
Zitat von
Bohus-Dal
Seit ich das gelesen habe, geht es mir nicht mehr aus dem Kopf. Ich dachte, es geht nur langsamer, wenn es kälter ist. Konkurrieren die Essigsäurebakterien die Milchsäurebakterien dann völlig aus? Die sind aber nicht schädlich, sondern nur wirkungslos? Woher weiß ich, was ich für Bakterien drin hab? Bei mir ist es recht kühl, aber ich stell das Glas tagsüber an die Heizung, so daß da an die 20° schon gewährleistet sind. Nur nachts kühlt es natürlich runter (und seit einem Brand durch einen Heizungsstecker bin ich auch nicht mehr bereit, die Heizung nur für den Weizen über Nacht anzulassen). Wäre es sinnvoll, das Glas z.B. abends in einen Bottich mit warmem Wasser zu stellen, das die Wärme wenigstens noch eine Weile länger hält? Oder wie Sauerteig in den Backofen mit anner Lampe? Ab welcher Temperatur wird es dem Weizen zu warm? Für Sauerteig ist im Ofen die richtige Temperatur, die ist ja dann auch schön gleichbleibend, das wäre vielleicht gut? Es sind doch eigentlich die gleichen Bakterien wie die, die man in einem Sauerteig haben will, oder? Komisch, daß mir das Fermentieren immer gelingt und Sauerteig immer mißlingt.
Bei meiner Aussage, dass Essigsäurebakterien es eher kühl mögen und Milchsäurebakterien es mehr warm, habe ich mich an dem orientiert was ich mal als Bäcker über Sauerteig gelernt habe.
Da heißt es: Essigsäurebakterien fest und kühl, Milchsäurebakterien warm und weich.
Im Sauerteig wird ein Verhältnis von 1/3 Essigsäure zu 2/3 Milchsäure angestrebt (Das hat etwas mit dem Geschmack und nichts mit der Wirkung der Säuren im Teig zu tun; Dafür ist es egal was für eine Säure ich verwende.)
Dieses Verhältnis erreicht man, in dem man aus dem Ansatz und einem Drittel des zu versäuernden Mehles mit kaltem Wasser einen festen Teig "fest wie Mürbeteig" macht und ihn über Nacht an einen kühlen Ort "12-15Grad" stellt. Am nächsten morgen dann, aus dem restlichen Zweidrittel des Mehles mit warmen Wasser, einen weichen Teig "weich wie Rührteig" herstellt und ihn für einige Stunden (3-4 wenn ich mich richtig erinnere) an einen warmen Ort "20 Grad Raumtemperatur" stellt.
Beim Sauerteig geht es aber um Anderes als bei der Hühnerernährung, da brauchen wir eigentlich nur die Milchsäurebakterien. Es wird zwar immer beides vorhanden sein, weil beide Bakterien praktisch auf allem organischem siedeln; Wir können aber durch Temperatur lenken was überwiegt.
Milchsäurebakterien mögen ein Milieu wie Backhefe.Durch Wärme, aber nicht über 24 Grad, gibt man der Milchsäure einen Wachstumsvorteil. Wenn eine gewisse Säuremenge erreicht ist stellen beide Bakterienkulturen ihre Tätigkeit ein.
Wie bei der Hefe, die ihre Tätigkeit einstellt, wenn das Milieu einen gewissen Alkoholgehalt erreicht hat.
Ich habe mir jetzt mal eine Rolle Lackmuspapier bestellt um den Ph-Wert festzustellen. Da bekomme ich aber keine Aussage darüber ob mehr Essig- oder Milchsäure vorliegt.
Ich kann nur die allgemeine Menge der Säure messen.
Ob der Sud hin zu Essig tendiert kann ich nur durch schmecken feststellen. Probiere einmal gewöhnlichen Haushaltsessig (kein Balsamico oder anders gewürzten) und das Wasser das auf Quark schwimmt, dann merkst du den Unterschied.
Eine Möglichkeit von vornherein der Milchsäure einen Vorsprung zu geben ist, das Einweichwasser gleich zu Beginn schon mit Milchsäurebakterien zu impfen. So etwas zum Beispiel. Natürlich in viel kleinerem Gebinde.
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