Redcap
29.07.2006, 13:31
http://www.linkezeitung.de/cms/content/view/803/40/
Die Vogelgrippe eine B-Waffe?
von Daniel Neun , 28.07.2006
Das H5N1-Virus dient für wechselseitige Vorwürfe der Kriegsparteien
„I had a little bird,
Its name was Enza.
I opened the window
and in-flu-enza.“
(Kinderreim während der "Spanischen Grippe" 1918/19)
London, am achten Mai dieses Jahres: Der britische Geheimdienst MI6 erklärt in einer recht ungewöhnlich deutlichen Presseverlautbarung einen ungeheuerlichen Vorwurf: der "Außenseiterstaat" Staat Nordkorea habe vor, die Vogelgrippe zu einer Biowaffe zu machen und "al-Qaida" (oder auch "Al-Qeada", "El Kaida") zur Verfügung zu stellen, welche dann damit eine ideale Bedrohung in den Händen halten würden.
Auch die Bush-Administration gab geheime Briefings, so war in der Presse zu lesen, an ausgesuchte Kongreßmitglieder aus, um diese Bedrohung eingehend zu schildern.
In Aerosol-Form würde der H5N1-Virus unentdeckbar alle Grenzen überschreiten, einer Studie des britischen Biowaffen "Research"-Zentrums Porton Down zufolge hätte ein genetisch veränderte Version der Vogelgrippe mehr Opfer zufolge denn je.
Die bekanntesten Experten der Welt, so WorldNetDaily.com am 08.05.2006, nannten dies "die größte Bedrohung die ´al-Qaida´ entfesseln könnte"...
Der übergewechselte ex-sowjetische Biowaffeningenieur Dr.Ken Allibeck, heute ein führender Berater der Bush-Administration, dazu wörtlich:
"Eine Bedrohung durch ein zur Waffe gewordenes Vogelgrippenvirus kann garnicht hoch genug eingeschätzt werden. Es wäre die denkbar schrecklichste Waffe in den Händen eines Terroristen."
Ein Professor Peter Openshaw, weltweit führender Viruloge am Imperialen College in London und sachkundig in diesem Gebiet, stieß in dasselbe Horn. Es sei heute mit fortgeschrittenen Labortechnologien viel einfacher solche Viren zu erzeugen.
Ein Dr.Irwin Redler, Direktor am National Center for Disaster Preparedness in Washington, beklagte sich über die mangelnde Vorbereitung der USA auf so einen B-Waffenangriff, Terroristen könnten sich inspiriert fühlen (..) und Professor Hugh Pennington, ebenfalls überbekannter Wissenschaftler der Aberdeen Universität in Schottland gab noch den nützlichen Hinweis, ein Mix mit anderen Mensch-zu-Mensch übertragbaren Viren gäbe das effektivste Ergebnis, also die größte Bedrohung.
Erst kürzlich war der Virus der "Spanischen Grippe", welche in den Jahren 1918/19 über 50 Millionen Menschen vor allem im vom Weltkrieg erschütterten Europa dahinraffte, in den USA "wieder hergestellt" worden. Die volle genetische Sequenz war in Fachmagazinen veröffentlicht und sogar ins Internet gestellt worden. (1)
Die Spanische Grippe 1918/19
Die These, dass es damals zu den ersten virulenten Grippeausbrüchen in den USA kam und sie von dort aus durch Truppenbewegungen weltweit verbreitet wurde, ist schon in den 1970er Jahren durch Frank Macfarlane Burnet, dem australischen Medizin-Nobelpreisträger des Jahres 1960, aufgestellt worden. Heute vermuten eine Reihe von Wissenschaftlern, dass die Grippewelle in Haskell County in einem mittlerweile zur Geisterstadt verkommenen Städtchen im US-Bundesstaat Kansas ihren Ausgang nahm.
Dort behandelte im Januar und Februar der Landarzt Loring Miner zahlreiche Patienten, deren Grippesymptome das bisher bekannte an Heftigkeit weitaus übertraf. Den Krankheitsverlauf schilderte Miner als rasend schnell und gelegentlich tödlich. Belegt ist, dass Miner über diesen Krankheitsausbruch so beunruhigt war, dass er sich an das U.S. Public Health Service wandte, die jedoch auf seine Bitte um Unterstützung nicht reagierte.
