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Hi,
das mit dem Schall ist eine Wissenschaft für sich.
Der gemessene Schalldruck ist eine physikalische Größe und hat mit dem empfundenen "Krach" nichts zu tun.
Der empfundene ist sogar persönlich geprägt - manche empfinden Kinder als schön andere bringt es um den Verstand.
Deine Wand dämpft eher Tiefe Frequenzen (was du am Messgerät ablesen kannst) - dadurch kann es sein daß die hohen Frequenzen "nervender" werden.
Nun zur Physik.
Hohe Frequenzen werden am besten mit MASSE bekämpft da Masse durch sie nicht angeregt wird.
Wenn du also Krähgeräusche dämmen willst ist eine Massivwand viel besser als eine Doppelwand (wobei deine verschiedenen Wandstärken schon besser als 2* das gleiche sind).
Da du nun mal die Doppelwand hast - wie währe es sie anstatt mit Dämmung (Wärmedämmung!) mit Masse auszufüllen.
Z.B. kannst du den Zwischenraum mit Split auffüllen. Das frisst hohe Frequenzen und durch das Reiben der einzelnen Körner auch tiefere Frequenzen. Durch die hohe Masse hast du auch weniger Schallleitung durch die direkt aufgeschraubten Schalen.
Eine deratig aufgebaute Wand frisst eigentlich alle Frequenzen (bis auf Infraschall, da ist leichteres feineres Material besser).
Stoff (z.B. schwere Stoffe wie Samt) haben auch eine sehr gute Dämmwirkung. Es genügt sie aufzuhängen. (Ok, ich weiß im Stall ist das eher nicht praktikabel :) ).
Gruß Johannes
(Anmerkung: An manchen Tagen beschäftige ich mich zu fast 100% mit der Schwingungsdämpfung (Schallvermeidung/Genauigkeit/Oberfläche) von Werkstücken während der Bearbeitung).
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Ich habe irgendwann einmal gelernt, dass Luft ein sehr guter Schallträger ist. Im Umkehrschluss bedeutet das natürlich, dass gegen Schallübertragung nur Masse hilft. Alles was also eine hohe Dichte hat ist gut, alles was viel Luft beinhaltet ist nicht unbedingt zielführend. Steinwolle, Glaswolle oder gar Eierkartons fallen somit durch´s Raster.
Ich finde den Vorschlag von Johannes mit dem Split sehr gut. Vielleicht kannst Du sogar innen auch noch eine zweite Schicht OSB-Platten anbringen.
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@Johannes: Ich frag' einfach mal: Wie oder was bewirkt dann der Noppenschaumstoff?
Für meine Ohren klingt das Krähen jetzt nur noch gedämpft nach außen und bei meinem schrillen Zwergenschreier ist's fast garnicht mehr hörbar. Liegt's an meinen Ohren oder dämmt der Schaumstoff bzw. "zerstreut" dieser den Lärm?
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Hi Galla,
diese Art Dämmung (ich kenne sie nur von der Beschreibung weil ich in der Firma damit nichts anfangen kann) arbeitet über die Geometrie.
Ähnlich wie die Eierkartons.
Der Schall wird mehrfach reflektiert und dabei in die Struktur hineingespiegelt. Unten angekommen braucht er wieder einige "Abpraller" bis er wieder abstrahlt.
Durch das weiche Material (deshalb auch der Samtvorhang) wird jedes mal "elastisch" Energie genommen.
Die Energie wird also nicht zerstreut sondern bei jeder Reflektion vermindert.
Wenn die einstrahlende Energie so groß ist daß es die Struktur zum schwingen bringt funktioniert diese Dämmung nicht.
Vielleich hat ein Hahn nur relativ wenig Energie so daß das funktioniert - kann ich nichts dazu sagen.
Ich weiß nur daß Masse sicher funktioniert.
Gruß Johannes
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Danke für Deine Antwort!
Das wird mein Hahn aber garnicht gerne hören....dass sein unheimlich männliches Krähen nicht energiereich ist....;)
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Danke an Alle, die geantwortet haben. Auch wenn es teilweise ernüchternd ist, es hilft weiter.
Johannes,
Split fällt flach, weil das Teil noch irgendwie mobil bleiben muss. Der Stall wiegt schon um die 170/180kg. Ich hätte lieber Fermacell, Sand oder ähnliches genommen, aber das ist alles noch schwerer, als OSB. Mit den Rädern die ich drunter habe ist er jetzt schon kaum zu bewegen. Irgendwann müssen noch größere Räder (aktuell 20 cm Schwerlasträder) drunter. Da fehlen mir derzeit aber die Ideen.
Der Gockel hat ja eine relativ hohe Frequenz. Würde Teppich was bringen, oder vielleicht doch dieser Noppenschaumstoff? Wieviel Energie kann ein etwa 1 -1,5 kg Gockel beim Krähen entwickeln? Kann man das irgendwie messen?
Puh ist das komplex.
Gruß
sternenstaub
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Hi Sternenstaub,
ok, jetzt kommen doch ein paar Eckdaten.
Wenn das Gewicht nicht größer werden darf dann kannst du eine Schale OSB gegen Fermacell austauschen.
OSB schwingt mehr als Fermacell und eine Wand aus 2 Schichten mit unterschiedlichen Eigenschaften ist auch wesentlich besser als 2 gleiche.
Wenn du mal die Wand beiseite lässt. Wo kommt noch Schall raus?
Lüftung z.B. sollte als Kanal ausgeführt werden mit wenigsten 2*90° dort drin hilft dann auch die Noppenbahn.
Türe z.B. sollte auch nicht einschalig sein oder wenn Einschalig dann wenigstens rel. massiv.
