Wurmkompost als Eiweissquelle für Hühner
Liebe Hühnerfreunde,
ich lasse meinen Tieren ja schon seit einiger Zeit bei ihrer Ernährung eine gewisse Auswahl (s. a. hier oder hier), wozu auch der freie Zugang zu Wurmkompost gehört. Da ich nun um Tipps zum Wurmkompost gebeten wurde, habe ich mal im Internet gestöbert um einfach auf eine schon vorhandene Quelle verweisen zu können. Dabei habe ich erstaunt festgestellt, wie unterschiedlich man die Sache anstellen kann und mich nun doch entschlossen, mal meine recht simple Methode vorzustellen:
Ich fände es aber toll, wenn auch andere ihre Methoden vorstellen würden, so dass wir voneinander lernen können :)
Meine Herangehensweise ist so:
Zu Beginn grabe ich in ein Gartenbeet ein Loch das ca. 30-40 cm tief ist. Pro Huhn rechne ich mindestens einen halben Quadratmeter Kompostfläche, je mehr desto besser. Die ausgehobene Erde häufle ich zum späteren Untermischen und Abdecken neben dem Loch an.
In unseren gut 6 Quadratmeter grossen Kompost gebe ich grundsätzlich alles, was an natürlichen organischen Materialen in unserem 1000 Quadratmeter-Garten und unserem 4-Peronenhaushalt so anfällt. Stäucher und Grassschnitt genauso wie Unkräuter dorniges Gestrüpp Essensreste oder Mist jeglicher Art. (Leider haben wir keine Kompost- oder Trenn-Toilette, sonst würde ich auch Urin so in den Kompost einbringen, weil das das C:N-Verhältnis sehr günstig beeinflussen würde. Wer die Möglichkeit hat, sollte meiner Meinung nach auch über die Erschließung dieser natürlichen Stickstoffquelle nachdenken.)
Ich achte darauf, dass holziges Material durch den Häcksler gelaufen ist und keine dicken Lagen von Grünmaterial, wie z.B. Grasschnitt entstehen, sondern durchmische sowas immer mit Gartenerde zu einem lockeren Gemenge. Das Ganze wird immer mit Gartenerde abgedeckt und mit Wasser aus dem Schlauch durchfeuchtet. Man kann Grünzeugs aber auch erst etwas anwelken lassen und dann mit Erde abdecken und durchfeuchten.
Da lebender Kompost nie trocken werden sollte, steht am Kompost eine unserer Hühnertränken in Form einer grossen flachen Schüssel (Blumentopfuntersetzer), in die aus dem Gartenschlach vorwährend 1-2 Tropfen Wasser/Sekunde laufen, so dass der Überlauf dem Kompost ununterbrochen etwas Feuchtigkeit beschert (könnte man mit einer Zeitschaltuhr sicher noch optimieren, falls mit Leitungswasser gespart werden muss).
Nun liest man manchmal, dass in den Kompost wegen der Samen keine Unkräuter und wegen der Nager keine Essensreste gelangen sollen. An diese Ratschläge halte ich mich nicht, weil die Hühner die Unkrautsamen z.T. gern rauspicken bzw. frisch gekeimte Wildkräuter gern als Grünfutter nehmen. Wenn man Essensreste einfach so auf den Kompost wirft, besteht das Risiko, dass man damit ungebetene Gäste anzieht. Diesem Risiko begegne ich folgendermaßen: Essensreste, die meine Hühner fressen können, zerkleinere ich schnabelgerecht, so dass sie in wenigen Minunten von der Oberfläche des Komposts vertilgt sind. Essensreste, die ich den Hühnern nicht geben will (weil sie z. B. schon verdorben sind oder weil sie sie eh nicht fressen würden) mixe ich in einem Haushaltsmixer zu Mus, dann grabe in den Kompost ein kleines Loch, Schütte das Mus herein und vermische es mit Wasser aus dem Schlauch und Komposterde und decke das ganze mit Erde ab. Auf diese Weise führe ich Essensreste gezielt den Mikroorganismen zu ohne Nager anzulocken.
Da ein Regenwurm in dieser Quelle mit 965 mg Natrium pro Kg angegeben wird (was rund 2,5 g Kochsalz pro Kilo Wurm entspricht), schadet es sicher überhaupt nicht, wenn mit den Essensresten (oder auch mit Urin) etwas Salz in den Kompost gelangt.
Ist die anfangs ausgehobene Erde ganz zum Mischen und Abdecken verbraucht, so bringe ich neuen Grünabfall nur noch auf eine Hälfte des Komposts auf und nehme die andere Hälfte des Komposts selber zum Abstreuen, so dass dort wo die Komposterde weggeschippt wird wieder ein Loch entsteht, dass später wieder mit Grünabfall befüllt werden kann. Hierbei kommen bei mir immer Unmengen an Würmern zu tage, die die Hühner gern wegpicken.
Sollte die Erde, wie bei mir, sehr lehmig sein, so bietet es sich an, etwas Sand, zerkleinerte Holzkohle, Kies und auch ein paar ordentliche Schippen Muschelgrit unter die Abdeckerde zumischen.
