Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Eigewicht Ostfriesische Möwen
Hallo liebe Foris!
Bei mir sind heute 12 Bruteier (10 bestellt, 12 geschickt) von Ostfriesischen Möwen (silber, Großrasse) eingetroffen. Ausdrücklich nicht von einem Ausstellungszüchter. Netter e-mail-Kontakt, Eier super verpackt, alle heile angekommen.
Etwas... sagen wir mal "traurig"... war ich jedoch angesichts der Eigewichte.
Bekanntlich handelt es sich um eine bedrohte Rasse, für die es auch einen Erhaltungszuchtring gibt. Der Zuchtring gibt für seine Mitglieder auf seiner Internetseite an: "Als Bruteimindestgewicht werden die im Rassegeflügelstandard verlangten 55g angestrebt. Da dieses Gewicht in einigen Zuchten derzeit noch nicht erreicht wird, können vorerst auch Eier ab 50g eingelegt werden." Zumindest "nach Möglichkeit". Das hört sich ja völlig okay an, bedenkt man, dass die Rasse lange Zeit in der Hand der Ausstellungszüchter war.
Nun wiegen die mir zugesandten Eier folgendes:
- nur 2 erreichten das offizielle Mindestgewicht (58g und 59g)
- 5 weitere lagen immerhin bei oder knapp unter den geforderten 50g des Zuchtringes (2 x 47g, 48g, 2 x 50g)
- die übrigen 5 wiegen zwischen 43 und 46g
Gemessen mit einer frisch kalibrierten Goldwaage.
Ich finde es doch recht erschütternd, wie sehr die Ausstellungszucht offenbar hier eine alte Nutztierrasse "versaut" hat...
Nun wollte ich mal fragen, welche Leistung Eure einjährigen Hennen so in etwa erreichen (also Eigewicht und -zahl).
Und wie ist es um sonstige Zuchtziele bestellt, wie Robustheit, Frohwüchsigkeit, Futtersuche, etc.?
Ich bin schon sehr gespannt auf meine Möwen, sofern meine anderen Eier mich planmäßig morgen erreichen, wird übermorgen früh eingelegt...
Viele Grüße
Angie
Ergänzende Fragen: Welches (ggf. Schlacht-)Gewicht erreichen sie bei Euch?
Glucken Eure Hennen?
ptrludwig
09.04.2015, 00:37
Ausdrücklich nicht von einem Ausstellungszüchter
Jetzt sind also die Ausstellungszüchter schuld wenn dir ein Nichtausstellungszüchter zu kleine Bruteier schickt. Was dann aus den Eiern kommt, schätze mal Tiere die mit dem Zuchtziel wenig zu tun haben.
Du kannst jetzt eines machen, die Küken aus den großen Eiern kennzeichnen und von denen einen Zuchthahn lassen, dann könntest du schon in der nächsten Generation das Eigewicht deutlich verbessern.
Hallo Angie,
ich habe ostfriesische Möven und ich verkaufe auch über e-bay.
Meine Hennen vom letzten Jahr legen Eier zwischen 38 und 49 Gramm, die älteren Hennen zwischen 50 - 58 Gramm,
wobei bei ersteren der Durchschnitt bei ca 45-48 Gramm liegt und bei zweiten bei ca 52/53 Gramm.
Ich habe bisher alle Eier meiner Möven immer völlig komplikationslos ausbrüten können.
Habe mich allerdings auch nie um Bruteigewichte gekümmert, weil ich gar nicht wusste, dass
darauf Wert gelegt wird.
Erst als ich meine Eier dieses Jahr bei e-bay erstmal einstellen wollte, habe ich, da ich vorher recherchiert hatte,
worauf es ankomt, meine Eier mal durchgewogen.
Weil ich weiss, dass der Zuchtring diese Eigewichte angibt, habe ich z.B. bei e-bay im Text die Gewichte genau
vermerkt und dabei geschrieben, dass, wenn nichts anderes gewünscht wird, ich halbe/halbe verschicke
(wenn was anderes gewünscht ist, sind die Eier nicht vom selben Tag, sondern von den letzten 3 Tagen vor
Versand, da ich so viele "Altleger" ja nicht habe)
und ich schreibe beim Versand dann auch genau auf die Schachteln, welches Legedatum und welche Eigewichte
die Eier haben.
Die spätere Qualität der Hennen und Hähne war immer gleich - egal, ob sie aus dem Ei einer Junghenne (klein) oder
aus dem Ei einer Althenne stammten.
Wie schwer die Hühner sind, kann ich Dir nicht sagen - ich habe noch nie eines gewogen.
Für mich sind bei meinen Hühnern immer die Eigenschaften "kräftig, aktiv, gesund, sozial, in Freiheit überlebenstauglich etc." wichtig gewesen.
Wobei ich schon häufiger von "Kennern" der Möven hörte, dass meine Hähne sehr stattlich seien :)
...ich vermute aber, dass das einfach ein Ergebnis der Haltung ist.
LG
Kirstin
ps. 3 meiner Hennen glucken - und sie sind super Mütter :)
LG
Kirstin
.........
Ich finde es doch recht erschütternd, wie sehr die Ausstellungszucht offenbar hier eine alte Nutztierrasse "versaut" hat...
Nun wollte ich mal fragen, welche Leistung Eure einjährigen Hennen so in etwa erreichen (also Eigewicht und -zahl).
Und wie ist es um sonstige Zuchtziele bestellt, wie Robustheit, Frohwüchsigkeit, Futtersuche, etc.?
......
...das hatte ich noch überlesen:
zu 1. ich glaube eher, dass die angestrebten Standards des Zuchtringes erst die Ursprünglichkeit der Rasse verderben werden.
Früher sind so gigantische Eier (55 g und mehr) nicht üblich gewesen.
Die XL Eier sind ein Ergebnis moderner Nutztierzucht.
Warum Zuchtringe alter Haustierrassen unbedingt moderne Standards erreichen wollen, bleibt mir ein Rätsel.
Möven haben nun mal nicht das Schlachtgewicht einer Amrock oder die Legeleistung eines Hybrids.....und
ich denke, mt dn Eigewichten ist es dasselbe.
zu 2.
meine Hühner leben komplett frei auf dem Hof.
Sie sind absolut robust - ganzjährig bei jedem Wetter draußen unterwegs, eigentlich nie krank
(außer der Dackel verletzt eines),
entwickeln sich langsamer, als moderne Rassen, aber dafür gleichmäßig und "langlebig",
Legeleistung im Sommer im Durchschnitt 4-5 Eier pro Woche pro Huhn, im Herbst/Winter
deutlich weniger - da habe ich 5 bis 6 Eier pro Tag bei 15 legefähigen Hennen und manchmal auch
totale Legepause bei allen. (kein Licht und Wärmeprogramm).
Futter suchen sie sich selbst - im Sommer mehr als 90 %, im Winter immernoch ca 50 %.
ich füttere sowieso nur eine Handvoll ganze Körner (Mais/Gerste/Weizen Mix) im Sommer und
3-5 Handvoll im Winter 1 x täglich auf 20 Hühner.
Weiteres Zufutter gibt es nicht.
Die Küken werden vom ersten Tag an von der Henne raus geführt und von dieser "gefüttert"/Futter
gesucht.
Ich füttere kein Kükenfutter oder sonst etwas bei den Naturbruten.
LG
Kirstin
Meine 3 Hennen gehen jetzt ins 3. Jahr bei mir und legen eigewichtmäßig ähnlich wie bei Tanny.
Die Hühner sind supergesund, sozial, legen auch im Winter(weniger aber immerhin!)und 2 haben schon gebrütet,
die eine davon geht dieser Tage in ihre 3. Brutsaison und ist wirklich toll mit den Küken,
die andere hat die Küken und mich nach dem Schlupf mit ihrer Hektik echt wahnsinnig gemacht
(Federbällchen flogen nur so durch die Gegend) und ich beschloß sie der "Tante" zu geben(s.o.)
die ihren Job gewissenhaft erledigte.
Wieviel sie wiegen weiss ich auch nicht, gefühlt wohl keine wirklich lohnenden Braten,
ist mir aber auch nicht so wichtig.
Nachwuchs hab ich von den Möwen noch keinen gehabt, hätte aber auch keine Bedenken deine Eier mit dem geringeren Gewicht auszubrüten,
viel Erfolg und Glück mit diesen tollen Hühnern!
Tanny, die kleinen Eier gehören nun mal nicht ausgebrütet. Das hat nichts mit dem Aussehen des Kükens zu tun, sondern mit der Rentabilität als Legehühner. Verantwortungsvolle Zucht sollte das "Nutztier" nicht aus den Augen verlieren, sonst hat die Rasse langfristig keine Überlebenschance.
Tanny, die kleinen Eier gehören nun mal nicht ausgebrütet. Das hat nichts mit dem Aussehen des Kükens zu tun, sondern mit der Rentabilität als Legehühner. Verantwortungsvolle Zucht sollte das "Nutztier" nicht aus den Augen verlieren, sonst hat die Rasse langfristig keine Überlebenschance.
...das muss ich jetzt nicht verstehen, oder?
Die kleinen Eier sind im ersten Legejahr der Hennen so klein.
Sie werden it zunehmendem Alter der Hennen größer.
Und dabei ist es völlig egal, ob die Hennen aus einem kleinen Ei (von einer Junghenne) oder
aus einem größeren geschlüpft sind.
Dass die Rasse langfristig keine Üerlebenschance hat, wage ich zu bezweifeln.
Als "Legehühner" zwecks Broterwerb werden die Möven sicher niemals dienen, da es hier genügend
modernere Rassen mit höherer Legeleistung und Xl Eiern gibt.
Für den Privatbedarf ist diese Rasse m.E. mit ihrer Legeleistung und auch mit dieser Eigröße absolut ideal - insbesondere, wenn man die Tiere auch noch frei halten will, denn sie haben lauter Eigenschaften,
die sie zu einem robusten, pflegeleichten, umgänglichen aber trotzdem im Zusammenleben mit natürlichen
Feinden (Habicht, Fuchs, Marder etc.) überlebensfähigen Huhn machen.
Und genau das ist das, was ich als privater Hobbyhalter wünsche.....und dabei habe ich immer noch
viel mehr Eier, als ich essen könnte.
LG
Kirstin
Hallo ihr Lieben, habe heute Abend leider wenig Zeit, werde mich aber morgen mal zu dem Geschriebenen äußern. Danke jedenfalls schon mal für Eure Antworten!
=Dass die Rasse langfristig keine Üerlebenschance hat, wage ich zu bezweifeln.
Als "Legehühner" zwecks Broterwerb werden die Möven sicher niemals dienen, da es hier genügend
modernere Rassen mit höherer Legeleistung und Xl Eiern gibt.
!
Mag ja alles stimmen , nur sollte Zucht ja auch verbessern; zumindest müsste es versucht werden
insbesondere, wenn man die Tiere auch noch frei halten will, denn sie haben lauter Eigenschaften,
die sie zu einem robusten, pflegeleichten, umgänglichen aber trotzdem im Zusammenleben mit natürlichen
Feinden!
Das schaffen meine Hybriden sogar locker
Mag ja alles stimmen , nur sollte Zucht ja auch verbessern; zumindest müsste es versucht werden
:) das stimmt sicher.
Die Frage ist nur, WAS ich verbessern oder erhalten will bzw. als wichtig erachte ,
also WAS MEIN Zuchtziel ist.