Seine Warnung vor einer Grippeform mit ungewöhnlich heftigem Verlauf wurde jedoch im Frühjahr 1918 im Public Health Report veröffentlicht. Dank dieses Berichtes konnte die Medizingeschichte einen möglichen Ansteckungsverlauf konstruieren. Belegt ist, dass mindestens drei Personen aus Haskell County Ende Februar nach Camp Funston reisten und dort zwischen dem 28. Februar und 2. März eintrafen. Camp Funston gehörte zu den Ausbildungslagern der US-Armee, in denen junge Rekruten für ihren Einsatz an der Front in Europa ausgebildet wurden. Am 4. März erkrankte ein Koch an der Grippe, drei Wochen später waren in dem Ausbildungslager, in dem sich durchschnittlich 56.000 Rekruten befanden, 1100 Schwerkranke und 38 Todesfälle zu beklagen. Die Soldaten bezeichneten die Erkrankung als three-day fever oder knock-me-down fever. Von dem zur Militärbasis Fort Riley gehörenden Ausbildungslager breitete sich die Krankheit sehr schnell weiter aus. Am 18. März wurden Grippefälle auch in zwei Ausbildungslager in Georgia gemeldet.
Mit US-amerikanischen Truppentransportern gelangte die Krankheit offenbar nach Frankreich. Für Anfang April 1918 sind Grippeerkrankungen aus der französischen Hafenstadt Brest belegt, von wo sie sich sowohl in der Zivilbevölkerung als auch unter den Soldaten in konzentrischen Kreisen ausbreitete. In den französischen Lazaretts wurden die ersten grippeerkrankten Soldaten am 10. April eingeliefert. Ende April hatte die Grippewelle Paris erreicht.
In den ersten zwei Wochen im Mai 1918 meldete die britische Marine über 10.000 Krankheitsfälle und sah sich außerstande, auszulaufen. Im Juni wurden zahlreiche Fälle aus Indien, China, Neuseeland und den Philippinen gemeldet. Auch in Deutschland lag der Höhepunkt der ersten Welle im Juni.
Im Hafen von Manila erkrankten über zwei Drittel der Dockarbeiter, so dass Schiffe nicht mehr entladen werden konnten. Der deutsche General Erich Ludendorff beklagte sich darüber, jeden Morgen die Krankheitsberichte seiner Heereskommandeure anhören zu müssen und schob das Versagen der Sommeroffensive auf die niedrige Kampfmoral und den schlechten Zustand seiner Truppen. Als Ursache dafür nannte er die grassierende Grippewelle.
Dänemark und Norwegen waren vor allem im Juli betroffen; Holland und Schweden war der Höhepunkt der ersten Grippewelle im August. In Australien erkrankte 30 Prozent der Bevölkerung Sydneys im September an der Grippe.
Merkwürdigkeiten
Am 13. Juli 1918 erschien in der Ausgabe des britischen Medizinjournals The Lancet ein Artikel, in dem drei Ärzte spekulierten, dass es sich bei der aktuellen Epidemie möglicherweise nicht um Grippe handelte, weil der Verlauf so kurz und sehr häufig auch komplikationslos verlief. Ihnen war offenbar zu dem Zeitpunkt noch unbekannt, dass es bereits auffällige Ausnahmen von dem weitgehend harmlosen Verlauf gab. Ende Mai 1918 starben in einem kleinem französischen Militärlager fast fünf Prozent der dort stationierten Soldaten an der Grippeepidemie und ihren Folgewirkungen. Und in Louisville, Kentucky tauchte bereits das Muster auf, das aus heutiger Sicht eines der charakteristischen Merkmale der Spanischen Grippe ist. 40 Prozent der Todesopfer gehörten der Altersgruppe der 20 bis 35-jährigen an.
Der Beginn der Herbstwelle lässt sich etwa auf die zweite Augusthälfte des Jahres 1918 terminieren. Die Krankheit brach mehr oder weniger zeitgleich in der US-amerikanischen Stadt Boston, in der französischen Hafenstadt Brest an der Atlantikküste und in Freetown, der Hauptstadt des westafrikanischen Staates Sierra Leone aus. Der Ausbruch in Freetown fällt zeitlich mit dem Einlaufen des britischen Kriegsschiffes HMS Mantua am 15. August zusammen. Bis Ende September waren zwei Drittel der Einwohner von Freetown an der Grippe erkrankt. Auf einhundert Erkrankte kamen drei Todesopfer.
