Hühneroffenstall - erste Erfahrungen
Dies ist der erste Winter für meine Hühner im offenen Stall. Ich versuche hier mal die Erfahrungen und Beobachtungen mit dieser Stallform weiterzugeben.
Gleichzeitig ist es ja ein Winter der Stallpflicht. Das bedeutet für die Hühner, dass sie nicht wirklich ausweichen können, weder der Witterung noch sonstigen Unannehmlichkeiten. Für mich bedeutet es, dass ich mir viel mehr Gedanken machen und auch immer wieder meine ursprünglichen Ideen verwerfen muß.
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Erst mal ein Bild vom Stall nach dem ersten richtigen Schnee und eines ein paar Tage später:
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Und die offene Seite von innen:
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Die eigentliche Idee bei der Planung war, so wenig Einstreu wie möglich und die so oft wie möglich komplett erneuern, jetzt, wo die Hühner sich gezwungenermaßen den ganzen Tag im Stall aufhalten und bei (Boden-)frost nicht mehr auf die Sonnenseite der Gebäude, den Wald, die Scheune oder den Pferdeoffenstall ausweichen können, funktioniert das so nicht. Erstens braucht es dick Einstreu um die Bodenkälte abzuhalten, und zweitens brauchen die Hühner etwas zum scharren, umgraben und durchsuchen, damit sie beschäftigt sind und ihre Energie abbauen können. Solange es kalt genug ist, bleibt die Einstreu im ganzen Stall trocken.
Nach etwa einer Woche mit konstanten Minustemperaturen bis zu minus 10 Grad wirken die Hennen und Hähne kein bißchen verfroren.
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Auch die Legeleistung läßt nicht nach. Im Gegenteil hat eine der Althennen in dieser Woche ihre Legepause beendet.
Im hinteren, winddichten Bereich bei den Schlafstangen gefriert das Trinkwasser nicht so schnell wie vorn am Gitter, da gibt es also einen Temeraturunterschied. Dass die Hühner sich bei Kälte deshalb bevorzugt hinten aufhalten, habe ich aber nicht beobachten können.
Gestern war Tauwetter, heute zeigt das Thermometer wieder Minustemperaturen, es ist neblig und ausgesprochen ungemütlich, und die noch nicht ganz mit der Mauser fertige, ca. 5 Jahre alte Mixhenne zeigt deutlich, dass sie nicht glücklich mit dem feuchten Wetter ist, während die beiden 4 und 3 Jahre alten Schweizerinnen sich lediglich erst mal die Füße wärmen und die Maranshenne von heuer gänzlich unbeeindruckt ist:
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Die jeden Tag frisch mit Stroh gefüllten Bananenkisten werden übrigens sehr gerne genutzt zum chillen, sie werden mit Begeisterung ausgeräumt und auf versteckte Überraschungen durchsucht.
Wie jedes Jahr zu Winterbeginn wird die über den Sommer zugefütterte Körnermischung (Weizen, Mais, Quetschhafer, Triticale, Gerste) durch Sonnenblumenkerne ergänzt, und der Stallpflicht geschuldet sind täglich eine Handvoll Erdnusskerne, die auf der Streu verteilt werden, hin und wieder ein paar Hirsekolben zur Beschäftigung, und aus dem selben Grund harte Semmeln, diverses Obst und Gemüse. Außerdem biete ich viel öfter als sonst Quark und dicke Milch an.
Bisher vertragen sich auch die Hähne. Es laufen zwei bei jeder Gruppe, einmal mit 8, einmal mit 15 Hennen, wobei von der größeren Gruppe eigentlich noch welche abgegeben werden sollten, die Stallpflicht da aber auch reingepfuscht hat.
Jede Gruppe hat ein Abteil von 6 qm, der Vorraum vor den Abteilen beträgt nochmal ca. 12 qm, die Schweizer als die ruhigere Truppe darf diesen zusätzlichen Raum 2 bis 3 Stunden am Tag nutzen, die andere Truppe mit deutlich lebhafteren und auch mehr Tieren nutzt den Vorraum die restliche Zeit, für die bleibt die Abteiltür über Nacht offen. Den Versuch, beide Gruppen gemeinsam laufen zu lassen und allen insgesamt mehr Platz zu gönnen, mußte ich abbrechen, weil die Hähne damit zuviel Stress hatten, Die Gruppen waren ja schon vorher getrennt, und sie sich auf diesem begrenzten Raum zusammenraufen zu lassen, ist auch wirklich unfair.
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Wie heißt es so schön: "Wenn man den Teufel nennt, kommt er gerennt."
Von gestern Nacht auf Heute Nachmittag mehr als 30 cm Neuschnee, dazu ein richtig heftiger Wind aus West (Hätt ich mich mal nicht so aus dem Fenster gelehnt mit meiner Behauptung, dass es hier meist von Osten her bläst...)
Beobachtung eins: Das Volierengitter ist relativ Schneedicht.
Beobachtung zwei: Im Stallinnern spürt man den Wind praktisch nicht, die Hühner zeigen ein gänzlich unbeeindrucktes G'schau.
So sah es heute Nachmittag von außen aus:
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Und so von innen:
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Wie man sieht, ist nur vorn am Gitter etwas Schnee, der hintere Stallbereich ist trocken (aber noch nicht saubergemacht, das ist erst nach den Fotos passiert...)
Meine Bedenken sind, wie gesagt, eher nicht die, dass es den Hühnern zu kalt wird, sondern dass die offene Bauweise der Aufgabe eines Stalles, vor Wind und Wetter zu schützen, also eine gewisse Komfortzone zu bieten, nicht gerecht wird. Allerdings machen die derzeitigen Bewohner nicht den Eindruck, dass sie leiden. Auffällig finde ich, dass sie wirklich bis zur Dämmerung aktiv sind, in den vergangenen Wintern war zwischen Dezember und Februar spätestens um drei Uhr Nachmittags schon alles im Bett, bzw auf der Stange, das ist jetzt nicht, sie nutzen den Tag buchstäblich bis zur letzten Stunde, sind auch in der Frühe aktiv, sobald es hell wird. Auch das kenne ich ganz anders. Wenn ich sonst gegen acht Uhr am Morgen die Stalltür geöffnet habe, dann wurde erst mal vergrätzt ins Licht geblinzelt, und dann konnte es bis zu einer Viertelstunde dauern, bis die erste der Damen mal von der Stange hüpfte und nachsah, was der neue Tag so zu bieten hatte. Gut, mein alter Stall war eher dunkel, aber nicht komplett vom Tageslicht abgeschottet und zumindest Tagsüber stand die Tür immer weit offen.
Probleme mit Kammerfrierungen hatte ich erst ein einziges Mal bei einem Maranshahn, der in jenem Winter ebenfalls mitlaufende Italienermix mit deutlich mehr Kamm zeigte gar nichts. Die Mehrzahl meiner jetzigen Hennen hat kleine bzw Rosenkämme, eine einzige hat einen sehr großen, umgekippten Kamm, das ist ein Findelhuhn, wahrscheinlich eine Legehybride, die sich eines Wintertages im Pferdestall einer Bekannten fand. Da niemand im Dorf das Huhn als seines reklamierte, gehört sie jetzt zu meiner Truppe und ich muß jetzt halt schauen, ob sie Probleme bekommt.
Dasselbe gilt für die beiden großkämmigen Hähne, die bei der Mixtruppe mitlaufen.