Und meines ist definitiv weder eine Steigerung der Lege- oder Fleischleistung, noch
der 120 prozentig perfekte Kamm oder so.
Meine sämtlichen Ziele bei der Haltung und Erhaltung dieser Rasse sind darauf ausgerichtet,
das, was sie früher für den Halter interessant machte, zu ERhalten - nicht zu verändern (also auch nicht
ins Unendliche zu steigern)
Also meine "Zuchtziele" sind ausgerichtet auf die schon zuvor genannten Eigenschaften.
LG
Kirstin
Ausdrücklich nicht von einem Ausstellungszüchter...
Etwas... sagen wir mal "traurig"... war ich jedoch angesichts der Eigewichte.
Der Zuchtring gibt für seine Mitglieder auf seiner Internetseite an: "Als Bruteimindestgewicht werden die im Rassegeflügelstandard verlangten 55g angestrebt. Da dieses Gewicht in einigen Zuchten derzeit noch nicht erreicht wird, können vorerst auch Eier ab 50g eingelegt werden....
Das hört sich ja völlig okay an, bedenkt man, dass die Rasse lange Zeit in der Hand der Ausstellungszüchter war.
Wie kommst Du darauf dass die Rasse lange Zeit Inder Hand der Ausstellungszüchter war? Wenn es so wäre, in wessen Hand befindet sich dann die Rasse zur Zeit?
Wenn man sich die Entwicklung anschaut, hat man den Eindruck, dass man die Anforderungen an das Eigewicht immer höher geschraubt hat.
Ende des 19. Jahrhunderts wurden die Eier als eher klein beschrieben (Lewald 1994)
Düringen spricht 1906 von 50-60g.
Kramer verlangt 1926 55-60g.
Bartholomäus will in seiner Beschreibung 1942 schon 55-68g haben.
Im Standard steht ein Bruteimindestgewicht von 55g.
Die GEH gibt ein Eigewicht von 50-60g an.
Die Campiner sind im Prinzip das belgische Gegenstück zu den Ostfriesischen Möwen. Hier scheint es ähnlich gelaufen zu sein.
Im "Old Poultry Breeds" wurde geschrieben, das die Campiner wegen ihrer geringen Eigröße aus der Mode kamen und von kommerziellen Produktionsrassen verdrängt wurden. Heute spricht man auch bei dieser Rasse von einem Eigewicht von ca. 60g.
Ich finde es doch recht erschütternd, wie sehr die Ausstellungszucht offenbar hier eine alte Nutztierrasse "versaut" hat...
Diese Ausage von Dir empfinde ich ehrlich gesagt als eine Unverschämtheit. Ich frage mich wirklich woher Du deine "Weisheiten" hast.
Hallo Werner,
......
Das schaffen meine Hybriden sogar locker
das finde ich erstaunlich.
Ich habe mit Hybriden keine Erfahrung.
Aber alles, was ich hier im Forum über Hybriden bisher las, beinhaltet immer, dass sie
z.B. auf umfangreiche Zufütterung/spezielles Futter angewiesen sind.
Die Möven ernähren sich im Sommer zu über 90 % aus der Natur und würden es auch ohne jede
Zufütterung locker schaffen - ohne dabei ihre bestehende Legeleistung zu reduzieren....
m.W. sind Hybriden nicht sonderlich flugfähig? ...oder täusche ich mich da?
Für Räuber, wie Fuchs, Hermelin, Marder etc. dürften sie dann bei völlig freier Haltung
doch eigentlich eine recht leichte Beute sein, oder?
LG
Kirstin
PS @Ernst :) ein schöner Beitrag hinsichtlich der historischen Entwicklung :)
Sorry, gestern war einfach das Wetter zu schön, um vor dem Computer zu sitzen...
Ernst, auch in den von dir genannten Beispielen liegen die beschriebenen oder geforderten Eigewichte bei mindestens 50g. Das ist für mich für eine NUTZtierrasse auch völlig in Ordnung. "Meine" Eier allerdings haben zu einem großen Teil ein Gewicht von deutlich UNTER 50g.
Meine Bruteier stammen von einem Züchter des Erhaltungszuchtringes.
Nach Erhalt der Bruteier habe ich dort freundlich nachgefragt, wie das geringe Gewicht der Eier zustande kommt.
Als Antwort wurde mir dort eben genau das genannt: Dass die Tiere, mit denen der Erhaltungszuchtring arbeitet, auf die Tiere von Ausstellungszüchtern zurückgehen. Und den "schwarzen Schafen" unter Ihnen war nunmal das äußere Erscheinungsbild wichtiger als die auch von Euch gelobten Eigenschaften der Tiere (die Legeleistung ist ja nur eine davon).
Falls ich hier Ausstellungszüchtern auf den Schlips getreten sein sollte, möchte ich mich ausdrücklich entschuldigen. Für mich war es eine Selbstverständlichkeit, dass sie nicht alle über einen Kamm zu scheren sind. Natürlich gibt es viele, die auch auf die Legeleistung der Tiere achten. Leider scheint dies aber gerade im Fall der Möwen nicht erfolgt zu sein.
Und warum ist mir die Legeleistung wichtig? Ich möchte ausdrücklich differenzieren zwischen moderner Hybridenzucht und der "normalen" Legeleistung alter Nutzrassen. Mit Hybriden habe ich nichts am Hut und über diese möchte ich hier gar nicht sprechen.
Aber:
Während ich dies hier schreibe, spielt mein Opa mit meinen beiden Kindern. Mein Opa hat einen Krieg erlebt, große materielle Not und Menschen verhungern sehen.
Ich gehe fest davon aus, dass er ein 60g Ei einem 40g Ei vorziehen würde. Ich fände es recht unlogisch, wenn die Menschen "früher" (wann auch immer das gewesen sein soll) mit kleinen Eiern zufrieden gewesen wären. Und größere Eier lediglich Ergebnis der Hybridenzucht sein sollten...
Auch Opa sagt, dass "seine Rassehühner" früher Eier so um die 50 bis 60g gelegt haben.
Und ich sehe keinen Grund, warum wir diese Eigenschaft nicht erhalten sollten.
Es kann auch nicht darum gehen, die Eier möglichst älterer Hennen als Bruteier vorzuziehen. Natürlich sind diese größer, aber die daraus schlüpfenden Hennen werden ja als einjährige wieder nur so kleine Eier legen.
(Es ist ja nicht so, dass größere Eier "besser brütbar" sind, natürlich schlüpft auch aus einem kleinen Ei ein gesundes Küken, sondern es geht um den "Nährwert" eines Eies in Bezug auf die menschliche Ernährung, bzw. darum, wieviel Ei eine Henne aus wieviel Futter produziert.)
Weiterhin frage ich mich, ob bei Dir, Tanny, nicht ein Verständnisfehler in Bezug auf Sinn und Zweck des Erhaltungszuchtringes vorliegt.
Du schriebst:"ich glaube eher, dass die angestrebten Standards des Zuchtringes erst die Ursprünglichkeit der Rasse verderben werden."
Warum sollte das passieren? Der Zuchtring legt es ja gerade darauf an, alle auch von dir angestrebten Eigenschaften der Rasse zu erhalten und außerdem zusätzlich ihren Nutzwert!!!
Weiter sagst du: "Warum Zuchtringe alter Haustierrassen unbedingt moderne Standards erreichen wollen, bleibt mir ein Rätsel." Das wollen sie doch gar nicht!?! Wie kommst du darauf?
Außerdem, zu den Gewichtsklassen von Eiern:
XL: 73 Gramm und mehr
L: 63 bis unter 73 Gramm
M: 53 bis unter 63 Gramm
S: unter 53 Gramm
Um die 40g sind durchschnittliche Zwerghuhneier...
Liebe Grüße
Angie
PS: Brüter läuft seit gestern, außerdem 8 Möweneier unter einer Glucke...
ptrludwig
11.04.2015, 12:35
Meine Meinung, wenn ein Erhaltungszuchtring solche Bruteier verkauft, muss er nicht die Schuld bei Ausstellungszüchtern suchen.
Ernst, auch in den von dir genannten Beispielen liegen die beschriebenen oder geforderten Eigewichte bei mindestens 50g.
Das ist mir nicht entgangen. Aber mir kam es dabei auf etwas anderes an. Als die Rasse geschaffen wurde, sprach man von kleinen Eiern. Nach und nach wurden dann immer höhere Eigewichte gefordert, die offenbar noch keiner so richtig erreicht hat. Und dann kommt so ein "Schlaumeier" wie Du, und schiebt es den Ausstellungszüchtern in die Schuhe. Du behauptest erst ganz frech, dass sie die Rasse versaut hätten, und sagst dann, dass Du ihnen nicht auf den Schlips treten wolltest.
Nach Erhalt der Bruteier habe ich dort freundlich nachgefragt, wie das geringe Gewicht der Eier zustande kommt.
Als Antwort wurde mir dort eben genau das genannt: Dass die Tiere, mit denen der Erhaltungszuchtring arbeitet, auf die Tiere von Ausstellungszüchtern zurückgehen. Und den "schwarzen Schafen" unter Ihnen war nunmal das äußere Erscheinungsbild wichtiger als die auch von Euch gelobten Eigenschaften der Tiere (die Legeleistung ist ja nur eine davon).
Offensichtlich hast Du für Deine, gelinde gesagt gewagte Meinungsbildung, Dich nicht mit der Historie der Rasse beschäftigt, sondern lediglich das Geschwätz von dieser "Pfeife" des Zuchtringes nachgeplappert.
Falls ich hier Ausstellungszüchtern auf den Schlips getreten sein sollte, möchte ich mich ausdrücklich entschuldigen. Für mich war es eine Selbstverständlichkeit, dass sie nicht alle über einen Kamm zu scheren sind. Natürlich gibt es viele, die auch auf die Legeleistung der Tiere achten. Leider scheint dies aber gerade im Fall der Möwen nicht erfolgt zu sein.
Auch wenn Du hier wieder etwas zurück ruderst, hast Du doch, mit Deinen Anschuldigungen, die Aussteller pauschal verantwortlich gemacht, und damit sehr wohl alle über einen Kamm geschoren.
Und warum ist mir die Legeleistung wichtig? Ich möchte ausdrücklich differenzieren zwischen moderner Hybridenzucht und der "normalen" Legeleistung alter Nutzrassen. Mit Hybriden habe ich nichts am Hut und über diese möchte ich hier gar nicht sprechen.
Offensichtlich hast Du Schwierigkeiten, zwischen Realität und Wunschziel zu unterscheiden. Es ist nicht so, dass diese Rasse am Anfang sehr große Eier gelegt hat, und die bösen Ausstellungszüchter sie durch Abwirtschaftung versaut haben, sondern die immer höher gelegte Latte noch keiner so recht erreicht hat. Vielleicht ging es ja Düringen, Kramer und Bartholomäus ähnlich wie Deinem Opa. Mag ja sein, dass sie in ihren Rassebeschreibungen solche Eigewichte gefordert haben, weil sie auch viel materielle Not und verhungernde Menschen gesehen hatten, und sich deshalb Hühner wünschten, die sehr große Eier legen. Wer würde nicht ein 60g Ei einem 40g Ei vorziehen.
Ich fände es recht unlogisch, wenn die Menschen "früher" (wann auch immer das gewesen sein soll) mit kleinen Eiern zufrieden gewesen wären. Und größere Eier lediglich Ergebnis der Hybridenzucht sein sollten...
