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Thema: Ein wenig Hühner-Philosophie

  1. #21
    Avatar von Dylan
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    Ich will ja hier keine Diskussion über die anderen Tierarten anzetteln.
    Ich wollte nur darauf hinweisen, dass man gerade im Umgang mit Fluchttieren lernt, sehr, sehr achtsam zu sein, was die Körpersprache betrifft. Bei meinen Hühnern muss ich da nicht so darauf achten, weil die Konsequenzen total harmlos sind. Aber wenn ich zwei auf Krawall oder Flucht gebürstete Pferde führe, schon. Zu den Hühner kann ich in jeder Verfassung reingehen, das ist im Grunde egal. Mein Lerneffekt bei den Pferden ist bei jeglicher Unachsamkeit sehr, sehr hoch. Heute ist mein Pony panisch auf die Seite gehüpft, als die Reitbeteiligung abstieg - sie hatte eine raschelnde Winterreithose an. Dinge, die wir nicht einmal mehr wahrnehmen, werden von den Tieren sehr wohl registriert. Ich finde es auch faszinierend, wie verschieden wir auftreten und agieren müssen, um mit den Tieren leben zu können.
    Ein Kuschelhuhnhalter kann seine Hühner total verwöhnen, zähmen, lieb haben - um Grunde braucht er sich nicht zu ändern und es läuft super.
    Kuschelpferdehalter hingegen scheitern meiner Erfahrung nach meistens, sobald sie zum Tor hinausreiten.

  2. #22
    Avatar von Gackerliene
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    Zitat Zitat von Kleinfastenrather Beitrag anzeigen
    Hallo,
    guckt ihr euch auch manchmal eure alten Bilder durch und erinnert euch an ein paar Erlebnisse mit euren Hühnern?




    Das Huhn lebt im Moment; Wenn es nur eine Woche "glücklich" mit seinen Geschwistern rumgelaufen ist erfüllt jeder Tag
    Das Huhn plant nicht in die Zukunft wie wir Menschen es tun, es ist ihm egal ob es schon mal ein Ei gelegt oder Küken gezeugt hat. Es will meist nur fressen, trinken und glücklich sein oder das jeweilige, meist von Reizen und Hormonen gesteuerte Bedürfnis stillen.





    Irgend eine fesselnde, unvorhersehbare, total spannende Eigenschaft müssen Hühner aber doch an sich haben, sonst würde man sie doch nicht so furchtbar gerne beobachten und so "süchtig" nach ihnen sein!?

    .........
    Sind Hühner einfach wahre Multitalente darin diverse Bedürfnisse abzudecken? Gleichzeitig/ verwoben oder auch je nach Bedarf?
    Guten Abend,
    sehr interressante Gedankengänge...hab nur paar Sätze von Dir rausgepickt...ich hätte nie gedacht dass Hühner mich mal so faszinieren... ich hatte mal 2008 bei einem befreundeten Ehepaar näheren Kontakt zu Hühnern (wohnte mal paar Monate da), aber da sind mir die Hühner noch nicht so nah gekommen, ich fand schade, dass die nur in der Voliere lebten, weil sie offensichtlich auch in den Garten konnten ohne wegzufliegen. Das fand ich ja schon faszinierend, weil ich hatte ja viele Jahre meines Lebens Kanarien und Sittiche, einen entflogenen Kanarie konnte ich per Zufall wieder einfangen, andere Vögel blieben verschollen und Hühner kann man einfach so laufen lassen! Jedes hat wirklich so einen eigenen Charakter und je nach Zutraulichkeit kann man sie hochnehmen und knuddeln (nunja, ob sie das wirklich mögen, aber sie sind offensichtlich nicht böse drum)...

    Ich habe ja als wir letztes Jahr mit den Hühnern aufgehört hatten nach ein paar Monaten der Haltung (wegen Beutegreifern und den Sorgen) wieder mit Kanarien etc angefangen, um die Voliere zu füllen und weil ich mich freute endlich draussen Vögel halten zu können. Allerdings sind sie keine wirkliche Alternative zu Hühnern! Hühner bedienen wirklich mehr Seiten meiner Persönlichkeit- ich muß sie beschützen und daher kreativ werden im Bau von Gehege, übernetzen, mein Mann hat mir die Pfostenhalter einbetoniert und beim Netz geholfen, aber den Rest hab ich selbst gemacht, auch den Hühnertunnel in den Stall gebaut und ein Kotbrett und Sitzastgestell, darauf bin ich echt stolz :-) morgen bau ich wieder was im Stall (Umstrukturierung und Aufstockung der Sitzgelegenheiten...) weil meinen Mann hab ich jetzt so gut erzogen, dass er mir zu Weihnachten 2 Zwerghühner schenkte (Gutschein).

