Umfrageergebnis anzeigen: Wie findest du anonymes Feedback

Teilnehmer
15. Sie dürfen bei dieser Umfrage nicht abstimmen
  • Ich finde anonyme Feedbacks in Ordnung

    4 26,67%
  • Ich finde anonyme Feedbacks problematisch

    11 73,33%
Ergebnis 1 bis 10 von 24

Thema: Feedbackkultur oder anonyme Dauerbespitzelung

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  1. #1

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    Feedbackkultur oder anonyme Dauerbespitzelung

    Liebe Hühnerfreunde,

    anfang des Jahres sass meine Frau an einem Sonntagmorgen eine ganze Weile konzentriert über ihrem Laptop und ich habe sie gefragt, was sie da eigentlich macht. Ihre Antwort kam wie selbstverstädlich: "Ich fülle grade die online-Evaluation über den Nikolaus aus!"
    Heute wurde ich von Autoscout24 nach der Beratung in einem Autohaus gefragt.

    Ich frage mich langsam, ob wir es mir dem Feedback nicht etwas übertreiben oder bin ich der Einzige, der diese Art von Kommunikation, die anonyme Bewertung hinter dem Rücken Betroffener für fragwürdig hält?

    Ich habe ja nichts dagegen, wenn man sich mit offenem Visir über eine ungenügende Leistung beschweren kann aber dass man nun immer öfter zu allem und jedem und für den Bewerteten oft auch noch anonym seinen Senf abgeben soll? Ich weiss nicht.

    An Universitäten bewerten inzwischen Studenten ihre Professoren und in Bayern werden wohl inzwischen sogar schon Schüler gebeten ihre Lehrer zu bewerten. Wenn das Feedback direkt und nur an den Betroffenen geht, mag das ja noch angehen, sofern der betroffene Dozent oder Lehrer die Umfrage selber möchte und nicht den Eindruck hat, dass man hier den Bock zum Gärter macht.
    Geht das Ergebnis der Befragung aber an jemand anderen (z.B. die Vorgesetzten) dann ist das doch nichts anderes als eine systematische Bespitzelung und wir werden zu Denunzianten und kostenlosen inoffiziellen Mitarbeitern.

    Sehe ich das zu kritisch oder was meint ihr zu den dauernden Umfragen über das was andere Menschen machen? Macht es euch nichts aus, wenn wir in einem Umfeld leben müssen, in dem jeder jeden anonym denunzieren kann?

    Gruss, Oliver
    Geändert von Oliver S. (31.07.2018 um 13:09 Uhr)

  2. #2
    Cowgirl Avatar von Rohana
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    Ich bin von der Uni gewohnt Feedback über Fragebögen zu nutzen. Zum einen als Lernende, die die Veranstaltung und den Dozenten bewertet, zum anderen als Organisatorin, die eine Bewertung der Veranstaltung und des Dozenten für die weitere Planung und als Nachweis gegenüber dem Geldgeber braucht. Verschiedene Punkte:

    - persönliches Feedback ist natürlich sehr wertvoll für den, der es bekommt. Dazu gehören aber zwei: Da muss sich erstmal jemand aufraffen und das, was er/sie denkt, auch aussprechen - und der Angesprochene muss es auf- und annehmen.

    - Fragebogen-Feedback geht (zumindest bei uns) an eine dritte Instanz, die Auswertung aber auch an den/die "Betroffenen". Für beide ist es ein recht gutes Instrument, was man natürlich in den Kontext stellen und mit Vorsicht (und Statistikkenntnissen) geniessen sollte.

    - Anonymität ist dann wichtig, wenn wie z.B. zwischen Professoren und Studierenden ein gewisses "Machtgefälle" besteht. Negatives Feedback könnte ohne Anonymität negative Folgen haben. Andersrum geht das natürlich auch - in beiden Fällen sollte das aber durch die Masse der Bewertenden aufgefangen werden. Positive oder negative Aussreisser kann man sich ja detailliert anschauen und überlegen, vor welchem Hintergrund die entstanden sein mögen. Es ist auch nicht so, dass der/die Betroffene sich nicht äussern dürfte!