Dach z.B. OSB + Aufgeklebte Bieberschwanzimitat Bitumenschindeln ist besser als OSB + Dachpappe oder noch schlimmer Wellblech.
Fenster z.B. 2-fach Glas ist besser als Doppelsteg. 2-Fach verglast besser als 1-Fach - 3-fach ist besser als 2-fach Lärmschutzglas (hat mich auch gewundert. Die technischen Daten sagen da etwas anderes).
Gruß Johannes
PS: Wenn du am Telefon drüber quatschen willst schick mir 'ne PM, ich hab europaweit flat.
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Johannes,
vielen Dank für Deine Mühe.
Das Problem ist, das ich mit dem Gewicht haushalten muss, da wir auf dem Untergrund (ausgefüllte Rasengittersteine bzw. Rasen) mit den Rädern zu zweit Mühe haben den Stall zu bewegen.
Ich kann ihn leider auch nicht dauerhaft da stehen lassen, wo er steht, weil die Fläche des Hühnergeheges von der Bahn mit einer Inanspruchnahme belegt ist. Der muss also, wenn die Bahn baut, weg. Deshalb musste der Stall auch mobil sein.
So, das Dach hat im Prinzip den gleichen Aufbau, wie die Wände, nur innen wie außen 12 mm OSB. Die Platten sind oben nur gestrichen, weiß, damit sich der Stall nicht zu sehr aufheizt.
Fenster und Tür sind 16 mm Doppelsteg Terassenbedachung. Da kann ich innen nochmal das Gleiche anbringen. Die Seite kann auch zur Bahn hin gedreht werden, dort sollte der Schall nicht zu sehr stören, derzeit ist da keine Schallschutzwand, die reflektieren würde. Fenster und Tür sind in einer Front und sollen beide auch erhalten bleiben, damit in den Stall genügend Licht kommt.
Die Wände sind an zwei Seiten komplett dicht (keine Ritzen oder ähnliches), an der dritten hängt das Nest. Beim Nest ist die Klappe nicht gedämmt, die Nestwände aber schon. An der Klappe kommt auch Schall raus. Aber das war mir vorher klar. Die Klappe ist aus 18 mm OSB und ziemlich schwer.
Wäre einmal OSB mit einmal Fermacell besser gewesen, ohne Zwischendämmung? Ich rechne da nochmal das Gewicht durch, aber ich fürchte das wird noch schwerer.
Was passiert eigentlich mit dem Schall bei meiner Wand? Ich habe mir aufgrund Deiner Erläuterungen überlegt, dass es wohl so ist, dass tiefe Frequenzen bei meiner Wand eher abgehalten werden und die hohen Frequenzen dafür ungehindert hörbar sind. Das würde auch erklären, warum der Gockel plötzlich nervig ist. Es kommt nur noch die hohe Frequenz raus. Denke ich da richtig?
Ich überlege die ganze Zeit ob ich Gallas Vorschlag mit dem Akkustikschaumstoff (ohne Noppen) ausprobiere. Ist ja nur ein Zwerghahn mit max. 1,5 kg Kampfgewicht. Wieviel Energie kann den so ein Zwerggockel maximal entwickeln? Hängt die Krähintensität nicht auch am Gewicht?
Danke und Gruß
sternenstaub
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Hi,
nach deiner Beschreibung denke ich daß Fenster und Türe der Schwachpunkt sind.
Doppelsteg ist denkbar ungeeignet für Schalldämmung. Dieses Material hat eine homogene Außen und Innenschale die eng mit dem gleichen Material gekoppelt sind. Da geht jeder Schall ungedämpft hindurch.
Du kannst einen einfachen Versuch machen. Verhänge Türe und Fenster (innen oder aussen, aussen dürfte IMO besser sein) mit einem doppelt gelegten dicken Badetuch.
Wenn die Platten der "Knackpunkt" sind (was ich vermute) solltest du einen deutlichen Unterschied hören.
Energie: Du musst "Schalldruck"=Lautstärke und Schallleistung=Energie auseinander halten.
Dein Gockel kräht gerichtet, er braucht daher für viel Lautstärke nicht so viel Energie. Er kräht kurz daher braucht er dazu auch nicht viel Energie.
Stell dir mal einen Arbeiter mit Vorschlaghammer vor der auf einen Eisenpfosten kloppt.
Er steckt nur die Energie in den Schall die im Hub des Hammers (+ etwas nach unten Beschleunigen) kommt.
Mit dieser Energie kann er einen kurzen Schallimpuls mit sehr hohem Schalldruck erzeugen der im Meterbereich gehörschädigend, im Kilometerbereich hörbar ist.
Gruß Johannes
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Hm, das Thema ist ziemlich komplex, mich überfordert es ein bisschen :).
Mit dem dB Messer ergab sich an den Platten eine Reduktion von 15 dB, was mir genügen würde. (Bin Sonntag früh 5 Uhr mit dem dB Messer um den Stall geschlichen, mit Hahn drin, der im Minutentakt gekräht hat :( ). Aber scheinbar kann ich mich nicht allein an den dB orientieren, was das Ganze schwieriger macht.
An Tür und Fenster kommen ohnehin noch dunkle Vorhänge, derzeit geht das Licht ungehindert rein, was zu einem deutlich früheren Krähen führt.
Hast Du andere kostengünstige und vor allem relativ leichte Vorschläge? Fensterglas ist ja auch recht schwer. Plexiglas dürfte einen ähnlichen Effekt haben, wie die Doppelstegplatten, oder wäre das eine Alternative? Wenn ja, in welcher Stärke?
Oder würde es Sinn machen Plexiglas mit den Stegplatten zu kombinieren? Also innen Plexiglas, außen Doppelstegplatte. Und dazu noch Vorhänge.
Danke und Gruß
sternenstaub