    Dann diese Extremerfahrungen mit dem Schlachten unserer Hähnchen letztes Jahr, ich hatte jetzt die ganzen Federn, die ich von ihnen aufhebn wollte, auf den Kompost geschüttet, hab so schöne Fotos von ihnen, die ich mir noch nicht wirklich angucken wollte, aber wie Du beschrieben hast, die Tiere leben im Moment und sie haben auch gut geschmeckt. Dann die Grenzerfahrung diesen September das lebensunfähige Kücken zu erlösen. Die Erkenntnis- ich kann ein Tier töten, dass ich noch zuvor auf der Wärmeflasche an meinem Bauch trug.

    Dann haben mir die Hühner letztes Jahr in einem zwischenmenschlichen Fall geholfen zu erkennen, wie stehts wirklich um uns, ist mir jetzt zu persönlich zu beschreiben, führte aber von meiner Seite dazu, dass ich diese Leuts, die ich immer zum Freundeskreis zählte, nicht zur Hochzeit einlud, weil ich erkannte, war viel frommes Spiel in unsrem Miteinander und hintendran kein wirkliches Respektieren meiner Person (also die 2 Hühner die ich ihnen geschenkt hatte für die Glucke wurden weil sie von ihren Hühnern gepiesackt wurden lieber zur Verwandschaft bei Tisch gegeben, statt die 15km zu mir zurück, weil ich stressbedingt nicht in der Lage war, sie zu holen)

    Hühner entsprechen so herrlich meiner Person, sie sind chaotisch, machen jede Menge Dreck und so bisl was sie wollen und hören eigentlich nicht, es sei denn es geht ums Futter. Ja und Futter mache ich auch ganz gerne , experimentier grad auch mit vergorenen Körnern...find das Hühnerforum hier auch so schön ausgewogen, ich denke die Mischung aus Kuschelhuhnhaltern und Nutztierhaltern und die Übergänge darunter sind hier so schön ausgewogen, ich konnte viel lernen. War früher mal in nem Hundeforum, die Stimmung darin war einfach zu extremistisch....Das Huhn als Nutztier darf man auch noch weitervermehren, ohne gleich als Tierschutzsünder dazustehen, weil eigentlich ist das ja der praktische Tierschutz, sich vom Wiesenhofhähnchen und Industrie-Ei u verabschieden.

    wenn ich genug Platz mal hätte, hätte ich auch Lust bauf weitere lustige Mixexperimente :-) so als Ausdruck von Kreativität und Schöpferfreude (ein Gottesgeschenk an uns Menschen denke ich, das Huhn verpaart sich nur und legt die eier und als Mensch freut man sich über die unterschiedlichen Farbgebungen etc)

    schönen Abend noch, Alex

  3. #23
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    Nun ja, mit den Schafen und Ziegen kam ich immer problemlos klar, auch mit den Böcken- habe mich mit denen sogar männlich solidarisch verbunden gefühlt und sie immer ein bisschen mehr betüddelt als die Mädels ^^. Die Pferde, mit denen ich bislang zu tun hatte, waren zwar nur relativ wenige, ein paar Shettys, vier Friesen, ein Haflinger, aber auch mit denen war problemlos auszukommen.
    Die Hühner haben da viel weniger Hirn und viel mehr Instinkt dahinter, jedenfalls empfinde ich die als wesentlich sensibler. Nicht unbedingt einfühlsamer, einfach sensibler. Oder ich begegnete den großen Vierbeinern einfach ausgeglichener, weil zu denen der Weg länger war als jetzt zu meinen Hühnern, keine Ahnung.
    Es ist gleichermaßen schön, wenn einem die Schafe die Hose vom Hintern kopfreiben und einen damit als einen der ihren kennzeichnen, wie mitten unter seinen eher natur- skeptischen Hühnern zu sitzen, auch besonders ist beides gleichermaßen, aber irgendwie fühle ich als Vogelmensch mich von Vertrauen schenkenden Hühnern eher "geehrt", keine Ahnung ^^.
    Habe gerade 1000 Kalorien verbrannt- Pizza im Ofen vergessen...

