Die HPAI-Problematik auf Sibirien als Verteilungsstation und Asien als Entstehungsort zu beschränken, greift zu kurz.
Nachfolgend noch ein paar interessante Fakten. Auch außerhalb Asiens ist HPAI laut OIE zwischen 1997 und 2008 in Australien, Europa, Afrika, Nord- und Südamerika zehn Mal entstanden. Sieben Ausbrüche waren H7, drei waren H5 (D.J. Alexander & I.H. Brown: History of highly pathogenic avian influenza. Rev. sci. tech. Off. int. Epiz., 2009, 28(1), 19-38.
Sehr interessant ist der HPAI-Ausbruch 2004 in Kanada, dort wurde HPAI bei der Entstehung in flagranti in einer Hühnerfarm erwischt: in der Haltung wurde sowohl ein niedrig- als auch ein hochpathogener H7N3-Virus nachgewiesen (J. Pasick, Y. Berhane & K. Hooper-McGrevy: Avian influenza: the Canadian experience. Rev. sci. tech. Off. int. Epiz., 2009, 28(1), 349-358.
2015 beispielsweise wieder HPAI H7N7 in Deutschland (FLI-Tiergesundheitsjahresbericht 2015).
Bemerkenswert ist auch, dass laut EFSA-Gutachten HP H7 in Europa in Wildvögeln nicht nachgewiesen wurde, die Übertragung von HP H7 also offensichtlich wildvogelunabhängig erfolgte (EFSA 2017: Avian influenza. doi: 10.2903/j.efsa.2017.4991). In Frankreich konnte laut EFSA die HPAI-Verbreitung entlang der Hauptrouten der Geflügeltransporte nachverfolgt werden (EFSA; 2017: Avian influenza overview October 2016–August 2017. doi: 10.2903/j.efsa.2017.5018.
Und LP H9N2 ist laut FLI-Tiergesundheitsjahresberichten seit Jahren in hunderten deutschen Putenhaltungen präsent, aber nahezu überhaupt nicht in Wildvogelpopulationen. Es wird also trotz Biosicherheitsmaßnahmen durch die Geflügelwirtschaft bzw. deren Strukturen erfolgreich verbreitet.
Dass HP H5N8 trotz seines 206/17 häufigen Erscheinens dieses Jahr in D nicht in Erscheinung tritt, passt auch überhaupt nicht zu der (auch vom FLI) gerne geäußerten Hypothese, dass HPAIV in der Umwelt überdauern.
Das FLI schreibt selbst in seiner Risikoanalyse vom 8.11.17 zu HPAI in den USA 2014/15, dass nicht die Wildvogelpopulationen, sondern die Intensivgeflügelhaltung letztlich die persistierende Quelle für Viren-Austräge war.
All diese Punkte sind wissenschaftlich belegt. Sollten die Befürchtungen von Markus wahr werden und die Kleinhalter weiterhin zu Gunsten, oder eher zur Beruhigung der Geflügelwirtschaft (die die HPAI-Problematik letztlich zu verantworten hat) die Leidtragenden sein, sind sie gut als Argumente für einen sachgerechten Umgang mit HPAI gegenüber Behörden und noch besser Politik geeignet.
Grüße
b5irin
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