Ich habe jetzt nochmal an "meine" Tageszeitung, die Passauer Neue Presse, geschrieben. Ich dachte, ich pack sie vielleicht mal, falls eine solche überhaupt vorhanden, an der "Journalistenehre".
Schaun mer mal, ob irgendwie eine Reaktion kommt......
Seit nun mehr als drei Jahrzehnten kaufe ich mir sechsmal pro Woche die PNP im örtlichen Lebensmittelgeschäft, habe nur aus dem einen Grund kein Abo, weil die Zeitung zu uns mit der Post käme und die Post hier erst nachmittags im Briefkasten landet, und ich ärgere mich sehr darüber, dass das Geschehen rund um die aktuellen Vogelgrippefälle für "meine" Zeitung so gar keine Reaktion wert ist. Nun also ist die Tatsache, dass wegen der herrschenden Stallpflicht demnächst keine Eier von eingestallten Tieren mehr als Freilandeier verkauft werden dürfen, immerhin eine Meldung mit einem Bild bunter Hennen auf grüner Wiese wert. Dass da schon seit drei Monaten ein Etikettenschwindel (immerhin nach der Gesetzeslage legal, aber eine falsche Deklaration bleibt es trotzdem) betrieben wird, wird vornehm unter den Tisch gekehrt. Warum haken Sie nicht einmal nach, warum Bayern landesweit eine vorsorgliche Stallpflicht ausgesprochen hat, obwohl das FLI eine solche Maßnahme lediglich für Risikogebiete empfiehlt? Warum werden fortschrittliche und verantwortungsvolle bäuerliche Betriebe, die ihrem Geflügel ein lebenswertes, artgerechtes Leben ermöglichen und gleichzeitig qualitätsvolle Lebensmittel erzeugen wollen, genau wie sämtliche Hobbygeflügelhalter Bayernweit und beinahe Bundesweit gezwungen, ihren Tiieren Licht, Luft, Bewegung und generell Lebensqualität vorzuenthalten? Doch nur zum Schutz einer Industrie, die Lebewesen zu Produkten degradiert, für die Vokabeln wie "Tierschutz" und Artgerecht" nur Synonyme sind für "Mehrkosten" und "Gewinnverlust", die Lebewesen zu zigtausenden mit möglichst wenig Luft dazwischen (Platz ist Geld) in Hallen pfercht und die Eier, Küken, Schlachtkörper und Schlachtabfälle, billigst (unter anderem aus Schlachtabfällen) hergestelltes Futter und nicht zuletzt den mit den Kadavern von während einer Masteinheit verendeten Tieren, Medikamentenrückständen und Krankheitserregern durchsetzten Mist rund um den Globus verschiebt. Diese Industrie ist es selbst, die jedem Grippeerreger beste Bedingungen zum Überleben und sogar zur Mutation bietet, denn in der Enge der Masthallen ist eine Weitergabe von einem Tier zum anderen kein Problem, in den durch gezielte Zucht auf maximalen Fleischansatz, (egal ob bei Huhn, Ente oder Pute) wenig widerstandsfähigen Organismen der Masttiere ist kaum Widerstand durch ein intaktes Immunsystem zu überwinden und in der allmählich anwachsenden Schicht aus Exkrementen kann er lange überleben. Ein Transit in Jetgeschwindigkeit von einem Ende der Welt zum nächsten ist im Service dann inclusive. Aber anstatt da einmal ernsthaft nachzuforschen, wird weiterhin Panik verbreitet und der wilde Zugvogel zum Tatverdächtigen Nummer eins gemacht, und zwar mit so schwerwiegenden Argumenten von Seiten des FLI wie "sehr wahrscheinlich" oder "kann nicht ausgeschlossen werden". Wäre es von politischer und wirtschaftlicher Seite aus nicht sinnvoller, einmal wirklich Ross und Reiter beim Namen zu nennen und dann an der richtigen Stelle bei der Bekämpfung anzusetzen, anstatt Millionen von Freilandgeflügel vorbeugend in Sippenhaft zu nehmen? Nicht einmal Fachleute halten das für angemessen? Ist es wirklich notwendig, allein auf einen Verdacht hin zigtausende von klinisch unauffälligen Vögeln auf einmal zu töten und als Müll zu entsorgen? Und es reicht tatsächlich allein der Verdacht, nicht mal die positive Bestätigung wird vor einer Keulung abgewartet. Mußte es tatsächlich soweit kommen, dass ein Landrat sich vor die Medien stellt und ohne rot zu werden lügt, nur um irgendwie zu rechtfertigen, dass der komplette Vogelbestand eines kleinen Parks, einschließlich Kanarienvögel(!!) im Zuge einer völlig entgleisten Hysterie umzubringen und zu entsorgen war? Der Umgang mit der Vogelgrippe ist zu einem Armutszeugnis für unsere Zivilisation und unsere Gesellschaft verkommen, und zwar zu einem erbärmlichen.
Sie als Zeitungsverlag hätten weit mehr als der Normalbürger die Möglichkeit, Hintergründe zu recherchieren, Behauptungen zu hinterfragen und hoffentlich politisch und insbesondere von der Geflügelwirtschaft unabhängiger als gewisse Bundesinstitute sollte es Ihnen auch möglich sein, ehrliche Fakten zu veröffentlichen.
Mit freundlichen (und hoffnungsvollen) Grüßen