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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wechselausläufe einzäunen bei bereits vorhandener Teileinzäunung



Dagmar*
29.05.2016, 15:46
Hallo allerseits,

ich hoffe als völliger Neuling wieder auf eure Erfahrungen und Gedanken:

Ich habe 3 Auslaufmöglichkeiten für meine künftigen Hühner, die ich als Wechselausläufe nutzen möchte, so dass der Grasbewuchs erhalten bleibt. Bisschen kniffelig ist die Einzäunung (bin da auch nicht so ganz frei, da wir nur Mieter sind, nicht Eigentümer). Übernetzen will ich nicht. DASS ich mit Schwund rechnen muss, ist mir klar, ich möchte den aber natürlich schon möglichst etwas eingrenzen.

Auslauf 1: ca 150 qm Wiese mit einem großen alten Walnussbaum, einigen kleineren Bäumen und Büschen. 1 Seite ist begrenzt durch Garagenwand, eine Seite durch 2 m hohen Zaun zu Nachbars Hunden, 1 Seite durch Bohlenzaun mit Kaninchendraht, allerdings nicht eingegraben, nur bodennah fest gespannt (an dieser Seite ist ein 1,2 m breiter Grasstreifen und dann eine asphaltierte Straße mit sehr geringem Verkehr (nur 4 Höfe, kein Durchgangsverkehr). Die vierte Seite, zur insgesamt offenen Hofeinfahrt hin, soll durch einen mobilen Hühnerzaun geschlossen werden, wenn die Wiese gerade durch die Tiere genutzt wird.

Auslauf 2: Hinterm Stall am Gemüsebeet vorbei bis ins angrenzende "Wäldchen" hinein, Wiesenanteil vielleicht 70 qm. Das "Wäldchen" ist völlig zugewuchert und selbst im Winter nur mit der Machete betretbar. Angrenzend ist eine riesige Weide mit extensiv gehaltenen Rindern, dazwischen wuchert ein 2 Meter breiter Streifen mit Brennesseln, darin versteckt ein uralter Maschendrahtzaun. Ich beabsichtige, das Gemüsebeet und die Hofeinfahrt mit dem mobilen Hühnerzaun abzutrennen, und ansonsten hier auf Wald und Gestrüpp zu vertrauen.

Auslauf 3: Unser Garten, ca 300 qm, am Rand zur Straße hin ein noch jüngerer Walnussbaum, eine alte Weide sowie ein großer Haselnussstrauch, viele weitere kleine Sträucher sowie noch junge Obstbäume gibt es außerdem. Eingezäunt mit Bohlenzaun samt Kaninchendraht bzw. nur Kaninchendraht, 1m hoch, nicht eingegraben. Die Seite mit dem Bohlenzaun ist wie bei Auslauf 1 mit Grünstreifen und "Straße", die Seite mit lediglich Kaninchendraht hat außen einen 2 m breiten Grünstreifen zur angrenzenden Rinderweide hin. Vor diesem Zaunabschnitt, auf der Außenseite, habe ich den Holzschnitt meiner Rosenbüsche inzwischen auf ca. 30 - 50 cm Höhe gestapelt, da wuchern außerdem Brennesseln drin. Innen stehen besagteHeckenrosen sowie diverse andere Heckensträucher, derzeit noch nicht so groß, aber schnellwüchsig, sollte sehr dicht werden. Eine bepflanzte Ecke sowie den Teil mit Terrasse und angrenzendem Beet möht ich mit je einem Stück mobilen Geflügelzaun vor den Hühnern schützen.

Insgesamt wohnen wir völlig "außerhalb", nur 4 Gehöfte, ansonsten Weiden mit teilweise viel Baumbestand, Falke wohnt bei uns auf dem Dachboden. Der Stall wird raubtiersicher.

Macht es Sinn, bei Auslauf 1 und 3 den Bohlenzaun / Kaninchendrahtzaun außen mit einem niedrig angebrachten stromführenden Draht vor Füchsen zu sichern und insgesamt einen elektrifizierbaren Geflügelzaun zu verwenden? Oder würde sich ein Fuchs ggf. ohehin unter dem E-Draht durchgraben, wenn ja der dahinter befindliche Geflügelzaun nicht eingegraben ist? Würde ein E-Zaun überhaupt funktionieren, wenn nur 2 der 4 Seiten verdrahtet wären wie bei Auslauf 1? Geht es überhaut, einen einfachen Draht an der einen Seite mit einem Geflügelnetz an der nächsten Seite über ein Weidezaungerät zu versorgen? Bitte entschuldigt meine sicher superdoofen Fragen, aber ich habe noch keinerlei Erfahrung mit der Verwendung Weidezäunen...

Was mich außerdem brennend interessiert: Ich plane insg. max. 10 Hühner zu halten, welche Rasse oder ob evtl. bunt gemischt, das ist noch immer nicht entschieden. Flügel stutzen möchte ich natürlich nicht, damit die Tiere sich bei Bedarf auf den Bäumen in Sicherheit bringen können. Muss ich damit rechnen, dass die bei dieser Auslaufgröße laufend auszubrechen versuchen und die Nachbarn beglücken oder im Hof / auf der Straße rumrennen? Der Zaun ist ja wie gesagt nicht soo hoch, und DASS sie drüberfliegen KÖNNEN, ist mir klar... Aber mindert ein Auslauf dieser Größenordnung mit reichlich Abwechslung drin die Ausbrecherlust ein wenig?

