gaby
02.12.2006, 17:23
Viele hier haben regelrechte Kuschelhühner od. besonders zahme od besonders schöne....Mich interessiert mal wie ein Huhn zu diesem Status kommt, vielleicht auch andere?
Ich mache einfach mal den Anfang. Bin zwar kein Ei od. öd und leer...
Viele werden es schon gemerkt haben: Mein Lieblingshuhn ist Rhana.
Rhana ist eine vierjährige Maranshenne. Eine besondere Legerin nicht gerade aber eine tolle Glucke. Sie brütet ziemlich zuverlässig 2x jährlich und führt die Küken eher kurz (ca 4-6 Wochen).
Sie schlüpfte mit ihren Geschwistern in der Brutmaschine. 2002 hatten wir hier Stallpflicht weil H7N5 in den Niederlanden grassierte und bei uns *um die Ecke* war auch ein Fall aufgetreten. Ich wollte auf gar keinen Fall das die Kleinen im Falle des Falles angesteckt würden. Also mussten sie sicher untergebracht werden. Mein Mann baute gerade an einem neuen Stall aus Stein. Wetterbedingt wurde der Stall einfach nicht fertig.
So verbrachten die 8 Marans, 5 Araucana und 5 Lachshühnchen ihre Kükenzeit erst einmal unter meinem Küchentisch. Das ging aber mal grade eine Woche und dann waren sie zu gross...Der Kaninchenkäfig war zu klein geworden. Dann haben wir im Schlafzimmer eine Riesenkinderstube aus Brettern und Estrichmatten gebaut. Dort verbrachten sie ihre Kindheit bis zur Fertigstellung des neuen Stalles. Das Minigehege musste täglich gesäubert werden und die Kleinen brauchten Beschäftigung. Die ständige Nähe zu uns machte alle Tiere
ziemlich zutraulich. Wie immer bei uns waren viele Hähne dabei :-X, also waren die Henne auch *besonders wertvoll*.
Von den Marans blieben letztendlich 5 Hennen, 1 Hahn bei uns. 2 Lachshennen, ein Lachshahn, 2 Araucanahennen und 1 Araucanahahn.
Bald war der Stall fertig (insgesamt ca 4 Wochen später als geplant) und die Jungtiere zogen um. Ihre Zutraulichkeit erhielten sie sich trotzdem. Es war eine Freude sie aufwachsen zu sehen :-*.
Als sie 12 Wochen alt waren durften sie dann auch raus. Eines Tages kam ich nach Hause und wurde mit aufgeregtem Krächzen und einer Mischung aus piepsen und Gackern begrüsst. Mir war sofort klar das irgendwas nicht stimmt. Und ich hatte recht mit meiner Annahme: Eine der Junghennen lag im Auslauf auf der Seite und konnte nicht aufstehen. Das erst schnelle Nachschauen zeigte dass das Bein wohl gebrochen war. Voller Panik rief ich bei einem TA an. (Damals war ich im Umgang wohl noch etwas naiver als heute). Der erteilte mir lapidar die Auskunft das es *sich nicht lohne* einen Beinbruch bei einem Huhn zu behandeln. Die Kosten würden den Nutzen übersteigen. Auch wären die Heilungschancen bei null...
Die Henne (richtig es war Rhana) hatte ich die ganze Zeit im Arm. Sie schaute mich irgendwie so vertrauensvoll an das ich einfach nicht aufgeben wollte. Notschlachtung kam also nicht in Frage.
Gott sei Dank gab es ja Hüfo. Ziemlich verzweifelt fragte ich um Rat (Rhana auf dem Arm). Die Antwort von Antje kam recht schnell. Sie hatte in einem Buch eine Anleitung gefunden wie man ein gebrochenes Bein beim Huhn schienen könnte. Der Bruch war ziemlich weit oben, also nicht ganz einfach. Die empfohlenen Materialien hatte ich auch nicht aber ich suchte mir vorhandene Alternativen.
Zuerst musste ich also den Bruch lokalisieren. Das war schnell getan. Man konnte ziemlich genau fühlen wo der Knochen durch war. Die Bruchstelle war erschreckend leicht zu finden ;(. Der Knochen stand quasi *nebeneinander*. Ich fasste sehr vorsichtig ober und unterhalb den Knochen, zog ganz langsam auseinander bis der Knochen zumindest wieder aufeinander lag. Rhana hatte Schmerzen, hielt aber sehr still. Ich dachte schon sie sei tot. Schock od. so gestorben....