  4. #24
    Wedgwood Lover Avatar von Darwin
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    Hallo,
    ein interessanter Faden ist das hier!
    Als Biologe bin ich am meisten am Verhalten der Tiere interessiert; also wie sie miteinander umgehen, wie sie mit anderen Arten (einschließlich Menschen) kommunizieren, Warnrufe äußern und interpretieren und so fort. Dazu müssen sie einen möglichst "natürlichen" Sozialverband bilden können mit erfahrenen alten, weniger alten und jungen Tieren. Und natürlich Freilauf und Naturbrut; meine Aufgabe ist es, die Hähne so auszuwählen und zusammenzustellen, dass das auch funktioniert und nicht zu viele Hühner den diversen Beutegreifern zum Opfer fallen.
    Befremdlich finde ich, wenn Hühner "vermenschlicht" werden ("Vergewaltiger"! "Kuschelhühner"!) - ich kann es allenfalls akzeptieren und verstehe auch, dass manche Halter und Halterinnen so "ticken", aber meins ist das nicht.

    (verschoben nach https://www.huehner-info.de/forum/sh...er-Philosophie)

    Und auch das klingt jetzt vielleicht ein wenig kaltherzig, aber das Schlachten ist für mich weniger ein moralisches als ein ästhetisches Problem - heißt, ich muss Hähne schlachten, die ganz einfach sehr schön sind und die ich eigentlich gern länger betrachten würde. Jeder Junghahn, den ich aus dem Bestand nehmen muss, ist jedoch eine Option für die Existenz eines Kükens aus einer weiteren Brut auf dieser Welt.
    Geändert von Kleinfastenrather (03.01.2020 um 15:13 Uhr) Grund: Bitte beim Thema bleiben
    "Never attribute to malice that which could easily be explained by stupidity!" (Hanlon's law)

  5. #25
    Mad Scientist Avatar von Batakie
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    Nun hab ich gestern 3 Junghähne geschlachtet und eine Henne aus dem letzten Jahr.
    Ich hab viele Hühner geschlachtet in all den Jahren und es wird immer schwerer für mich, die Tiere zu töten, die ich aufgezogen, gehegt und gepflegt habe.

    Immer wieder stelle ich mir die Frage, ob es überhaupt richtig ist, Fleisch zu essen.
    Und wenn ich die Natur betrachte, so sehe ich, das sie viele Wesen hervorgebracht hat, die nur von Fleisch leben können.
    Seid ich letztes Jahr 2 verweiste Fuchswelpen im Wald aufgezogen habe, fühle ich mich auch grade mit den Beutegreifern sehr verbunden.
    Und es ist klar: Das Hundefutter, was ich denen gebracht habe, war aus anderen Tieren gemacht.
    Ich hätte mehr Leben retten können, wenn ich die Füchse getötet hätte denn die werden nur dadurch überleben, das sie andere Tiere töten...Ich habe mich eben mit dem hilflosen Fuchswelpen verbunden. Nicht mit den unbekannten Beutetieren.


    Also: ich komme immer wieder in wiedrsprüchliche Gefühle, bei meiner Hühnerhaltung.
    Ich hab meine Hühner gern und möchte, das es ihnen gut geht.
    Die Schlachtkandidaten wähle ich aus rein äußerlichen Merkmalen.
    Dann tut es mir jedesmal leid , um jeden, den ich geschlachtet habe.
    Aufhören zu züchten, will ich aber auchnicht.

    Solange das sich nicht bei mir eindeutig klärt und ich ganz auf Fleischessen verzichte, lebe ich also mit diesen wiedrsprüchlichen Gefühlen und lasse es bei einer kleineren Anzahl von Küken.
    Mehr als 20 Küken im Jahr ist nicht drin.

    Wenn ich alte Bilder sehe, denke ich oft, das das tolle Hühner waren und ich sie behalten hätte sollen.
    Meine älteste Henne ist 9 Jahre alt geworden, das war mein allererstes Huhn, ein altenglisches Zwergkampfhuhn namens Puttchen. Ich hatte dieses Huhn bei einem Freund gegen einen Kescher eingetauscht, als ich 8 Jahre alt war. Hab das Huhn stolz nach Hause gebracht...mein Bruder fand es schrecklich, das wir dann Hühner hatten. Dann hatte ich Sebrights, war im Hühnerzuchtverein...
    Irgendwann waren dann andere Dinge wichtiger als Hühner und ich hab viele Jahre keine mehr gehalten.
    Jetzt seid 10 Jahren gehören die Hühner wieder zu meinem täglichen Leben.

    Mit allen Wiedersprüchen ist es doch mein Lieblingshobby, diese Hühner zu pflegen und zu züchten.
    Wenn ich den Hahn morgens höre, weis ich, das es Zeit ist aufzustehen.