    - last not least: Feedback via Fragebogen lässt ja immernoch die Möglichkeit offen, *auch* persönlich Feedback anzubringen, wenn man möchte. In einer Gesellschaft, wo in vielen Instanzen mehr Transparenz und Mitbestimmung gefordert werden, muss man sich halt nicht wundern, wenn man um Teilnahme gebeten wird, wenn die nicht von alleine kommt. IdR sind es nur Bruchteile der Teilnehmer, die am Schluss von alleine Feedback geben! Das Fragebogen-Feedback, was man ohne explizit danach zu fragen eben nicht bekommen hätte, kann vieles für uns als Veranstalter, und auch für den Dozenten selbst positiv bewirken, sogar wenn es negativ ausfällt

    Insofern bin ich ein Freund des Instrumentes Fragebogen-Feedback. Allerdings: Es darf nicht ausufern.

  3. #3

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    Zitat Zitat von Rohana Beitrag anzeigen
    ... Negatives Feedback könnte ohne Anonymität negative Folgen haben. ...
    Gut möglich. Wenn ein Schüler oder Student eine schlechte Bewertung vom Lehrer oder Dozent bekommt, könnte das bei der Evaluation für den Leher oder Dozenten auch negative Folgen haben, denn ich glaube kaum dass jemand sagt: Oh prima, der hat alle meine Fehler entdeckt und mich berechtigt durchfallen lassen. Ich gebe dem dafür jetzt ne super Note.
    Oder ich konnte meinen Autohändler leider nicht dazu bringen, mir ein Auto etwas billiger zu verkaufen, sondern er hat es einem anderen verkauft, der mehr gezahlt hat: "Ich finde er hat seinen Job prima gemacht"

    Interessant wäre auch mal ein Feedback unserer Häftlinge oder Verkehrssünder nach der Qualität von Polizei und Justiz.
    Um ein brauchbares Feedback zu geben braucht man meiner Meinung nach definierte Kriterien, man muss auch speziell geschult werden und vor allem unbefangen sein. Eine faire und objektive Bewertung ist richtig harte Arbeit. Wenn das nicht gegeben ist, ist das Feedback unter Umständen nur eine populistische Retourkutsche oder eine unreflektierte Übernahme der Meinung der eigenen Gruppe in der man sich grade befindet. Grade auf den letzteren Effekt hat man offenbar auch bei der letzen US-Präsidentewahl gesetzt und mit Hilfe von Computern massenhaft Feedbacks in sozialen Medien gepostet.

    Ich finde, wir müssen mehr darauf achten, welche Folgen unser Handeln hat. Auch im Umgang mit den modernden Medien und da wäre weniger manchmal mehr

    Gruss, Oliver
    Geändert von Oliver S. (31.07.2018 um 15:12 Uhr)

  4. #4
    Avatar von melachi
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    Zitat Zitat von Oliver S. Beitrag anzeigen
    Gut möglich. Wenn ein Schüler oder Student eine schlechte Bewertung vom Lehrer oder Dozent bekommt, könnte das bei der Evaluation für den Leher oder Dozenten auch negative Folgen haben, denn ich glaube kaum dass jemand sagt: Oh prima, der hat alle meine Fehler entdeckt und mich berechtigt durchfallen lassen. Ich gebe dem dafür jetzt ne super Note. Oder ich konnte meinen Autohändler nicht dazu bringen, mir das Auto etwas billiger zu verkaufen sondern er hat es einem anderen verkauft der mehr gezahlt hat: "Ich finde er hat seinen Job prima gemacht" Gruss, Oliver
    wenn solche Feedbacks nach wissenschaftlichen Regeln abgefragt und ausgewertet werden, dann kann man Retourkutschen ziemlich schnell erkennen. Ein Arbeitgeber wäre schön blöd, wenn er sich nach Einzelmeinungen richtet. Die sind nicht aussagekräftig.

