PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Brütende Glucke und zeitverzögertes Küken



SalomeM
17.05.2015, 01:56
Beim letzten Schlupf aus dem Brüter kamen 17 muntere Küken heraus und ein "zeitverzögertes". Es konnte nicht richtig laufen, fiel immer auf den Rücken und kam alleine nicht hoch. Auch fressen und trinken ohne stützende Hand ging nicht.
Die 17 anderen bekam nach zwei Tagen eine meiner Glucken, die auch sofort alle genommen hat. Wohin mit Nr. 18?
Alleine im Haus unter der Wärmeplatte piepste es erbärmlich. Immer im Ausschnitt mit rumschleppen fand das Küken zwar toll, war aber beim einkaufen oder sonstigem echt hinderlich.
Also habe ich es testweise unter eine gerade seit 2 Tagen auf drei Eiern sitzenden Glucke geschoben.
Ich hatte erwartet, dass die Glucke danach bald aufsteht und das Einzelküken führt und dass es alleine bessere Chancen hat als in der großen Meute.
Aber nein, es kam noch besser. Madame brütet weiter ihre 3 Eier aus UND hudert das Küken sehr liebevoll.
Die ersten Tage musste ich es noch regelmäßig unter der Glucke rausfischen, damit es fressen und trinken konnte. Ich habe ihm einen Miniaturlebensraum vors Gluckennest gebaut mit Stützen hinter Futter und Wassernapf. Mittlerweile geht es alleine zum Essen, läuft auch schon recht stabil und kippt nicht mehr um. Außerdem setze ich es nachmittags für ca. eine Stunde zu den 17 anderen, damit es läuft und damit Gelenke und Muskeln trainiert.
Ich hoffe, dass es in 2 Wochen soweit ist, dass es mit den neuen Geschwistern mitläuft.
Habt ihr auch schon einmal so einen Fall gehabt und wenn ja - wie ist es ausgegangen?

Mara1
17.05.2015, 07:15
Wir hatten bisher zwei mal so einen Fall.

Beim ersten ist ein Küken vor zwei Jahren einfach nicht mitgewachsen. Wir hatten erst seit ein paar Wochen Hühner, also Erfahrung gleich Null. Beim Schlupf war es ganz normal, hat dann aber anscheinend zu wenig Futter abgekriegt und ließ sich immer von den anderen wegschubsen. War jedenfalls mein Eindruck. Er wollte auch immer genau dort fressen, wo sowieso schon Gedränge war. Wenn ich ihn wo anders hingesetzt habe, wo Platz war, hat er nicht gefressen sondern sich wieder ins Getümmel gestürzt. Der Größenunterschied wurde von Tag zu Tag deutlicher. Irgendwann hat er dann so geschwächelt, daß ich ihn raus habe, unter die Wärmelampe und mit Päppelfutter. Da hat er sich dann auch schnell erholt, getrunken und gefressen und ist auch langsam gewachsen. Aber die Geschwister sind natürlich auch gewachsen. So bald ich ihn zurück zu den Geschwistern habe, war es wieder das gleiche Spiel. Er wollte immer da an den Freßnapf, wo das Gedränge am größten war. Wenn dann alle gefressen hatten, ging er mit ihnen schlafen, obwohl er noch nicht viel abgekriegt hatte. Nach so 2-3 Tagen mußte er wieder raus, weil er verhungert und verdurstet wäre. Dann saß er wieder alleine unter der Wärmelampe. Die Küken sind dann umgezogen in den Stall, aber da war es genau das gleiche.

Ich hatte noch eine Kükengruppe, und nach einer Weile waren die fast genauso groß wie der kleine Fridolin. Die bekamen ein eigenes Abteil im Stall, und ich setzte Fridolin dazu. Das sah zuerst gut aus, mit den kleinen Küken konnte er mithalten. Aber irgendwie wußte er, daß das nicht seine Verwandschaft ist. Plötzlich packte ihn wieder der Rappel, er wollte zu seinen richtigen Geschwistern, die nebenan waren. Dann rannte er wie ein Verrückter an der Abtrennung hin und her, rannte die anderen Küken einfach über den Haufen, die Hängefreßnäpfe flogen durch die Gegend... ich konnte ihn nicht bei den neuen Küken lassen. Und zu seinen Schlupfgeschwistern konnte ich ihn auch nicht setzen, weil er da gleich wieder unter die Räder kam. Kurzum, er blieb ein Einzelkind, ich mußte ihn wieder extra setzen. Zum Glück war es ein Hahn und er war bei den ersten Kandidaten für die Gefriertruhe. Also kein Happy End für Fridolin, und wir haben uns ganz fest vorgenommen, daß wir so etwas nie wieder machen. Er hat zwar, wenn er alleine war, keinen unglücklichen Eindruck gemacht, aber artgerecht war das sicher nicht.