Vielleicht solltest Du dich wirklich erst einmal mit der Historie der Geflügelzucht beschäftigen, ehe Du dich zu solchen Aussagen hinreißen lässt. Es ging nicht immer und grundsätzlich darum Hühner zu halten, die möglichst große Eier legen. Die Ahnen der Friesischen Möwen gehören zu den sogenannten Sprenkelhühnern. Das waren vor mehren hundert Jahren lokale Landschläge im westlichen Teil von Mitteleuropa. In der damaligen Zeit konnte man es sich nicht leisten großen Aufwand mit der Versorgung von Hühnern zu betreiben. Es ging darum Tiere zu haben, die sich auch unter den gegebenen klimatischen Verhältnissen, größtenteils selbst versorgten und trotzdem zumindest im Sommer Eier, und hin und wieder einen Braten oder eine Suppe ablieferten. Immer nach dem Motto, dass es nichts kosten durfte, aber was einbringen musste.
Hallo Angie,
.....
Weiterhin frage ich mich, ob bei Dir, Tanny, nicht ein Verständnisfehler in Bezug auf Sinn und Zweck des Erhaltungszuchtringes vorliegt.
Du schriebst:"ich glaube eher, dass die angestrebten Standards des Zuchtringes erst die Ursprünglichkeit der Rasse verderben werden."
Warum sollte das passieren? .
Der Zuchtring legt es ja gerade darauf an, alle auch von dir angestrebten Eigenschaften der Rasse zu erhalten und außerdem zusätzlich ihren Nutzwert!!!
Ich habe meinen ersten Stamm Möven vor einigen Jahren von einem Züchter des Erhaltungsringes
gekauft.
Gerade bei den Möven ist dieser Ring bzw. die ANzahl seiner Mitglieder seinerzeit zumindest sehr, sehr
überschaubar gewesen.
Ich kann nicht bestätigen, dass dort in irgendeiner Form offensichtlich Wert auf die von mir angestrebten
Eigenschaften gelegt wurde - anders lässt sich nicht erklären, dass die Hühner sich ein halbes Jahr lang nicht vor die Tür getraut haben, dass sie draußen völlig unsicher waren, dass sie sich gegenseitig (vom ersten Tag an) gepickt und
gepiesackt haben, dass sie alle Nase lang Ballenabszesse bekamen, als denn endlich draußen frei liefen,
daß sie nicht wussten, dass man in Deckung geht, wenn über ihnen was fliegt und daß eine zwar in Panik auf einen Baum raufflog, sich dann aber nicht wieder runter traute.....
Dafür waren die äußeren (optischen) Merkmale dieser Hühner absolut perfekt.
Mir kann keiner erzählen, dass Hühner, die so ein Verhalten an den Tag legen, jemals natürlich gehalten wurden...
und ohne sie natürlich zu halten, kann ich die von mir angestrebten Merkmale überhaupt nicht rausselektieren.
Es hat fast 3 Generationen (Naturbrut und Naturaufzucht) gebraucht, bis die Gruppe durch und durch
ein deutlich erkennbar "normales" (und draußen überlebensfähiges) Verhalten und Sozialverhalten an den Tag legte.
LG
Kirstin
Tanny, danke für deine praktischen Erfahrungen. Das ist tatsächlich äußerst traurig! Und ich finde es mindestens ebenso erschütternd.
Mich würde mal interessieren, was der Zuchtring dazu sagt. Ich habe den Vorsitzenden angeschrieben und mit dem Hinweis auf diesen Thread nach einer Stellungnahme gefragt.
Ich möchte mich bei dieser Gelegenheit bei allen Forumsmitgliedern bedanken, die es schaffen, auch auf einen mal etwas emotionalen Beitrag mit Freundlichkeit, Humor oder wenigstens Sachlichkeit zu antworten. Wir leben von bunter Vielfalt und menschlichen Reaktionen. Und falls mal jemand verbal entgleist, zeugt es von guter Kinderstube, ohne öffentliche Schlammschlacht einen freundlichen Hinweis per PN zu geben. Danke an alle dafür!
Ernst, ich bin keineswegs zurück gerudert. Da hast du mich (wieder) falsch verstanden. Alle „schwarzen Schafe“ möchten sich bitte weiterhin durch meine Aussage angesprochen fühlen.
Ich habe allerdings die Zielgruppe noch einmal deutlich genannt, und wiederhole dies hier erneut: Ansprechen möchte ich damit die (wenigen!!!) gewissenlosen Pokaljäger, die sich nicht bemühen, den Nutzwert und andere nicht sofort sichtbare Eigenschaften einer Rasse zu erhalten.
Dazu stehe ich. Sollte es so jemanden hier geben, lasse ich mich gerne auf eine Diskussion „pro/contra Nutzwert erhalten“ ein.
Diese Gewissenlosen gibt es wohl bei jeder Rasse, und ich glaube, dass niemand von Euch diese unterstüzt. Insofern dürften unsere Meinungen gar nicht so weit auseinander gehen.
Alle anderen Züchter sind und waren jederzeit NICHT von mir gemeint. Für mich war dies selbstverständlich und nicht extra erwähnenswert. Für eventuelle diesbezügliche Missverständnisse habe ich mich entschuldigt, und meiner Meinung nach gebietet es die Höflichkeit, dies auch anzunehmen. Weitere Kritik an meiner persönlichen Ausdrucksweise wollen wir bitte per PN klären, und wieder zum sachlichen Ursprungsthema zurückkehren. Falls sich jetzt noch irgendjemand traut, hier was zu sagen…
Eine „immer höher gelegte Latte“ kann ich an deinen Literatur-Zitaten nicht erkennen. Wieviel „eher klein“ gewesen sein mag, ist wohl kaum feststellbar und immer eine Frage des Vergleichs und der persönlichen Vorlieben des Autors (der im Übrigen kein Zeitzeuge war, sondern seinen Text 1994 verfasst hat). Im Vergleich zu einem Barbezieux-Ei dürfte selbst ein 60g-Möwen-Ei „eher klein“ sein.
Es ist immer die Rede von 50 bis 60g (mit der Ausnahme Bartholomäus), und insbesondere in der Neuzeit fordern BDRG und GEH auch „nur“ 50-60 bzw. 55 Gramm. Ich sehe da keine Entwicklung.
Nebenbei frage ich mich, wer belegt, dass diese Gewichte früher nicht erreicht wurden?
Ich informiere mich durchaus über die Historie der Geflügelzucht. Deine Ausführungen zur Geschichte und zur Verwendung bzw. den Leistungszielen der Sprenkelhühner und Möwen waren mir bekannt, zumal sie zum größten Teil auch im Internet zu finden sind. Falls du noch weitere Infos oder Literaturtipps hast, die nicht im Netz zu finden sind, immer her damit!!!
In diesem Falle habe ich mich allerdings nicht theoretischer Natur über das Studium von Literatur informiert, sondern durch Befragung von Leuten, die sich damit auskennen dürften:
1. Jemand, der tatsächlich hier in der Gegend (Ostwestfalen) in den 40er und 50er Jahren Sprenkelhühner mit einem Eigewicht von 50 bis 60g hielt. Ob es sich hierbei um Ostfriesische Möwen, Brakel, Westfälische Totleger (was geografisch natürlich „nahe liegend“ gewesen wäre), Campiner, Friesenhühner, Mischformen daraus oder sonst was handelte, lässt sich natürlich nicht mehr mit absoluter Sicherheit klären. Sämtliche Tiere wurden aufgrund eines Umzuges in die Stadt 1957 geschlachtet. Es sollen jedoch Möwen, erkennbar an der typischen Flockenzeichnung, gewesen sein. Diese Geschichte begründet mein Interesse an den Möwen.
2. Ein Mitglied des Erhaltungszuchtringes. Aufgrund von Nr. 1 gab es für mich keinen Grund, an dessen Aussage zur Entwicklung des Eigewichtes zu zweifeln. Und irgendwie gibt es immer noch keinen, denn bislang gibt es hier niemanden, der ein „normales“ Eigewicht von unter 50g für „frühere Jahre“ belegt hätte.
3. Eben dem Zweck der Informationsfindung diente auch genau dieser Thread.
Ich frage mich immer noch: Welchen Sinn macht denn eine Zucht einer legebetonten Landhuhnrasse (kein Autor bestreitet, dass die Möwen dies immer waren), die zwar die Eizahl, aber nicht die Eigröße im Blick hat…? Natürlich mussten diese Hühner sich früher selbst versorgen, aber wieso sollten sie deshalb nicht zusätzlich auf Eigröße selektiert worden sein?
Lange Rede, kurzer Sinn: Bei aller Kritik an meiner Ausdrucksweise, so hat den sachlichen Inhalt meiner Aussage („Ausstellungszucht hat dem Nutzwert geschadet“) doch noch niemand widerlegt. Höchstens ergänzt dadurch, dass es private Halter gibt, die ebenfalls nicht auf Eigröße selektieren.
Wie war nun das „Ausgangsgewicht“ der Möweneier? Wie legen bzw. welchen Eigenschaften haben die Möwen heute? Hat die Ausstellungszucht dies nachteilig beeinflusst?
Grundsätzlich interessieren mich diese Fragen immer noch, ich befürchte allerdings, dass der Thread sich aufgrund der persönlichen Diskussion totgelaufen hat.
Falls noch jemand etwas neues anzumerken hätte, würde ich mich freuen…
Viele Grüße
Angie
Ach so, da war noch was:
Meine Meinung, wenn ein Erhaltungszuchtring solche Bruteier verkauft, muss er nicht die Schuld bei Ausstellungszüchtern suchen.
Ich gebe zu, dass ich im ersten Moment genauso gedacht habe. Und recht enttäuscht war. Aber:
Wie sollte es anders gehen? Die Tiere der Erhaltungszüchter gehen auf solche von Ausstellungszüchtern zurück. Würde man nur die größeren Eier brüten, würde man die genetische Ressource der Rasse noch mehr einschränken! Aufgrund der wenigen noch vorhandenen Tiere wird es viele Jahre (und viele Neukombinationen der Gene) dauern, bestimmte Eigenschaften zu verbessern, ohne den Genpool zu verringern.
Hallo Angie,
ich kann Dir auf Deine Fragen keine historischen Belege oder irgendwelche wissenschaftlichen
Abhandlungen liefern.
Ich kann nur von meinen "Erfahrungen" und daraus resultierenden Vermutungen sprechen.
Ich habe in meiner Kindheit vor über 40 Jahren sehr, sehr viel Zeit auf dem Land verbracht.
Das war ein - damals hier im Norden noch relativ typischer - kleinbäuerlicher Betrieb.
Da gab es Kühe (ca 30 Stk), Schweine (ca 20 Stück), Gänse, Hühner, Getreide, Obst - alle Tiere
hatten einen Stall und waren täglich draußen auf richtigen Weiden (auch die Schweine).
Die Hühner hatten einen Stall, der einmal im Jahr gekalkt wurde und liefen ebenfalls frei im Gelände rum.
Für uns Kinder war es das Größte, täglich die Eier derer, die nicht zum Legen in den Stall gingen, im Heuschober zu suchen.
Die Eier (und das Fleisch) fanden Verwendung in der Küche des Hofes, die auch die angegliederte
Wirtschaft versorgte.
Ich habe nie erlebt, dass in der Küche jemals ein Ei gewogen wurde oder nach dessen Gewicht gefragt wurde.
