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Thema: Ging es euch auch so mies?

  1. #1
    Avatar von Huhnihunde
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    Ging es euch auch so mies?

    Nun muß ich mich hier mal ausheulen. Mir geht's grade so "Wasser in den Augen..."
    Leider hat meine erste Naturbrut mir keine Henne aber dafür 3 Hähne beschert. Die letzten Wochen habe ich versucht mich mental auf das unausweichliche vorzubereiten. Die Schlachtung durch einen Bekannten oder den Freund meiner Tochter kamen für mich nicht infrage, da beide nur die "Ohne Betäubung sofort Kopf ab Methode" machen. Zur nächsten Lohnschlachterei ist es pro Strecke mehr als eine Stunde Fahrt (am Schlachttag hinbringen, am nächsten Tag abholen), der Preis pro Tier sollte 5,90€ plus Veterinärkosten betragen. Abgeben an Fremde die dann schlachten war überhaupt keine Option.
    Heute früh habe ich nun meinen ersten Hahn geschlachtet.
    Eigentlich hatte ich gehofft noch ein paar Wochen Schonfrist für die Hähne und für mich zu haben. Aber es war klar, dass ich um der guten Nachbarschaft willen schlachten muß, sobald die Hähne zu laut werden, oder die Hennen belästigen. Einer von ihnen hat sich in der letzten Woche schon manchmal auf meine kleinste (dann wie verrückt schreiende) Henne gesetzt und auch erst von ihr abgelassen wenn mein Mann rausgegangen ist und eine Plastiktopf in die Richtung geworfen hat.
    Bis gestern haben sie auch nur moderat bei Tagesanbruch gekräht, aber heute Morgen ging es gegen kurz vor fünf Uhr mit dem Gekrähe um die Wette los. Zum Glück war es noch dunkel genug, so dass ich schnell nach draußen bin und zwei der drei Hähne von der Stange heben und ohne viel Streß in die Gluckenställe sperren konnte. Danach konnte ich dann natürlich nicht mehr schlafen und habe mich stattdessen, wie schon in den letzten Wochen, durch das Suppenhuhn-Forum gelesen... Irgendwie war ständig das Gedankenkarussel "Ich kann das nicht, Ich schaffe das, Vielleicht doch noch warten, Habe ich die innere Kraft....". Mein Mann ist diesbezüglich leider nicht einsetzbar.
    Um halb sieben ging das Krakehl wieder los, da habe ich dann einen starken Kaffee getrunken, eine Zigarette auf nüchternen Magen geraucht und meinen Schlachtplatz aufgebaut...
    Um 8.00 Uhr war es/ich dann soweit. Den bunten Hahn aus dem Gluckenheim gehoben, er hat nur kurz protestiert, war dann aber ganz ruhig als ich ihn zum Betäuben hingelegt habe. Ich habe nichts zu ihm gesagt, nur ihm still gedankt und ihm still gesagt, dass es schnell geht...
    Wärend ich dies schreibe, laufen nun die Tränen....

    Leider mußte ich den Betäubungsschlag zweimal machen, irgendwie hatte ich Angst ihm den Kopf zu zerschmettern. Das war am schlimmsten für mich.
    Der Ohrscheibenstich im Schlachtrichter ging dagegen wider Erwarten einfacher als ich gedacht hatte, das Ausbluten hat sicher nur dreißig Sekunden gedauert, das kurze Zappeln war schrecklich.
    Bei den nächsten "Arbeitsschritten" habe ich mich dann wie in Trance gefühlt....
    Da ich mich dafür entschieden habe den Hahn komplett abzuziehen und nicht zu rupfen hat die ganze Sache bis zum Kühlschrank zum Glück nur 50 Minuten gedauert. Das Ausnehmen ging nicht so schwer wie befürchtet. Der Hahn hat nun ein Schlachtgewicht von 1200g im Alter von 4 Monaten.
    Nach der ganzen Prozedur wollte ich ursprünglich noch den nächsten, im Gluckenheim geparkten, Kandidaten schlachten. Habe also wieder alle Kraft zusammengenommen, Schlachtplatz gesäubert und Richtung Stall..., dann habe ich gesehen, dass bei einem Nachbarn schon die Fenster auf waren von denen aus man einen Blick auf den Schlachttrichter haben könnte, das war mir dann doch nichts...
    So habe ich den Hahn raus gelassen und er hat hoffentlich noch ein paar Tage. Irgendwie war ich erleichtert, aber leider ist aufgeschoben nicht aufgehoben.

    Nein, dass war heute kein schöner Tag. Ich fühle mich vollkommen zerrissen...ich habe einem gesunden Tier das Leben genommen...., ich habe einen kleinen Schritt zur Selbstversorgung geschafft...
    Danke bunter Hahn!
    Zitronenfalter falten keine Zitronen

  2. #2
    Avatar von Liluma
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    Puh... Danke für deinen Erfahrungsbericht! Ich beschäftige mich auch mit solchen Gedanken, da ich nächstes Jahr Küken haben möchte, werden wir auch schlachten müssen. Sicher wird mir/uns das auch nicht leicht fallen, aber im Sinne der Selbstversorgung gehört das auch dazu. Ich musste einmal ein Huhn erlösen, das war von (vermute ich mal) einem Marder schwer verletzt worden. Das musste einfach sein, aber ich habe auch Rotz und Wasser geheult...
    Mitfühlende Grüße
    Liluma

  3. #3
    Avatar von Gallo Blanco
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    Die Allerschlimmste Seite der doch so schönen Hühnerhaltung!

