Warum ich mich für Linienzucht entschieden habe.
Ich glaube ich habe hier schon mal geschrieben über diesen total verrückten Hahn der die ganzen Hennen und den ganzen Verein aufgerüttelt hat. Ja, er war der Auslöser... mehr oder weniger.
Ich wollte ja eigentlich nur Hühner halten. Mehr nicht. Hatte nur keine andere MÖglichkeit Hühner zu halten als im Geflügelzuchtverein. Also musste ich züchten, und ich muss ausstellen (also wenn kein Corona dazwischen kommt
)
Ganz naiv wie ich war, dachte ich halt, da stellst du einen Hahn zu ein paar Hennen...und dann brütest du so 20-30 Küken aus im Jahr (kleine Brutmaschine reicht da ja VOLLKOMMEN) und stellst dann halt ein paar Tiere aus. Gut ist!
Und wie das so ist als Neuling, man hört auf die vielen Stimmen die dir verschiedene Ratschläge geben... und was man so im Internet aufschnappt. "Fremdes Blut" "Tiere sind nicht miteinander verwandt" etc. Also denkt man sich, so muss es sein. Schließlich ist es bei uns Menschen auch so!
Also ich weiß, dass Norbert kein fremdes Blut einbringt. So was mach ich NIE!! Dachte ich! Ich holte mir dann einen Hahn und ein paar Hennen um das Blut aufzufrischen. Ich bekam den Ratschlag nicht zu sehr viele Züchter mit einzubringen, dann das gibt MIschmasch. Also suchte ich mir, bis auf eine Henne, Tiere von nur einem Züchter. Sie hatten gute bis ok Bewertungen. Na, für jemand wie mich, der nicht groß ausstellen will ist das doch in Ordnung!!!
Der Hahn war dann so ängstlich und nervös, dass meine lieben und aus der Hand fressenden Hennen, dazu brachte auch vor mir schreiend und in Panik wegzurennen. Ich habe dann Tiere gemischt... (auch wieder auf anraten von anderen Züchtern). ich hatte eine zu helle in Wels gekaufte Henne bei den Tieren von Norbert dabei... und noch zwei Hennen von Norbert bei dem verrückten Hahn. Das war mein Glück, denn die Küken von dem verrückten Hahn, waren teilweise auch sehr nervös. Auch vom Aussehen her konnte ich selbst als Neuling sehen, dass die Qualität nicht so war.
Irgendwann dachte ich mir, WARUM gibt es da so einen Unterschied. Und WARUM macht man Inzucht. Ich habe mir dann ein Buch über Inzucht (mit gleichem Titel) gekauft. Und dann hat es klick gemacht. Ich hätte mir von dem Buch mehr Information gewünscht...denn es kratzt nur an der Oberfläche. Aber es erklärt warum und wieso... geht auch auf die Risiken ein.
Ich möchte das mal bildlich so vorstellen. Ich bitte dabei nicht an Rassismuss zu denken!
Ein europäisches Ehepaar bekommt Kinder. Im Grunde kann da vieles dabei rauskommen. Von blond bis dunkelhaarig über rote Haare. Die Hautfarbe kann anders sein. Selbst bei meinen Kindern kommen Gene raus die mir und meinem Mann überhaupt nicht sichtbar! vorhanden sind. Viele Eltern fragen sich, wie sieht mein Kind aus? Hat es die blonden Haare der Mutter, oder die dunklen Haare des Vaters? Oder oder oder. Ein Ehepaar in China wird sich das wahrscheinlich nicht fragen. Sie wissen, das Kind hat dunkle Haare. Und darum Linienzucht.