Fragen über Fragen... :-D Danke fürs Lesen und euren Input!!

Dagmar*

sil
29.05.2016, 20:02
Ich versuch mich mal an ein paar Antworten.
Letztendlich wird aber das meiste, was wir beitragen können, auf Spekulation und Raten beruhen, denn es kommt sehr stark auf die örtlichen Gegebenheiten an, ob und wie man seine Hühner am Besten und sinnvollsten vor Fuchs und Co schützt.

-- "Macht es Sinn, bei Auslauf 1 und 3 den Bohlenzaun / Kaninchendrahtzaun außen mit einem niedrig angebrachten stromführenden Draht vor Füchsen zu sichern und insgesamt einen elektrifizierbaren Geflügelzaun zu verwenden?"

Das kann Sinn machen oder auch nicht. Ein Fuchs hat Zeit. Wenn er zu Deinen Hühnern will, wird er die Gegebenheiten sehr gründlich beobachten, nicht nur die Zaunsituation, auch die Zeiten, in denen niemand vor Ort ist, er wird herausfinden, ob ein Hund aufpasst und wenn, wie der drauf ist, und mit Sicherheit die Zaun- oder zeitliche Lücke finden, die es ihm ermöglicht, ohne großes Risiko für sich selber zuzuschlagen.
Der Habicht kommt tagsüber, sehr schnell aus der Deckung heraus, gegen den hilft kein Stromzaun.
Wildernde Hunde lassen sich unter Umständen auch von einem 2 m hohen Zaun nicht aufhalten und können ziemlich aufräumen im Hühnergehege.
Andererseits ist es durchaus möglich, mitten im Revier eines Fuchses und in Sichtweite eines Habichthorstes seine Hühner tagsüber freilaufen zu lassen, ohne ständig den kompletten Bestand einzubüßen.
Es kommt halt wie gesagt auf die Gegebenheiten an.

-- "Würde ein E-Zaun überhaupt funktionieren, wenn nur 2 der 4 Seiten verdrahtet wären wie bei Auslauf 1? Geht es überhaut, einen einfachen Draht an der einen Seite mit einem Geflügelnetz an der nächsten Seite über ein Weidezaungerät zu versorgen?"
Ja, das funktioniert. Der Stromkreis eines E-Zaunes wird über die Erdung und den Bodenkontakt bei Berührung des Zaunes geschlossen.

-- "Ich beabsichtige, das Gemüsebeet und die Hofeinfahrt mit dem mobilen Hühnerzaun abzutrennen, und ansonsten hier auf Wald und Gestrüpp zu vertrauen."
Da erschließt sich mir nicht, wie der Geflügelzaun hier gegen den Fuchs helfen soll.

-- "Muss ich damit rechnen, dass die bei dieser Auslaufgröße laufend auszubrechen versuchen und die Nachbarn beglücken oder im Hof / auf der Straße rumrennen? Der Zaun ist ja wie gesagt nicht soo hoch, und DASS sie drüberfliegen KÖNNEN, ist mir klar... Aber mindert ein Auslauf dieser Größenordnung mit reichlich Abwechslung drin die Ausbrecherlust ein wenig?"
Es kann durchaus sein, dass sie keinerlei Lust verspüren, den Zaun zu überwinden, genausogut aber kann es sein, dass sie es doch tun. Vielleicht bleiben auch 9 von 10 Hennen im Zaun, und eine ist ständig auf Wanderschaft außerhalb, das kann man einfach nicht vorhersagen. Meine Erfahrung ist, dass es agile, entdeckerfreudige Rassen und Individuen gibt, die immer einen Weg über, unter oder durch einen Zaun finden, und andere, die sich von 50 cm Hasengitter schon einkasteln lassen. Zäune mit einem gut sichtbaren Abschluß nach oben sind eine weniger ernstzunehmende Grenze als solche ohne deutlichen Abschluß. Hühner können zwar fliegen, sie tun es aber meistens nicht ohne zwingenden Grund, und einen Zaun zu überfliegen, dessen Höhe sie nicht erkennen können, hat für sie wenig Reiz. Dagegen lieben sie es, auf Stangen oder Äste in erreichbarer Höhe zu "flatterhüpfen", und wenn das ein Zaunabschluss ist, dann ist die Freiheit nur einen weiteren Hüpfer nach unten entfernt....

Dagmar*
07.06.2016, 22:52
Hallo Sil, vielen herzlichen Dank für deine ausführliche Antwort!! Bitte entschuldige die arg verspätete Reaktion, ich hatte wenig Zeit die letzten Tage.

Ich habe mich unklar ausgedrückt: bei Auslauf 2 mit dem Wäldchen kann ich nur auf einen aufmerksamen Hahn und flinke Hühner vertrauen, die sich im Gebüsch und auf den Bäumen in Sicherheit bringen. Da brauche ich den mobilen Zaun, damit die Tiere nicht im Hof rumlaufen.

Insgesamt gilt also offenbar "Versuch macht kluch"... Den Bohlenzaun werden die Tiere dann ja vermutlich als Einladung verstehen, drauf zu flattern... das wird ja spannend... :-D Wichtig ist aber v.a., dass sie nicht im Hof rumlaufen, das will der Vermieter auf keinen Fall. Aber es stört keinen, wenn sie auf die benachbarte Kuhweide oder die Pferde-Apfelbaumwiese gegenüber spazieren. Der Hof dürfte ohnehin der unattraktivste Teil für sie sein.

Nochmal vielen Dank für deinen Input!

Dagmar*