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Thema: Vererbung Eigenschaften

  1. #1
    Avatar von Blindenhuhn
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    Vererbung Eigenschaften

    Es ist ja bekannt, dass der Nachwuchs von z.Bsp. aggressiven Hähnen auch wieder solche Eigenschaften haben kann. Vererben sich auch die Nettigkeiten? Ich habe im Laufe von über 10 Jahren Hühnerhaltung erst ein Mal bei der Kunstbrut 2017 ein Hennchen gehabt, die mir bei jeder Gelegenheit auf den Rücken hopst. Nun habe ich bei den 7 Kunstbrutküken (jetzt 6 Wochen alt) wieder so ein Teilchen, dass keine Gelegenheit ausnützt, mir auf den Rücken zu flattern, wenn ich den Kükenauslauf betrete Besteht die Möglichkeit, dass dieses Küken ein "Kind" von dieser besagten Henne ist?
    Das Problem dieser Welt ist, dass die intelligenten Menschen so voller Selbstzweifel und die Dummen so voller Selbstvertrauen sind.
    Charles Bukowski

  2. #2

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    Dem Besitzer auf den Rücken flattern kann so speziell nicht vererbt werden, jedoch die Charaktereigenschaft, die dazu führen könnte. Also z.B. Neugier, Zutraulichkeit usw. Ob dieses Jungtier das Küken der entsprechenden Henne ist, musst Du diejenige fragen, die fürs Eier sammeln zuständig ist.

  3. #3
    Avatar von Blindenhuhn
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    Ist ja auch nicht so wichtig! Ich hatte im Laufe von 10 Jahren ja schon einiges an Hühnern. Bis auf die potentielle Mama hat das noch keines gemacht. Auf den Arm oder Schulter ja, aber nicht auf den Rücken. Tja, die Eier habe ich selbst gesammelt. Aber bei dem Durcheinander im Brutapparat während des Schlupfes konnte ich keines zuordnen.
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  4. #4
    Avatar von Anni Huhn
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    Ich züchte bei meinen Paduanern seit Jahren nur mit den ganz netten Exemplaren weiter, ich finde es vererbt sich. Da meine Paduaner nicht brüten und nicht führen können sich die Küken nichts von ihren Müttern und Vätern abschauen. Wenn ich Bruteier dazu kaufe gehen auch nur die ganz lieben Tiere in die Zucht damit meine autistischen Kinder sie händeln können. Zwischenzeitlich habe ich schon zwei Jahre keine agressiven Tiere mehr dabei, und seit einem Jahr keine scheuen / ängstlichen mehr. Dieses Jahr wird nurnoch nach aussehen selektiert. Nachteil, man fällt den ganzen Tag über Hühner und wenn es matschig ist hat man immer Fußspuren auf allen Klamotten und auch gelegentlich in den Kinderbetten.

  5. #5
    Avatar von sternenstaub
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    Ich habe hier eine bunte Truppe mit Schwerpunkt auf Z-Lachsen und Serama. Ich ziehe jedes Jahr Z-Lachse, Serama und diverse Mixe nach, manchmal auch Tiere anderer Rassen für meine kleine bunte Truppe. Tiere mit Charaktermängeln (ängstlich, nervös, panisch, bösartig zu Küken) kommen rigoros in den Topf, egal wie schön sie sind. Es sind aber nicht viele und ich habe den Eindruck, dass es von Jahr zu Jahr weniger werden.

    Ja, ich würde schon sagen, dass sich der Charakter in gewissem Rahmen weiter vererbt. Aber leider nicht immer so, wie ich das gerne hätte.
    Von meinem Serama-Althahn - zu dick, aber ein toller Charakter - habe ich jetzt mit viel Glück zwei Söhne bekommen, die charakterlich halbwegs in Ordnung sind, aber dem Vater leider bei weitem nicht das Wasser reichen können. Der eine ist auch in Form und Gewicht zuchttauglich - lässt sich anfassen, nicht aggressiv, nett zu den Hennen. Aber er ist in und mit einer größeren Gruppe schnell überfordert. Sein nicht zuchttauglicher Halbbruder ebenfalls.

    Mein Althahn hat die Gesamtgruppe aus Hennen und Jungtieren immer zuverlässig und sehr entspannt geführt. Er macht das super, war aber auch von Anfang an in seiner Rolle angekommen.

    Die Nervenstärke, Selbstsicherheit und Ruhe meines Althahnes hat aber noch keiner seiner Söhne geerbt. Das geht immer nur auf seine Töchter. Die sind gechillt. Die charmante Würde, den Stolz, den mein Senior ausstrahlt (und das hatte er von Anfang an), das hat keines seiner Kinder. Hoffentlich lebt der alte Herr noch lange.

