Nun muß ich mich hier mal ausheulen. Mir geht's grade so "Wasser in den Augen..."
Leider hat meine erste Naturbrut mir keine Henne aber dafür 3 Hähne beschert. Die letzten Wochen habe ich versucht mich mental auf das unausweichliche vorzubereiten. Die Schlachtung durch einen Bekannten oder den Freund meiner Tochter kamen für mich nicht infrage, da beide nur die "Ohne Betäubung sofort Kopf ab Methode" machen. Zur nächsten Lohnschlachterei ist es pro Strecke mehr als eine Stunde Fahrt (am Schlachttag hinbringen, am nächsten Tag abholen), der Preis pro Tier sollte 5,90€ plus Veterinärkosten betragen. Abgeben an Fremde die dann schlachten war überhaupt keine Option.
Heute früh habe ich nun meinen ersten Hahn geschlachtet.
Eigentlich hatte ich gehofft noch ein paar Wochen Schonfrist für die Hähne und für mich zu haben. Aber es war klar, dass ich um der guten Nachbarschaft willen schlachten muß, sobald die Hähne zu laut werden, oder die Hennen belästigen. Einer von ihnen hat sich in der letzten Woche schon manchmal auf meine kleinste (dann wie verrückt schreiende) Henne gesetzt und auch erst von ihr abgelassen wenn mein Mann rausgegangen ist und eine Plastiktopf in die Richtung geworfen hat.
Bis gestern haben sie auch nur moderat bei Tagesanbruch gekräht, aber heute Morgen ging es gegen kurz vor fünf Uhr mit dem Gekrähe um die Wette los. Zum Glück war es noch dunkel genug, so dass ich schnell nach draußen bin und zwei der drei Hähne von der Stange heben und ohne viel Streß in die Gluckenställe sperren konnte. Danach konnte ich dann natürlich nicht mehr schlafen und habe mich stattdessen, wie schon in den letzten Wochen, durch das Suppenhuhn-Forum gelesen... Irgendwie war ständig das Gedankenkarussel "Ich kann das nicht, Ich schaffe das, Vielleicht doch noch warten, Habe ich die innere Kraft....". Mein Mann ist diesbezüglich leider nicht einsetzbar.
Um halb sieben ging das Krakehl wieder los, da habe ich dann einen starken Kaffee getrunken, eine Zigarette auf nüchternen Magen geraucht und meinen Schlachtplatz aufgebaut...
Um 8.00 Uhr war es/ich dann soweit. Den bunten Hahn aus dem Gluckenheim gehoben, er hat nur kurz protestiert, war dann aber ganz ruhig als ich ihn zum Betäuben hingelegt habe. Ich habe nichts zu ihm gesagt, nur ihm still gedankt und ihm still gesagt, dass es schnell geht...
Wärend ich dies schreibe, laufen nun die Tränen....

Leider mußte ich den Betäubungsschlag zweimal machen, irgendwie hatte ich Angst ihm den Kopf zu zerschmettern. Das war am schlimmsten für mich.
Der Ohrscheibenstich im Schlachtrichter ging dagegen wider Erwarten einfacher als ich gedacht hatte, das Ausbluten hat sicher nur dreißig Sekunden gedauert, das kurze Zappeln war schrecklich.
Bei den nächsten "Arbeitsschritten" habe ich mich dann wie in Trance gefühlt....
Da ich mich dafür entschieden habe den Hahn komplett abzuziehen und nicht zu rupfen hat die ganze Sache bis zum Kühlschrank zum Glück nur 50 Minuten gedauert. Das Ausnehmen ging nicht so schwer wie befürchtet. Der Hahn hat nun ein Schlachtgewicht von 1200g im Alter von 4 Monaten.
Nach der ganzen Prozedur wollte ich ursprünglich noch den nächsten, im Gluckenheim geparkten, Kandidaten schlachten. Habe also wieder alle Kraft zusammengenommen, Schlachtplatz gesäubert und Richtung Stall..., dann habe ich gesehen, dass bei einem Nachbarn schon die Fenster auf waren von denen aus man einen Blick auf den Schlachttrichter haben könnte, das war mir dann doch nichts...
So habe ich den Hahn raus gelassen und er hat hoffentlich noch ein paar Tage. Irgendwie war ich erleichtert, aber leider ist aufgeschoben nicht aufgehoben.

Nein, dass war heute kein schöner Tag. Ich fühle mich vollkommen zerrissen...ich habe einem gesunden Tier das Leben genommen...., ich habe einen kleinen Schritt zur Selbstversorgung geschafft...
Danke bunter Hahn!