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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Hahn lässt Hühner tagsüber allein und schläft nachts draußen



Joan
28.09.2016, 18:30
kurz zur Vorgeschichte:

In unserem Hausprojekt gibt es zwei Hühner und einen Hahn. Seit jeher lebten sie in einem recht überschaubaren Auslauf (ca. 25 qm²) mit angrenzendem Stall. Jedoch wurden die Tiere in den letzten Monaten recht vernachlässigt, weshalb ich mich ihrer annahm. Nun habe ich begonnen ihren Stall zu renovieren (reinigen, kalken, Tiefstreu, neue Sitzstangen, ...) und den Freilauf zu vergrößern. Vor etwa zehn Tagen habe ich daher den bestehenden Auslauf geöffnet, um nach und nach einen neuen zu bauen.
Die Gelegenheit haben wir dann gleich genutzt um zu sehen, wie sich die Hühner im freien Gelände verhalten (8.000 qm²). Unsere Hühner scheinen mit der vorrübergehenden Feiheit recht gut zurecht zu kommen. Jedoch habe ich den Eindruck, dass unser Hahn seitdem etwas am Rad dreht. Folgendes Verhalten kann ich seit etwa einer Woche bei ihm beobachten:

1.) Er lässt seine Hühner stundenlang allein und liegt stattdessen 200 Meter weiter hinterm Haus unterm Baum oder scharrt anderswo nach Fressen.

2.) Er macht es sich abends in einer dunklen Niesche VOR dem Stall gemütlich und begibt sich zur Nachtruhe, anstatt rein zu gehen.

Beide Fälle treten nicht immer auf (z.B. sieht man ihn auch manchmal zusammen mit den Hühnern unterwegs), aber passieren jedoch täglich. In den Stall scheuchen muss ich ihn jedoch seit ein paar Tagen allabendlich. Gestern Abend sprang er dann nicht mal mehr darauf an, sondern verschwand lieber mit lautstarkem Gekreische in der Nacht. Mittlerweile mache ich mir ernsthafte Sorgen, dass er seine Rolle als Beschützer garnicht mehr wahrnimmt, und uns alsbald der Fuchs besucht. :-X

Hat jemand von euch eine Idee was mit unserem Hahn los sein könnte?

Danke für Rat!


PS.: Bevor die Fragen kommen: Unser Hahn ist etwa zwei Jahre alt. Der Zaun wird am Wochenende wieder fuchssicher errichtet sein.

elja
28.09.2016, 18:43
mausert der Hahn gerade oder vielleicht beide Hennen? Dann hat er im Moment kein Interesse an den Hennen.

hühnerling
28.09.2016, 19:16
Das liest sich, als ob der Hahn nicht gesund ist, evtl. durch innere und/oder äussere Parasiten zusätzlich geschwächt, so daß er seinen Aufgaben nicht mehr nachkommen kann.

Hier mausern derzeit auch alle inklusive Althahn wie verrückt, trotzdem kümmert er sich um seine große Herde (31 Hennen), ruft zum Futter, wacht, schlichtet Streit und sucht zur Dämmerung nochmals das gesamte weitläufige Gelände ab, damit keine Bummelantin draussen vergessen wird.

Joan
28.09.2016, 21:23
@ Hühnerling: Woran kann ich sehen, ob er Parasiten hat?

@ elja: Beide Hennen legen fleißig Eier. Da auch beide keine kahlen Stellen haben, gehe ich davon aus, dass sie nicht mausern.

hühnerling
28.09.2016, 21:33
Im Dunkeln kannst Du ihn greifen und sein Gefieder gründlich nach Parasiten untersuchen, vor allem um die Kloake herum, am Bauch und unter den Flügeln wären sie sichtbar.
Edit: Dazu eignet sich eine Stirnlampe ganz hervorragend, so hat man beide Hände frei und viel gebündeltes Licht.


Eine Verwurmung kann man am kot erkennen oder daran, daß das Tier trotz guter Futteraufnahme abmagert. Eine Kotprobe ist nicht immer beweisgebend, da Würmer je nach Art in unterschiedlich großen Abständen Eier ausscheiden.

Rocco
28.09.2016, 23:18
Momentan sinkt bei den Hähnen der Hormonspiegel und damit lässt das Interesse an den Hennen etwas nach.
Trotzdem erfüllen die Hähne noch ihren Job.
Wenn Dein Hahn überhaupt kein Interesse mehr an den Hennen zeigt, denke ich auch an Parasitendruck.
Außer den Würmern kommen noch die rote Vogelmilbe (befällt die Tiere nur Nachts und versteckt sich tagsüber), die nordische Vogelmilbe (lebt auf den Tieren) und im Schlepptau kommen dann meist noch Federlinge dazu.
Durch den hohen Blutverlust sind die Tiere geschwächt, was auch den Tod zur Folge haben kann. Außerdem ist die ständige Beißerei von den Parasiten Stress für die Tiere.
Alles andere hat Hühnerling schon gesagt.

mfg Rocco

Lisa R.
29.09.2016, 12:31
Für rote Milben würde m.E. auch sprechen, dass er nachts nicht in den Stall möchte.

