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Fermentiertes als Auswahlfutterkomponente?
In diesem Interessanten Faden wurde das Für und Wider von fermentiertem Futter für Hühner diskutiert, bis die folgende Suggestivfrage von Bohus-Dal gestellt wurde:
Zitat:
Zitat von
Bohus-Dal
...Die Auswahlfütterer müßten doch außerdem eigentlich die Wahl den Hühnern überlassen?
Da ich gerade ein paar Tage Urlaub habe, und daher wieder ein bisschen mehr Zeit bleibt, nach den Hühnern zu schauen, habe ich mich entschlossen, dieser Frage tatsächlich mal nachzugehen.
4 Tage zwecks Fermentation eingeweicht wurden daher Maiskörner, Weizenkörner, Hirsekörner und die zufällig noch verfügbaren Buchweizenkörner.
Als Trockenfutter wurde das angeboten was ich schon seit ein paar Jahren anbiete: trockene Maiskörner, trockene Weizenkörner, trockene Hanfkörner sowie trockene Bachflohkrebse.
Da ich im Rahmen der Diskussion über fermentiertes Hüherfutter im oben verlinkten Faden auf eine zum Thema passende Studie mit dem Titel "Fermented feed for laying hens: Effects on egg production, egg quality, plumage condition and composition and activity of the intestinal microflora" gestossen bin, habe ich die Tage vor und während des Experiments genutzt, diese ein bisschen genauer auszuwerten und die Ergebnisse zwecks besserer Verständlichkeit grafisch auszuwerten (andere Leute entspannem sich halt beim Kreuzworträtsellosen oder beim Aufschnappen von (Corona-)Viren auf irgndwelchen Fastnachtsaktivitäten...).
Nun zu ein paar Kernaussagen der Studie:
In der Studie bekaman 480 Babcock-Hennen keine Wahl sondern entweder nur ihr gewohntes Trockenfutter oder nur ihr Futter in fermentierter Form.
Hierbei stellte sich heraus, dass die Hühner in Bezug auf die Trockenmasse weniger Futter frassen, wenn es fermentiert war:
Anhang 225766
Die Legeleistung fiel dahinter weniger krass zwar weniger stark ab als zu erwarten wäre:
Anhang 225767
Aber dafür fiel die Befiederung der Tiere, die nur mit fermentiertem Futter versorgt wurden durchweg schlechter aus (Bestnote wäre eine 4, die schlechteste Note eine 1):
Anhang 225768
Bei der Eiqualität gab es nur geringe Unterschiede. Während der Albumingehalt (Eiweiß) bei Trockenfutter etwas höher war, war das Gewicht der Schale bei den mit fermentiertem Futter gefütterten Hühnern etwas höher:
Anhang 225769
Ausserdem war die Sterblichkeit durch Kannibalismus bei der Fütterung mit fermentiertem Futter in diesem Versuch mit 4,2% höher als bei der Fütterung mit Trockenfutter (0.4%), was die Studienleiter darauf zurückgeführt haben, dass die Hühner hungriger waren, wenn sie nur mit fermentiertem Futter gefüttert wurde. Dies würde bedeuten, dass sie mit dem aufgequollenen fermentierten Futter nicht genug Futter in ihren Verdauungstrakt befördern konnten.
Die Unterschiede in den Auswirkungen der beiden Fütterungsmethoden sind nach meinem Eindruck aber unter dem Strich nicht sehr gross. Dies könnte daran liegen, dass Hühner so wie so in ihrem Kropf eine grosse Anzahl von Milchsäurebakterien haben:
Anhang 225763
So dass davon auszugehen ist, dass Hühner Getreide vor der Verdauung eh fermentieren, zumal die Bedingungen im Vogel bei 42°C und konstanter Feuchtigkeit geradezu ideal wären.
So ist auch nicht verwunderlich, dass die pH-Werte im Vogel sehr ähnlich sind, egal ob das Futter fermentiert oder unfermentiert gereicht wurde:
Anhang 225770
Aufgrund dieser Tatsachen erwarte ich kaum Vorteile der Getreidefermentation, eher im Gegenteil man pfuscht dem Huhn in seine eigene Verdauungstätikeit hinein.
Dennoch scheinen viele aufs Fermentieren zu schwören und daher habe ich meinen Hühnern, wie eingangs erwähnt, 3 Tage lang auch fermentiertes Futter zur Auswahl neben herkömmlichem Auswahfutter angeboten:
Anhang 225764
Es ist zu sehen, dass sie das fermentierte Futter tatsächlich gern annehmen. Weizen und Mais sind in fermentierter Form über 3 Tage hinweg sogar deutlich beliebter als unvermentiert. Demgegenüber ist Hirse in nicht-fermentierter Form beliebter. Rechnet man alle trockenen und alle fermentierten Komponenten zusammen, so haben die Hühner in den 3 Tagen bezüglich Trockenmassse sogar 12% mehr fermentiertes Futter gefressen als unfermentiertes. Davon abziehen muss man allerdings einen gewissen Prozentsatz, da das fermentierte Futter im laufe des Tages Wasser verdunstet und auch ein bisschen Futter den Spatzen zum Opfer gefallen ist, da ich fermentiertes Getreide nur offen angeboten habe, während das trockene Futter in Trittfutterspendern angeboten wurde:
Anhang 225765
Über den Daumen gepeilt würde ich mal raten, dass die Trockenmallse an fermentierten Komponenten etwa so gross war wie die der unfermentierten Komponenten.
Ich schließe aus diesem Gleichstand, dass es den Hühnern eigentlich egal ist, ob sie das Futter vorfermentiert oder nicht fermentiert bekommen. Daher nehme ich den Mehraufwand zukünftig nicht mehr auf mich und füttere den Hühnern weiterhin nur Trockenkomponenten.
Für den Menschen, mit seiner ganz anderen Verdauung, muss das aber nicht genauso sein. Vorfermentierte Milch enthält z. B. weniger schwer verdaulichen Milchzucker und viele Gemüsearten können so haltbar und schmackhaft gemacht werden. Ich lese grade im Buch "The art of Fermentation" und bin sicher da werden noch viele interessante Anregungen für meine Küche abfallen.
Daher bin ich sehr dankbar, hier auf das Thema Fermentation gestoßen zu sein, auch wenn der Nutzen für die Hühnerfütterung vielleicht nicht so groß sein mag wie erhofft.