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Thema: Geschwollene bzw. Entzündete Fußballen bei Wachteln

  1. #1
    Gast AH
    Gast

    Geschwollene bzw. Entzündete Fußballen bei Wachteln

    Guten Tag,
    Bin neu im Forum und bräuchte auch direkt die Hilfe von euch.
    Ich halte 18 Wachtel in einem Etagenstall mit angrenzender Volliere. Eine Wachtel hatte vor ca 1 Monat einen sehr geschwollen Fuß. Ausgehend vom Fußballen. Aber es war der ganze Zeh geschwollen und auch heiß. Die Wachtel hat gefressen, ist aber die meiste Zeit nur noch gesessen und hatte sichtlich Schmerzen. Es gab keine sichtbare Entzündung oder dergleichen. Wir haben die Wachtel in Kamillenbäder gestellt und in mit bethaisodonna Salbe eingeschmiert. Nach 2 Wochen Pflege ist uns dann der Marder eingebrochen und hat natürlich unseren Patienten erwischt.

    Heute gehe ich in den Stall und sehe, dass die Nächste Henne das selbe hat. Kennt ihr das? Hat jemand eine Empfehlung was zu tun ist?

    Danke und Gruß - Andreas

  2. #2

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    Hallo Andreas, erst einmal herzlich willkommen im Forum bei den Hühnerverrückten.

    Da hast du ja gleich ein ernstzunehmendes Problem! Auf jeden Fall solltest du so einen Fußballenabszess nicht auf die leichte Schulter nehmen, das kann böse enden. Ich hatte bei meinen Wachteln auch mal so einen Fall.
    Zum besseren Verständnis der Situation:
    Meine Wachtelvoliere steht im Hof, der Boden ist aus 50 Jahre altem, verwitterten und recht groben Betonpflaster. Als Einstreu hatte ich Sand und in den Versteckhäuschen so eine Kleintiereinstreu aus Holzchips. Der Sand wurde von den Wachteln stellenweise weggescharrt/aus der Voliere rausgescharrt, bis sie auf dem Beton liefen, da die Sandschicht viel zu dünn war. Bei einer Wachtel bildete sich ein Fußballenabszess, den sie zunächst erfolgreich verborgen hat. Der betroffenen Wachtel merkte man gar nichts an, sie hat normal gefressen und ist rumgelaufen, obwohl sie sicher starke Schmerzen hatte. Die anderen Wachteln blieben gesund, auch bei Tieren gibt es empfindlichere und robustere. Bemerkt habe ich das erst, als sie sich irgendwie den Fußballenabszess eingerissen hat und das wie verrückt geblutet hat, es sah in der Voliere aus, als ob eine Wachtel abgeschlachtet worden wäre. Ich bin sofort mit ihr in die Vogelklinik. Dort wurde die Wunde gereinigt und sie hat einen Verband bekommen mit Flammazine-Salbe auf dem Ballen. Das ist eine Salbe (eigentlich für Menschen, verschreibungspflichtig, Verbindung von Antibiotikum und Silber), die bei Verbrennungen und Verbrühungen eingesetzt wird. Hat hier aber gut geholfen.

    Ursächlich für den Fußballenabszess war laut TÄ wohl der zu harte, evtl. unebene Betonboden/zu grobe Steinchen in der zu dünnen Sandschicht für die sehr empfindlichen Fußballen dieser Wachtel, außerdem war die Wachtel auch nicht gerade leichtgewichtig, was das Problem noch verschlimmert haben wird.
    Es kommt also aufgrund der widrigen Umstände zu winzigsten Verletzungen der Haut, Keime dringen ein und führen zu einem eitrigen Abszess. Die Entzündung arbeitet im Inneren des Ballens, dort kann sich auch reichlich Eiter ansammeln, von außen sieht man zunächst nur, dass der Fußballen dicker ist, als er sein sollte (allerdings nur, wenn man regelmäßig die Fußsohle betrachtet). Später fällt auch eine Rötung auf, es bildet sich auch ein Schorf wie bei einem Grind bei einer Verletzung. Bei deiner ersten Patientin war die Entzündung wohl schon weitergewandert in den Zeh. Unbehandelt kann sich die Infektion auf den ganzen Organismus auswirken und im ungünstigsten Fall sogar zum Tod führen. Daher würde ich die Wachtel auf jeden Fall bei einem (im Idealfall vogelkundigen) Tierarzt vorstellen.

    Meine Wachtel war ein paar Mal zum Verbinden in der Vogelklinik und jedes Mal war der Fußballen weniger geschwollen und entzündet. Die offene Wunde hat sich geschlossen und die riesige Schwellung ist langsam verschwunden. Heute sieht der Fuß wieder aus, als ob nie etwas gewesen wäre.