Neuseeland wurde von der Grippewelle vor allem im November 1918 heimgesucht, als die ersten Truppen zurückkehrten.
Wegen des fulminanten Krankheitsverlaufs bezweifelten anfangs einige Forscher, dass es sich bei der Spanischen Grippe überhaupt um eine Form der Influenza handele.
In der Öffentlichkeit kursierten eine Reihe unterschiedlicher Gerüchte über die Entstehung der Krankheit. US-Amerikaner vermuteten hinter dem Grippeausbruch den Verzehr von Fisch, der vom deutschen Kriegsgegner vergiftet worden sei.
Das Gerücht, dass Deutsche beigetragen hätten, die Krankheit in den USA zu verbreiten, wurde dabei sogar von offizieller Seite unterstützt. Am 17. September verkündete der Leiter der us-amerikanischen „Health and Sanitation Section of the Emergency Fleet Corporation“ Lt. Col. Philip Doane offiziell, dass nach seiner Ansicht Deutsche die Krankheit verursacht hätten:
„Für deutsche Agenten wäre es ganz einfach, den Krankheitserreger in einem Theater oder einem anderen Ort, wo viele Menschen versammelt sind, freizusetzen. Die Deutschen haben Epidemien in Europa gestartet. Es gibt keinen Grund, warum sie mit Amerika behutsamer umgehen sollten.“
Es gab seltsame statistische Anomalien.
Die Mortalität bei Influenza-Fällen ist üblicherweise eine U-förmige Kurve, deren Maxima in den sehr jungen und sehr alten Bevölkerungsschichten liegen. Die Mortalität der Spanischen Grippe ist hingegen eine W-förmige Kurve; eine Eigenart, wie sie auch schon bei der Pandemie von 1889/90 beobachtet wurde. Das dritte, atypische Maximum liegt im Bereich der 20- bis 40-jährigen. Insgesamt werden die Todesfälle der 20–40-jährigen auf nahezu die Hälfte der gesamten Pandemietoten geschätzt. Als weitere Einzigartigkeit der spanischen Grippe lag die Mortalität bei Personen unter 65 Jahren deutlich höher als bei der Bevölkerung über 65; etwa 99% der Toten entfielen auf die erste Gruppe, gegenüber 36% und 48% bei den Pandemien von 1957 und 1968.
Die Vogelgrippe eine B-Waffe?
von Daniel Neun , 28.07.2006
Das H5N1-Virus dient für wechselseitige Vorwürfe der Kriegsparteien
„I had a little bird,
Its name was Enza.
I opened the window
and in-flu-enza.“
(Kinderreim während der "Spanischen Grippe" 1918/19)
London, am achten Mai dieses Jahres: Der britische Geheimdienst MI6 erklärt in einer recht ungewöhnlich deutlichen Presseverlautbarung einen ungeheuerlichen Vorwurf: der "Außenseiterstaat" Staat Nordkorea habe vor, die Vogelgrippe zu einer Biowaffe zu machen und "al-Qaida" (oder auch "Al-Qeada", "El Kaida") zur Verfügung zu stellen, welche dann damit eine ideale Bedrohung in den Händen halten würden.
Auch die Bush-Administration gab geheime Briefings, so war in der Presse zu lesen, an ausgesuchte Kongreßmitglieder aus, um diese Bedrohung eingehend zu schildern.
In Aerosol-Form würde der H5N1-Virus unentdeckbar alle Grenzen überschreiten, einer Studie des britischen Biowaffen "Research"-Zentrums Porton Down zufolge hätte ein genetisch veränderte Version der Vogelgrippe mehr Opfer zufolge denn je.
Die bekanntesten Experten der Welt, so WorldNetDaily.com am 08.05.2006, nannten dies "die größte Bedrohung die ´al-Qaida´ entfesseln könnte"...
Der übergewechselte ex-sowjetische Biowaffeningenieur Dr.Ken Allibeck, heute ein führender Berater der Bush-Administration, dazu wörtlich:
"Eine Bedrohung durch ein zur Waffe gewordenes Vogelgrippenvirus kann garnicht hoch genug eingeschätzt werden. Es wäre die denkbar schrecklichste Waffe in den Händen eines Terroristen."
Ein Professor Peter Openshaw, weltweit führender Viruloge am Imperialen College in London und sachkundig in diesem Gebiet, stieß in dasselbe Horn. Es sei heute mit fortgeschrittenen Labortechnologien viel einfacher solche Viren zu erzeugen.
