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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Unsere Enten- Rasselbande: Der Einzug



walaskjalf
29.01.2007, 22:16
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An demselben Tag, an dem Klara Nyfiken in unser Leben trat, zogen vier Entenküken bei uns ein. Dies war Michaels zweite Überraschung für mich.

Als ich den Karton öffnete, hatte ich eigentlich noch mehr Hühnerküken erwartet. Die Schnäbel der Knäuel sahen jedoch überhaupt nicht hühnertypisch aus, sie waren viel zu breit. Dann fiel bei mir der Groschen: „Das sind ja Enten!“ rief ich entgeistert. Auf Enten waren wir doch gar nicht eingerichtet!

Zwar hatten wir zwei große Teiche auf dem Grundstück, doch waren sie für Bamse, unseren Hund, frei zugänglich, und da wir seine Vorliebe für Geflügel kannten und er nicht im geringsten wasserscheu war, konnten wir es nicht wagen, sie an einen der Teiche zu setzen. Und wer wollte garantieren, daß Bamse nicht vielleicht doch einmal ohne Leine im Garten herumlief und einen Abstecher machte, um die neuen Hofbewohner zu begrüßen?

„Ja, ich weiß, geplant war es nicht“ gab Michael zu „aber als ich diese Bande gesehen habe, mußte ich sie einfach mitnehmen.“
Zweifelnd sah ich ihn an. „Wie soll denn das gehen? Wir können sie doch nicht an den Teich setzen! Bamse läßt sie nicht einen Tag leben!“

„Denselben Gedanken hatte ich auch. Aber dann habe ich gesehen, daß sie bei der Züchterin keinen Teich hatten.“
„Keinen Teich?“ Ungläubig sah ich ihn an.
„Die Züchterin hat eine Plane auf dem Boden liegen gehabt, in der sich etwas Wasser befand. Da haben sie es bei uns doch auf jeden Fall besser!“
Ich konnte es nicht glauben. Enten ohne Zugang zu einem Teich zu halten, empfand ich als Tierquälerei.

Wie naiv ich war, stellte ich fest, als ich später bei einer anderen Züchterin entdeckte, daß diese noch nicht einmal eine kleine Pfütze für ihre Enten als notwendig erachtete. Fünfzehn ausgewachsene Enten waren bei ihr in einem Verschlag von vielleicht zehn Quadratmetern gepfercht. Ohne Wasser.

„Wir werden einen Teil des Teiches einzäunen, aber das muß ja nicht heute geschehen. Wir bereiten ihnen ein Planschbecken vor, und dann sehen wir weiter.“

Daß unsere Enten es besser haben sollten als bei jedem Züchter, stand für mich von Anfang an fest. Wir verfügten über zwei Teiche, also würden wir es so organisieren, daß sie einen von ihnen bekommen würden. Irgendwie würden wir das Bamseproblem lösen.

Zunächst verschoben wir die Klärung dieser Frage auf später, jetzt stand wichtigeres an. Zum Beispiel wo wir unsere neuen Mitbewohner unterbringen würden. Bei den Hühnern? Konnte das klappen? Einen Versuch wäre es vielleicht wert. Doch sicherheitshalber würden wir einen Teil des Geheges für die Enten abtrennen.

Michael zimmerte aus alten Holzstücken ein kleines Hüttchen, das ich mit Stroh auslegte, wir trieben vier Holzpfosten in die Erde und zogen dann das restliche Hühnernetz um die Pfosten. Auf eine Tür mußten wir fürs erste verzichten, so daß wir einen Teil des Hühnernetzes etwas umbogen, um besser in das provisorische Gehege klettern zu können.
Wir einigten uns darauf, daß wir den Küken fürs erste den Deckel unserer Regentonne als Planschbecken geben würden, am folgenden Tag würden wir dann Kies ausheben und die Senke mit einer größeren Plane auslegen, die wir anschließend mit Wasser füllen würden. Also platzierten wir den Regentonnendeckel im Gehege, füllten ihn mit Wasser, stellten etwas Futter daneben, fertig.

Dann kam der große Augenblick.

Ich hielt die Türen auf und Michael holte die Entenküken aus dem Gästehaus. Glücklicherweise hatten sie den Karton nicht verlassen, so daß ich nicht hinter ihnen herwischen mußte. Was war das für ein Gepiepe! Wie alt sie wohl waren? Diese Frage konnte mir Michael nicht beantworten, aber so lebendig, wie sie waren, schätzte ich, daß sie schon einige Wochen alt sein dürften.

Michael nahm das erste Küken aus dem Karton und setze es in das Gehege. Kaum verspürte es Boden unter den Füßen, schoß es los- und durch die Maschen des provisorischen Geheges hindurch. Ungläubig sah ich zu, wie es laut schimpfend hin und her watschelte.

Wie war das denn passiert? Die Maschen sahen doch eng genug aus!

Erneut griff Michael in den Karton und holte ein Küken heraus. Es berührte den Boden- und schoß ebenfalls sofort los. Ohne sich auch nur einmal umzublicken, rannte es auf den Zaun zu und schlüpfte durch die Maschen, ohne nur einmal zu zögern. Michael und ich wechselten einen Blick. Er zuckte die Schultern und setzte das dritte Entenküken in das Gehege.

Zum Schluß liefen alle vier Entenküken laut schimpfend frei im Hühnergehege herum. Piepsend und schnatternd rannten sie im Entenmarsch hin und her. Wider Willen mußte ich lachen. Da hatten wir uns ja was eingefangen! Und wie sie schnatterten! Ganz hoch und piepsend! Unsere Hühner hätten morgen was zu Staunen! Nun kam Leben auf den Hof!