    Die Söhne meines Z-Lachs-Hahnes Grimaldi waren dagegen mehrheitlich charakterlich prima. Leider hat er stark die Gefiederbremse vererbt, so dass nur drei zuchttaugliche Z-Lachs-Söhne und ein Mixsohn überblieben. Und von den Z-Lachsen ist einer ein Angshase, der demnächst auch die Küche besuchen wird. Aber seine anderen beiden Z-Lachs-Jungs und der Mixsohn werden hier für Nachwuchs sorgen und da bin ich schon gespannt, wie die durchschlagen. Alle vier (auch der Angsthase) sind übrigens ausnehmend höflich zu den Hennen, genau wie es auch der Vater war.
    Gruß sternenstaub

  6. #6
    Avatar von melachi
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    solche Merkmale sind oft gar nicht mal in der DNA codiert und werden ganz klassisch nach Mendel vererbt, sondern haben ihre Ursache in der Epigenetik, bei der durch Umwelteinflüsse verschiedenster Art quasi Schalter gestellt werden, die die Ausführung des DNA-Codes im Detail regulieren. Auch diese Schalterstellungen können über einige Generationen vererbt werden.

    Beispiel: Wenn Stresshormone freigesetzt werden, dann docken diese Hormone an Rezeptoren der Nervenzellen an und lösen Stressreaktionen aus wie Angst, Flucht, Aggression usw.

    Die DNA codiert den Rezeptor, aber der epigenetische Schalter reguliert, ob davon viele oder wenige produziert bzw. eingebaut werden. Ergebnis ist, das ein ängstliches Huhn sehr vele Rezeptoren hat und viel schneller und heftiger auf Stresshormone reagiert als ein zutrauliches Huhn. Nicht nur die DNA mit dem Rezeptorcode wird vererbt, sondern auch die Schalterstellung für wenige Rezeptoren, zumindestens mal von den Eltern auf die Kinder.

    Aber! Wenn die Nachkommen in ihrem Leben schlechte Erfahrungen machen, traumatisiert werden, dann stellen diese auf sie wirkenden Umwelteinflüsse den Schalter bei ihnen um, sie bauen mehr Rezeptoren ein, werden ängstlicher, und vererben genau das dann auch an ihre Nachkommen weiter. Epigenetische Änderungen sind also kurzfristig umkehrbar bzw. nur dann langfristig, wenn sich die Bedingungen für Zutraulichkeit nicht ins Gegenteil verkehren. Nette Hühner stammen also von netten Eltern, brauchen aber auch nette Halter! Umgekehrt kann bei einem ängstlichen/aggressiven Huhn im Laufe eines stressfreien Lebens der Schalter auch umgelegt werden und daraus eine Generation zutraulicher Hühner erwachsen.
    Geändert von melachi (18.07.2019 um 20:44 Uhr)

  7. #7
    Moderator Avatar von Kleinfastenrather
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    Hi melachi,
    ich denke das viele Genorte den Charakter beeinflussen, wie groß der Anteil epigenetisch beeinflussbarer Gene ist und wie stark sie von den äußeren Einflüssen beeinflusst werden wäre aber geraten oder?

    Viele Rassen haben ja bestimmte, typische Charakterzüge, die natürlich von Tier zu Tier varrieren aber in jeder Haltung irgendwie zu Tage kommen.

    Ich selektiere schon immer auf Charakter und merke wie er sich durchsetzt. Ob in Kunst oder Naturbrut. Tabei gibt es halt immer Tendenzen, Zutraulichkeit z.B. wird ja stark davon beeinflusst wie sehr man sich mit den Küken beschäftigt oder wie zutraulich die Glucke ist.

    LG Thorben
    Ein schwieriges Problem hat keine einfache Lösung.

  8. #8
    Avatar von melachi
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    Zitat Zitat von Kleinfastenrather Beitrag anzeigen
    Hi melachi,
    ich denke das viele Genorte den Charakter beeinflussen, wie groß der Anteil epigenetisch beeinflussbarer Gene ist und wie stark sie von den äußeren Einflüssen beeinflusst werden wäre aber geraten oder?

    Viele Rassen haben ja bestimmte, typische Charakterzüge, die natürlich von Tier zu Tier varrieren aber in jeder Haltung irgendwie zu Tage kommen.

    Ich selektiere schon immer auf Charakter und merke wie er sich durchsetzt. Ob in Kunst oder Naturbrut. Tabei gibt es halt immer Tendenzen, Zutraulichkeit z.B. wird ja stark davon beeinflusst wie sehr man sich mit den Küken beschäftigt oder wie zutraulich die Glucke ist.