Da hiess es z.B. beim Backen lediglich:
das sind aber kleine oder große Eier heute....da nehmen wir mal eins mehr oder weniger.....
Wenn insgesamt nicht genug Eier da waren, dann hiess es:
wir brauchen mehr Eier, also werden der nächsten brütenden Henne mehr Eier untergelegt.
Genau so beim Fleisch.
Oder: wir haben zu viele Eier - dann wurden die überschüssigen Eier an die Hunde mit verfüttert
und der nächsten Bruthenne Eier weggenommen oder mehr geschlachtet.
Für mich war das so "normal", dass ich mir Jahre später, als ich mir selbst Gedanken um die Anschaffung von Hühnern gemacht habe, überhaupt keine Gedanken um Eigewichte oder Legeleistung oder Fleischgewicht gemacht habe.
Für mich war bei der Rasseauswahl einziges Kriterium, dass die Hühner hier oben mit dem Klima
klar kommen und eben frei lebensfähig sind - gesund......und nach diesen Kriterien habe ich gesucht und bin unter anderen auf die Möven gestossen.
Wenn ich so meine Erfahrungen aus der Kindheit betrachte (und ich habe damals auf anderen Höfen
ähnliche Verhältnisse erlebt), dann vermute ich, dass das Gro der Bauernhöfe die Hühner genau so,
wie ich es auf diesem Hof erlebte, einfach laufen ließen und die Hühner ohne, daß sie extra Arbeit machen sollten, einfach da und verfügbar sein sollten.
Ich vermute, Züchter, die gezielt bestimmte Rassemerkmale, wie z.B. besondere Legeleistung oder besonderes Fleischgewicht selektierten, gab es nur vereinzelt und erst, wenn jemand eine Rasse mit bestimmten, überragenden Eigenschaften sicher herausgezüchtet hat, haben Interessenten an diesen speziellen Eigenschaften sich speziell diese Rasse zugelegt.
Bei den Möven habe ich die Vermutung, dass sie ursprünglich ein ganz normales Gebrauchshuhn waren, deren wichtigste Eigenschaft die Überlebensfähigkeit in unserem unwirtlichen Klima mit unseren vielen natürlichen Feinden war.
Letztendlich spricht für mich dafür auch die enorme Flugfähigkeit dieser Rasse, die widerrum zwangsläufig ein
relativ zierliches Huhn (also wenig Schlachtgewicht) erfordert.
Und zierliche Hühner können denke ich nur schwerlich riesen Eier legen, ohne, dass es da zu Problemen am Legeapparat kommen muss.
WIe gesagt nur Vermutungen und Schlussfolgerungen.......
LG
Kirstin
Ich habe in den letzten Jahren die Tierbewertung im Rahmen des Zuchtringes für Ostfriesische Möwen durchgeführt.
Über einige der Beiträge und deren Inhalt/Formulierungen hier bin ich - gelinde gesagt - erschüttert.
Dazu heute abend später mehr.
Viele Grüße von Mathias
Hallo Tanny, deine Erzählungen finde ich interessant, nochmals danke dafür. In der Jugendzeit meines Opas lief es wohl ähnlich. Mit dem kleinen Unterschied, dass eben doch auch auf die Eigröße geachtet wurde. War diese doch die einzige Eigenschaft, die ein potentielles Brutei von einem anderen unterschied, solange es keine Fallnestkontrolle gab. Und gebrütet wurde bei denen oft mit Puten. Ein Einkreuzen anderer Tiere wurde allerdings wohl auch vermieden, jeder hielt besondere Stücke auf "seine Hofrasse", die natürlich immer "die besten" waren, sodass es schon eine gewisse Rasseentwicklung gegeben haben dürfte.
Ob damals Eier regelmäßig gewogen wurden, kann ich mir auch nicht vorstellen, und dürfte wohl schon an einer entsprechenden, genauen Waage gescheitert sein. Aber mein Großvater hat bis auf einige Jahre Unterbrechnung fast sein ganzes Leben lang Hühner und anderes Geflügel gehabt und er ist absolut in der Lage, das Gewicht bis auf wenige Gramm genau einzuschätzen.
Mathias, ich freue mich über deine Meldung und bin gespannt auf deine Ausführungen!
(Auch dann, wenn ich zu deiner Erschütterung beigetragen haben sollte. Denn von echten Fachleuten lasse ich mich gern belehren. Und gegebenenfalls auch höflich maßregeln.)
Liebe Möwen-Fans,
als Koordinator des Erhaltungszuchtrings Ostfriesische Möwen fühle ich mich durch die Diskussion angesprochen und möchte an dieser Stelle ein paar Dinge richtig stellen.
Dem Erhaltungszuchtring für Ostfriesische Möwen geht es vor allem darum, diese alte norddeutsche Landhuhnrasse in ihrer genetischen Vielfalt zu erhalten und ihre Nutzungseigenschaften zu verbessern, oder wieder dahin zu bringen, wo sie einmal waren – so weit das in unseren Möglichkeiten liegt. Daher geben die im Zuchtring organisierten Züchter(innen) jedes Jahr in einer festgelegten Reihenfolge selbst gezüchtete Hähne in einer festgelegten Reihenfolge im Ring weiter. Mit einem dieser Hähne und den selbst gezogenen Hennen wird im Folgejahr gezüchtet. Auf diese Weise wird die Inzucht weitgehend minimiert.
Bei der Auswahl der Hähne und Hennen für die Zucht legen wir vor allem Wert auf eine gute körperliche Entwicklung der Tiere, auf Vitalität und eine Körperform, die auf eine gute Legeleistung schließen lässt. Was die Körpergewichte der Tiere betrifft und die Gefiederzeichnung, so orientieren wir uns an der Beschreibung im Rassegeflügel-Standard, wenn wir vielleicht auch nicht ganz so kritisch sind, was die Gefiederzeichnung und den Kammschnitt der Tiere betrifft. Es braucht also niemand Angst zu haben, dass Tiere aus dem Erhaltungszuchtring wenig mit dem Zuchtziel zu tun haben.
Das ist schon deshalb wenig wahrscheinlich, weil einige Mitglieder des Zuchtrings auch selber ausstellen, und das durchaus mit Erfolg. Ich selber beschicke keine Geflügelschauen, aber auch bei mir kaufen Ausstellungszüchter regelmäßig Zuchthähne für eine Blutauffrischung, weil diese sehr vital sind. Offenbar haben sie keine Probleme damit, dass meine Hähne ihre Zucht „verderben“.
Was die Körper- und Eigewichte betrifft, so sind diese wie gesagt im Rassegeflügelstandard festgelegt. So sollen Hähne 2,25 – 3 kg wiegen und Hennen 1,75 – 2,5 kg. Das Bruteimindestgewicht liegt bei 55 g. Tatsächlich gibt es sowohl mit zu geringen Köper- als auch Eigewichten nach wie vor Schwierigkeiten, so dass das gewünschte Mindesteigewicht nicht in allen Zuchten erreicht wird und auch (noch) kleinere Eierg zur Brut genommen werden müssen. Ich habe das Gewicht der Eier meiner Hennen aus dem letzten Jahr vor vier Wochen kontrolliert und bin zu dem erfreulichen Ergebnis gekommen, dass es im Schnitt bei 56 g liegt. Das ist jedoch nicht in jedem Jahr der Fall, da im Zuchtring eben wie gesagt die Hähne rotieren und damit u. U,. auch das Merkmal geringe Eigröße weitergeben, so dass eine grundsätzliche Verbesserung nur langfristig erreicht werden kann.
Tatsächlich spiegeln Eigröße und –zahl noch am ehesten den Nutzwert dieser alten Rasse wieder, die ja vor allem als Legehuhn gehalten wurde. Es kann keine Rede davon sein, dass „früher so gigantische Eier (55 g und mehr) nicht üblich gewesen sind“. Bereits im Geflügelstandard von 1951 werden 55 g als Bruteimindestgewicht für die Möwen gefordert, und in dem Buch von Pfenningstorff von 1925 „Unser Hausgeflügel“ ist sogar von 55 – 60 g die Rede.
Es ist nun einmal so, dass die Eigröße bei Hühnern ein stark erbliches Merkmal ist. D. h. aus kleinen Eiern werden mit großer Wahrscheinlichkeit Hennen schlüpfen, die wiederum kleine Eier legen und Hähne, die dies vererben. Selbstverständlich werden die Eier mit dem Lebensalter der Henne größer, aber ein Durchschnittsgewicht von 52/53 g bei einer Althenne ist eben genauso zu klein wie ein 45 – 48 g Ei eienr Junghenne. Deshalb ist es wichtig, nicht zu kleine Eier auszubrüten.
Es steht natürlich jedem frei, nicht auf solche Eigenschaften zu achten und sich einfach an der Schönheit, Vitalität und dem Wesen der Tiere zu erfreuen (das tue ich übrigens auch). Aber man muss sich im Klaren darüber sein, dass das dann eben wenig mit Zucht zu tun hat, bei der es immer um die Verbesserung oder zumindest Erhaltung der Nutzeigenschaften einer Rasse ging, sondern allenfalls mit Vermehrung.
Mit der Verbesserung der Legeleistung ist es übrigens sehr viel schwieriger, da diese nicht so direkt vererbt wird (d. h. aus Eiern von einer guten Legerin schlüpfen nicht unbedingt Hennen, die ebenfalls gut legen). Hier kann man nur mit einem sehr langen Atem allmählich weiterkommen, und man müsste die Legeleistung aller Hennen mit Hilfe von Fallnestern prüfen. Ich tue diese sogar stichprobenartig und benutze nur geprüfte Althennen zur Zucht, doch selbst meine Nachzucht erreicht die im Standard geforderte Legeleistung von 200 Eiern im Durchschnitt nicht, sie liegt eher bei 160 Eiern. Zwar gibt es immer einige Hennen, die auch über 200 Eier legen, dafür aber eben auch solche, mit weniger als 160.
Zum Schluss noch ein Wort zur Brutlust dieser Rasse. Auch in diesem Punkt sind die historischen Quellen eindeutig. So schreibt schon der bereits zitierte Pfenningstorff 1925: „brütlustig ist das Huhn nicht, schreitet es aber zur Brut, ist es eine gute Führerin...“. Das verwundert auch nicht, denn bei allen Legerassen war die Brutlust unerwünscht, legt eine Glucke doch über Wochen, während sie brütet und die Küken führt, keine Eier und ist somit keine gute Legehenne. Auch hier gilt also: wer es ernst nimmt mit der Erhaltung dieser alten Rasse, sollte nicht unbedingt Eier von Hennen zur Brut auswählen, die bereitwillig glucken, da auch dieses Merkmal stark erblich ist.
Ich hoffe, ich konnte deutlich machen, dass die Vermutung, dass „die angestrebten Standards des Zuchtrings erst die Ursprünglichkeit der Rasse verderben werden“, haltlos ist. Es geht uns im Zuchtring vielmehr darum, die in der historischen Literatur beschriebenen (Nutz-)Eigenschaften dieser Rasse zu erhalten oder wieder herzustellen. Es ist nämlich durchaus so, dass es Betriebe gibt, die lieber Hennen einer alten Rasse als Legehybriden zum Eierlegen halten würden. Und ich wäre froh, wenn ich solchen Interessenten eines Tages mit gutem Gewissen Ostfriesische Möwen empfehlen könnte, weil ich mir sicher sein kann, dass sie tatsächlich (wieder) zuverlässig Eier in einer akzeptablen Größe und Anzahl legen.