Aber sie lebte und versuchte aufzustehen. Mittlerweile war meine Tochter von der Schule zu Hause und konnte mir helfen. Sie hielt also Rhana fest, während ich mit mehr gutem Willen als mit Geschick aus Essstäbchen und Verband eine Schiene bastelte. Rhana hielt still. Die kleine äußere Verletzung hatte ich mit Salbe eingeschmiert und dann die Schiene befestigt. Jetzt durfte Rhana aufstehen und versuchen wie es sich auf Stäbchen läuft. Nach einigen Anfangsschwierigkeiten klappte das auch. Natürlich blieb sie erst mal in der Küche unterm Tisch....
Sie wurde die nächsten 4 Tage gehätschelt, verwöhnt und gepflegt. Obwohl ich täglich den Verband von der Schiene lösen musste (wegen der offenen Verletzung) um das ganze Bein zu *lüften* zeigte sie immer noch keine Angst vor mir. Sie war wirklich sehr geduldig. Dann brachte ich sie zu ihren Geschwistern zurück und beobachtete wie sie da zurecht kam. Es klappte einfach nur gut. Die Schiene hielt und Rhana lief wenig. Also durfte sie draußen bleiben.
Ich hatte erwartet das die tägl. Pflege jetzt schwieriger werden würde: Huhn einfangen, Palaver und Gedöhne. Aber nichts dergleichen. Obwohl sie wusste das ich ihr weh tun würde kam sie voll Zutrauen zu mir und ließ die Prozedur über sich ergehen. Ich braucht nur ihren Namen rufen schon humpelte sie auf mich zu. Wie ein gut erzogener Hund...
Nach drei Wochen konnte die Schiene ab. Heute humpelt sie nur ganz minimal, so das man schon wissen muss was war um es zu sehen. Sie war überraschender Weise von Anfang an hoch im Rang und die kleine Behinderung hat daran nichts geändert.
Sie folgte mir aber auch danach immer. Komme ich in den Stall, läuft sie auf mich zu und wartet das ich sie hochnehme. Sie lässt sich aus der Hand füttern, springt aufs Bein wenn ich mal dort sitze, zeigt mir immer brav die frischgeschlüpften Küken wenn sie brütet. Ich darf ihre Küken nehmen, die Eier nachsehen ohne das sie auch nur einmal hackt. Im Gegenteil: Mache ich eine Bewegung um unter sie zu greifen stellt sie sich hin das ich besser rankomme.
Das ist also die Geschichte von meinem Liebling. Mit ihren viereinhalb Jahren gehört sie heute zu den *Alten* :-*. Sie ist aber gesund und fit, ich hoffe darauf das sie sehr, sehr alt wird. Ich will garnicht diese Tiere so gern haben, das bringt nur Kummer. Aber was hätte ich machen können?
gg
Ich mache einfach mal den Anfang. Bin zwar kein Ei od. öd und leer...
Viele werden es schon gemerkt haben: Mein Lieblingshuhn ist Rhana.
Rhana ist eine vierjährige Maranshenne. Eine besondere Legerin nicht gerade aber eine tolle Glucke. Sie brütet ziemlich zuverlässig 2x jährlich und führt die Küken eher kurz (ca 4-6 Wochen).
Sie schlüpfte mit ihren Geschwistern in der Brutmaschine. 2002 hatten wir hier Stallpflicht weil H7N5 in den Niederlanden grassierte und bei uns *um die Ecke* war auch ein Fall aufgetreten. Ich wollte auf gar keinen Fall das die Kleinen im Falle des Falles angesteckt würden. Also mussten sie sicher untergebracht werden. Mein Mann baute gerade an einem neuen Stall aus Stein. Wetterbedingt wurde der Stall einfach nicht fertig.
So verbrachten die 8 Marans, 5 Araucana und 5 Lachshühnchen ihre Kükenzeit erst einmal unter meinem Küchentisch. Das ging aber mal grade eine Woche und dann waren sie zu gross...Der Kaninchenkäfig war zu klein geworden. Dann haben wir im Schlafzimmer eine Riesenkinderstube aus Brettern und Estrichmatten gebaut. Dort verbrachten sie ihre Kindheit bis zur Fertigstellung des neuen Stalles. Das Minigehege musste täglich gesäubert werden und die Kleinen brauchten Beschäftigung. Die ständige Nähe zu uns machte alle Tiere
ziemlich zutraulich. Wie immer bei uns waren viele Hähne dabei :-X, also waren die Henne auch *besonders wertvoll*.
Von den Marans blieben letztendlich 5 Hennen, 1 Hahn bei uns. 2 Lachshennen, ein Lachshahn, 2 Araucanahennen und 1 Araucanahahn.
Bald war der Stall fertig (insgesamt ca 4 Wochen später als geplant) und die Jungtiere zogen um. Ihre Zutraulichkeit erhielten sie sich trotzdem. Es war eine Freude sie aufwachsen zu sehen :-*.