    LG Thorben
    puh, das ist ein weites Feld. Natürlich hast du recht damit, das viele Genorte am Charakter beteiligt sind. Alleine schon jeder Rezeptor für einen Botenstoff braucht mindestens einen Genort für die Codierung des Rezeptor-Proteins, und weitere für die Konfektionierung. Da kommt schnell viel zusammen.

    Die Epigenetik steht ja nicht dem DNA-Code entgegen, sondern ist die Modulation der DNA-Expression zur kurzfristigen Anpassung an Umweltbedingungen, die ebenso schnell auch wieder rückgängig gemacht werde kann, wenn sich die Bedingungen erneut ändern. Im Grunde ist es so zu verstehen, das der genetische Code den Rahmen für die Expression des Merkmals festlegt, epigenetische Mechanismen aber anhand der äußeren Bedingungen die tatsächliche Menge an Genprodukt regulieren, die gebildet wird.

    DAs kann bis in die lebenswichtigsten Bereiche gehen. Ein Flachländer ist in der Lage, sich bis zu einem gewissen Grad an größere Höhen anzupassen. Er wird aber nie die Anpassung eines Ureinwohners der Anden oder des Himalaya erreichen können.

    Es ist tatsächlich nicht so einfach, eine Selektion auf Mutationen am Genort, oder auf epigenetische Modulation zu unterscheiden. Wenn eine ganze Rasse, ganz unabhängig von den auf die einzelnen Individuen wirkenden Umwelteinflüße, bestimmte Merkmale zeigt, dann würde ich auch eher von Unterschieden im genetischen Code ausgehen. Wenn aber das umgekehrte der Fall ist, wie du es in deinem letzten Absatz beschreibst, dann stecken wahrscheinlich epigenetische Mechanismen dahinter.

  9. #9
    Moderator Avatar von Kleinfastenrather
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    Es ist schon ein interessantes und komplizieres Feld.

    Ist es wohl so dass bei Tieren die lange Zeit auf ruhigen Charakter gezüchtet wurden die Schalter für mehr Stressrezeptoren rausgezüchtet wurden sodass sie auch in einem stressigem Leben nicht wieder so einfach scheu werden können? Also das die Fähigkeit sind in diesem Falle schnell epigenetisch anpassen zu können verloren gegangen ist?

    Ich meine irgendwann muss es ja epigenetisch relativ unbeeinflussbare Anpassungen geben? Die sich dann wieder "fest" nach Mendel vererben?

    Ich rate hier nur ein bisschen rum aber wahrscheinlich sind die Übergänge fließend.

    LG Thorben
    Ein schwieriges Problem hat keine einfache Lösung.

  10. #10
    Avatar von melachi
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    da gibts das Problem: wie erkenne ich das? Wenn sich ein Umweltfaktor über Jahrmillionen nicht ändert, wie unterscheide ich dann, ob es eine spontane Änderung im genetischen Code gab, um ein Merkmal unwiderruflich festzuschreiben, oder ob die epigenetische Schalterstellung in den DNA-Code übernommen wurde. Denn die Schalter, bzw. die Enzyme dahinter, die die DNA methylieren, werden ja auch auf der DNA codiert und unterliegen der Evolution genauso wie das Merkmal, das sie modulieren. Das sind Gedankenspiele für Knoten im Hirn . Ich habe mal eine Randnotiz gelesen, das es bei Pflanzen tatsächlich Übernahmen von epigenetischen Änderungen in den DNA-Code gibt. Ich müsste mal recherchieren, wie das genau vonstatten geht.

    Wenn man verschiedene verwandte Arten vergleicht, dann sind viele Genorte identisch, aber sie sind inaktiv. D.h. Methylierungen der DNA können auch Millionen Jahre Bestand haben und dann doch wieder ausgepackt werden. Beim Huhn z.B. Federn versus Schuppen an den Beinen. Die Federfüße sind ein Atavismus, die gabs mal früher bei bestimmten gefiederten Dinosauriern, die Schwungfedern an Vorder- und Hinterbeinen hatten. Heute ist der Genort noch intakt, aber inaktiv, kann aber durch eine zufällige Mutation wieder aktiv werden (was der Mensch natürlich freudig aufgreift und damit weiterzüchtet ). Nutzen kann das Huhn diese Federn allerdings nicht wie ursprünglich vorgesehen, weil sich die Läufe, Skelett und Bemuskelung anders entwickelt haben. Sonst könnte ein Federfüssiges Zwerghuhn vielleicht fliegen wie ein Schmetterling .
    Geändert von melachi (20.07.2019 um 01:21 Uhr)

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