Nichtsdestotrotz wünsche ich allen Möwen-Fans viel Freude mit dieser alten interessanten Rasse, egal ob sienun züchten oder einfach nur vermehren!
Michael
Hallo Ruhnau,
danke für die ausführliche Stellungnahme.
Ich denke, ich habe die Zuchtziele des Erhaltungsringes schon richtig verstanden.
Genau deswegen decken sie sich nicht mit meinen Zuchtzielen.
Nicht beipflichten kann ich Deiner Differenzierung der Begriffe "Zucht" und "Vermehrung".
Warum habe ich schon einmal, wenn auch in einem völlig anderen Zusammenhang, ausführlich
beschrieben.
Darum verweise ich einfach mal auf diesen Beitrag von mir:
http://www.huehner-info.de/forum/showthread.php/67135-Bruttrieb-wieder-Anz%C3%BCchten?p=958523&highlight=Zuchtziel#post958523
Beitrag Nr. 68
...aber im Prinzip ist es mir auch völlig egal, ob andere das, was ich mache als "Zucht"
oder "Vermehrung" titulieren.
Entscheidend ist ja, dass ICH mit meinen Ergebnissen zufrieden bin und dass jeder,
der seine Tiere/Bruteier etc. abgibt, mit offenen Karten spielt und entsprechende,
ehrliche Angaben macht - dann kann jeder für sich entscheiden,
welche Eigenschaften ihm wie wichtig sind :)
LG
Tanny
ptrludwig
17.04.2015, 11:34
Ach so, da war noch was:
Ich gebe zu, dass ich im ersten Moment genauso gedacht habe. Und recht enttäuscht war. Aber:
Wie sollte es anders gehen? Die Tiere der Erhaltungszüchter gehen auf solche von Ausstellungszüchtern zurück. Würde man nur die größeren Eier brüten, würde man die genetische Ressource der Rasse noch mehr einschränken! Aufgrund der wenigen noch vorhandenen Tiere wird es viele Jahre (und viele Neukombinationen der Gene) dauern, bestimmte Eigenschaften zu verbessern, ohne den Genpool zu verringern.
Du hast mich nicht überzeugt, genau die gleichen Argumente können die Züchter vorbringen. Es bringt gar nichts wenn ich leistungsschwache Tiere verbreite, Interessenten werden sich schnell wieder von der Rasse abwenden.
Die Züchter legen wenigstens noch Wert auf den äußeren Rassestandart, der wird nun zusätzlich zur Leistung auch noch verwässert.
In alten Büchern liest man immer wieder den Ratschlag für die Zucht nur zweijährige Hennen und allenfalls bei den Hähnen einjährige zu nehmen. Es hat sich aber die Unsitte (sic!) eingebürgert, dass man die Hähne mehrere Jahre einsetzt, dagegen aber meist zu junge Hennen und das oft nur einmal, also nicht mal als zweijährige.
Ich bin überzeugt, wenn man über Jahre nur zweijährige, oder dreijährige Hennen einsetzt, die mindestens Eier mit 65 -70 Gramm legen (und mit einem Jahr mindestens 55 Gramm erreicht haben) und dabei auch noch im zweiten Legejahr eine gute Legeleistung erbringen. Dann legen nach ein paar Jahren selbst die einjährigen Nachkommen mindestens 55 Gramm schwere Eier - eher sogar 60 Gramm. Schwerere Eier liefern schwere Küken, die früher die Geschlechtsreife und ein größeres Körpergewicht bei Geschlechtsreife erreichen. Damit wächst auch das Potential für ein höheres Eigewicht. Das untermauern diverse Studien.
Das Problem ist, dass die Zuchtgruppen, oft (schon im ersten Jahr) zu klein sind und man nicht genug Tiere hält, um im zweiten Legejahr die (wirklich) geeigneten Zuchthennen auszuwählen. Eine Zweijährige Henne die keine 65 Gramm liefert ist keine Zuchthenne - egal was der Standard erlaubt. Und einjährige Hennen dürfen bei mir nur in die Zuchtgruppe, wenn sie 60 Gramm oder mehr erreichen.
Bei den Redcaps wurde ja auch das Eigewicht versaut.
Mein Ziel für die Redcaps ist auch ein Gewicht von 8 - 9 Pfund bei den Hähnen und 6 - 7 Pfund bei den Hennen (gemäß Literatur) wieder zu erreichen.
Ich finde , die sehen erst mit entsprechender "Fülle" nach was aus. Ausserdem soll das Eigewicht wachsen. Und dieses Ziel kann ich nur durch Einkreuzungen UND große Bruteier erreichen.
ptrludwig
17.04.2015, 15:30
In alten Büchern liest man immer wieder den Ratschlag für die Zucht nur zweijährige Hennen und allenfalls bei den Hähnen einjährige zu nehmen. Es hat sich aber die Unsitte (sic!) eingebürgert, dass man die Hähne mehrere Jahre einsetzt, dagegen aber meist zu junge Hennen und das oft nur einmal, also nicht mal als zweijährige.
Ich bin überzeugt, wenn man über Jahre nur zweijährige, oder dreijährige Hennen einsetzt, die mindestens Eier mit 65 -70 Gramm legen (und mit einem Jahr mindestens 55 Gramm erreicht haben) und dabei auch noch im zweiten Legejahr eine gute Legeleistung erbringen. Dann legen nach ein paar Jahren selbst die einjährigen Nachkommen mindestens 55 Gramm schwere Eier - eher sogar 60 Gramm. Schwerere Eier liefern schwere Küken, die früher die Geschlechtsreife und ein größeres Körpergewicht bei Geschlechtsreife erreichen. Damit wächst auch das Potential für ein höheres Eigewicht. Das untermauern diverse Studien.
Ich denke da kann man jeden Satz unterstreichen. Denke allerdings das bei den Möwen 55-60 g ausreichend sind und sie im ersten Jahr mit 50 g starten sollten.
@Ruhnau was mich stört das dort Hähne weitergegeben werden, einfach so nach Nummer. Wie wird bei denen überprüft ob die überhaupt für die Zucht geeignet sind. Jeder Züchter weiß das man mit einem fremden Zuchthahn viel Schaden anrichten kann.
Bei deinen Ausführungen bist du mit keinem Wort auf die untergewichtigen Bruteier eingegangen. Sollte man da als Zuchtring nicht Untergrenzen festlegen?
Ich möchte noch auf einige weitere Argumente antworten, die im Laufe der Diskussion vorgebracht wurden und den Zuchtring noch etwas genauer beschreiben, da ich den Eindruck habe, dass an ihn zu hohe Erwartungen gestellt werden.
Der Erhaltungszuchtring Ostfriesische Möwen wurde 2001 gegründet. Zu diesem Zeitpunkt wurde diese Rasse fast nur noch von Mitgliedern des Bundes Deutscher Rassegeflügelzüchter gezüchtet. Damit unterschied sich die Situation nicht von der der meisten anderen Hühnerrassen, denn wie bei kaum einer anderen Tierart hatte sich bei den Hühnern die Rassegeflügelzucht von der Wirtschaftsgeflügelzucht vollkommen getrennt. Während die alten Hühnerassen fast ausschließlich zu Ausstellungszwecken gezüchtet wurden, wurden für die Ei- und Mastgeflügelproduktion aus einigen wenigen Leistungslinien die Mast- und Legehybriden gezüchtet. Das heißt, wir haben es weitgehend den Ausstellungszüchtern zu verdanken, dass diese Rassen überhaupt noch existieren, was ich an dieser Stelle ausdrücklich anerkennen möchte.
Daher stammten die meisten Tiere der sechs Züchter, die den Zuchtring damals gründeten auch aus Ausstellungszuchten. Lediglich die Tiere, mit denen ich angefangen habe, stammten von einem Hof in Ostfriesland, wo diese Rasse schon immer gehalten wurde. Sie liefen dort auf dem Hof frei herum und vermehrten sich selbst. Interessant ist, dass diese Hühner Eier in einer akzeptablen Größe legten, die dem gewünschten Bruteimindestgewicht entsprach. Das war bei den Tieren aus den Ausstellungszuchten zum großen Teil nicht der Fall. Das ist für mich der Beleg, dass Eier von 55 g und mehr bei den Ostfriesischen Möwen nicht dem Wunschdenken irgendwelcher Geflügelbuch-Autoren vom Beginn des 20. Jahrhundert entsprungen sind und in der Realität nie erreicht wurden, sondern dass die Eigröße eher durch eine zu starke züchterische Fokussierung auf die äußeren Merkmale der Hühner vernachlässigt worden ist.
Ich hatte bereits geschrieben, dass es das oberste Ziel des Erhaltungszuchtringes ist, die genetische Vielfalt dieser Rasse zu erhalten, daher die Weitergabe von Zuchthähnen. Der jeweilige Zuchthahn wird übrigens nicht „nach Nummer“ weitergegeben, sondern nach einem Bewertungsschema, das sich am Rassegeflügelstandard orientiert, aus einer Gruppe von Hähnen des jeweiligen Züchters ausgewählt.
Es wäre relativ einfach, durch Auswahl von Hähnen und Hennen, die aus großen Eiern geschlüpft sind, und Verpaarung dieser Tiere wieder auf ein höheres Eigewicht zu selektieren. Da dies jedoch auch zu einem Verlust an genetischer Vielfalt führen würde, kommt es für den Zuchtring nicht in Frage, und wir müssen uns mit dem wesentlich langsameren Zuchtfortschritt zufrieden geben, der in einer Rotationszucht möglich ist.
Nun noch etwas zu den Ausführungen von Kirstin. Ich denke, wir liegen mit unserem Verständnis von Zucht und Vermehrung gar nicht so weit auseinander. Einer der wesentlichen Punkte, die Du benannt hast, ist die Selektion, die bei Vermehrung eben nicht oder kaum stattfindet. Allerdings kann ich Deinen Schlüssen, die Du daraus ziehst, nicht folgen, denn ich bin der Überzeugung, dass sie auf falschen Vorstellungen beruhen.
Es würde hier zu lange dauern, auf alle Punkte einzugehen (so auf Deine fragwürdige Ableitung, dass Naturbrut das Mittel der Wahl für Zucht und Kunstbrut dasjenige für Vermehrung ist), daher hier nur einige Stichpunkte:
- artgerechtes Sozial- und Feindverhalten werden von den Hühnern nicht gelernt, sondern sind angeboren
- der Bruttrieb ist für Wildhühner wichtig zum Arterhalt, nicht aber für Haushühner, die gezielt vom Menschen vermehrt werden.
Insgesamt habe ich den Eindruck, dass Du der etwas romantisierenden Idee anhängst, dass die Ostfriesischen Möwen eher zu Wildhühnern werden sollten. Dann solltest Du auch konsequent sein und ihnen wieder die Wildfarbe anzüchten, denn damit wären sie weit besser vor Feinden getarnt als mit ihrer auffälligen schwarz-weißen Flockenzeichnung.
Noch ein Wort zu Deinen Erfahrungen mit den Tieren, die Du aus dem Zuchtring erhalten hast und die sicher nicht schön waren, das kann ich gut nachvollziehen. Aber auch hier hängst Du einigen Irrtümern an. Dass sich ein Huhn nicht aus dem Stall traut und panisch auf einen Baum fliegt und nicht wieder herunter komm, deutet wohl eher darauf hin, dass diese Tiere in einer völlig anderen Umgebung gelebt habe als bei Dir. Bekanntlich reagieren Hühner auf Ungewohntes sehr ängstlich. Das hat aber nichts mit Sozialisation zu tun, und es lässt sich auch nicht mit Naturbrut beeinflussen.