Joan
29.09.2016, 12:57
* UPDATE*

Ich hab den Hahn gestern Abend in der Dunkelheit in der Garage gefunden, auf etwas Stroh am Boden kauernd. Als ich ihn dann in den Stall scheuchen wollte, kam außer verbalem Protest (lautstarkem Gekrächtze) kein Widerstand. Ich hab ihn dann gepackt und auf die Stange in den Stall gesetzt. Hätte ein Fuchs oder Marder ihn so gefunden, wäre es das wohl gewesen ...

Leider habe ich den Post mit den Parasiten erst heute gelesen. Daher werde ich heute Abend mal schauen, ob der Arme befallen ist.
Erkenne ich das dann daran, dass so Art kleine Tiere auf ihm rumlaufen?
Schreibe euch dann heute Abend meine Beobachtungen.

hühnerling
29.09.2016, 13:49
In den hohlen Strohhalmen halten und vermehren sich Parasiten ungestört, daher besser nach erfolgter Großreinigung den Stall und die Nester neu mit Hobelspänen einstreuen und überall reichlich Kieselgur verteilen. Siehe hier: http://www.huehner-info.de/forum/showthread.php/42790-Ungiftige-Parasitenbek%C3%A4mpfung-Vorbeugung

Wenn Du heute abend den Hahn in der Hand hast, bitte mal separat setzen in einen Käfig o.ä., damit Du zusätzlich zur Parasitenkontrolle gleich morgens prüfen kannst, ob sein Kropf sich über Nacht ordnungsgemäß geleert hat.

Joan
29.09.2016, 20:55
* UPDATE *

Heute Abend saß der Hahn wieder im Stall auf der Stange. Tagsüber habe ich ihn auch wieder manchmal bei den Hühnern gesehen. Heute war er auch um einiges lebhafter als gestern. Beim Festhalten wehrte er sich wehemend und trat aus, sodass ich weder Bauch noch Kloake untersuchen konnte. Trotzdem habe ich sein Gefieder am Rücken gecheckt

Fazit: Überall kleine weiße Krabbeltierchen - alles voll davon.

Ich werde gleich mal eine Portion Kieselgur im Netz bestellen - und am Wochenende dann den Stall ausflammen und das Zeug verteilen. Zudem werde ich die Tipps von Hühnerling (http://www.huehner-info.de/forum/showthread.php/42790-Ungiftige-Parasitenbek%C3%A4mpfung-Vorbeugung) ausprobieren.

Mal schauen, ob es dann besser wird. Ich halte euch auf dem Laufenden.

PS.:
@ hühnerling: Warum meinst du sollte ich den Kropf untersuchen?
Zudem: Bei dem Gewese was der Hahn grad macht, lässt der mich garantiert nicht an seinen Hals. Oder gibt es da einen Trick?

hühnerling
30.09.2016, 00:29
Wenn der Hahn abends auf der Stange sitzt, kannst Du Dich leise mit ihm sprechend nähern, langsam Deine linke Hand mit Handfläche nach oben zwischen die Läufe schieben, so dass das Brustbein des Hahnes auf Deinem inneren Unterarm ruht.
Die Läufe stecken oberhalb des Gelenkes zwischen kleinem und Ringfinger einerseits und Daumen und Zeigefinger andererseits und können so gut gehalten werden.
Gleichzeitig legst Du ihm langsam, aber bestimmt mit geringem Druck Deine rechte Hand auf den Rücken genau zwischen die Flügel. Normalerweise läßt sicch ein Tier so ohne Gegenwehr hochheben und man kann es gut untersuchen.
Anfangs am besten zu zweit, einer hält, der andere schaut mit der Taschenlampe genau nach bzw. behandelt gegen Parasiten.

Zur Kropfkontrolle ähnlich vorgehen: langsam und leise sprechend nähern, rechte Hand von oben auf den Rücken legen, gleichzeitig faßt die linke Hand von unten (Handfläche nach oben) unter den Kropf und fühlt vorsichtig, ob der Inhalt sich leicht verschieben läßt oder der Kropf ungefüllt ist oder zu prall.

Bis das bestellte Kieselgur eintrifft, kannst Du auch erstmal mit Ballistol-Spray behandeln, das tötet die Krabbler auch erstmal ab. Keinesfalls WD40 benutzen, das wäre giftig.