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Thema: Was weiß ein Huhn vom Abschied?

  1. #21
    Wedgwood Lover Avatar von Darwin
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    Ein interessantes Thema. Ich wollte erst widersprechen, aber wenn ich jetzt darüber nachdenke, wurden die alten Ladies doch immer recht respektvoll behandelt, auch wenn sie im Rang abgestiegen waren. Etwas anders scheint mir der Fall zu liegen, wenn ein Huhn krank oder verletzt ist; dann wird, jedenfalls bei mir, gnadenlos gemobbt...

    OT: Tulip, nach dem Charakter aus Garth Ennis' "Preacher"?

    Darwin
    "Never attribute to malice that which could easily be explained by stupidity!" (Hanlon's law)

  2. #22

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    Wobei das mit dem eher anfassen lassen bei sonst recht scheuen Hühnern... das machen meine z.B. auch während der Mauser, wir nennen das hier Mauserdepression.

    Ich denke auch nicht das sich die Hühner da extra betüddeln lassen wollen, sie können halt nicht anders.
    1.14 Gr. Wyandotten

  3. #23
    Moderator Avatar von Lisa R.
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    @Andreas

    Ich mache es schon lange so, dass ich altersschwache Hennen (und auch schon 2 Althähne) in Ruhe sterben lasse. Ich finde sie haben wie jeder ein Recht auf einen würdigen Tod. Alte Hennen, die offensichtlich nicht akut erkrankt sind, die nur immer ruhiger und ohne Leiden schwächer werden, lasse ich ihren Weg zum Ende selbst gehen.

    Ich sorge dafür, dass sie immer Wasser und Futter leicht erreichen können, bringe ihnen z.B. auch von den allgemeinen Leckerchen in den Stall und den Rest entscheiden sie selbst. Bisher sind solche Hennen wirklich einfach eingeschlafen. Das sieht man ja an der Körperhaltung und den Spuren drumherum.

    Ich greife nur ein, wenn die Tiere offensichtlich leiden.

  4. #24
    Avatar von Hobbyhuhn2013
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    Ich habe das nun auch schon in verschiedenen Fällen erleben dürfen:

    1) Eine weiße Henne, die ich zusammen mit ihrer Freundin, ebenfalls weiße Henne, gekauft hatte, war immer mit ihr zusammen, sie fraßen, liefen, legten und schliefen nebeneinander: Hanni & Nanni. Als Nanni vom Fuchs geholt wurde, ging Hanni mehr als zwei Wochen lang dorthin, wo der Fuchs die Reste von Nanni vergraben hatte (auch, als ich diese schon lange entsorgt hatte). Sie stand oder saß dann jedes Mal dort, schaute auf die Stelle und bewegte sich nicht, für mehrere Minuten... so fand ich dann überhaupt ursprünglich auch den Kadaver... nach ein paar Minuten ging sie dann wieder zurück zur Gruppe. In der dritten Woche nach Nannis Tod wurde sie dann von meiner "Hühneromi" Berta "abgeholt": sie kam, "erzählte" Hanni irgendwas und dann gingen beide zusammen weg. Danach haben die "Friedhofsgänge" dann aufgehört. Trotzdem wurde Hanni nie wieder so wie vor Nannis Tod: sie war hinterher immer traurig und schien müde und uninteressiert an Allem. Letztlich hat sie wenige Monate nach Nannis Tod der Habicht erwischt - irgendwie passend...
    2) Als mein Althahn starb, versammelten sich tagelang alle Hennen um ihn und wollten ihn nicht verlassen - er war sehr beliebt und hatte sich immer sehr gut um alle gekümmert: ein echter Gentle-Hahn. Immer wieder gingen ein, zwei Hennen davon, andere kamen, aber er wurde nie allein gelassen. Den ganzen Tag nicht. Und das, obwohl es zu dem Zeitpunkt noch einen anderen, schon länger dabei gewesenen Hahn gab, die Hennen sich also umorientieren hätten können.
    3) Eine meiner Hennen ist eine ganz besondere Glucke: sie "übernimmt" einfach alles, was Hilfe braucht. Fremde Küken eingeschlossen. Sie macht die Küken nicht der eigentlichen Mutter abspenstig, aber wenn sie gebraucht wird, ist sie da. So auch mit einigen "Kümmerküken", die ich dieses Jahr leider hatte. Diese kamen mit ihrer eigenen, geschäftigen Glucke nicht mehr mit - meine "Übermutter" Petra hat sie dann zu sich genommen und sogar bei sich nachts schlafen und - sterben lassen... Als ich die toten Küken aus dem Nest holen wollte, gab es zunächst Protest von Petra - dann zeigte ich ihr das tote Küken, sie pickte es leicht an: anschließend durfte ich es mitnehmen...

    All diese Beispiele haben mich sehr gerührt und mir wieder einmal gezeigt, welch emotionale Komplexität Tiere oder hier im Besonderen Hühner durchaus haben können. Wunder-Voll!
    LG, Hobbyhuhn 1,1,1/2 Homo Sapiens; 0,2 Felis sylvestris catus; 2, 18 +x Hühner versch. Rassen

  5. #25
    Avatar von Bohus-Dal
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    Das ist alles sehr traurig und berührend hier, und gerade die letzten Beiträge erinnern mich an meine Kiki, die vor knapp 2 Jahren im Alter von 12 Jahren und 4 Monaten starb. Ich bin so froh, daß ich sie guten Gewissens alleine gehen lassen konnte. Abgesehen von ihrem schlimmen Bein ging es ihr immer gut, sie wurde halt immer ruhiger, lag die letzte Zeit viel in ihrem Schlafnest, wo ihre Enkelküken manchmal auf ihr rumkrabbelten, sie aß und trank und machte so einen harmonischen, zufriedenen Eindruck. Sie blieb auch Chefin, obwohl sie ihre Position nicht mehr hätte durchsetzen können, aber alle respektierten sie. Am letzten Abend hatte sie die Augen zu und aß nichts mehr, da wußte ich, sie stirbt. Sie schlief dann nachts in ihrem Nest für immer ein.

