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EU weitet Importverbot für Geflügel aus
Im Kampf gegen die Vogelgrippe ist der Importstopp der Europäischen Union für Geflügel und Vögel aus Russland und Kasachstan in Kraft. Das sagte eine Sprecherin der EU-Kommission am Donnerstag in Brüssel.
HB BRÜSSEL. Die Seuche hatte sich auf beide Länder ausgeweitet. Die Sprecherin betonte, es handele sich um eine Vorsichtsmaßnahme, da aus Russland und Kasachstan bisher kein Geflügelfleisch in die EU eingeführt wird. Die Behörde beobachte die Lage weiter sehr genau und werde gegebenenfalls weitere Maßnahmen ergreifen.
Der umfassende Einfuhrstopp gilt für Geflügel, Geflügelprodukte und Vögel. Ein solcher Importstopp der EU gilt schon für China, Indonesien, Kambodscha, Laos, Malaysia, Nordkorea, Pakistan, Thailand und Vietnam. Darunter sind fast alle Länder, in denen das auch für Menschen gefährliche Vogelgrippevirus H5N1 festgestellt worden ist.
HANDELSBLATT, Donnerstag, 18. August 2005, 13:25 Uhr
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Bundesländer bunkern zuwenig Vogelgrippe-Impfstoff
Der Präsident des Robert-Koch-Instituts, Reinhard Kurth, hat eine Grundgesetzänderung vorgeschlagen, um die Bevölkerung besser gegen die Folgen der Vogelgrippe zu schützen zu können.
HB BERLIN. Weil die Bundesländer nicht in ausreichendem Maße virushemmende Medikamente beschafft hätten, müsse der Bund mehr Verantwortung übernehmen, forderte Kurth am Donnerstag im ZDF. "Dazu müsste letztlich sogar das Grundgesetz geändert werden, da müssen die Länder mitspielen".
"Die Länder haben sich noch nicht ausreichend vorbereitet. Die Gefahr wird unterschätzt", sagte Kurth der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Es müsse bedacht werden, dass einer Pandemie Zehntausende von Menschen in Deutschland zum Opfer fallen könnten und die gesamte Wirtschaft zum Stillstand kommen könnte.
Die Bundesländer hätten bislang nur für zehn Prozent der Bevölkerung virenhemmende Medikamente bestellt, so der Seuchenexperte. Sein Institut empfehle aber, Vorräte für mindestens 20 Prozent der Bevölkerung anzulegen. Das Robert-Koch-Institut ist dem Bundesgesundheitsministerium unterstellt.
Die Gefahr einer Influenza-Epedemie bewertete Kurth als ernst. "Die Gefahr einer Pandemie ist real, und das Risiko derzeit so hoch wie seit Jahrzehnten nicht mehr." Unter Pandemie versteht man den länderübergreifenden oder sogar weltweiten Ausbruch einer Krankheit. Im Gegensatz zur Epidemie ist eine Pandemie weder zeitlich noch örtlich beschränkt.
In Asien sind an der Vogelgrippe bislang mehr als 50 Menschen gestorben. Die Vogelgrippe hatte sich in den vergangenen Tagen nach Westen ausgebreitet. Eine Expertenrunde unter Leitung des Verbraucherschutzministeriums sollte am Donnerstag über Vorsichtsmaßnahmen in Deutschland beraten.
Verbraucherschutzministerin Renate Künast (Grüne) sagte im ZDF, die Regierung gehe vom schlimmsten Fall aus, "obwohl wir noch gar nicht den Beweis haben, dass das für den Menschen gefährliche Virus im Ural angekommen ist." Deshalb würden Vorsichtsmaßnahmen ergriffen. Noch wisse man nicht, um welchen Virus es sich bei dem Massensterben von Vögeln im russischen Ural handele.
Die Bundesregierung hatte am Mittwoch die Vorsichtsmaßnahmen erhöht. Der in Bundespolizei umbenannte Bundesgrenzschutz soll das Einschleppen der Vogelgrippe bei der Einreise nach Deutschland verhindern und bei Verdachtsmomenten Einreisende isolieren. Die in Asien grassierende Seuche hatte sich in den vergangenen Tagen weiter nach Westen ausgebreitet. Es wird befürchtet, dass das Virus inzwischen den Ural überwunden hat. Der russische Gebirgszug trennt Europa von Asien.
HANDELSBLATT, Donnerstag, 18. August 2005, 12:36 Uhr
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Russlands Behörden spielen Gefahr herunter
Von Mathias Brüggmann, Handelsblatt
Sie kommen im Morgengrauen. Ein Dutzend Männer mit weißen Schutzanzügen und gelben Atemmasken verteilt sich in Windeseile im sibirischen Dorf Bakluschi. Die Arbeiter öffnen die Zäune zu den Bauernholzhütten und erschlagen in den Höfen Hunderte Hühner und Gänse mit bloßen Holzstangen. Binnen einer Viertelstunde füllt sich der mitgebrachte Lastwagen mit Plastiksäcken voll toten Geflügels.
HB MOSKAU. 121 000 Hennen, Enten, Gänse und Puten sind so in Russland bereits gekeult worden in den sechs der 89 russischen Regionen, in denen die Vogelgrippe ausgebrochen ist. An dem Virus selbst sind mehr als 11 000 Stück Federvieh elendig verendet. Eine tödliche Bedrohung für die 233 Millionen Stück Geflügel, die in dem Land gehalten werden. Mit Todeslisten arbeiten deshalb die 703 Mitarbeiter des Katastrophenschutzes und Veterinärinspektoren alle 103 Ortschaften ab, in denen infizierte Vögel vermutet werden.