Ein Dr.Irwin Redler, Direktor am National Center for Disaster Preparedness in Washington, beklagte sich über die mangelnde Vorbereitung der USA auf so einen B-Waffenangriff, Terroristen könnten sich inspiriert fühlen (..) und Professor Hugh Pennington, ebenfalls überbekannter Wissenschaftler der Aberdeen Universität in Schottland gab noch den nützlichen Hinweis, ein Mix mit anderen Mensch-zu-Mensch übertragbaren Viren gäbe das effektivste Ergebnis, also die größte Bedrohung.
Erst kürzlich war der Virus der "Spanischen Grippe", welche in den Jahren 1918/19 über 50 Millionen Menschen vor allem im vom Weltkrieg erschütterten Europa dahinraffte, in den USA "wieder hergestellt" worden. Die volle genetische Sequenz war in Fachmagazinen veröffentlicht und sogar ins Internet gestellt worden. (1)
Die Spanische Grippe 1918/19
Die These, dass es damals zu den ersten virulenten Grippeausbrüchen in den USA kam und sie von dort aus durch Truppenbewegungen weltweit verbreitet wurde, ist schon in den 1970er Jahren durch Frank Macfarlane Burnet, dem australischen Medizin-Nobelpreisträger des Jahres 1960, aufgestellt worden. Heute vermuten eine Reihe von Wissenschaftlern, dass die Grippewelle in Haskell County in einem mittlerweile zur Geisterstadt verkommenen Städtchen im US-Bundesstaat Kansas ihren Ausgang nahm.
Dort behandelte im Januar und Februar der Landarzt Loring Miner zahlreiche Patienten, deren Grippesymptome das bisher bekannte an Heftigkeit weitaus übertraf. Den Krankheitsverlauf schilderte Miner als rasend schnell und gelegentlich tödlich. Belegt ist, dass Miner über diesen Krankheitsausbruch so beunruhigt war, dass er sich an das U.S. Public Health Service wandte, die jedoch auf seine Bitte um Unterstützung nicht reagierte.
Seine Warnung vor einer Grippeform mit ungewöhnlich heftigem Verlauf wurde jedoch im Frühjahr 1918 im Public Health Report veröffentlicht. Dank dieses Berichtes konnte die Medizingeschichte einen möglichen Ansteckungsverlauf konstruieren. Belegt ist, dass mindestens drei Personen aus Haskell County Ende Februar nach Camp Funston reisten und dort zwischen dem 28. Februar und 2. März eintrafen. Camp Funston gehörte zu den Ausbildungslagern der US-Armee, in denen junge Rekruten für ihren Einsatz an der Front in Europa ausgebildet wurden. Am 4. März erkrankte ein Koch an der Grippe, drei Wochen später waren in dem Ausbildungslager, in dem sich durchschnittlich 56.000 Rekruten befanden, 1100 Schwerkranke und 38 Todesfälle zu beklagen. Die Soldaten bezeichneten die Erkrankung als three-day fever oder knock-me-down fever. Von dem zur Militärbasis Fort Riley gehörenden Ausbildungslager breitete sich die Krankheit sehr schnell weiter aus. Am 18. März wurden Grippefälle auch in zwei Ausbildungslager in Georgia gemeldet.
Mit US-amerikanischen Truppentransportern gelangte die Krankheit offenbar nach Frankreich. Für Anfang April 1918 sind Grippeerkrankungen aus der französischen Hafenstadt Brest belegt, von wo sie sich sowohl in der Zivilbevölkerung als auch unter den Soldaten in konzentrischen Kreisen ausbreitete. In den französischen Lazaretts wurden die ersten grippeerkrankten Soldaten am 10. April eingeliefert. Ende April hatte die Grippewelle Paris erreicht.
In den ersten zwei Wochen im Mai 1918 meldete die britische Marine über 10.000 Krankheitsfälle und sah sich außerstande, auszulaufen. Im Juni wurden zahlreiche Fälle aus Indien, China, Neuseeland und den Philippinen gemeldet. Auch in Deutschland lag der Höhepunkt der ersten Welle im Juni.
Im Hafen von Manila erkrankten über zwei Drittel der Dockarbeiter, so dass Schiffe nicht mehr entladen werden konnten. Der deutsche General Erich Ludendorff beklagte sich darüber, jeden Morgen die Krankheitsberichte seiner Heereskommandeure anhören zu müssen und schob das Versagen der Sommeroffensive auf die niedrige Kampfmoral und den schlechten Zustand seiner Truppen. Als Ursache dafür nannte er die grassierende Grippewelle.