  6. #26
    Moderator Avatar von sil
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    Zitat Zitat von Batakie Beitrag anzeigen
    Immer wieder stelle ich mir die Frage, ob es überhaupt richtig ist, Fleisch zu essen.
    Und wenn ich die Natur betrachte, so sehe ich, das sie viele Wesen hervorgebracht hat, die nur von Fleisch leben können.
    Seid ich letztes Jahr 2 verweiste Fuchswelpen im Wald aufgezogen habe, fühle ich mich auch grade mit den Beutegreifern sehr verbunden.
    Ist es nicht seltsam, daß es schwer fallen kann, Tiere zu töten und Fleisch zu essen, daß aber Pflanzen zu essen, Bäume zu fällen, Wiese umzuackern so gar kein Problem ist? Auch Pflanzen sind Lebewesen.
    Von Bäumen z.B. weiß man inzwischen, daß sie untereinander kommunizieren und sich gegenseitig vor Schädlingen warnen können. Ist es also leichter, den Salatkopf im Garten abzuschneiden, und hinterläßt es ein reineres Gewissen, ihn zu essen, weil wir nichts über sein Gefühlsleben wissen?

    Tatsache ist doch, daß alles was lebt, auch sterben muß, und durch seinen Tod erst eine Fortsetzung von anderem Leben ermöglicht.

    Auch mir fällt es schwer, einen überzähligen Hahn zu schlachten, viel leichter fällt es mir, eine Mausefalle aufzurichten, eine Kartoffelstaude auszugraben oder einen Kohlkopf ab zu schneiden, aber im Grunde ist das eine wie das andere die Entscheidung über Leben und Tod. Selbst das Bekämpfen der Milben im Hühnerstall ist nichts anderes als das Töten von Leben.
    Der Unterschied sind die Emotionen, die mir das eine schwerer, das andere leichter fallen lassen. Und vor allem die Emotionen, die ich in das Opfer meiner Tötungsabsicht hineininterpretiere (Ob sie welche haben, und welche, kann ich ja nur raten).

    Ein Fuchs tötet sicher nicht emotionslos, ein Huhn stirbt wohl auch nicht emotionslos, aber was beide nicht haben, ist der ständige Zwiespalt zwischen Gefühl und Verstand, der uns Menschen so oft plagt.

    Wir haben es fertig gebracht, mithilfe unseres Verstandes die Einstellung zu (Nutz-)tieren zu pervertieren, und nun pfuscht uns unser Gefühl dazwischen, das weiß. wie falsch eine solche Respektlosigkeit gegenüber dem Leben ist.
    Das eine bedeutet körperliches Wohlbefinden, satt sein, Bequemlichkeit, das andere löst dagegen sehr viele ungute Gedanken aus. Vegan zu leben, ist vielleicht nur ein Ausdruck der eigenen Hilflosigkeit gegenüber so widersprüchlichen Emotionen?
    Meine Hühner haben viel dazu beigetragen, daß ich gelernt habe, für mich einen Weg aus diesem Dilemma zu finden.
    Sie haben mein Bewußtsein dafür geweckt, daß gerade Tiere, die ich einmal essen werde, einen respektvollen Umgang verdienen, und zwar bis zu dem Tag, an dem sie in meinem Magen landen.
    "alles zuwider dem Menschen. auf den Äckern wächst das Gras und auf den Wiesen steht nichts." (sagte ein alter Bauer mal)

  7. #27
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    Kann ich nachvollziehen, Batakie!
    Ich erwische mich immer wieder bei dem Gedanken, dass es gefühlstechnisch und von der Konsequenz einzig richtig wäre, sich ausschließlich von Früchten einerseits zu ernähren, da die zum Verzehren konzipiert wurden (so verbreiten sich die entsprechenden Pflanzen), und andererseits, wenn es Fleisch sein muss, dann von Resten großer Beutegreifer, wie es unsere Vorfahren machten, als sie auf der Schwelle der Menschwerdung standen. Mangels großer Beutegreifer würde heutzutage als Ersatz nur Roadkill in Frage kommen, denn: Tiere, die schon tot sind- kein für mich erkennbares moralisches Dilemma. Ist aber auch keine gangbare Alternative.