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Ein wenig beunruhigt war ich ja. Würde es gut gehen, Hühner und Entenküken ohne Eingewöhnung in einem gemeinsamen Gehege? Aber es war nun nicht zu ändern. Sie hatten es nicht anders gewollt.

Seufzend entfernten wir einen Teil des eben erst gezogenen Zaunes, damit die Enten freien Zugang zu dem Hüttchen hätten. Einige Minuten lang schauten wir uns das Ententheater noch an. Drei gelbe Küken waren es, und ein dunkles. Ob sie sich farblich noch angleichen würden? Oder war das dunkle Küken ein Enterich, der seine Frauen später beglücken würde? Die Zeit würde es zeigen.

***
Am nächsten Morgen war es Michael, der die Tür zum Hühnerstall öffnete, während ich Kaffee kochte. Er berichtete mir, daß der Stall von unseren Entchen verschmäht worden sei, sie hätten sich in einer Ecke des provisorischen Geheges zusammengekuschelt und dort anscheinend auch die Nacht verbracht.

Nachdem Michael das Haus verlassen hatte, goß ich mir einen weiteren Becher Kaffee ein und begab mich ins Hühnergehege. Da lagen sie, die Entleins, und kuschelten miteinander. Die Hühner konnten mit ihnen anscheinend nichts anfangen, betrachteten sie ganz scheu und gingen ihnen aus dem Weg.


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Das Wasser im Deckel der Regentonne war massiv verschmutzt, jede Menge Erde lag darin. Wie hatten sie das denn fertiggebracht? Ich schnappte mir die Gießkanne, die noch vom vorigen Abend neben dem Gehege stand, spülte den Deckel ab und füllte ihn mit frischem Wasser.

Die Hühner hatten mich neugierig beobachtet und näherten sich mir, um einige Schnabelhiebe von dem Wasser zu trinken. Ich setzte mich auf die Bank, die wir für unsere zweiten Frühstücke im Hühnergehege stehen hatten, und trank meinen Kaffee, während ich unser Federvieh beobachtete.

Hell tschilpend setzte sich die Entenschar in Bewegung und marschierte zum Regentonnendeckel. Die Schnäbel wurden ins Wasser getaucht- es war das erste Mal, daß ich Enten trinken hörte: Sie schnatterten das Wasser in sich hinein! So etwas hatte ich ja noch nie gehört! Ich war fasziniert. Und in diesem Augenblick begann ich, unsere Enten zu lieben.


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Nachdem sie ihren großen Durst gestillt hatten, setzte sich ein Küken nach dem anderen in den Deckel und zappelte etwas darin herum. Als sie piepend im Entenmarsch durchs Gehege watschelten, war das Wasser im Deckel wieder schmutzig. Herrje, wie oft sollte ich es denn wechseln? Es wurde Zeit, daß sie ein Planschbecken bekämen, der Regentonnendeckel konnte doch nicht wirklich befriedigend sein!

Auf Michael wollte ich damit nicht warten, selbst ist die Frau! Ich würde es ja wohl hinbekommen, mit dem Spaten etwas Kies auszuheben und eine Plane hineinzulegen, oder?

Schnell trank ich meinen Kaffee aus. Bevor ich mich auf die Suche nach einer großen Plane begab, legte ich noch etwas Stroh in die Ecke, in der die Enten gelegen hatten. Damit sie nicht auf dem harten Boden liegen mußten, meine Schätzchen.

Und jetzt eine große Plane. Ich wußte, daß wir genug davon hatten, doch natürlich fand ich keine. Also würde ich doch auf Michael warten müssen.


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Den Nachmittag verbrachte ich damit, regelmäßig Wasser in den Deckel zu schütten und mich am Anblick der Küken zu erfreuen. Jetzt hatte ich einen guten Grund, die Hausarbeit liegen zu lassen, ich mußte mich schließlich um unseren Nachwuchs kümmern!

Als ich dann erlebte, wie sie futterten, kannte meine Freude gar keine Grenze mehr. Sie schnatterten beim Fressen! Mit dieser für Enten typischen Schnabel- such- Bewegung schnatterten sie das Körnerfutter in sich hinein! Und wie eilig sie es dabei hatten!

Als sie satt waren, setzte sich der Entenmarsch wieder in Bewegung. Schlafen war angesagt, in ihrer Kuschelecke, die jetzt durch das Stroh noch viel gemütlicher war.

***

Nach einigen Tagen hatten unsere Hühner ihre anfängliche Scheu überwunden, und den Enten wurde deutlich gemacht, wo in der Rangordnung sie sich befanden, nämlich ganz weit unten. Durften sie anfangs noch gemeinsam mit den Hühnern aus dem Napf futtern, wurden sie jetzt verjagt und durften sich dem Futter erst dann nähern, wenn alle Hühner satt waren.

Wir gingen daher dazu über, ihnen abends immer noch eine Extraportion hinzustellen, nachdem die Hühnerstalltür geschlossen wurde. Und morgens war die Futterschale regelmäßig leer. Sie wollten wohl groß und stark werden, die Kleinen! Und Rache üben an den bösen Hühnern! Daß sie kräftiger werden würden als unsere Hennen, das war uns klar. Dann würden wir sehen, wer welchen Rang einnehmen würde.


…Fortsetzung folgt…

Arne
30.01.2007, 01:58
An Dir ist echt 'ne Romanautorin "verloren gegangen"! :bravo :resp

Ruth
03.02.2007, 20:51
Moin,

auch ich bin durch die kleinen Pekingentenküken letzten Juli zu einem überzeugten Enten-Fan geworden.

Sie sind auch super niedlich, wenn sie sich mit ihren kleinen breiten Schnäbel auf Futtersuche begeben.

;D