Beim letzten Schlupf hatten wir dann Fall zwei. Alle Küken sind am Tag 20 und 21 geschlüft. Am Tag 22 haben wir alle herausgefischt, 6 Eier waren noch nicht angepickt. Ich ließ den Brüter noch laufen, und es ist tatsächlich am Tag 23 noch ein Küken geschlüpft. Das war anfangs sehr unfertig, kippte immer wieder um, hatte noch einen riesigen "Wasserbauch" und war so geschafft vom Schlupf, daß es erst mal auch nichts fressen und trinken wollte. Die Geschwister sind zu der Zeit schon wie keine Rennmäuse durch das Kükenheim geflitzt, und einen Teil der Geschwister hatten wir einer Glucke untergeschoben. Also was tun mit dem kleinen Nachzügler, der noch so wacklig auf den Beinen war? Ich habe ihn noch einen halben Tag im Brüter gelassen. Dann kam er in unser zweites kleineres Kükenheim, und ich habe von den anderen Küken eins der kleinen rausgesucht und zu ihm gesetzt, so daß es nicht alleine war. Das hat er als seine Mama angesehen und versucht, drunter zu schlüpfen, was natürlich nicht geklappt hat. Aber die beiden haben sich gut verstanden, das größere Küken hat dem kleinen vorgemacht wo es Fressen und Trinken gibt und sie haben nah beisammen geschlafen. Nach 2 oder 3 Tagen war der kleine dann so stabil auf den Beinen, daß wir die beiden Küken zu den anderen ins Kükenheim setzen konnten. Und zum Glück hat er sich da auch wirklich integriert. Er ist immer noch der kleinste (ich vermute es wird ein Hahn), aber er setzt sich so weit durch daß er genug Fressen und Tee abkriegt und er fühlt sich wohl zwischen den anderen. Also in diesem Fall ist es gut ausgegangen für den kleinen, auch wenn er irgend wann im Herbst mit den anderen Hähnen nach Sibirien auswandern muß.

Eine richtige Empfehlung kann ich dir leider auch nicht geben zu deinem kleinen. Schließlich ist auch bei Hühnern jeder Fall anders. Wäre ich ein Züchter und würde das ganze professioneller sehen, würde ich es vermutlich schaffen, so ein kümmerliches Küken gleich in den Hühnerhimmel zu schicken. Da geht aber mein Mutterinstinkt mit mir durch, das kann ich nicht. Wenn eins krank ist und leidet ist es etwas anderes. Aber wenn ich den Eindruck habe, dass dieses kleine Tierchen leben will und nicht leidet, sondern halt einfach nur etwas "hinten dran" ist, dann will ich ihm auch eine Chance geben.

Wenn demnächst nochmal Küken bei dir schlüpfen besteht immerhin die Möglichkeit, daß er mit denen dann klar kommt und mit denen aufwachsen kann. Ich wünsche dir und deinem kleinen Schützling, daß du eine gute Lösung findest. Ich hoffe du berichtest, wie es weiter geht, wie auch immer das Ergebnis aussieht.

LG
Mara

fradyc
17.05.2015, 09:33
Von mir bekommen Mickerlinge keine Chance mehr, von Mutter Natur bekommen sie ja auch keine. Wenn ich von meinen ersten Bruten mal solch einen Spätzünder groß bekam, ist er irgendwann als Habichthappen geendet oder am ersten Schnupfen verreckt. Und soll solch ein anfälliges Tier auch noch seine Gene weitergeben? Klingt vielleicht ein wenig hart, ist aber m.M.n. die bessere Herangehensweise. Natürlich nicht wenn man Streichelhühner hält...(nicht auf Dich bezogen!)