Die Männer kommen in der Morgendämmerung, um die Bauern zu überraschen. Denn angesichts von Prämien von nur 100 Rubeln pro totem Huhn und 150 Rubeln (umgerechnet 4,30 Euro) für eine notgeschlachtete Ente wehren sich die zumeist unter ärmlichen Verhältnissen auf dem Lande lebenden Russen auf ihre Weise: Sie verstecken sich mitsamt ihrem Geflügel in der Taiga. Federvieh hält nahezu jeder auf dem Lande, und das deutlich billigere Hühnerfleisch steht auf dem Speiseplan fast aller Russen. Somit ist die Vogelgrippe nicht nur wegen der Ansteckungsgefahr für Menschen in den betroffenen Provinzen eine wahre Katastrophe.
Inzwischen hat die am 20. Juli bei Nowosibirsk ausgebrochene Seuche auch den europäischen Teil des Riesenreichs erreicht: Seit Dienstag ist Tscheljabinsk, westlich des Ural-Gebirges – der natürlichen Grenze zwischen Asien und Europa – betroffen. Und seitdem ist auch nachgewiesen, dass es sich beim in Russland grassierenden Vogelvirus um den auch für Menschen tödlichen aggressivsten H5N1-Erreger handelt. Eingeschleppt wurde er vermutlich von Zugvögeln, die von China aus in ihre Brutgebiete heimflogen.
Bisher hat es nach Angaben der russischen Behörden noch keinen Fall einer Übertragung des mutierenden Virus auf Menschen gegeben. In den vergangenen zwei Jahren waren 57 Menschen in Asien an der Infektion gestorben. Doch trotz der drohenden Gefahr gehen die örtlichen russischen Behörden sehr lax mit der Seuche um: Als „für Menschen nicht ansteckend“ gab der Nowosibirsker Gouverneur Wiktor Tolokonskij den Virus aus. Und fügte hinzu: „Es gibt auch keinen Grund, kein Hühnerfleisch und keine Eier mehr zu essen. Im Gegenteil.“
Inzwischen sind laut Behördenangaben 5 7000 Proben genommen und alle Mästereien und Legebatterien in den betroffenen Gebieten unter Quarantäne gestellt worden. Theoretisch zumindest. Denn in der Praxis glaubt kaum jemand, dass angesichts idealer Seelandschaften für die Vermischung von Wildenten und heimischem Geflügel sowie der wuchernden Korruption in Russland das Land der Epidemie Herr werden kann. So versuchen nicht nur Kleinbauern ihr Geflügel vor der Notschlachtung zu retten. Im sibirischen Altai-Gebirge hat der Besitzer einer Hühnerfarm trotz nachgewiesener Vogelgrippe seine 9 000 Hühner schlachten und verkaufen wollen. Inzwischen wurden alle Tiere getötet, und die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Chef der Kolchose. Experten bezweifeln, dass dies ein Einzelfall ist.
Angesichts der 1 000 Kilometer westwärts, die die infizierten Zugvögel in den vergangenen drei Wochen zurückgelegt haben, schwant Boris Bojew vom Tjumener Epidemie-Labor Schlimmes: „In Moskau kommt die Vogelgrippe in einem Monat an“, lautet seine Prognose.
HANDELSBLATT, Freitag, 19. August 2005, 11:02 Uhr
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soviel zum thema vogelgrippe :( warten wirs ab was der heutige tag in den nachrichten bringt. ich denke nicht das die hühner monatelang im stall eingesperrt werden müssen, aber mit einigen wochen muss man schon rechnen, aber lieber das, als töten !
andrea
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@ nine1278 Ich kann Deine Sorgen gut verstehen.
Lass Dich aber bitte gut beraten. Die Grippe-Impfung birgt auch Risiken.
Ich lass mal den Link sprechen ...
http://www.augusta.de/~efi/PDF/grippe.pdf
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das sind doch mal wenigstens aussagen!ich schau nachher noch mal vorbei, was ihr so neues wisst!! vielen dank!!
@redcap, danke für die infos, bislang hab ich das auch nie für nötig gehalten, aber ich hör mal, was der doc so meint...
lg
nine
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Hallo Andrea,
wenn die Hühner "nur" paar Wochen in den Stall müßten ging das ja noch. Habe eben bei google "Vogelgrippe" eingegeben und man erhält sehr viele Informationen, alle aktuellen Beiträge aus den Zeitungen. Habe aber keine Info erhalten. Für wie lange die Hühner eingespeert sein sollen.
dehöhner
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RE: 1 September ?
Du sprichst mir aus tiefster Seele !!!
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RE: Vogelgrippe
Hallo miteinander,
Leute, macht mal halblang - noch ist gar nicht klar, ob die Masse von uns überhaupt von der Verordnung betroffen ist. In der Zeitung war heute davon die Rede, daß private (also nicht-gewerbliche) Halter "mit größeren Beständen" auch betroffen wären. Da selbst ein Ministerialer wahrscheinlich erkennt, daß 10 oder 15 Hühnchen noch kein größerer Bestand sind, werden vermutlich die meisten von uns weitermachen können wie bisher. Wenn die Grippe irgendwo in der Nähe dann ausbricht, nützt sowieso kein Stall und nichts - dann wird gekeult, egal was wir vorher an Schutzmaßnahmen ergriffen haben. Ich sehe die kommende Verordnung deshalb erst mal ganz entspannt und hoffe, daß kein Vollidiot in meiner Nähe wohnt, der die günstige Gelegenheit nutzt, billig an irgendwelche eingeschmuggelten Vögel zu kommen, die dann krank werden.
Gruß
Hans-Christoph
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In den Niederlanden sind Hobbyhalter auch von dem Verbot ausgenommen ...
Trotzdem sollte man sich für die Zukunft Gedanken machen, wie man die Verbreitung vernünftig verhindert ... ohne zu Keulen ...