    Wie ist bei dir der Boden beschaffen? Könnte er zu hart/uneben für die betroffene Wachtel sein so wie bei mir, könnte sie sich eine kleine Verletzung zugezogen haben, wo Keime eindringen konnten (eine Druckstelle da reicht oft schon)?
    Ich habe daraufin meinr Voliere umgebaut: ich habe ein hohes Fundament aus Betonrandsteinen in das Hofpflaster eingebaut, wo der hölzerne Aufbau jetzt draufsteht, die Sandschicht kann ich jetzt so dick aufschütten, dass es unmöglich ist, bis auf den Beton zu scharren. Die Holzchips in den Verstecken habe ich durch weichere Hanfhächsel ausgetauscht und habe ihnen niedrige Ziergraspflanzen in breiten Pflanzschalen in die Voliere gestellt. Sie sitzen gerne in den Pflanzpötten zwischen den Gräsern. Außerdem kontrolliere ich regelmaßig die Fußsohlen aller Wachteln und Hühner. Es hat seither keine Probleme mehr gegeben.
    Geändert von Isilay (20.07.2019 um 00:20 Uhr)

  3. #3
    Gast AH
    Gast
    Hallo und danke für die ausführliche Beratung. Also im Stall haben die Wachteln einen Kunststoff Boden mit Einstreu aus Hobelspänen. Im Auslauf ist ein Erdboden mit Fichtennadel bzw. Wurzeln. (Das Gehege geht um eine Fichte herum) der Boden ist trocken und wird auch bescharrt!
    Wie du schreibst war es eine der größeren Wachteln!
    Vom Stall ins Freigehege laufen die Wachteln über einige Steine, vielleicht sind die der Grund für das Übel.

    Kann es auch etwas ansteckendes sein, oder Milben?

    Gruß - Andreas

  4. #4

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    Also den Kunststoffboden des Stalles, die Hobelspäne, die Wurzeln und die Erde selbst würde ich eher ausschließen als Ursache, die sind ja eher glatt und eben bzw. weich für einen Vogelfuß.

    Springen sie vielleicht aus größerer Höhe runter in den Auslauf, auf andere Ebene im Stall? Bei Hühnern soll es da wohl vermehrt zu Problemen kommen, wenn sie von zu hohen Sitzstangen auf unebenen Boden springen... Vielleicht die Steine im Auslauf, wenn sie eher scharfkantig sind? Die Fichtennadeln? Ich glaube mich zu erinnern, dass die schon eher hart und pieksig sind, Fichten gibt es hier auf meinem Grundstück schon seit meiner Kindheit nicht mehr. Probiere es doch mal aus: stechen dir die Nadeln in die Hand, wenn du etwas von der Erde in die Hand nimmst und sie zusammendrückst? Dann stechen sie vielleicht auch eine Wachtel mit einer eher empfindlichen Haut.


    Meine betroffene Wachtel und ihre Schwester (die keine Probleme bekam) sind Mixe aus der mittelschweren Legewachtellinie und den schweren Mastwachteln, der Unterschied zum Rest der Truppe, den reinen mittelschweren Tieren, fällt schon auf den ersten Blick auf. Sie sind größer und dadurch natürlich auch schwerer. Die TÄ in der Vogelklinik hat gleich bei der Untersuchung, als sie die Wachtel in die Hand nahm, festgestellt: "Eine wohlgenährte Wachtel..." mit anderen Worten: "Sie ist dick!"

    Allerdings ist ihre Schwester genauso verfressen und dicklich, lebte unter den gleichen Bedingungen, hatte aber keinerlei Probleme mit ihren Fußballen. Es liegt sicher auch maßgeblich an der Empfindlichkeit der Haut, ob es zu einem Abszess kommt oder nicht.


    Im Zusammenhang mit der Mauser oder anderen Situationen, die evtl. zu einem erhöhten Vitaminbedarf/Vitaminmangel führen können, wäre vielleicht noch an eine erhöhte Wahrscheinlichkeit von (Haut-) Fußballenproblemen zu denken.

    Milben oder andere Ekto- oder Endoparasiten würde ich auch ausschließen. Da hättest du ganz andere Probleme.

  5. #5
    Federviehfieber *-* Avatar von julia.h
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    Ich habe mal einen ganz anderen Einwand - Thema Inzucht? Früher hatte ich das nämlich auch sehr oft bei meinen Wachteln die aus gekauften Bruteier stammten (also von anderen Züchtern). Vorwiegend dann, wenn sie schon vom älteren Semester waren.

    Inzucht-Defekte treten eher auf, je kleiner der Genpool ist. Vielleicht stammen deine Wachteln aus einer wenig vielfältigen Zucht? Leider achten nur wenige Züchter auf ein vielfältiges Familienverhältnis, vor allem dann wenn in reinen Farbschlägen gezüchtet wird.

