Sulmtaler

[Jussi]

Sowas hab ich auch noch nie gesehen. Interessant. Hätte auch keine Idee, wo das herkommen könnte. Vielleicht haben sie sowas wie eine Skoliose?

[Sulmtaler forever]

Ich hab sie abgetastet... alles passt. Nichts ist verschoben oder so. Brustbein stimmt auch.
Ich warte jetzt erst mal ab... Ich hab ja dieses Jahr nicht so viele Hennen, da ist der Platzdruck nicht ganz so hoch.

[Sulmtaler forever]

Ich möchte heute mal was adressieren bzgl Zucht und warum es so wichtig ist. Was ist der Unterschied zum züchten mit dem Standard oder einfach vermehren? Kann sich jeder Erhaltungszüchter nennen der eine Rasse vermehrt?

Bei uns in Deutschland und anders wo auch, wird es immer schwieriger Nutztiere zu halten. Ja, Hühner sind eigentlich auch Nutztiere, auch wenn manche sie ganz anders sehen. Aber es gibt auch Menschen die Schweine in der Wohnung halten. Das ändert nichts an der Kategorie.
Immer weniger Menschen halten Hühner etc. Die Zahlen gehen allgemein nach unten. Auch wenn Corona da geholfen hat, nach Corona wird die Zahl wahrscheinlich wieder sinken. Was Züchter und unsere Vorfahren durch gezielte Zucht erschaffen haben, geht immer mehr verloren. Früher wurden die Tiere einfach vermehrt, hauptsache sie haben gelegt und oder haben Fleisch geliefert. Durch die teilweise Abgeschiedenheit mancher Gegenden sind so Rassen entstanden. Manchmal auch durch gezielte Zucht, wie z.B. die Bielefelder. Ich fände es schade, wenn das verloren ginge. Jede Rasse hat so ihre Vor und Nachteile. Jeder hat einen anderen Geschmack wenn zu zu Form und Farbe kommt. Das zu erhalten ist eine schöne Sache und macht erstaunlicherweise sogar viel Spaß! Hätte ich nie gedacht! Ich bin ja eigentlich nur zur Zucht gekommen, weil ich anders keine Hühner hätte halten können. Jetzt hat es mich gepackt und ich könnte mir das anders gar nicht vorstellen.
Jetzt ist die Frage, wieso Verein? Wieso Standard? Wieso Austellungen? Muss das denn sein? Ich kann doch Hühner auch so brüten lassen. Die Antwort ist, es ist für den Erhalt der Rasse. Klingt jetzt erst mal doof. Aber es ist wirklich so. Verein, weil ohne Verein keine Ringe und ohne Ringe eine Ausstellung. Außerdem ein guter Verein gibt Rückhalt und Unterstützung. Wieso Standard? Wenn ich so im Internet schaue, sehe ich öfters Tiere, die dem Standard gar nicht gerecht werden. Klar, sind die Tiere trotzdem noch Rassetiere. Wenn man mit diesen Tieren aber züchtet, züchtet man die (ich nenn es mal so) Fehler weiter. Die Nachkommen haben diese Fehler dann auch, geben sie dann auch weiter und eventuell kommen zwei Tiere mit gleichen rezessiven Genen daher, die diese Fehler noch vergrößern. Mit der Zeit hat man dann Tiere, die dem Standard und der Rasse gar nicht mehr ähnlich sehen. Man denkt man erhält die Rasse, hat sie aber verändert. Genau da ist der Unterschied zu Zucht und Vermehrung.

Ausstellungen sind nicht nur da um zu gewinnen. Auch wenn viele das anders sehen. Es gibt Züchter die da sehr strebsam sind. Es geht auf der Ausstellung aber auch um die Bewertung. Man erfährt wo es an den Tieren hakt. Auf was muss ich achten, damit meine Tiere im Standard bleiben. Man wird nämlich manchmal "blind" seinen Tieren gegenüber. Jemand anders kann das manchmal besser beurteilen mit einem frischen Auge. Und ein Preisrichter ist (sollte) das können, denn dafür haben sie die Schulbank gedrückt und sind trainiert worden. Nicht jeder Züchter kennt sich mit anderen Rassen aus. Was für den einen ein Fehler ist, ist für den anderen Rassestandard. Bei den Sulmis ist der Wickelkamm Pflicht. Ein Orpington Züchter würde so einen Kamm sofort aus dem Bestand nehmen. Außerdem der Vergleich zu anderen Tieren der Rasse. Wie stehen sie im Vergleich da? Wenn ich auf eine Ausstellung gehe, wo nur ein oder zwei andere Tiere meiner Rasse stehen, werden meine viel besser abschneiden. Wenn ich auf eine große Ausstellung gehe wo mehrere Reihen dieser Rasse stehen, dann sieht das schon anders aus. Und ja, es ist auch ein Wettbewerb! Aber es gibt mir einen Einblick in meine Zucht... wie es bei anderen läuft. Wie gut sind meine Tiere wirklich... weil sind wir mal ehrlich: Jeder denkt er hat die schönsten und besten Hühner der Welt! Und am schönsten ist, wenn man mit anderen Züchtern fachsimpeln kann... oder wenn der Sonderverein eine Tierbesprechung hält. Da hab ich schon viel lernen können.