Dänemark und Norwegen waren vor allem im Juli betroffen; Holland und Schweden war der Höhepunkt der ersten Grippewelle im August. In Australien erkrankte 30 Prozent der Bevölkerung Sydneys im September an der Grippe.
Merkwürdigkeiten
Am 13. Juli 1918 erschien in der Ausgabe des britischen Medizinjournals The Lancet ein Artikel, in dem drei Ärzte spekulierten, dass es sich bei der aktuellen Epidemie möglicherweise nicht um Grippe handelte, weil der Verlauf so kurz und sehr häufig auch komplikationslos verlief. Ihnen war offenbar zu dem Zeitpunkt noch unbekannt, dass es bereits auffällige Ausnahmen von dem weitgehend harmlosen Verlauf gab. Ende Mai 1918 starben in einem kleinem französischen Militärlager fast fünf Prozent der dort stationierten Soldaten an der Grippeepidemie und ihren Folgewirkungen. Und in Louisville, Kentucky tauchte bereits das Muster auf, das aus heutiger Sicht eines der charakteristischen Merkmale der Spanischen Grippe ist. 40 Prozent der Todesopfer gehörten der Altersgruppe der 20 bis 35-jährigen an.
Der Beginn der Herbstwelle lässt sich etwa auf die zweite Augusthälfte des Jahres 1918 terminieren. Die Krankheit brach mehr oder weniger zeitgleich in der US-amerikanischen Stadt Boston, in der französischen Hafenstadt Brest an der Atlantikküste und in Freetown, der Hauptstadt des westafrikanischen Staates Sierra Leone aus. Der Ausbruch in Freetown fällt zeitlich mit dem Einlaufen des britischen Kriegsschiffes HMS Mantua am 15. August zusammen. Bis Ende September waren zwei Drittel der Einwohner von Freetown an der Grippe erkrankt. Auf einhundert Erkrankte kamen drei Todesopfer.
Neuseeland wurde von der Grippewelle vor allem im November 1918 heimgesucht, als die ersten Truppen zurückkehrten.
Wegen des fulminanten Krankheitsverlaufs bezweifelten anfangs einige Forscher, dass es sich bei der Spanischen Grippe überhaupt um eine Form der Influenza handele.
In der Öffentlichkeit kursierten eine Reihe unterschiedlicher Gerüchte über die Entstehung der Krankheit. US-Amerikaner vermuteten hinter dem Grippeausbruch den Verzehr von Fisch, der vom deutschen Kriegsgegner vergiftet worden sei.
Das Gerücht, dass Deutsche beigetragen hätten, die Krankheit in den USA zu verbreiten, wurde dabei sogar von offizieller Seite unterstützt. Am 17. September verkündete der Leiter der us-amerikanischen „Health and Sanitation Section of the Emergency Fleet Corporation“ Lt. Col. Philip Doane offiziell, dass nach seiner Ansicht Deutsche die Krankheit verursacht hätten:
„Für deutsche Agenten wäre es ganz einfach, den Krankheitserreger in einem Theater oder einem anderen Ort, wo viele Menschen versammelt sind, freizusetzen. Die Deutschen haben Epidemien in Europa gestartet. Es gibt keinen Grund, warum sie mit Amerika behutsamer umgehen sollten.“
Es gab seltsame statistische Anomalien.
Die Mortalität bei Influenza-Fällen ist üblicherweise eine U-förmige Kurve, deren Maxima in den sehr jungen und sehr alten Bevölkerungsschichten liegen. Die Mortalität der Spanischen Grippe ist hingegen eine W-förmige Kurve; eine Eigenart, wie sie auch schon bei der Pandemie von 1889/90 beobachtet wurde. Das dritte, atypische Maximum liegt im Bereich der 20- bis 40-jährigen. Insgesamt werden die Todesfälle der 20–40-jährigen auf nahezu die Hälfte der gesamten Pandemietoten geschätzt. Als weitere Einzigartigkeit der spanischen Grippe lag die Mortalität bei Personen unter 65 Jahren deutlich höher als bei der Bevölkerung über 65; etwa 99% der Toten entfielen auf die erste Gruppe, gegenüber 36% und 48% bei den Pandemien von 1957 und 1968.