    Im Internet sieht die Sache leider ganz anders aus. Da werden keine repräsentativen Ergebnisse geschaffen, da hat der 'Recht', der am lautesten brüllt, oder eben das meiste Geld für gute Bewertungen ausgibt.

  5. #5

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    Zitat Zitat von melachi Beitrag anzeigen
    wenn solche Feedbacks nach wissenschaftlichen Regeln abgefragt und ausgewertet werden...
    ... dann ist es vielleicht ok. Aber wer hat schon so einen Feedback-Führerschein der belegt, dass man weiss, wie und unter welchen Umständen man ein unbefangenes Feedback geben oder auswerten kann.
    Ich fürchte, die meisten machen das einfach aus dem Bauch heraus oder gar irgendwie berechnend, um das Ergebnis dann zu instrumentalisieren.

    Oliver
    Geändert von Oliver S. (31.07.2018 um 15:48 Uhr)

  6. #6
    Cowgirl Avatar von Rohana
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    Ich hab auch schon Feedback-Fragebögen erstellt. Das ist ja kein leeres Feld wo man dann mal reinschreiben darf was einem so einfällt und man soll auch weder Persönlichkeit, Frisur noch Attraktivität des Dozenten bewerten... ich frag mich grad schon, vor welchem Hintergrund du denn diese anscheinend sehr negative Meinung (Denunziantentum, Bespitzelung) hast? Und warum muss Feedback "unbefangen" sein? Studenten können sehr wohl ohne "Führerschein" ausdrücken, ob eine Vorlesung mehr oder weniger ihrem Lerntempo entspricht, ob sie sich durch den Dozenten gut vorbereitet fühlen oder nicht, ob sie das Niveau zu leicht oder zu schwer oder passend fanden, etc... wenn man nun sieht dass eine grosse Mehrheit die Veranstaltung zu schwer fand und sich das mit der benoteten Leistung deckt, dann kann man da ja mal drüber nachdenken. Andersrum, wenn es viele zu schwer fanden, aber alle leicht durch die Prüfung gekommen sind, kann man auch darüber nachdenken. Solche Fragebögen sind *ein* Instrument und weder die ultimative Lösung aller Probleme in dieser Hinsicht, noch ersetzen sie gute Vorbereitung, Gespür und Gespräch der Dozenten UND Studenten. Durch Feedback haben wir z.B. oft unsere Kurse in Format oder Inhalt verbessern können, so dass alle davon profitiert haben - die Studenten durch besser für sie zugeschnittene Kurse, die Dozenten durch motiviertere Studenten.

    - dies nur zur Feedbackkultur wie ich sie an der Uni kennen- und schätzen gelernt habe. Was nun die Sternchensammelei im Internet angeht, das ist wirklich eine ganz andere Kiste, wie melachi schon schrieb. Das agesprochene Problem mit der Handschrift wird bei uns dadurch umgangen, dass handschriftliche Kommentare bei der Bewertung vom Computer oder Mensch "abgetippt" werden. Der Bewertete sieht keine Handschrift.

  7. #7
    Avatar von melachi
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    ich hab das erste Fragebogenfeedback in der Schule erlebt, war in den 70ern, und der Lehrer sagte: so, da ihr jetzt die Zeugnisse bekommen habt und ich euch bewertet habe, dürft ihr jetzt das gleiche auch machen. Fand ich zuerst löblich, aber dann auch irgendwie doof, weil es nur pseudo-anonym war (schließlich kannte der Lehrer ja unsere Handschrift ).

    Grundsätzlich finde ich Feedbacks ok, wenn sie so wie von Rohanna beschrieben ablaufen. Aber im Internet hat sich da inzwischen ein Geschäftsmodel draus entwickelt, und da bin ich dann raus. Wer 'Sternchen' verkauft und so mit meiner Meinung Geld machen will, soll sie mir gefälligst auch bezahlen.

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