Wenn ich eine Linie habe, wo ich im Groben weiß was dabei rauskommt. Dann muss ich nicht so viele Küken ziehen. Ich kenne die Gene und bekomme nicht so viele Überraschungen. Beispiel: Ein Züchter bei mir im Verein. Er hat gute Tiere, erzählt aber immer wieder, ich hab da einen Hahn gekauft der hatte ein V auf der Ausstellung gemacht! Aber bei den Nachzuchten ist nur Mist rausgekommen. Da hatte er auf einmal falsche Augenfarben mit dabei. Warum? Der Hahn hatte ein V (vorzüglich) auf der Ausstellung! Aber man sieht die Gene die das Tier mitbringt einfach nicht. Man weiß nicht, was das Tier mitbringt. Selbst Elterntiere die total schlecht sind, könnten ein V Tier hervorbringen, WENN man genug brütet. Dieses V-Tier bringt aber einfach Gene mit, die nicht gut sind und viele Fehler in sich tragen und dann auch weitergeben an Kinder und Enkel. Es ist also besser wenn ich die Gene der Tiere kenne wenn ich die Tiere verpaare. Das sehe ich aber mit fremden Blut nicht. Es kann sein dass rezessive Gene erst nach 2 oder 3 Bruten irgendwann hervortreten. Und dann fragt man sich WO kommt das denn jetzt her.
Ich habe dann alle Tiere die nicht aus Norberts Zucht waren aus der Zucht genommen. Alle Küken verkauft bzw geschlachtet was ich nicht verkaufen konnte (HÄhne). Gut war, dass die helle Henne in der Gruppe die Helligkeit vererbt hat und ich so erkennen konnte welche Jungtiere ich rausnehmen musste. Wenn ich jetzt 4 oder 5 Stämme halte. Und sie getrennt halte... ab und an gehen dann Hennen oder Hähne in einen anderen Stamm um das Blut aufzufrischen. Die Tiere sind zwar indirekt miteinander verwandt, tragen die gleichen Gene, sind aber so weit verwandtschaftlich voneinander getrennt, dass es schon wieder keine Inzucht ist. Wobei man je nachdem was man erreichen will auch wieder zu Vater, Mutter, Großvater, Großmutter zieht. Wenn ich z.B. ein Tier habe, was super Gene weitergibt. Dann könnte ich dieses Tier mit Kindern, Enkeln verpaaren, um die Gene zu festigen. 50% der Gene kommen auch bei Hühnern von jeweils einem Elternteil. Wenn ich jetzt diesen Supervererber mit einer Tochter verpaare, haben die Nachkommen 75% dieser Gene. Sowas macht man natürlich nur mit sehr guten Tieren.
Und ja, negative Gene werden so auch weitergegeben! Da MUSS man ein Auge darauf haben und sofort reagieren! Man sollte nicht einfach fröhlich losverpaaren und sagen das ist Linienzucht, das muss so! Es gehört viel Beobachtung und Fingerspitzengefühl dazu. Wie wachsen die Nachzuchten? Zeigen sie Schwächen?
Züchten ist wirklich was ganz Tolles. Kaum sind die Kleinen geschlüpft und ich schau mir an wie sie so wachsen und wie sie den Eltern ähnlich sehen, fange ich an zu überlegen wie ich nächstes Jahr weiterzüchten möchte.
Ich markiere meine Tiere und Küken ja mit bunten Fußringen. Und ich konnte dieses Jahr den Küken ansehen und wusste aus welchem Stamm sie kamen. Bloß vom Aussehen her. Meine blauen Küken hatten die Größe vom Papa, meinem Dicken. Beim grünen Stamm kam mehr Farbe ins Spiel. Das war sooo interessant!
Was hat ein Züchter nun, wenn er Linienzucht betreibt? Tiere die keine großen genetischen Ausbrüche zeigen (meistens). Das bedeutet, man braucht nicht so viele Tiere nachziehen wie jemand der viel genetische Vielfalt mit in die Zucht bringt. Es geht halt auch darum, dass die Tiere dem Standard gleichen so gut wie möglich. Ausbrüche im Aussehen disqualitifzieren das Tier.
Ich hoffe, ich konnte das so rüberbringen, damit man den Grund versteht. Und weil ich eben so viele Stämme halten möchte, habe ich mich entschlossen, die weißen Sulmtaler abzugeben. Die Stämme brauchen jeweils einen Stall. Für mindestens 4 Stämme mal 2 habe ich alle meine vorhandenen Ställe belegt. Nur Platz für die Küken habe ich nicht mehr. Ich möchte nicht einfach nur vermehren. Lieber nur einen Farbschlag und dann aber richtig.
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