Dass die Tiere sich gegenseitig piesackten und pickten, ich nehme an, dass es sich um Federpicken handelte, ist eine Unart, zu der leichte Rassen häufiger neigen. Ich teile in diesem Punkt Deine Erfahrung, dass so etwas nicht vorkommt, wenn die Küken von einer Glucke geführt werden (das richte ich in meiner Aufzucht auch immer möglichst ein, allerdings schlüpfen die Küken trotzdem im Brutgerät). Das liegt aber nicht an „Erziehung“ durch die Glucke oder irgendwelchem erlernten Verhalten, sondern einfach daran, dass die Glucke die Küken ständig beschäftigt, so dass keine Langeweile aufkommt, was leicht zur Unart Federpicken bis hin zum Kannibalismus führen kann.
Ich hatte schon um Verständnis geworben, die Erwartungen an die Züchter des Zuchtrings nicht zu hoch zu schrauben. Neben einigen sehr erfahrenen Züchtern, die die Ostfriesischen Möwen bereits seit vielen Jahren züchten, gibt es immer wieder auch Neueinsteiger, die noch nicht über so viel Erfahrung verfügen. Deshalb bieten wir allen Mitgliedern neben unserem Herbsttreffen mit Tierbewertung und Zuchthahn-Weitergabe immer ein weiteres Treffen an im Jahr, das reihum bei den Züchtern stattfindet. Ziel ist es, sich über Haltungs- und Zuchtfragen auszutauschen und voneinander zu lernen.
Dass von Züchtern deutlich untergewichtige Eier weitergegeben werden, ohne dass vorher darauf hingewiesen wird, halte ich auch für problematisch – egal ob es sich um einen Züchter aus dem Zuchtring oder jemand anderen handelt.
Allerdings halte ich es für ebenso problematisch, sich auf den Standpunkt zu stellen: „Hauptsache mir sind die Merkmale, auf die ich züchte, wichtig“. Ich habe versucht deutlich zu machen, dass der Zuchtring sich nicht für irgendwelche Merkmale entschieden hat, sondern versucht, die Rasse so zu erhalten, wie sie in historischen Beschreibungen charakterisiert wird. Dass Du auf Vitalität, Wetterhärte und die Fähigkeit zur Futtersuche achtest, halte auch ich für richtig und wichtig, denn auch das sind typische Eigenschaften Ostfriesischer Möwen, die in historischen Beschreibungen genannt werden. Wenn Du allerdings auf leichte Hühner, geringe Eigröße und Brutlust selektierst, dann muss Dir klar sein, dass Du nichts anderes machst als ein Züchter, der versucht, aus einer Ostfriesischen Möwe ein schweres Masthuhn zu züchten, nämlich die Rasse zu verändern. Immerhin teilst Du das Interessenten ja auch mit.
Ich mache Dir einen Vorschlag. Ich weiß leider nicht, wo Du wohnst, aber vielleicht ist der Ort unseres Herbsttreffens (im Landkreis Rotenburg zwischen Bremen und Hamburg), auf dem die Tiere zur Zucht ausgewählt werden, ja für Dich erreichbar. Du bist herzlich eingeladen, dazu zu kommen und auch eigene Tiere zum Vergleich mitzubringen. Wenn Du Interesse hast, lass es mich wissen.
Michael
Hallo Michael,
erstmal vielen Dank für Deine ausfohrliche Antwort :)
....
Nun noch etwas zu den Ausführungen von Kirstin. Ich denke, wir liegen mit unserem Verständnis von Zucht und Vermehrung gar nicht so weit auseinander. Einer der wesentlichen Punkte, die Du benannt hast, ist die Selektion, die bei Vermehrung eben nicht oder kaum stattfindet. Allerdings kann ich Deinen Schlüssen, die Du daraus ziehst, nicht folgen, denn ich bin der Überzeugung, dass sie auf falschen Vorstellungen beruhen.
Es würde hier zu lange dauern, auf alle Punkte einzugehen (so auf Deine fragwürdige Ableitung, dass Naturbrut das Mittel der Wahl für Zucht und Kunstbrut dasjenige für Vermehrung ist),
...lies nochmal genau - habe ich so nicht geschrieben. Nur das mit der Vermehrung.
Bei der Zucht habe ich geschrieben, dass man da vor der Entscheidung, welche Brutform, weiter seine Ziele differenzieren muss......
daher hier nur einige Stichpunkte:
- artgerechtes Sozial- und Feindverhalten .....
.......
Noch ein Wort zu Deinen Erfahrungen mit den Tieren, die Du aus dem Zuchtring erhalten hast .......
.....
Bekanntlich reagieren Hühner auf Ungewohntes sehr ängstlich. Das hat aber nichts mit Sozialisation .....
Dass die Tiere sich gegenseitig piesackten und pickten, ich nehme an, dass es sich um Federpicken handelte, ist eine Unart, zu der leichte Rassen häufiger neigen. ......
In den Punkten kommen wir so nicht zusammen - da habe ich schlicht in den vergangenen Jahren
vollkommen andere Beobachtungen machen und Erfahrungen sammeln können (nicht nur mit meinen Tieren,
sondern auch mit Tieren, die ich als sozial gesunde, "gewachsene" Gruppe abgegeben habe.
Das hier auszuführen, würde aber vermutlich ein Buch füllen.
Sollten wir uns mal pers. treffen, können wir das gerne mal live ausdiskutieren :)
...... Dass Du auf Vitalität, Wetterhärte und die Fähigkeit zur Futtersuche achtest, halte auch ich für richtig und wichtig, denn auch das sind typische Eigenschaften Ostfriesischer Möwen, die in historischen Beschreibungen genannt werden. Wenn Du allerdings auf leichte Hühner, geringe Eigröße und Brutlust selektierst, .......
...nein, da hast Du etwas falsch verstanden: ich selektiere nicht gezielt auf niedrige Eigewichte oder leichte Hühner.
Eigewicht und Hühnergewicht sind bei mir nur nicht die primären Selektionskriterien.
Beispiel: wenn sich eine Henne zum Glucken hinhockt, dann schiebe ich ihr ja letztendlich "ausgewählte" Eier unter.
Das sind Eier von den Hennen (soweit ich das zugeordnet bekomme), die die von mir gewünschten Eigenschaften in besonderem Maße an den Tag legen und EIer, die
ich zwecks "Blutauffrischung" von anderen Mövenhaltern ggf. zukaufe.
Zweites Auswahlkriterium der Eier ist dann ihre Schalenqualität und Form und sicher
auch irgendwo Größe.
Ich würde intuitiv weder ein aus dem Rahmen fallendes, besonders großes Ei, noch ein besonders kleines EI unterschieben.
Was mir so dazu einfällt, wenn ich zurück denke, war das dann wohl mein Glück:
im ersten Jahr (also mit der ersten, gekauften Truppe) hatte ich immer wieder riesige Eier dazwischen - die hatten fast durchweg Doppeldotter - fanden meine EIerabnehmer immer toll.
Mit den Nachzuchten hatte ich das zum Glück nie wieder.
....
Ich mache Dir einen Vorschlag. Ich weiß leider nicht, wo Du wohnst, aber vielleicht ist der Ort unseres Herbsttreffens (im Landkreis Rotenburg zwischen Bremen und Hamburg), auf dem die Tiere zur Zucht ausgewählt werden, ja für Dich erreichbar. Du bist herzlich eingeladen, dazu zu kommen und auch eigene Tiere zum Vergleich mitzubringen. Wenn Du Interesse hast, lass es mich wissen.
Michael
Vielen Dank für das Angebot :)
Der Ort ist problemlos erreichbar. (ich bin aus 25335 Raa-Besenbek).
Ich habe aber ein prinzipielles und emotionales Problem damit, Ausstellungen mit lebenden Kleintieren zu besuchen.
Ich würde auch mit SIcherheit selbst keine Hühner zu so einer Veranstaltung bringen.
Ich würde - und da mag man mich für "romantisch" oder "weltfremd" halten - keinem meiner Hühner diese
Tortur zumuten.
Keines von ihnen wäre begeistert, in einen Käfig gesteckt und wie im Zoo begafft zu werden
und ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass es anderen Kleintieren anders geht.
Sollte es Dich aber mal in die Nähe des Kreises Pinneberg/Steinburg verschlagen, bist Du jederzeit
herzlich bei mir auf dem Hof willkommen, um die Hühner in ihrer gewohnten Umgebung kennenzulernen.
Bei der Gelegenheit können wir dann bei einem gemütlichen Kaffee die obigen Meinungsverschiedenheiten
ja auch mal live austauschen :)
LG
Kirstin
Ptrludwig, ich denke, Michael hat deinen Beitrag im Grunde schon beantwortet, ich möchte dies aber noch ergänzen:
Bei einer Rasse, die vom Aussterben bedroht ist, ist die Gefahr von Inzucht groß. Man kann es sich schlicht nicht leisten, Tiere auszusondern, nur weil eines oder wenige Merkmale nicht gut ausgeprägt sind. Darum müssen zunächst Kompromisse eingegangen werden. Es geht ja gerade darum, schlussendlich beides zu fördern, Nutzwert und Phänotyp. Wenn auch zunächst das eine und dann erst das andere.
Wer Macht hat, trägt auch Verantwortung. Wer Tiere züchtet, übt Macht aus. Im Falle einer bedrohten Rasse ist dies nicht zuletzt auch Macht über die genetische Vielfalt auf unserem Planeten, über Brauchtumspflege und auch über die Lebens- und Ernährungsgrundlage unserer Kinder und Kindeskinder. Wer diese Verantwortung nicht bereit ist zu tragen, sollte sich eine andere Rasse aussuchen.
Nach anfänglicher Enttäuschung habe z.B. ich mich durchaus gefangen und habe mich nicht abgewandt, sondern bin nun mehr denn je daran interssiert, der Rasse zu helfen.
Tanny, ich habe mir deinen verlinkten Beitrag (allerdings ohne den Rest des Themas) durchgelesen und finde ihn sehr gut. Meines Erachtens hast du Recht. Du machst dir offenbar dezidierte Gedanken um deine „Zuchtplanung“ und daher denke ich auch, dass man in deinem Fall durchaus von „gezielter Zucht“ sprechen kann, wenn auch mit tatsächlich leicht abweichenden Zielen.
Leider gibt es wohl daneben tatsächlich viele Hobbyhalter, für die der Begriff Vermehrung eher zutrifft. Für den „Alltagsgebrauch“ kann ich daher auch die somit vereinfachende Darstellung von Michael gut akzeptieren. Wenn man deinen verlinkten Post liest, denke ich, dass du dich von Michaels Darstellung nicht unbedingt angesprochen fühlen musst.
Meiner Meinung nach haben aber beide Zuchtziele und -formen ihre Berechntigung.
Schwer verständlich finde ich übrigens folgende Aussage:
„artgerechtes Sozial- und Feindverhalten werden von den Hühnern nicht gelernt, sondern sind angeboren“
Mein erster Gedanke war „Was ist denn das für ein Quatsch? Kein Tier, das höher entwickelt ist als eine Amöbe, kommt aus, ohne angeborene Verhaltensweisen durch erlernte zu ergänzen.“
Wenn man aber weiter denkt, fragt man sich doch, wie denn Tannys Hühner ihr Verhalten „normalisiert“ haben. So ganz ohne Vorbilder, die es ihnen hätten „beibringen“ können.