    Es bleibt also einzig nur, sich so zu ernähren, wie das Gewissen es bei den Gegebenheiten zulässt. Also das übliche: Vegetarier, Veganer oder weiterhin Omnivore.
    Mir hilft dabei sehr, dass Beutegreifer all diese moralischen Dilemmata nicht haben. Der Fuchs oder Habicht töten meiner Ansicht nach ebenso emotional, wie wir uns vor einen Teller Spaghetti setzen. Nämlich gar nicht weiter bewegt, oder höchstens mit tropfendem Zahn, weil wir Kohldampf haben. Es ist der millionenfache völlig normale und alltägliche Vorgang ums täglich Brot, völlig lapidar, ebenso millionenfach ungesehen und vor dem Antlitz der Welt vollkommen bedeutungslos. Sterben gehört zum Leben ebenso selbstverständlich dazu wie die Geburt.
    Und bedenke ich den vor dem Angesicht der Welt wirklich völlig bedeutungslosen und tolerierten milliardenfachen Hühnertod in der Industrie, individuell ungesehen, ungeliebt und auch sonst mit keinerlei Gefühlen verknüpft außer der Sorge oder Vorfreude um den Erlös der Fuhre, dann relativiert sich die Sache noch weiter. All diese Milliarden Hühner weltweit jährlich, die einfach nur produziert und maschinell abgefertigt werden, die stellen unsere paar Handvoll Hobbyhühner aber so was von weit in den Schatten.
    Die wiederum individuell gesehen, geliebt, mit Gefühlen verbunden umhegt und umpflegt werden. Diesen Hühnern bemühen wir uns, das Paradies auf Erden zu schaffen, die haben ein SO viel reicheres Leben vom ersten Tag an, egal wie aufgezogen. Und das Huhn philosophiert nicht über die Zukunft, macht sich keine Pläne oder Gewissensbisse darum, ob es nun ok wäre, diese Maus zu zerfleischen. Es lebt von jetzt auf gleich, von heute auf morgen, und nimmt es uns absolut nicht krumm, wenn wir als Schicksal in die Bresche springen und bestimmen, wer nun wann gehen muss. Jeder Räuber, jeder Industriebeschäftigte handelt völlig automatisch und gedankenlos, wir hingegen sind um jeden Aspekt peinlich bemüht.

    Und meiner Ansicht nach ist diese intensive und innige Beschäftigung mit den Tieren entscheidend.
    Wir achten und respektieren unsere Tiere, haben idealenfalls auch eine tiefere geistige Verbindung zu ihnen, und dieser entgegen gebrachte Respekt rechtfertigt und erlaubt uns meiner Ansicht denn auch, bisweilen profundere Dinge zu tun. Allein, dass es uns leid tut rechtfertigt die ganze Sache, und züchtet man oder dergleichen, muss man halt auch. Der Respekt ist das entscheidende, der die Sache wieder ausgleicht, da bin ich völlig überzeugt! Dadurch ist es in Ordnung, und versöhnt die Mächte, die da mit am Werk sind.
    Habe gerade 1000 Kalorien verbrannt- Pizza im Ofen vergessen...

  8. #28
    Mad Scientist Avatar von Batakie
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    Hallo Okina,
    das hast du mal schön geschrieben

  9. #29
    Avatar von LadyDzuranya
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    Ich finde, dass der Vergleich hinkt. Die Beutegreifer töten zur eigenen Ernährung bzw. der Erhaltung der Jungen. Das ist aber meiner Meinung nach etwas anderes, als der Mensch es praktiziert, der Tiere nach Leistung/Schönheit/Verhalten selektiert und vor allem gezielt dafür in Gefangenschaft hält/züchtet und vermehrt. Dieses Verhalten ist wieder jeder Natur und rein auf die Bedürfnisse des Menschen ausgelegt. Hier achten zwar viele Halter auf möglichst artgerechte Haltung und gute Pflege, dennoch ist die Selektion und damit gezielte und geplante Tötung nicht mit der notwenigen Tötung der natürlichen Beutegreifer zu vergleichen.
    Zudem haben die Menschen als Omnivoren die Wahl und vor allen auch die Möglichkeit, sich anders zu ernähren.

    Den Anbau und die Ernte (Tötung) der Pflanzen finde ich als Vergleich auch nicht ganz treffend, denn die natürlichen Bedürfnisse der Pflanze müssen für einen entsprechenden Ertrag entsprechend berücksichtigt werden. Zu viel Salat auf zu wenig Fläche mindert den Ertrag und ist nicht mehr rentabel.

    Unser "schlechtes Gewissen" nach der Tötung ist meiner Meinung nach ein gesundes Anzeichen für unsere Moral, die durchaus noch vorhanden ist, nur durch die meist praktizierte Anonymität der Produktion von tierischen Produkten meist umgangen wird.