    Seit ich zuhause jährlich Hähne austausche (ganz andere Zuchten, am Besten sogar noch andere Farbschläge) habe ich überhaupt keine Probleme mehr mit diesen Fuß-Beschwerden. Klar, wenn die mal 3/4 Jahre alt werden bekommen die schon etwas steifere Gelenke und das Laufen klappt nicht mehr so super... meist werden sie dann auch fetter und das laufen fällt noch schwerer (Teufelskreis)... aber diese Fuß-Bollen habe ich nicht mehr.
    LG Julia und Federvieh
    2,9Japanwachteln/ 3,25 Hühner (Buntleger)

  6. #6
    Gast AH
    Gast
    Hallo Isilay,
    Das von dir angesproche Thema mit dem runterspringen klingt für mich plausibel. Vom Stall ins Gehege müssen ca 20cm Dif. überwunden werden. Hier ist die besagte Rampe aus groben Steinen! Diese kommen mal als erstes weg. Die Wachteln kommen hier zwar prima drüber raus, aber ausschließen möchte ich es nicht, dass dies der Grund ist.

  7. #7
    Gast AH
    Gast
    Hallo Julia, an Inzucht hab ich auch schon gedacht! Hab vom einzigen Züchter den es im Bundesland gibt 6x wildfarbene und 6xGoldsprenkel bezogen! Die wildfarbenen sind optisch alles schön Tiere, die Goldsprenkel könnte ich mir eher vorstellen, das da die Gene mitspielen! Aber jetzt hat es eben auch eine der “schönen” wildfarbenen!

  8. #8
    Gast AH
    Gast
    Nun aber noch eine andere Frage! Was mach ich nun mit der Wachtel. TA ist aus Kostengründen und der immer gleichen Geschichte mit Antibiotika keine Option! (Ich hoffe das können einige verstehen). Bekommt man die Füße durch Verbände und Salben wieder hin oder gibt es sonstige Hausmittel? Oder ist das eine Ewigkeitsbaustelle wo das Tier nur leider? Dann würde ich die zeitnah erlösen!

  9. #9

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    Es gibt einige User hier, die nicht das Glück haben, einen geeigneten Tierarzt zu finden und sich - bzw. ihren Hühnern - selbst helfen müssen. Das ist gar nicht mal so selten.
    Also, erlösen würde ich die Wachtel nicht so schnell, es sind hier schon viele Tiere erfolgreich - auch mit Hausmitteln - von ihren Fußballenproblemen geheilt worden. Da gibt es eine ganze Reihe von Möglichkeiten, was eine durchschnittliche Hausapotheke eben so zu bieten hat.
    Es kommt natürlich auch darauf an, ob der Abszess gerade am entstehen ist oder schon länger vorhanden ist und sich schon ein Pfropf aus festem Eiter tief in das Gewebe hineingearbeitet hat.

    Wenn der Ballenabszess frisch ist, kann man z.B. Honig-Salbe (Vetramil) verwenden, um die Entzündung zu bekämpfen. Damit haben andere User schon gute Erfolge bei Hühnern mit Fußballenabszessen erzielt.
    Wenn man eine eitrige Entzündung hat mit einem festen Pfropf darin, muss der erst mal raus. Also entweder TA aufsuchen oder selbst versuchen, ihn aufzuweichen/zu lösen z.B. mit Fußbädern (Kernseife, Ringelblumensud, Kamillensud, Sud aus Ackerschachtelhalm soll auch gut sein). Manche habe auch schon mit Ballistol getränkte Verbände erfolgreich eingesetzt, um den festen Pfropf zu lösen.
    Betaisodona-Salbe ist eine gute Möglichkeit zur Wunddesinfektion, ebenso die Betaisodona-Lösung zum Fußbaden, wenn der Abszess erst mal offen ist (oder auch die Fußbäder s.o.).

    Es wurden auch schon andere desinfizierende Salben/Tropfen aus der Hausapotheke verwendet, die eigentlich für Augen, Ohren oder die Mundschleimhaut gedacht sind, um damit das blutige Loch im Fuß weiterzubehandeln.
    Da gibt es einen sehr informativen Faden hier im HüFo, zwar auf Hühner bezogen, aber eine Wachtel würde ich genauso behandeln. Da sind auch einige Fotos eingestellt, sodass du einschätzen kannst, wie schlimm es bei anderen im Vergleich mit deiner Wachtel gewesen ist, das sieht bei der Wachtel genauso aus wie beim Huhn.

    https://www.huehner-info.de/forum/sh...iter-behandeln

    Wie lange so etwas dauert, ist wohl sehr unterschiedlich und hängt sicher auch von der körperlichen Verfassung des jeweiligen Tieres ab. Bei meiner Wachtel ging es ziemlich schnell, nach ca. 2 Wochen war der Fußballen zugeheilt und nicht mehr entzündet. Das Zurückbilden der überflüssigen Haut am Ballen hat ein paar Wochen länger gedauert.
    Unabhängig von der gewählten Medikation wäre es sicher nicht verkehrt, der Patientin einen Verband anzulegen mit einer weichen Polsterung unten. Das entlastet das entzündete Gewebe und sie kann wieder schmerzfrei laufen. Bei meiner Wachtel haben sie in der Vogelklinik sogar den nicht betroffenen Fuß mit einem Verband versehen: so sollte eine Fehlbelastung des gesunden Beines verhindert werden, falls die Wachtel länger den Salbenverband tragen muss.
    Geändert von Isilay (20.07.2019 um 23:59 Uhr)

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