Ich habe mich jetzt durch die Beiträge durchgelesen und mir auch so meine Gedanken gemacht.
Ich gehöre genau zu der Kategorie "junge Frau mit Familie, die Hühner hält." Mit meinen 41 Jahren damals 2015 bei meiner allerersten Ausstellung in Hannover fühlte ich mich frisch jung... bis Satschi dazukam und es alterstechnisch sofort kindergartenmäßig wurde.![]()
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Jetzt sachlich. Was hat ein Verein zu bieten (oder nicht):
1. Impfungen
2. Platz für die Tiere: wer keinen eigenen Garten hat, hat evtl. eine Parzelle im Verein.
3. Bundesringe
4. Ausstellungen
5. Definition der Rassenstandards
6. Austausch
Was liefern die Hühnerhalter:
1. Tiere
2. Erfahrungen, Wissen
3. Zeit für die Aufgaben, die im Verein anfallen
4. Mitgliedsbeiträge
Der Trend der Hühnerhaltung geht tatsächlich in Richtung: "wir haben eigentlich etwas Platz im Garten und wollen lieber eigene Eier/Fleisch nach all den Skandalen haben". Sprich zum größten Teil sind es die Menschen, die eigentlich gar keinen fremden Platz brauchen (also Punkt 2 entfällt).
Dann vergessen wir nicht die Impfgegner und -muffel (Punkt 1 ist auch nicht mehr interessant).
Dann auch die Bundesringe: ist für die meisten nicht von Interesse: sie wollen einfach gesunde Tiere haben und nicht auf Ausstellungen gehen, also Punkt 3 - auch weg.
Austausch - den besseren, als im Hüfo und auf Hüfo-Treffen wird kein Verein liefern, sorry, das ist konkurrenzlos, also Punkt 5 - raus.
Das einzige, was bleibt, sind Ausstellungen und Definition der Rassenstandards.
Und ich kann übrigens reinrassige Tiere züchten, ohne dass sie einen Ring haben und benotet werden müssen. Die Zucht der Rassen kann durchaus auch außerhalb der Vereine stattfinden. Sie definieren zwar Standards, aber um diese Definition zu erfahren, muss man nicht gleich dem Verein beitreten. Alles Andere ist entweder wo anders zu bekommen, oder für den Hühnerhalter nicht wichtig.
Es gibt Menschen, die züchten ebenso Rassetiere, nur halt dass sie weniger Wert auf Aussehen und gar keinen auf Benotung legen. Solche Tiere kann man hier im Hüfo kaufen und man bekommt gesunde Tiere, die normal legen, wie eine gewünschte Rasse aussehen und auch "samenfest"sind. Also man kann mit ihnen weiter züchten, weil es keine Hybriden sind. Für die meisten Hühnerinteressierten sind diese Rassetiere in der Regel das Ziel.
Die benoteten, auf z.B. Ausstellung gekauften Tiere sind eine Art "Luxus", das man sich halt auch Mal leisten möchte. Aber keinesfalls das Ziel. Man bestückt seinen Bestand eben am Liebsten mit Hühnern von den Züchtern "die man kennt oder die guten Ruf haben". Früher war dafür Verein unverzichtbar: dort bildeten die Züchter eben eine Gemeinschaft, wo man sich kannte, wo man jemanden empfehlen konnte.
Heute ist dank INet diese Vernetzung verfeinert worden: man findet sich im Hüfo nun Mal noch besser, noch TREFFsicherer, noch schneller.
Hüfo ist eigentlich der größte Konkurrent zu einem Verein geworden - wage ich jetzt Mal zu behaupten. Eine Idee mit "Online-Verein" fände ich an dieser Stelle sehr interessant. Aber kann mir überhaupt nicht vorstellen, welche Vorteile es bringen würde.
Derjenige, der sein Hühnerhobby liebt, holt sich die Tiere und legt mit der Zucht los. Wissen und Know-How holt er sich im Hüfo. Da geht er erst recht nicht ins Verein. Will man Austausch im Realleben, fährt man zu einem Hüfo-Treffen. Alles easy.
Die Bundesringe haben schon längst ihren "Wert" verloren, wenn ich lese, dass einige User hier schon Mal die beringten Tiere gekauft haben, wo weder Haltung, noch Gesundheit, noch Rasse gestimmt haben. Wenn ein BR mindestens ein "Garant für Qualität" wäre - dann würde es mit Vereinen nicht so düster ausschauen.
Ich muss ehrlich zugeben, die Seriosität eines Züchters heute bewerte ich daran, ob er in Hüfo präsent ist oder nicht.
Ich denke Mal, die Vereine müssen sich umstrukturieren, umdenken. Wenn sie so weiter machen, wie bisher, dann bleibt´s beim Alten: sie legen Standards fest, machen Ausstellungen, verteilen BR und Impfgaben. Das war´s.
Die Idee eines Vereins ist mAn eigentlich im Kern so zusammenzufassen, dass man sich über ein geliebtes Hobby austauscht und informiert. Alles Andere (Vorteile) kommt dazu. Nicht umgekehrt. Und dieser Kern ist schon längst nicht mehr da, er ist digitalisiert worden. Und wenn diese ideologische Komponente nicht vorhanden ist, dann wird man sich auch weiterhin Hände ringend nach Helfern bei Veranstaltungen umschauen und nach "frischem Blut" suchen. Der Zug ist schon längst abgefahren.
Gerade jetzt, an dieser Stelle, sitzen wir alle am digitalen "Hüfo-Verein"-Tisch und diskutieren über die Zukunft und Vergangenheit der Rassenerhaltungszucht. Es ist sinnlos den alten Zeiten nachzuweinen, als die Leute zum Verein gingen, weil sie nun Mal Gleichgesinnte um die Ecke brauchten.
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