    Diese tröstende Nähe durfte ich auch schon öfter beobachten. Ein Junghähnchen schlief neben seiner gelähmten Schwester am Boden statt auf der sicheren Stange, und manchmal haben Hennen andere Hennen, denen es nicht gutging, "trostgeputzt". Wirklich aktiv hingegangen, ganz dicht danebengestellt und lange geputzt.

    Hier z.B., die liegende hatte eine Ohrenentzündung und dadurch Schwindel und Kopfschiefhaltung (daher auch der Karton zum Huhnstabilisieren). Die gestreifte war eigentlich ihre Krankengesellschaft, und sie waren inzwischen eng befreundet, die gestreifte verteidigte sie draußen auch gegen andere. Aber als es dann so schlimm wurde, traute ich mich erst nicht, dachte, sie könne aus Versehen auf sie treten oder doch die Situation ausnutzen und hacken. Als ich es unter Aufsicht dann doch wagte, sah ich, daß solche Befürchtungen völlig unbegründet waren. Sie stellte sich nur neben sie und putzte und putzte wub.gif man sah auch, daß die kranke sich dabei entspannte. Das hat mich sehr berührt.

    Trostputzen.jpg

    Hühner sind ja auch empfänglich für Trost/Schutz/Sonderbehandlung von ihren Menschen, was ja eigentlich auch zeigt, daß sie von solchen Sachen einen Begriff haben müssen, sonst würden sie es doch gar nicht als solches erkennen und zu schätzen wissen.
    Mixe 1,14; Dals-Pärlhöna 0,1; Buschhuhn 1,1; Warzenente 1,3; Katze 2,0

  6. #26
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    Wenn man sich das alles so durchliest, kommt mir folgender Spruch von Jim Carrey (ja, dem Schauspieler mit dem Gummigesicht) in den Sinn: https://pics.me.me/jim-carrey-2-hrs-...e-28668024.png

    Vielleicht sind wirklich sie die Weisen, die es eben hinnehmen, was wir mit ihnen so für gut befinden, und auch über die übelsten Sachen nicht gram sind- was wir denen als instinktbehaftete Dummheit auslegen, ist vllt. in Wirklichkeit vollendete Weisheit, dass man die Dinge eben nehmen muss, wie sie kommen... Ich glaube, mein Althahn wird dann auch bei mir bleiben, bis er nimmer will, und für seine Töchter dann eben wie schon die letzten drei Jahre immer mal ein paar Junghähne mitlaufen lassen, solange die Mädels nicht drunter leiden müssen... Mamma Mia, was man für geistige Klüfte überwinden kann, wenn man älter wird (und es will)...

    Ein tief empfundenes Danke für das Thema!!!
    Geändert von Okina75 (26.09.2018 um 14:25 Uhr)
    Habe gerade 1000 Kalorien verbrannt- Pizza im Ofen vergessen...

  7. #27

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    Ich danke euch allen nochmal sehr für die berührenden, interessanten Berichte und Bilder - offenbar ist so ein Verhalten, wie ich es gestern beobachten durfte, unter Hühnern ja keine Ausnahme. Faszinierend!

    Was den natürlichen Tod angeht: Für mich war es auch das erste Mal, dass eines meiner Hühner ein natürliches Ende in der Herde hatte. Weil es gestern morgen zeitweise so aussah, als ringe die Henne sehr nach Luft, hatte ich die TÄ angerufen und wollte auch sie eigentlich einschläfern lassen. Die TÄ fragte dann nach den Umständen und sagte: "Wenn sie so ruhig bei einer anderen sitzen kann, lassen Sie ihr ihren eigenen Tod. Sterben ist nie schön anzusehen, aber wer weiß, ob es nicht Sinn hat und für das Tier leichter ist."
    In diesem Fall hatte sie recht - kurz darauf war die Henne tot, und sie hat mit Sicherheit viel weniger gelitten, als wenn wir sie noch eingefangen, weggenommen und getötet hätten. Das hat mich schon sehr ins Grübeln gebracht.

    Was dieses Abschiednehmen angeht: das habe ich schon sehr intensiv bei Hund & Pferd erlebt, und nachdem ich hier alles gelesen habe, wohl auch bei dieser kleinen Henne. Vorgestern, einen Tag vor ihrem Tod, habe ich mich sehr gewundert: Da lag sie, die seit dem Tod ihrer Schwester und besten Freundin kaum Körperkontakt gesucht hatte, eng an eine der anderen Hennen gekuschelt, die gerade sonnenbadete. Auch da wieder: Es war eine eher unverträgliche Henne, die eigentlich sehr auf Individualdistanz achtet, aber in dieser Situation hielt sie ganz still. Ist mir aufgefallen, weil die beiden so ungewöhnlich lange und so ungewöhnlich eng da lagen - aber vielleicht gibt es im Nachhinein Sinn.

    So traurig das ist, so sehr mir gerade diese Henne fehlt - im Nachhinein ist es auch eine seltsam bereichernde Erfahrung gewesen. Nicht zuletzt dank eurer Beiträge - also euch allen nochmal vielen Dank!

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