Da komme ich zu dem Schluss, dass wohl doch die Grundlage schon in den Genen vorhanden war, und nur durch fehlende bzw. schlechte Umweltbedingungen unterdrückt war. (Beispiel: Küken reagieren noch instinktiv auf Warnrufe erwachsener Hühner. Wenn auf diese Warnrufe keine Gefahr folgt, lernen sie, diese Warnrufe zu ignorieren.)
Im übrigen schließt Michaels Aussage nicht zwingend aus, dass die grundlegenden, angeborenen Verhaltensweisen in einer Hühnergruppe durch erlernte noch verfeinert werden.
Vielleicht ist diese Differenz zwischen Euch auch keine grundlegende, sondern lediglich der Tatsache geschuldet, dass niemand hier ein Buch schreiben kann…?
Übrigens denke ich, dass häufige Doppeldotter auch Folge einer ebenso wenig wünschenswerten Störung und keineswegs normal sind…
Entscheidend ist ja, dass ICH mit meinen Ergebnissen zufrieden bin und dass jeder,
der seine Tiere/Bruteier etc. abgibt, mit offenen Karten spielt und entsprechende,
ehrliche Angaben macht - dann kann jeder für sich entscheiden,
welche Eigenschaften ihm wie wichtig sind :)
DAS würde ich allerdings 120%ig unterstützen...
Schwerere Eier liefern schwere Küken, die früher die Geschlechtsreife und ein größeres Körpergewicht bei Geschlechtsreife erreichen.
Noch vor wenigen Jahren hätte ich darauf folgendes geantwortet:
Stimmt das tatsächlich? Denn wenn ich doch jahrelang nur Eier von Hennen verwernde, die bereits als einjährige 55g erreichten, so erscheint es doch nur logisch, dass auch deren Nachfahren 55g erreichen. Und zwar unabhängig davon, ob die Hennen nun einjährig waren (und das Ei somit 55g hatte) oder ob die Henne dreijährig war (und das Ei somit 75g hatte). Schließlich hängt doch die Vererbung der Eigröße mit der genetischen Ausstattung der Henne zusammen.
Nun ist die Wissenschaft ja mittlerweile einen Schritt weiter, so einfach scheint das mit der Vererbung doch nicht zu sein. Hier ein interessanter Spiegel-Artikel dazu:
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/epigenetik-muetter-koennen-erfahrungen-vererben-a-605447.html
Scheinbar können doch auf irgendeinem Wege Erfahrungen an die Nachkommen weiter gegeben werden.
Und – für uns jetzt interessant – es gab mal in irgendeiner Quarks & Co Sendung den Hinweis, dass ähnliches für uns Menschen gilt. Mütter, die in der Kriegszeit Nahrungsmangel erleiden mussten, hatten Kinder mit bestimmten Gen-Veränderungen, selbst wenn sie diese bekamen, als schon längst wieder genug Nahrung verfügbar war. Es gab leider nur wenige Sätze dazu und die entsprechende Sendung finde ich nicht mehr wieder…
Jedoch würde ich es nicht mehr völlig ausschließen, dass die Erfahrung, von Geburt an (bzw. sogar noch vor dem Schlüpfen) Nahrung im Überfluss zu haben („großes Ei“), sich auf die Entwicklung und Eigenschaften (möglicherweise Genetik?) der Küken auswirken kann.
Es ist nun einmal so, dass die Eigröße bei Hühnern ein stark erbliches Merkmal ist. D. h. aus kleinen Eiern werden mit großer Wahrscheinlichkeit Hennen schlüpfen, die wiederum kleine Eier legen und Hähne, die dies vererben.
[...]
Mit der Verbesserung der Legeleistung ist es übrigens sehr viel schwieriger, da diese nicht so direkt vererbt wird (d. h. aus Eiern von einer guten Legerin schlüpfen nicht unbedingt Hennen, die ebenfalls gut legen).
Vielleicht könnte uns hier ein „Profi“ kurz erklären, wie denn die Eigröße vererbt wird? Oder ist das zu schwierig, um es kurz zu fassen…?
Dem o.g. zitierten Satz widerspricht auch z.B. eine Passage in einem Buch, das ich mir nach Ernsts freundlichen Literaturhinweisen zugelegt habe. Ich darf das Buch “Nachfahren der Sprenkelhühner Nordwesteuropas“ aus dem Verlagshaus Reutlingen von 1994 zitieren. Herr Adalbert Lewald schreibt dort in dem Kapitel über Ostfriesische Möwen und Zwerg-Möwen auf Seite 98: „Bei zu rascher Entwicklung der Hennen folgen schnell viele kleine Eier […]“ So oder ähnlich habe ich es auch schon hier im Forum gelesen und auch von einem erfahrenen Altzüchter gehört, der mir gerade deshalb vom (erhaltenden, nicht fördernden) Junghennenfutter abraten wollte, um einen schnellen Legebeginn zu erreichen.
Könnte es eventuell sein, dass die Empfehlung, ältere Hennen zur Zucht zu nutzen, besonders auch mit anderen Eigenschaften als nur dem Eigewicht zusammen hängt? Insbesondere wenn man nicht nur den Phänotyp im Blick hat.
Mir erschließt sich übrigens nicht, wieso du unbedingt Einkreuzungen für notwendig hältst. Unterstützen würde ich das, wenn der Fortschritt kurzfristig sein soll. Aber ist es der Erhalt der Rassereinheit nicht vielleicht wert, darauf zu verzichten?
Viele Grüße
Angie
PS: Auf der gleichen Seite ist übrigens zu lesen: „Bei den Eiern ist mit 200 Stück zu rechnen, die ein Gewicht um die 56g auf die Waage bringen, und als sehr wohlschmeckend gelten.“ Es ist das Kapitel über „Rasse, Erscheinungsbild und Zuchtstand“, und nicht etwa das über Wünsche und Utopien.
PPS: Ein Treffen fände ich klasse. Würde mich glatt beteiligen, wenn meine familiäre Situation das zuließe...
Leider komme ich aus technischen Gründen erst jetzt dazu mich wie angekündigt zu melden.
Vorab zu meiner Person: Ich komme aus einer der schönsten und geschichtsträchtigsten Region in Deutschland - aus Ostwestfalen! Ich habe das Glück, daß ich Hobby/privates Interesse und Beruf miteinander verbinden kann. Ich bin im Bereich Tierzucht tätig, aber um das gleich vorab zu sagen, ich bin nicht bei einem großen Unternehmen tätig, die weltweit ihre Kunden bedienen ;-)
Seit über 40 Jahren habe ich eigene Tierzuchterfahrung mit versch. Rassen und Arten und seit über 20 Jahren auch entsprechende berufliche Erfahrungen. Bei den Hühner züchte ich z. B. seit über 30 Jahren die alte, ursprünglich im Raum Herford und Bielefeld entstandene Rasse der Westfälischen Totleger. Weitere Rassen waren/sind Krüper, Bergische Schlotterkämme, Lakenfelder, Ramelsloher und Ostfriesische Möwen. Ich bin auch in der organisierten Rassegeflügelzucht - aber nicht nur - tätig. Das mag als Vorinfo zu meinen Ausführungen genügen und hilft vielleicht zum Verständnis.
Da hier bislang eine Fülle von Fragen/Themen und Meinungen eingegagen sind, werde ich nur auszugsweise Anmerkungen machen, und verschiedene Themen versuchen in unterschiedlichen postings zu behandeln.
Einige Aspekte hat der Leiter des Zuchtringes für Ostfriesische Möwen ja bereits angesprochen. Ich möchte das ergänzen und teils erweitern.
In den postings hier geht es ja ziemlich - leider auch unqualifiziert, polemisch und teils fast dogmatisch - durcheinander; ich weiß garnicht wo ich anfangen soll?!
Nur mal ein Paar Beispiele:
Tiere aus kleinen Bruteiern haben mit dem Zuchtziel wenig zu tun (ptrludwig)
Angestrebte Standards des Zuchtringes verderben die Ursprünglichkeit der Rasse (Tanny)
Ein Züchter des Zuchtringes wird als Pfeife bezeichnet (Ernst)
Zuchtringe wollen moderne Standards erreichen (Tanny)
Gigantische Eier (55 g und mehr) (Tanny)
1 Handvoll Getreide im Sommer und 3-5 Handvoll im Winter auf 20 Hühner (Tanny)
Kein Zufutter bei Küken aus Naturbrut (Tanny)
Ohne dies Aussagen jetzt zu werten; es hilft der Diskussion wenig, wenn hier so geschrieben wird. Geprägt sind manche postings von fachlicher Unkenntnis, mangelnder Kenntnis der tatsächlichen Gegebenheiten oder auch ausgesprochener Unhöflichkeit zu denen sich geäußert wird.
Ich versuche hier in folgenden postings einfach einmal Fakten zusammenzutragen.
Viele Grüße von Mathias
Teil 1:
Ostfriesische Möwen sind eine zum Rassenblock der nordwesteuropäischen Hühnerrassen gehörende leichte und sehr bewegliche Rasse, die im 19. Jahrhundert auf der Basis heimischer Landhühner in Nordwestdeutschland herausgezüchtet wurde. Verwandte Rassen sind die anderen zu den sogen. Sprenkelrassen - teils auch im weiteren Sinne - zählenden Rassen wie z. B. Campiner, Brakel, Westfälische Totleger oder auch Lakenfelder. Ostfriesische Möwen waren - wie andere verwandte Rassen auch - Rassen, die in ländlicher Umgebung gehalten wurden. Das perfekte Huhn in vollkommener Schönheit stand damals nicht im Vordergrund. Typische Merkmale und Leistungseigenschaften in der jeweiligen Umwelt bestimmten die Rassen.