In der warmen Jahreszeit sollte so nach wenigen Wochen von selbst ein wurmreicher Kompost entstehen, der die Hühner wie bei mir mit Proteinen im Überfluss versorgen kann.
Ich habe derzeit drei solcher Kompostplätze, die ich im jährlichen Wechsel nutze. Den Hühnern ist aber jeweils nur einer davon zugänglich.
Ich habe dieses Jahr den Fehler gemacht, dass ich den neuen Kompost erst angelegt habe, nachdem ich den alten ausgezäunt habe. Besser ist es, wenn man dem neuen Kompost schon zuvor ein paar Wochen Vorsprung geben würde, denn die Hühner haben dadurch vorübergehend ihr Interesse am Komopstplatz merklich eingeschränkt.
LG Oliver
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Liebe Hühnerfreunde,
hier noch ein kleiner bebilderter Nachtrag:
Wie jeden Herbst, fallen im Garten viele organische Abfälle an. Diese Gelegenheit habe ich mal genutzt, um mit ein paar Bildern zu zeigen, wie einfach man diese zur Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit und der kostenlosen Bereitstellung tierischer Proteine für Hühner nutzen kann.
Last but not least ist es so aber obendrein möglich, der Atmosphäre Kolendioxid zu ersparen, dessen Konzentration leider seit über 200 Jahren ansteigt. Ein nicht ganz unwesentlicher Aspekt, wenn man bedenkt, dass derzeit Nahrungsmittel in grossem Stiel unter Verbrennung fossiler Energiequellen produziert werden:
Um die Weltbevölkerung zu ernähren, "ergibt sich in der intensiven Landwirtschaft ein Aufwand von zehn Kilokalorien und mehr, um eine Kilokalorie Nahrung zu erzeugen".
Dem kann jeder, der einen eigenen Garten hat und bereit ist mit der Natur zu gärtnern entgegen wirken, indem man so weit wie möglich auf den Einsatz externer Energiequellen verzichtet und natürliche Prozesse und Kreisläufe nutzt.
Fürs energiearme Kompostieren benötigt man eigentlich nur eine Schaufel und eine geeignete kleine Gartenfläche in der man einen Kompostgraben ausheben kann. (Nein, man braucht keinen Thermokomposter aus Plastik, denn die kompostproduzierenden Organismen stammen aus dem Boden und fühlen sich dort auch am wohlsten).
Man hebt also einfach einen Graben aus, der so lang ist, dass Sträucher und Hölzer, die beim Rückschnitt des Gartens anfallen ungehäckselt eingefüllt werden können und spart somit die Energie und Zeit fürs Häckseln, denn das Zerkleinern dieses Materials erledigt die Natur gern für uns:
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Anschließend fügt man am besten noch einen Sack Holzkohlebriquettes dazu, die im Boden zu Kohlestaub zerfallen. Kohle verrottet im Boden nicht und hat eine riesige Oberfläche mit der sie dafür sorgt, dass im Boden Wasser und Nährstoffe länger gespeichert und langsam wieder an Pflanzenwurzeln abgegeben werden können. Man stellt sich dadurch also nebenbei ganz einfach seine eigene Terra preta her:
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Das Ganze deckt man locker mit etwas Aushuberde ab:
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Hat man reifen Hühnermist aus seinem Auslauf oder Stall oder Tiefenstreu, so bietet es sich an, diesen darüber zu verteilen:
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Wenn der eigene Boden, wie bein uns, sehr lehmhaltig und schwer ist, so empfiehlt es sich, noch großzügig Sand darüber zu verteilen. Das tut auch den Kompostwürmern gut, die den Sand in ihrem Muskelmagen verwenden, um organisches Material zu verreiben und zu Humus zu verdauen:
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(Zugegeben, Sand und Kohle habe ich mit dem E-Auto herantransportiert. Dies sind aber einmalige Investitionen, da diese Bestandteile nicht verrotten und den Boden dauerhaft locker halten.)
Somit hat man
- seinen Grünabfall entsorgt, ohne ihn unter CO2-Ausstoss durch die Gegend zu fahren,
- für Energieträger im Boden gesorgt, die es den Mikroorganismen erlauben, den Boden fortwährend umzugraben und locker zu halten,
-den Kohlenstoff aus dem Grünabfall der Humusbildung zugeführt und dadurch dem CO2-Kreislauf für Jahre entzogen,
-durch Holzkohleeintrag weiteren Kohlenstoff der Biosphäre dauerhaft entzogen, die Bildung von Dauerhumus gefördert und dadurch den Boden dauerhaft fruchtbarer und lockerer gemacht, was den Einsatz von Kunstdüngern und dem damit verbundenen Energieaufwand überflüssig macht.
- nicht zuletzt hat man so aber auch für eine kostenlose Proteinquelle für seine Hühner gesorgt, denn der Grünabfall enthält neben Kohlenstoff jede Menge organisch gebundenen Stickstoff der bei der Verrottung in den Bodenbakerien, Mikroorganismen und Würmern akkumuliert wird und letztlich den Hühnern als Nahrung zur Verfügung stehen kann, bevor das Beet im Frühjahr bepflanzt oder nachdem es im Herbst abgeerntet worden ist.