    Ich habe schon viele gekillt, bei manchen gehts schnell, bei manchen dauert es etwas länger.
    Ist IMMER sehr hart für mich.
    Ehrlich. Ich verstehe dich! Mit Sicherheit noch viele andere!!!

    Was mir hilft und das sagt auch immer meine Frau, denn wir glauben fest daran, das man nur den Körper tötet,
    die Seele lebt weiter.
    So ne Art: "Buddhismus für Anfänger"!
    Irgendwann findet diese einen anderen, vielleicht besseren Körper und lebt wieder.

    Wenn der Hahn dann auf den Tisch kommt, kannst du ja ein Dankgebet sprechen und denk immer dran, dieses Tier hatte bis heute ein echt schönes Leben.

    Zur Not schau dir ein PETA-Filmchen über kommerzielle Hühnerhaltung an, da weisst du was ich meine.

    LG Stefan
    NICHT höher, schneller, weiter,
    SONDERN langsamer, bewusster, weniger.

  4. #4
    Grottenolm Avatar von Mietze
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    Respekt Huhnihunde, Hut ab vor Deiner Leistung. Ich bin ja so ein Feigling und überlasse das Schlachten Herrn Mietze.

    Umsomehr Hochachtung habe ich vor Menschen wie Dir, die es schaffen, sich zu überwinden. Nimm ein kleines Schnäpschen auf den Gockel.
    Liebe Grüße Mietze

    Bunt gemischte Hennentruppe: Orpington, Blumenhühner, Sundheimer, Bielefelder Kennhuhn, Mixe aus was weiß ich nicht und Chef der Mädels ist ein Orpi/Blumenhahn

  5. #5
    Cowgirl Avatar von Rohana
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    Du bist damit nicht allein, Huhnihunde!

    Wenn der Hahn dann auf den Tisch kommt, kannst du ja ein Dankgebet sprechen und denk immer dran, dieses Tier hatte bis heute ein echt schönes Leben.
    Sehe ich auch so.

  6. #6
    Tomatenflüsterin Avatar von Muri
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    Ich kann mich Mietze nur anschließen, Respekt!
    Und auch vor Deinen ehrlichen Worten, es wird bestimmt Rotine dazu kommen aber leicht bestimmt nicht. Ich bewundere jeden der das kann und kaufe selber meine Bio-Bruderhaehne beim Metzger des Vertrauens.
    Geändert von Muri (11.11.2018 um 18:23 Uhr)
    Mein politisches Ideal ist das demokratische. Jeder soll als Person respektiert und keiner vergöttert werden.
    Albert Einstein

  7. #7
    Avatar von Huhnihunde
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    Vielen lieben Dank für eure mitfühlenden Worte! Das hilft mir sehr!
    Selbstverständlich werde ich nicht nur beim Essen, sondern auch bei der Zubereitung meine Demut und meinen Dank vor dem Leben zeigen!
    Zitronenfalter falten keine Zitronen

  8. #8
    Avatar von PPP
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    Ach Huni.... Ich drück dich Mal. Ich würde dir gerne vieles dazu schreiben... Leider bin ich auf den Sprung und es muss bis morgen warten, falls du dann noch was lesen magst....
    Bleibt gesund...das Nati

    The fact that humanity has to clarify that any lives matter, should be concern enough.

  9. #9
    Moderator Avatar von zfranky
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    Huhnihunde, ich kann das so gut nachfühlen. Mir ging es ähnlich beim ersten mal. Und das, obwohl ich an sich mit dem Töten von Tieren ja durchaus vertraut bin. Aber selbst und alleine Schlachten hat eine emotionale Intensität, die nur die kennen, die es auch schon gemacht haben.
    Man tötet ein Tier durch ganz brachiale physische Gewalt. Das spricht einfach die ursprünglichsten Regungen in uns an. Mir ging es nach dem ersten Mal auch total schlecht. Gleichwohl gehört es zur Hühnerzucht dazu und mit der Zeit bekommt man Routine. Heute überwiegt bei mir der Gedanke, dass es glückliche Tiere sind, die eine schonende Tötung erfahren dürfen. Ein schlechtes Gefühl habe ich nicht mehr dabei. Gleichwohl habe ich aber eine tiefe Demut vor den Kreisläufen des Lebens und Respekt vor diesem Lebewesen sowie Dankbarkeit.

    Du bist dem Wesen des Lebens durch diese Schlachtung heute näher gekommen. Du hast eine Erfahrung machen dürfen, die viele heute nicht mehr haben. Das schmerzt erst einmal, belastet. Aber am Ende wirst du dadurch viel gewinnen. Denn wer selber schlachtet bekommt meist mehr Respekt vor dem Leben. Auch wenn du dich jetzt erst einmal wie ein "Mörder" fühlst. Lass dich mal virtuell in den Arm nehmen und drücken.

    Liebe Grüße

    Frank

  10. #10
    genannt Kokido Avatar von Huhn von den Hühnern
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