Die ersten Rassebeschreibungen sind über 130 Jahre alt, und haben seit den ersten Aufzeichnungen, wie diese Rasse aussehen soll - einschließlich Eigenschaften, Leistungen, usw. - nahezu keine Änderung erfahren. Das damals als Rassebeschreibung, später als Musterbeschreibung, und heute als Standard beschriebene Zuchtziel ist nahezu nicht verändert worden. Übrigens eine der wenigen Rassen, für die das gilt! Von daher ist eine Bezeichnung "moderner Standard" faktisch falsch. Durch die starke Dominanz und Popularität von Neuimporten, wie z. B. der heutigen Italiener und damals als Livorner bezeichneten Rassen wurden einheimische Landhuhnrassen ab ca. 1890 deutlich zurückgedrängt. Ab etwa 1920 erfolgte eine Aufteilung der Rassen in anerkannte Wirtschaftsrassen und die sogen. Sportzucht. Unter Letzterer verstand man die heutige Rassegeflügelzucht, die u. a. bis in die heutige Zeit durch ein recht intensives Ausstellungswesen gekennzeichnet ist. Bis weit in die 1980er Jahre hatten auch die Ostfriesischen Möwen mit wenig Interesse an ihrer Rasse zu kämpfen, wenn man Vergleiche zu solch populären Rassen wie z. B. Italiener oder Wyandotten zieht. Die Fokussierung auf Zwergrassen war ebenso von Bedeutung. Eine Welle bzgl. der Erhaltung alter einheimischer Rassen begann zum Ende der 1980er Jahre. Dabei konnte als Ressource nur auf die Tiere zurückgegriffen werden, die in kleinen Beständen die Zäsuren zwischen 1930 und 1980 überstanden hatten. Durch Aktivitäten von NGO´s wie z. B. der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen (GEH) entwickelte sich parallel zu der im BDRG organisierten Rassegeflügelzucht auch die Schiene der Erhaltung von alten einheimischen Geflügelrassen auf Arche-Höfen, in Zuchtringen und in entsprechenden landwirtschaftlichen Betrieben. Dabei stand nicht explizit ein schönes Huhn im Fokus, sondern die Erhaltung und Nutzung im großen Rahmen einer genetischen Ressource - ohne hier jetzt alle Teilaspekte aufzuzeigen - die explizit die Nutzung im ländlichen Raum in allen Eigenschaften zumindestens gleichwertig wichtet. Dabei muß hier die Rasse natürlich als Ostfriesische Möwe zu erkennen sein. Eine Zucht ohne Kenntnis des Zuchtzieles, wobei teils noch nicht einmal die Rassebeschreibung bekannt ist, bzw. in dokumentierter Form vorliegt, hilft hier nicht weiter und ist aus Sicht ernsthafter Züchter nicht akzeptabel. Wie soll ich eine Rasse züchten und erhalten, wenn ich nicht weiß wie sie aussehen soll, und welche Eigenschaften sie haben soll, bzw. wie diese Rasse vor über 130 Jahren beschrieben wurde? Ich habe in den letzten Jahren den Zuchtring für Ostfriesische Möwen unterstützt, in dem ich dort im Rahmen des Hahnentausches - der zentralen Veranstaltung - die Tierbewertung durchgeführt habe. Es werden dabei 2 Hähne (1 zur Reserve) aus der Nachzucht eines Züchters ausgesucht, die an den ihm nachgeordneten Züchter weitergegeben werden. Diese Tiere - auch die Hennen - werden nach einem Punkteschema bewertet, daß die Aspekte des Standards - sprich der Rassebeschreibung - berücksichtigt. Die darüber hinausgehende Selektion - im eigenen Bestand zu Hause - bleibt jedem Züchter selbst überlassen. Diese Zusammenkunft - und zusätzlich ein weiteres Treffen im Winter - dient dem Erfahrungsaustausch und der Züchterschulung! Die ersten Ausgangstiere für den seit weit über 10 Jahren tätigen Zuchtring kamen fast ausschließlich aus dem Bestand von seierzeit aktiven Rassegeflügelzüchtern, und in wenigen Fällen aus Beständen landwirtschaftlicher Betriebe in Ostfriesland. Im Laufe der letzten Jahre ist hier die Tierqualität in allen Aspekten deutlich besser geworden, und es ist im Durchschnitt kein Unterschied zwischen Tieren aus dem Zuchtring oder aus der BDRG-Zucht zu erkenen, zumal es hier bei den Züchtern des Zuchtringes gemeinsame Schnittmengen gibt.
Teil 2 folgt morgen.
Viele Grüße von Mathias
Die Sendung ist wahrscheinlich diese.
https://www.youtube.com/watch?v=bpJSIiqjtIM
Aber die Vererbung der Eigröße hat sicher mehr mit der genetischen Veranlagung und dem " simplen" physiologischen Vorteil mit einem größeren Ei ein größeres Energie-Startguthaben als Lebensbasis zu haben. Bestimmt gibt es auch potenzierende Effekte durch die Ernährungssituation der Vorfahren. Aber der Effekt ist im Vergleich von Bruteier verschiedener Größen, objektiv messbar - vor allem wenn die Eier von zu jungen Hennen stammen.
Aber vielleicht muss man den physiologischen Vorteil der Eigrösse auch aus epigenetischer Perspektive sehen ... lernen.
Hallo allerseits,
:) mannomann, Ihr habt Euch hier ja die halbe Nacht um die Ohren gehauen ;)
Weil das Zitieren (zumindest bei mir - vielleicht bin ich zu doof) immer so kompliziert ist,
gehe ich mal ohne Zitate auf einige Sachen ein:
@ Angie
Danke für Deine Ausführungen - ich kann ihnen im großen und ganzen gut zustimmen :)
Zum Thema Verhalten "angeboren oder erlernt" habe ich es hier ähnlich erlebt, wie DU es einschätzt.
Ich bin aufgrund meiner Beobachtungen zu dem Schluss gekommen, dass es bei Hühnern nicht anders ist,
als bei allen anderen in Sozialverbänden lebenden Lebewesen in der Natur:
Die Anlagen für bestimmte Verhaltensweisen sind tief verankert vorhanden.
Durch die Haltung allerdings, verlernen die Tiere zunehmend, bestimmte Instinkte
zu beachten.
Das muss erst neu "erlernt" werden.
kurzegefasste Beispiele:
von meiner ersten (gekauften) Truppe:
Junghühner, die beim Züchter im Brüter geschlüpft, dann von dort in eine Strohbox unter
Wärmelampe gesetzt und später in eine Voliere umgezogen wurden - alles gleichaltrige
Tiere ohne "ältere Anleitung"
habe ich, nachdem die Hühner endlich gelernt hatten, überhaupt den Stall zu verlassen (nach einem
knappen halben Jahr), im folgenden halben Jahr 2 Hennen draußen, tagsüber an Bodenräuber verloren.
Jedes mal konnte ich direkt als Folge starke Veränderungen im Verhalten draußen bei dem Rest der Truppe
beobachten.
Außerdem sind die Tiere nicht zuverlässig mit EInbruch der Dämmerung in den Stall gegangen.
Immer wieder habe ich abends einzelne Tiere mit der Taschenlampe stundenlang suchen müssen.
Irgendwann habe ich es aufgegeben und mir gesagt: dann lernt ihr es auf die harte Tour.
Mit der Dämmerung geht das Fenster zu und wer nicht da ist, muss draußen übernachten und
hat das Risiko, dass sie gefressen wird.
Ich habe noch eine Henne dadurch verloren - die anderen haben es gelernt.
Seither gehen alle Hühner absolut zuverlässig rein und ich habe seither kein Huhn mehr - weder tagsüber
noch sonst wie an Luft- oder Bodenräuber verloren.
Etwa parallel zu meinen rigorosen Ausperrmethoden konnte ich beobachten, dass die Gruppe begann, mehr
zusammen zu bleiben und als Gruppe zu agieren - zuvor liegen Hennen und Hahn immer ziemlich unabhängig und
getrennt voneinander, teilweise einzeln durch die Gegend.
Meine erste Bruthenne "wusste" nicht, wie man brütet, oder sich um die Jungtiere richtig kümmert.
Ihre erste Brut ging wegen Überhitzung in die Hose.
Ich habe ihr dann, als ich das erkannt habe, neue Eier untergeschoben (sie hat damals also praktisch 40 Tage gebrütet) und sie täglich 2 x vom Nest genommen und raus geschickt.
Als sie im Folgejahr brütete, war das alles ohne Hilfe möglich und ihre Nachzucht hat sofort richtig gebrütet und geführt.
3. Beispiel: im letzten Jahr war ich aus verschiedenen Gründen gezwungen, einen großen Teil der Nachzucht
im Brüter an- oder ganz auszubrüten.
Ich kann noch heute, bei den ausgewachsenen Tieren einen deutlichen Verhaltensunterschied feststellen zwischen denen, die von der Henne komplett ausgebrütet wurden, denen, die nur unter der Henne geschlüpft sind und denen, die ich ohne Glucke aber von Anfang an in der Hühnerschar (mit Freilauf und allem) aufziehen musste.
Die "normalsten" Hühner sind jene, die komplett von der Henne erbrütet wurden.
Ich folgere aus diesen Beobachtungen, dass es bei Hühnern ähnlich ist, wie z.B. auch bei uns Menschen:
das EMbryo nimmt im Ei bereits vieles wahr und wird schon dort beeinflusst.
(was mich nicht wundert, wenn ich sehe und höre, wie liebevoll die Glucke ihre Eier immer
dreht und mit den Eiern "redet").
Last not least beobachte ich, dass es einen wesentlichen Unterschied im gesamten Sozialverhalten
ausmacht, ob die Tiere in einer "Mehrgenerationengruppe" aufwachsen und leben oder ob sie
lediglich relativ gleichaltrig sind.
Mein nicht mehr befruchtungsfähiger Althahn (mein erster Hahn) läuft immer noch mit und nimmt
sehr wichtige soziale Aufgaben wahr - besonders bei der "Erziehung" der Junghähne - bei den Hennen
geschieht das durch die Althennen.
...soweit nur mal kurz umrissen ein paar Beispiele, die eigentlich viel komplexerer Beschreibungen bedürften :)
Bzgl. Deiner Ausführungen zur Eigröße und der Verbindung Nahrungsmangel - diesen
Ansatz fand ich sehr interessant und ich glaube, dass Du da Recht hast.
Zusätzlich kam mir aber der Gedanke, dass es vermutlich ebenso schädlich sein könnte,
wenn die Eier durch zu hochgepowerte Nahrung quasi aus Überernährung stammen.
Ich könnte mir vorstellen, dass extrem hochgefütterte Eier zwar größer sind, dass
sie aber nicht unbedingt die gesünderen Hühner hervorbringen.
Wie gesagt, das ist nur eine Vermutung - ein Gedankenspiel.
In anderen Bereich der Natur und auch wieder bei uns Menschen können wir ja durchaus
beobachten, dass nicht nur Unterernährung schwache Nachkommen hervorbringt, sondern auch
Überernährung häufig zu geschwächten, anfälligeren oder gar degenerierten Nachkommen führt.
@Mathias
Deinen Post 32 hättest Du Dir vielleicht lieber sparen sollen.
Aus dem Zusammenhang gerissene Zitate verknüpft mit
pauschalen "Unhöflichkeits- und Dummheitsvorwürfen" bringen
keine Diskussion voran und treten höchstens den anderen
Diskussionsteilnehmern auf die Füße.
Vielen Dank aber für Deinen sachlichen, informativen und ausführlichen Post Nr 33 :)
Nochmal @Angie und @all
Angie, Du schreibst im PPS, dass Du interesse an "so einem Treffen" hättest.
Ich fände es auch sehr interessant - zumal ich diese Hühnerrasse wirklich sehr liebe und insofern
immer an einem Austausch von Gedanken, Wissen und Erfahrungen interessiert bin und es aber so
im I-Net nahezu unmöglich ist, ohne, wie Du es schon sagtes: "ein Buch zu schreiben" alles
richtig zum Ausdruck zu bringen.
Aus diesem Grunde hätte ich einen Vorschlag zu machen:
wir könnten uns - also alle, die an dieser Diskussion und einem Erfahrungsaustausch
rund um die Ostfriesische Möve" interessiert sind, ja mal treffen.
Ich lade Euch (ohne Begleitung lebender Hühner ;) ) bei Interesse herzlich zu einem
gemütlichen Kaffee- und/oder Grillnachmittag
zu mir auf den Hof ein.
Falls jemand eine weitere Anreise hat, wäre hier auch eine Übernachtung nach Absprache möglich.
Wir müssten dann nur einen gemeinsamen Termin finden :)
LG
Kirstin
Powered by vBulletin® Version 4.2.5 Copyright ©2025 Adduco Digital e.K. und vBulletin Solutions, Inc. Alle Rechte vorbehalten.