
    Ist sicher eine Definitionsfrage. Aber warum sollte man ein Huhn nicht zähmen können. Für mich ist ein zahmes Huhn eines, zu dem ich eine freundschaftliche Beziehung habe, es geht also nicht nur ums Futter, wie man fälschlich immer wieder liest.
    Was ich ganz interessant finde, ist, daß Hundewelpen ganz selbstverständlich sozialisiert werden sollen. Das finden alle. Meine Katzen sind nicht auf Menschen sozialisiert, da gerettete verwilderte Katzen. Funktioniert wunderbar und ist mir sogar lieber, da ich distanzlose, alles zerstörende Katzen nicht mag. Meine Küken hingegen sind auf mich sozialisiert, wachsen mit Glucke und mir als Extramutter auf. Oft liest man, daß man die Küken zu Anfang in Ruhe lassen soll. Bei Kunstbrut verstehe ich das ja noch, damit sie nicht fehlgeprägt werden, aber meine Naturbrutküken lernen von Anfang an, daß ich dazugehöre und Sicherheit, Wärme und Futter bedeute. Sie entscheiden selber, ob sie sich unter ihrer Mama oder auf meinem Schoß wärmen wollen. Ich sehe darin keinen Nachteil. Und wer keine so zahmen Hühner haben will - auch gut. Muß doch jeder für sich entscheiden. Beim Schlupf soll man ja auch angeblich nicht stören. Ich bin immer beim Schlupf dabei. Die anderen Hühner lungern dabei schließlich auch im Stall rum und glotzen, also darf ich das auch.


    Zitat Zitat von Dylan Beitrag anzeigen
    Das absolute Gegenteil ist der Fall. Gerade von Pferden als Fluchttieren kann man unglaublich viel über sich lernen wesentlich mehr als von Hühnern. Sie lesen und spiegeln sogar den Gesichtsausdruck eines Menschen, reagieren auf kleinste Körpersprache. Man muss die Tiere nur lesen können, jedes auf seine Art.
    Unterschreib! Von allen Tierarten, die ich kennengelernt habe, sind Pferde die, die unsere Körpersprache am besten lesen können. Hunde und Hühner sind auch gut, aber Pferde sind schon fast übernatürlich. Man kann ihnen auch nichts vormachen, kann Angst oder Aufregung nicht vor ihnen verbergen.

    Aber auch bei Hühnern denke ich manchmal, warum hat z.B. die gleiche Person jetzt schon zum 5. Mal einen aggressiven Hahn? Ich glaube, daß unsere Ausstrahlung viel dazu beiträgt, wie unsere Hühner uns sehen. Ich habe anscheinend das große Glück, eine Hühnerausstrahlung zu haben, da stimmt einfach die Chemie. Andere sind Hundemenschen und verhalten sich mit Hunden auf die richtige Weise.



    Eine Sache, über die ich viel grübele, ist das mit den „Bruderhähnen“. Wir finden es schrecklich, wenn Eintagsküken getötet werden (finde ich ja auch) und völlig ok, wenn Hähnchen geschlachtet und gegessen werden. Der Aspekt mit der Verschwendung von Lebensmitteln ist das eine, das meine ich hier aber nicht. Demnach ist es natürlich gut, wenn unerwünschte Hähne wenigstens einen „Sinn“ mit ihrem Leben haben, also großgezogen werden und als menschliche Nahrung dienen. Wobei Storchenprojekte, Schlangenhalter, Falkner, Zoos usw. ja auch die getöteten Eintagsküken gut gebrauchen können und sie somit auch einen „Sinn“ haben. Aber davon abgesehen, ich meine mehr das moralische Dilemma. Warum finden wir es plötzlich ok, ein Hähnchen zu töten, bloß weil es älter geworden ist? Nur weil es nicht mehr dem Kindchenschema entspricht? Kükentöten ist schlecht, weil Küken niedlich sind? Das ist doch aber nur unsere sehr menschliche Denkart. Oder ist es die Tatsache, daß das ältere Hähnchen ein gutes Leben hatte? Wie lang muß das Leben sein, bis wir es ohne schlechtes Gewissen nehmen dürfe? Wochen? Monate? Und wenn ihr Leben sowieso nicht gut ist? Ist es dann nicht barmherziger, gleich die Eintagsküken zu töten, dann hat man ihnen Leid erspart? Ich habe selber keine Antworten, aber beim Thema Kükentöten sträubt sich in mir was, es ist einfach „falsch“, „schlecht“, „grausam“. Ich kann das aber nicht logisch begründen und glaube daher vielleicht, daß das nur was Instinktives ist. Babies = niedlich = Tabu, die zu töten.
    Geändert von Bohus-Dal (16.02.2020 um 15:07 Uhr)
    Mixe 1,14; Dals-Pärlhöna 0,1; Buschhuhn 1,1; Warzenente 1,3; Katze 2,0

  2. #32
    Moderator Avatar von sil
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    Bohus Dal, das ist ein wunderbarer Beitrag.


    Zitat Zitat von Bohus-Dal Beitrag anzeigen
    Eine Sache, über die ich viel grübele, ist das mit den „Bruderhähnen“. Wir finden es schrecklich, wenn Eintagsküken getötet werden (finde ich ja auch) und völlig ok, wenn Hähnchen geschlachtet und gegessen werden..
    Ich persönlich hätte kein Problem damit, z.B. überzähliige Hahnenküken aus meiner Brut auch schon sehr früh zu töten um sie beispieslweise zu verfüttern, wenn ich ein anderes Haustier hätte, das davon satt wird.
    Oder andersrum:
    Es würde mir nicht schwerer fallen, ein Küken auch schon im Plüsch-alter zu töten um es "sinnvoll" zu verwerten., als es mir jetzt schwerfällt, einen älteren Hahn für die Küche zu töten.
    Der Unterschied für mich liegt höchstens darin, daß ein Hahn den ich aufziehe, vielleicht doch noch die Chance auf ein längeres und erfüllteres Hahnenleben hat.
    Das gilt aber nur für mich, weil ich Hähne nur notgedrungen schlachte und der Fokus nicht darauf liegt, möglichst viel ausbeute für die Truhe zu erreichen.

    Etwas anderes ist das Hähnchentöten bei den Legehybriden. Die werden quasi von Beginn ihres Lebens an als "Abfall" gesehen. Es geht nicht darum, Schlangenfutter zur Verfügung zu stellen (das ist nur ein Nebeneffekt), es geht nur um Kostenminimierung und maximale Gewinnausschöpfung. Diese Küken werden nicht als Lebewesen wahrgenommen, nur als lästiges und überflüssiges Abfallprodukt, und diese Einstellung mnacht das ganze pervers.
    "alles zuwider dem Menschen. auf den Äckern wächst das Gras und auf den Wiesen steht nichts." (sagte ein alter Bauer mal)

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