Als sie 12 Wochen alt waren durften sie dann auch raus. Eines Tages kam ich nach Hause und wurde mit aufgeregtem Krächzen und einer Mischung aus piepsen und Gackern begrüsst. Mir war sofort klar das irgendwas nicht stimmt. Und ich hatte recht mit meiner Annahme: Eine der Junghennen lag im Auslauf auf der Seite und konnte nicht aufstehen. Das erst schnelle Nachschauen zeigte dass das Bein wohl gebrochen war. Voller Panik rief ich bei einem TA an. (Damals war ich im Umgang wohl noch etwas naiver als heute). Der erteilte mir lapidar die Auskunft das es *sich nicht lohne* einen Beinbruch bei einem Huhn zu behandeln. Die Kosten würden den Nutzen übersteigen. Auch wären die Heilungschancen bei null...
Die Henne (richtig es war Rhana) hatte ich die ganze Zeit im Arm. Sie schaute mich irgendwie so vertrauensvoll an das ich einfach nicht aufgeben wollte. Notschlachtung kam also nicht in Frage.
Gott sei Dank gab es ja Hüfo. Ziemlich verzweifelt fragte ich um Rat (Rhana auf dem Arm). Die Antwort von Antje kam recht schnell. Sie hatte in einem Buch eine Anleitung gefunden wie man ein gebrochenes Bein beim Huhn schienen könnte. Der Bruch war ziemlich weit oben, also nicht ganz einfach. Die empfohlenen Materialien hatte ich auch nicht aber ich suchte mir vorhandene Alternativen.
Zuerst musste ich also den Bruch lokalisieren. Das war schnell getan. Man konnte ziemlich genau fühlen wo der Knochen durch war. Die Bruchstelle war erschreckend leicht zu finden ;(. Der Knochen stand quasi *nebeneinander*. Ich fasste sehr vorsichtig ober und unterhalb den Knochen, zog ganz langsam auseinander bis der Knochen zumindest wieder aufeinander lag. Rhana hatte Schmerzen, hielt aber sehr still. Ich dachte schon sie sei tot. Schock od. so gestorben....
Aber sie lebte und versuchte aufzustehen. Mittlerweile war meine Tochter von der Schule zu Hause und konnte mir helfen. Sie hielt also Rhana fest, während ich mit mehr gutem Willen als mit Geschick aus Essstäbchen und Verband eine Schiene bastelte. Rhana hielt still. Die kleine äußere Verletzung hatte ich mit Salbe eingeschmiert und dann die Schiene befestigt. Jetzt durfte Rhana aufstehen und versuchen wie es sich auf Stäbchen läuft. Nach einigen Anfangsschwierigkeiten klappte das auch. Natürlich blieb sie erst mal in der Küche unterm Tisch....
Sie wurde die nächsten 4 Tage gehätschelt, verwöhnt und gepflegt. Obwohl ich täglich den Verband von der Schiene lösen musste (wegen der offenen Verletzung) um das ganze Bein zu *lüften* zeigte sie immer noch keine Angst vor mir. Sie war wirklich sehr geduldig. Dann brachte ich sie zu ihren Geschwistern zurück und beobachtete wie sie da zurecht kam. Es klappte einfach nur gut. Die Schiene hielt und Rhana lief wenig. Also durfte sie draußen bleiben.
Ich hatte erwartet das die tägl. Pflege jetzt schwieriger werden würde: Huhn einfangen, Palaver und Gedöhne. Aber nichts dergleichen. Obwohl sie wusste das ich ihr weh tun würde kam sie voll Zutrauen zu mir und ließ die Prozedur über sich ergehen. Ich braucht nur ihren Namen rufen schon humpelte sie auf mich zu. Wie ein gut erzogener Hund...
Nach drei Wochen konnte die Schiene ab. Heute humpelt sie nur ganz minimal, so das man schon wissen muss was war um es zu sehen. Sie war überraschender Weise von Anfang an hoch im Rang und die kleine Behinderung hat daran nichts geändert.
Sie folgte mir aber auch danach immer. Komme ich in den Stall, läuft sie auf mich zu und wartet das ich sie hochnehme. Sie lässt sich aus der Hand füttern, springt aufs Bein wenn ich mal dort sitze, zeigt mir immer brav die frischgeschlüpften Küken wenn sie brütet. Ich darf ihre Küken nehmen, die Eier nachsehen ohne das sie auch nur einmal hackt. Im Gegenteil: Mache ich eine Bewegung um unter sie zu greifen stellt sie sich hin das ich besser rankomme.
Das ist also die Geschichte von meinem Liebling. Mit ihren viereinhalb Jahren gehört sie heute zu den *Alten* :-*. Sie ist aber gesund und fit, ich hoffe darauf das sie sehr, sehr alt wird. Ich will garnicht diese Tiere so gern haben, das bringt nur Kummer. Aber was hätte ich machen können?
gg