    0,5 Schwedisches Blumenhuhn, 0,3 Bielefelder Kennhuhn, 0,2 Araucana, 0,1 Sussex, 0,1 Marans, 1,1 Lachshuhn und 1 Hans
    0,5 Schwedische Blumenhühner, 0,3 Bielefelder Kennhuhn, 0,2 Araucana, 0,1 Sussex, 0,1 Marans, 1,1 deutsches Lachshuhn und 1 Hans

  10. #30
    Mad Scientist Avatar von Batakie
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    Zitat Zitat von sil Beitrag anzeigen
    Ist es nicht seltsam, daß es schwer fallen kann, Tiere zu töten und Fleisch zu essen, daß aber Pflanzen zu essen, Bäume zu fällen, Wiese umzuackern so gar kein Problem ist? Auch Pflanzen sind Lebewesen.
    Von Bäumen z.B. weiß man inzwischen, daß sie untereinander kommunizieren und sich gegenseitig vor Schädlingen warnen können. Ist es also leichter, den Salatkopf im Garten abzuschneiden, und hinterläßt es ein reineres Gewissen, ihn zu essen, weil wir nichts über sein Gefühlsleben wissen?

    Tatsache ist doch, daß alles was lebt, auch sterben muß, und durch seinen Tod erst eine Fortsetzung von anderem Leben ermöglicht.

    Auch mir fällt es schwer, einen überzähligen Hahn zu schlachten, viel leichter fällt es mir, eine Mausefalle aufzurichten, eine Kartoffelstaude auszugraben oder einen Kohlkopf ab zu schneiden, aber im Grunde ist das eine wie das andere die Entscheidung über Leben und Tod. Selbst das Bekämpfen der Milben im Hühnerstall ist nichts anderes als das Töten von Leben.
    Der Unterschied sind die Emotionen, die mir das eine schwerer, das andere leichter fallen lassen. Und vor allem die Emotionen, die ich in das Opfer meiner Tötungsabsicht hineininterpretiere (Ob sie welche haben, und welche, kann ich ja nur raten).

    Ein Fuchs tötet sicher nicht emotionslos, ein Huhn stirbt wohl auch nicht emotionslos, aber was beide nicht haben, ist der ständige Zwiespalt zwischen Gefühl und Verstand, der uns Menschen so oft plagt.

    Wir haben es fertig gebracht, mithilfe unseres Verstandes die Einstellung zu (Nutz-)tieren zu pervertieren, und nun pfuscht uns unser Gefühl dazwischen, das weiß. wie falsch eine solche Respektlosigkeit gegenüber dem Leben ist.
    Das eine bedeutet körperliches Wohlbefinden, satt sein, Bequemlichkeit, das andere löst dagegen sehr viele ungute Gedanken aus. Vegan zu leben, ist vielleicht nur ein Ausdruck der eigenen Hilflosigkeit gegenüber so widersprüchlichen Emotionen?
    Meine Hühner haben viel dazu beigetragen, daß ich gelernt habe, für mich einen Weg aus diesem Dilemma zu finden.
    Sie haben mein Bewußtsein dafür geweckt, daß gerade Tiere, die ich einmal essen werde, einen respektvollen Umgang verdienen, und zwar bis zu dem Tag, an dem sie in meinem Magen landen.

    Als Nutztierhalter leben wir mit diesen wiedersprüchlichen Gefühlen. Ich glaube, das es gut ist, das wir da näher dran sind an den Tieren die wir essen oder aus anderen Gründen töten. So können wir nicht ganz so abgestumpft Fleisch konsumieren.
    Das mit den Pflanzen Milben und Mäusen stimmt. Bei denen fällt mir das Töten leichter. Ich personifiziere Pflanzen weniger stark als Tiere. Und Milben zu personifizieren gelingt mir nicht.

    Die Emotionen die ich empfinde beobachte ich und die beeinflussen natürlich auch mein Handeln.
    Es sind subjektive Emotionen. Ich kann sie in gewissem Rahmen auch "abschalten" wenn ich muß.
    In letzter Zeit mag ich nicht mehr abschalten.

    Zum Glück bringt das Halten von Hühnern noch viele andere Situationen und Erlebnisse mit sich als das Schlachten, das Schöne ist für mich das tägliche Leben mit den Tieren, die mir auch Gesellschaft sind .
    Geändert von Batakie (06.02.2020 um 00:09 Uhr)

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