Was mich aber dazu gebracht hat das hier zu schreiben. Ich habe heute mit einem Orpingtonzüchter gesprochen, der einen bestimmten Farbschlag züchtet. Es gibt nur noch sehr wenige Tiere. Es gibt aber auch andere Rassen, die sehr mit der Erhaltung kämpfen. Das wäre wirklich schade.

Vielleicht habt ihr auch schon darüber nachgedacht zu züchten. Lasst euch von dem Vereinswesen nicht abschrecken. Das kann auch sehr schön sein. Es gibt Rassen die gibt es an jeder Ecke. Aber auch die Großrassen werden immer weniger. Falls es euch in den Fingern juckt, vielleicht könnt ihr einer bedrohten Rasse eine Chance geben.

[kopfloser Mensch]

Schöner Beitrag, Astrid, dankesehr!

[Sulmtaler forever]

Danke Anna!

Ich möchte aber noch etwas dazu sagen. Es soll auf keinen Fall so rüber kommen, dass Mixe oder so keine Daseinsberechtigung haben. Ganz und gar nicht. Diese können genauso schön sein!
Ich wollte nur sagen, dass Rassenzucht nichts schlechtes ist, und dass es sich lohnt diese Tiere zu erhalten.

[Silmarien]

Sehr schöner Beitrag @Astrid. Selber werde ich vermutlich nicht züchten, dafür gefallen mir zu viele Rassen. Ich könnte mich nicht auf eine oder zwei festlegen. Ohne euch gäbe es diese Rassevielfalt erst gar nicht oder immer weniger davon. Mir gefällt beides, Rassen und Mixe, habe dieses Jahr beide Varianten gebrütet. Diese Möglichkeit hatte ich nur, weil mir Rassezüchter Bruteier ihrer tollen Rassen gegeben haben. Der Züchter meiner Sulmtaler Bruteier war bei uns und hat sich die beiden schönsten, vielversprechensten Junghähne aus meiner Brut mitgenommen. Einen möchte er ausstellen, mit beiden möchte er züchten. Im Gegenzug bekomme ich nächstes Jahr wieder Bruteier von ihm. So habe ich indirekt und ohne vorherige Absprache als züchterische Zweigstelle fungiert.

[Sulmtaler forever]

Na das ist doch schon ein Anfang... eine Zweigstelle. Vielleicht geht ja auch mal mehr.

[Jussi]

Du sprichst mir sowas von aus dem Herzen! Wir hatten vor unserer Augsburger Zucht ja auch eine bunte Mixgruppe und fanden das wunderschön. Bis irgendwann das Nachdenken kam und die Überzeugung, sich wirklich gerne etwas in unserem Rahmen für eine alte bedrohte Rasse zu engagieren. Warum auch nicht? Wir sind auch dann erst in einen Verein eingetreten und freuen uns immer über jede Versammlung und das dortige Miteinander. Zu den Viel-Ausstellern werden wir sicher nie werden. Einmal im Jahr reicht uns an Stress für Mensch und Tier und dem immer auch damit verbundenen Erregerrisiko. Da bin ich einfach nur froh, wenn die Tiere auch nach der Ausstellung und der Quarantäne noch fit sind. Andererseits schlagen da auch zwei Herzen in meiner Brust, weil man auf Ausstellungen so bedrohte Rassen wie unsere immernoch viel zu selten sieht. Wie soll man also neue Züchter gewinnen, wenn man nicht auch öfters mal auf Großausstellungen geht...? Aber es gibt ja auch noch ein normales Alltags-, Familien- und Berufsleben neben der Hühnerei und da fehlt mir dann wirklich auch die Zeit.

Was mich immer mal irgendwie ärgert ist, von welchen absolut nach Standard schlechten, teils für die Zucht wirklich ungeeigneten Elterntieren da oft BE zu maximalen Preisen angeboten werden, nur weil man meint bei sich im Stall da "reinrassige" Tiere zu haben. Da genau fängt der Unterschied zwischen einfach nur Vermehrung und leider auch oft damit verbundener eher Verschlechterung einer Rasse und qualitätsvoller Erhaltungszucht an.

Achja, ich sehe schon, irgendwie wird es dringend Zeit, dass wir uns mal persönlich kennenlernen. Wir sind uns da sicher in vielen Ansichten sehr ähnlich.

Zum Schluss noch kurz: Auch die Liebhaber einer Rasse sind für den Arterhalt und die Werbung für eine Rasse wichtig. Wir geben ja mindestens 80% unserer ca. 70-90 Küken pro Jahr an Hobbyhalter ab und freuen uns immer gemeinsam.

[Sulmtaler forever]

Da hast du vollkommen Recht Jussi! Liebhaber dieser Rasse werden auch gebraucht! Das sollte man nicht außer Acht lassen! Auch so kann man die Rasse unterstützen, indem man vom Züchter kauft. Denn das Geld fließt (zumindest bei mir) 100% wieder in die Hühner.

Ich finde es auch oft frech, was manche da als BE verkaufen. Ich weiß von einem Züchter der das ganze Jahr über Sulmtaler Bruteier auf ebay etc inseriert hat. Namen will ich natürlich keine nennen. Und ich weiß, dass da einige Leute weiße Sulmtaler mit blauen Beinen bekommen haben... ohne Schopf... und einfach eine schlechte Qualität. Alles grobe Fehler. Ich weiß nicht, ob es ein Kreuzungsfehler war, aber dann muss ich dazu stehen, was in dem Fall dann nicht der Fall war.

Ich würde dich und Deine Augsburger mal gerne kennenlernen, liebe Jussi! Vielleicht klappt es ja mal. Obwohl ich das Gefühl hab, dass ich dich schon irgendwie kenne. Ich hab ja damals die Sendung im BR gesehen... und deine posts gelesen in deinem Erhaltungsthread.

[Sulmtaler forever]

Heute hat mir Facebook Bilder vom letzten Jahr gezeigt. Bilder von meinen ersten Nachzuchten. Da waren sie gerade 16 Wochen alt. Fand ich ganz interessant die Bilder wieder revue passieren zu lassen. Vor allem aber von meinem "Dicken". Bei mir bekommen die Hähne ja keine Namen, aber irgendwie muss man sie ja unterscheiden wenn man einige da rumlaufen hat.

Dieser Hahn ist mir schon sehr früh aufgefallen. Er war groß und kräftig. Hatte einen guten Kamm (zumindest wie ich das damals einschätzen konnte ). Er war selbstbewusst aber nicht gemein. Er hat sein Ding gemacht und war ehr ein Einzelgänger. Das hat sich erst später geändert als er seinen Platz zwischen den weniger werdenden Buben gefunden hatte. So sah er vor einem Jahr aus.


Sein Halsgefieder hatte schon eine schöne dunkle Farbe und wurde vor allem weiter unten nicht so hell. Das sieht man leider sehr oft. Er hatte eine tiefere Stimme als seine Brüder. Ich dachte sogar manchmal, dass er einfach zu mächtig wird. Im Sommer hatte ich ja noch Hoffnung, dass Ausstellungen stattfinden. Deshalb war ich dann auch so traurig, als ich eines Tages in den Stall kam und meinen Buben so vorfand.


Er hatte wohl gekämpft und eine hintere Zacke verloren. Das Bild zeigt noch Blutverkrustungen. Für eine Ausstellung taugt er so natürlich nicht mehr.

Das nächste Bild zeigt mich wie ich ihn wieder in den Stall trage. Das war im November, als Norbert Knöll mir meine Tiere durchgeschaut hatte. Ich war total happy, weil er ihn gelobt hat. Es wäre ein sehr schöner Hahn. Und jetzt wo ich etwas mehr Blick dafür habe, muss ich gestehen, es IST ein schöner Hahn. Auch wenn er eine Zacke verloren hat. Denn für die Zucht macht das keinen Unterschied.


Hier ist er nochmal im Januar bei seinen Mädels... da waren sie schon in Zuchtgruppen aufgeteilt.




Ich muss sagen, dieser Bub hat sehr gut vererbt. Ich werde mal versuchen gute Fotos von seinem Nachwuchs zu machen. Gute Kämme. Schöne, große Form. Die meisten auch eine schöne dunkle Farbe im Halsgefieder und Rücken.
Er wird auch nächstes Jahr nochmal dabei sein.
Leider musste ich ihn auch auf Diät setzten. Er wurde einfach zu riesig. Aber es hat ihm gut getan etwas an Gewicht zu verlieren. Er ist wieder mehr aktiv. Zum Ende der Brutzeit, hat er sich immer mehr hingesetzt und auch die Befruchtungsrate war nicht mehr die beste. Jetzt ist er wieder fit und ich habe das Futter permanent so reduziert, dass es reicht, aber nicht zu viel ist. Man lernt halt dazu. Da sind wir wieder bei derm Spruch "nächstes Jahr".